Donnerstag, 2. Oktober 2008

zellenblues.

Nachdem die Tierärztin gestern grünes Licht gegeben hat und sämtliche rosa Fellchenschlünder wieder rosa leuchten statt rosa-rot, die Nieser leiser werden, das Futter wieder gegessen und generell alles ruhiger wird, habe ich mich heute einmal hingesetzt und Dinge geordnet. Ein magerer Versuch, wenn man vor einem Berg sitzt, aber gab es da nicht mal diesen Film mit oder von dem Mann der auf einen Hügel geht und von einem Berg hinunter kraxelte? So mache ich das nicht, hier wird Hügel für Hügel beguckt, erklettert, mit einer Fahne versehen und zack, auf zum nächsten.
Die Fellchen bekamen gestern jedes eine Drogenmaus, in Form eines Spielzeuges mit Katzenminze. Ich bekam den Katzenkrankenschwesterorden in Form eines Buttons mit einer netten Katze drauf. (Kein Wunder bei täglichen Besuchen mit EC-Karte zücken, aber nun gut. Besser den Button in der Hand als die Asche in der Urne, oder wie ging das?)
Hab mich dann heute hingesetzt, eine Folge Sopranos geguckt, Käsestullen gekaut und mir Gedanken gemacht zu den Dingen, die mir quer liegen. Toni Soprano regelt die Dinge flott und effektiv. Nebenbei erinnert er mich ein wenig an meinen Vater, was die Sache nicht immer einfacher macht. Dieses Blogdings zum Beispiel. Kennt ja jeder von den alten Hasen, dass man sich ab und an mit dem Gedanken befasst, wie es ohne wäre. Ich bin jetzt seit über sechs Jahren dabei, erzähle, lasse aus, erzähle, lasse raus. Hier ein Katzenbild, da eine launische Bemerkung. Ich habe tolle Sachen erlebt, die ich ohne mein Hausboot hier nicht erlebt hätte. Ich habe Freundschaften geschlossen und Blender erlebt, ich habe Geschichten vorgelesen und Sprüche geklopft. Ich hatte mit meiner miagolare immer eine gute Zeit. Aber dann erlebt man manchmal einzelne Sekunden, und dann kommt einem Unmut hoch. Dann zeigt sich die unschöne Seite, dieses gläserne, was Blogs manchmal draufhaben, und am Ende ist auch diese 'Community' wie ein Kaninchenzüchterverein. Da wird gelästert und angeblich gewusst, da wird schöngeredet und dumm daher geblökt wie bei dem Schafen. Blökt eines los, blökt kurz darauf die halbe Herde. In solchen Momenten, und meiner ist keine Woche alt, denke ich nur 'bah!' und würde mich am liebsten umdrehen, die Tür abschließen und den Schlüssel in den nächsten Fluss und gut ist.
Toni würde das so machen. Der würde sagen "Scheiß Schlüssel!" und platsch.

Keine Koketterie, kein 'ich schmeiß alles hin', aber ein interessanter Gedanke, den ich noch ein paar Meter weitergehen möchte.
Wie fühlt sich das wohl an, wenn man alle Netzdinge kappt? Kein Blog mehr, das zwischendurch twittern fällt weg, keine Bilder mehr auf ipernity, kein XINGen, kein last.fm, keine follower mehr hier, keine Kommentare dort, das alles einfach weg.

Was dann?
Herrliche Stille und den Fokus genauer auf andere, wenige Dinge? Oder deprimierende Ruhe ohne jedweden Austausch?

Ihr dürft gerne mitlaufen und dazwischenreden.

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Die Nervtage, wo man sich denkt, man sei im Kindergarten, sind eben nur Tage. Dann läuft einem wieder ein toller Link über den Weg, den man teilen will, oder man erlebt eine Geschichte, die man unbedingt erzählen muss ... und schon ist der nächste Eintrag geschrieben.

Pausen sind okay, müssen wohl auch sein, aber so ganz ohne kann ich es mir persönlich nicht mehr vorstellen. Kommentare ausmachen hat bei mir allerdings sehr, sehr, sehr geholfen.

(Und ich hab schon mindestens fünfmal gedacht, ich geh jetzt, ihr seid alle doof. Und bin doch geblieben.)

