Mittwoch, 26. Januar 2005
gang A - K
"ohtschulldigung", sagte sie, und stieg über meine im gang liegenden beine.
ich lag zwischen den bücherregalen "kunst" und "film", und war mittig in bildbänden platziert, während draussen pfundschwere wasserflocken vom himmel fielen. nasse engel, dachte ich, und suchte nach etwas, was ich selber nicht benennen konnte. rastlos ein buch nach dem anderen, der turm neben mir nannte sich selbst schon babel und ihr, der ohtschulldigung, ihr wäre ich fast zum unfall geworden. sie hatte etwas tragisches, ich denke, es war ihre offensichtliche mangelerscheinung. die tagespresse unter dem arm, die zu kurzen hosen löchrig und durchgesessen. sie sitzt zu lange schon, dachte ich, während ich sie seitlich meiner vorgehaltenen bildbände verfolgte.
sie weckte meine neugier, wie alle menschen, die nicht ins einheitsraster passen. was macht sie, was liest sie, warum ist sie hier ? kommt sie jeden tag, ist sie in den informationsmenschen verliebt, oder ohne haus, herd und gefühlter heimat ?
sie ist zu dünn, sieht ausgezehrt aus. ich tippte auf psychischen dauerstress mit erkrankung, vielleicht eine durchgemachte essstörung damals, die ihr den weg versperrte. wo andere eine ausbildung machten, steckte sie den kopf ins klo und verweigerte das groß werden. jetzt sass sie eine reihe neben mir, ich lächelte sie durch eine reihe brigitte-bardot bände an, sie lächelte zurück und setzte sie mit entschlossenem gesichtsausdruck ebenfalls auf den boden, und studierte danach eine halbe stunde die börsenseiten und aktienkurse.
der himmel draussen wurde bleigrau und schien förmich aus allen nähten zu bersten. ein kleiner donner, und dann ein inferno, welches jedes dach unter dem man sich befindet zum heimeligen ort werden läßt. ich wechselte den gang und hatte bei K den freien ausblick auf die bibliothekseigenen PCs. ein paar schüler sassen still davor und man hörte nur die mäuse hektisch klicken, daneben zwei in ihre briefe vertieften, ein mann mit kaftan und eine frau mit baby. beide hatten unterlagen neben sich, schnellhefter und briefkuverts mit inhalt, und tippten mit zweifelnden gesichtern zeile um zeile.
wie wäre es wohl, zu hause ganz ohne notebook, ohne netz, fragte ich mich. was würde ich mitnehmen, wo würde ich mich hinsetzen, wenn ich hier meine korrespondenz erledigen müsste?
hätte ich einen lieblingsplatz ? trifft man oft auf dieselben menschen? würde ich auch so zweifeln, bei jedem wort welches ich dort schreiben müsste ?
ich ging vorsichtig um die beiden herum, tat, als wenn ich die CDs …
er schrieb seinen lebenslauf und hatte die sonderzeichen eingestellt.
"1998 wurde ich umgeschult zu landschaftsgärtner…" las ich, und ich hätte mich gern dazugesetzt und "und?"-sätze gefragt …"und was passierte dann ? waren sie jemals in paris ? ich könnte sie mir in paris vorstellen, dort in einem bus. haben sie familie ? auf was freuen sie sich heute abend, wenn sie diesen lästigen brief hier in stundenlanger kleinstarbeit fertig haben ? ja, ich mag das wetter auch."
vorbei an der frau. "…würde ich einer scheidung mit unterhaltspf…" und dann sah mich ihr baby an und ich ging schnell weiter, fühlte mich ertappt. immer diese neugier, was hinter den sätzen, hinter den gesichtern steht.
zurück in meiner ecke ist ein fleck auf dem boden. die sonne schickte ein spotlight und plötzlich sass ich mitten im licht. aus einem bildband lachte kinksi mir entgegen, im arm eine nackte frau, geschossen bei dreharbeiten.
ich hatte wieder nicht gefunden, wonach ich nicht suchte, trotzdem fuhr ich nach hause in mein leben, in mein ganz eigenes, welches keinem anderem ähnelt, und doch so einfach sein kann.
nasse, pralle flocken und gleissender sonnenschein.
karma-coinz : 5, alle für tolle gedanken und tauben mit brötchen füttern.
ich lag zwischen den bücherregalen "kunst" und "film", und war mittig in bildbänden platziert, während draussen pfundschwere wasserflocken vom himmel fielen. nasse engel, dachte ich, und suchte nach etwas, was ich selber nicht benennen konnte. rastlos ein buch nach dem anderen, der turm neben mir nannte sich selbst schon babel und ihr, der ohtschulldigung, ihr wäre ich fast zum unfall geworden. sie hatte etwas tragisches, ich denke, es war ihre offensichtliche mangelerscheinung. die tagespresse unter dem arm, die zu kurzen hosen löchrig und durchgesessen. sie sitzt zu lange schon, dachte ich, während ich sie seitlich meiner vorgehaltenen bildbände verfolgte.
sie weckte meine neugier, wie alle menschen, die nicht ins einheitsraster passen. was macht sie, was liest sie, warum ist sie hier ? kommt sie jeden tag, ist sie in den informationsmenschen verliebt, oder ohne haus, herd und gefühlter heimat ?
sie ist zu dünn, sieht ausgezehrt aus. ich tippte auf psychischen dauerstress mit erkrankung, vielleicht eine durchgemachte essstörung damals, die ihr den weg versperrte. wo andere eine ausbildung machten, steckte sie den kopf ins klo und verweigerte das groß werden. jetzt sass sie eine reihe neben mir, ich lächelte sie durch eine reihe brigitte-bardot bände an, sie lächelte zurück und setzte sie mit entschlossenem gesichtsausdruck ebenfalls auf den boden, und studierte danach eine halbe stunde die börsenseiten und aktienkurse.
der himmel draussen wurde bleigrau und schien förmich aus allen nähten zu bersten. ein kleiner donner, und dann ein inferno, welches jedes dach unter dem man sich befindet zum heimeligen ort werden läßt. ich wechselte den gang und hatte bei K den freien ausblick auf die bibliothekseigenen PCs. ein paar schüler sassen still davor und man hörte nur die mäuse hektisch klicken, daneben zwei in ihre briefe vertieften, ein mann mit kaftan und eine frau mit baby. beide hatten unterlagen neben sich, schnellhefter und briefkuverts mit inhalt, und tippten mit zweifelnden gesichtern zeile um zeile.
wie wäre es wohl, zu hause ganz ohne notebook, ohne netz, fragte ich mich. was würde ich mitnehmen, wo würde ich mich hinsetzen, wenn ich hier meine korrespondenz erledigen müsste?
hätte ich einen lieblingsplatz ? trifft man oft auf dieselben menschen? würde ich auch so zweifeln, bei jedem wort welches ich dort schreiben müsste ?
ich ging vorsichtig um die beiden herum, tat, als wenn ich die CDs …
er schrieb seinen lebenslauf und hatte die sonderzeichen eingestellt.
"1998 wurde ich umgeschult zu landschaftsgärtner…" las ich, und ich hätte mich gern dazugesetzt und "und?"-sätze gefragt …"und was passierte dann ? waren sie jemals in paris ? ich könnte sie mir in paris vorstellen, dort in einem bus. haben sie familie ? auf was freuen sie sich heute abend, wenn sie diesen lästigen brief hier in stundenlanger kleinstarbeit fertig haben ? ja, ich mag das wetter auch."
vorbei an der frau. "…würde ich einer scheidung mit unterhaltspf…" und dann sah mich ihr baby an und ich ging schnell weiter, fühlte mich ertappt. immer diese neugier, was hinter den sätzen, hinter den gesichtern steht.
zurück in meiner ecke ist ein fleck auf dem boden. die sonne schickte ein spotlight und plötzlich sass ich mitten im licht. aus einem bildband lachte kinksi mir entgegen, im arm eine nackte frau, geschossen bei dreharbeiten.
ich hatte wieder nicht gefunden, wonach ich nicht suchte, trotzdem fuhr ich nach hause in mein leben, in mein ganz eigenes, welches keinem anderem ähnelt, und doch so einfach sein kann.
nasse, pralle flocken und gleissender sonnenschein.
karma-coinz : 5, alle für tolle gedanken und tauben mit brötchen füttern.
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mcwinkel,
Donnerstag, 27. Januar 2005, 11:01
Keine Karma-Gegenpunkte? Da müssen doch mindestens 1,5 Pt. für das miese D´dorfer Wetter abgezogen werden, aight?!
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