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Ach, das erinnert mich argumentativ an diese Menschenversuche, wo man Familie Schmidt (oder waren's die Lehmanns?) für eine(!) Woche den Fernseher weggenommen hat. A-hau-a-haua, das war ja Guantanamo in Deutschland. Selbst "Wünsch dir was" mit Dietmar Schönherr und seiner Fiffi thematisierte dergleichen und beklagte die Unrast der Zeit. Nu isses halt dem Internet, das an die Stelle des TV gerutscht ist. Bei Intellektoellos ist Web immer an, bei Unterschichtis die Fernseher. Ruhe nirgends. Ruhe ist, wenn man tot ist. Oder umgekehrt. Und der Rheinländer lebt, um zu kommenzieren. Hört er damit auf, fällt er um, und -bumm- Ruhe iss.

Dies als Vorrede dafür, dass a) es immer schon so war, b) Bloggen ja auch bloß Erzählen ist und c) irgendwann schon was anderes kommt, was der/die/das Unrast macht. Also, schön weiter bloggen - nur das mit dem blöden Twittern, das muss ja nun nicht auch noch sein.

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Das ist ja nun nicht so, als hätte man offline nur mit hochinteressanten, sympathischen oder zumindest umgänglichen Personen und Gruppen zu tun. Dort gibt es genauso Lärm und Spam. Wenn die eine Welt mal mehr nervt, ist man eben öfters in der anderen und umgekehrt.

Ansonsten geht's auch immernoch ohne. Zufriedener wird man dabei aber eher nicht.

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Blogs, Foren, Vernetzungen, natürlich geht es ohne aber mit ist schöner.

Erst heute wieder Unmut bei mir wegen eines Forenprofils, das ich in dieser Form nur noch selten nutze. Wenn ich also eines Tages feststellen sollte, dass diese Form der Schreiberei nicht mehr zu mir bzw. meiner Persönlichkeit paßt, werde ich es aufgeben. Man sollte gelegentlich auch mal klar Schiff machen, das Deck schrubben und Ballast abwerfen. Rein sentimentale Gründe sind nicht genug, um etwas aufrechtzuerhalten, auch wenn ich manchmal ganz gerne in alten Fotokisten stöbere.

Andererseits ist so ein Blog ja wie eine Stretchjeans: selbst wenn man völlig unförmig wird, schmiegt sich die Hülle noch an. Mit oder ohne Kommentare, mit oder ohne Titel, ein-, zwei-, oder dreispaltig, Einzeiler oder allgemeine Romanreife. Alles kann, nichts muß.

Für den allgemeinen Überdruß empfehle ich einfach eine Weile Entzug. Der Grund des Unmutes liegt ja nicht im Bloggen selbst, sondern im Drumrum. Und das kann ich ganz gut ausblenden. So sind halt die Menschen, gibt leider keine anderen.

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ist wie das verabschieden auch mit anderen freundeskreisen. es dauert. aber irgendwann geht man. oder man bleibt.

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Soo lange
mach ich das ja noch nicht, von daher hatte ich diese Momente des Stecker-ziehen-wollens noch nicht so oft.

Ich könnte ohne das leben (geht ohne Fernsehen gucken auch schon seit über fünf Jahren ganz gut), aber es würde mir schon was fehlen, keine Frage. Gerade auch die Interaktion über die Kommentare. Anders als Anke habe ich das Glück, dass sich Nervensägen in meinen Kommentarspalten bisher sehr rar machen.

Ich denke aber nicht, dass ich dann das Twittern anfinge, wenn ich das Bloggen sein ließe.

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Was könnte man in dieser vertanen Zeit alles machen.
Die Steuererklärung 2007. Zum Beispiel.
Oder mal die Küche streichen.
Oder mal was an der frischen Luft tun.

Es bleibt dabei.
Wer sich im Internet bewegt ~ sitzt!

Bequem.
Sehr sogar.

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steuer 2007 ist fertig, die küche sowieso, an der frischen luft bin ich doppelt ausreichend und froh, mal zu sitzen :)

vertan finde ich das auch nicht, nur einmal kurz überdenkung nötig. jedes jahr aufs neue.

ich würde statt bloggen sicher nicht einen grünen apfel essen.

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das twittern, das twittern...
twittern tut man, oder lässt es bleiben, aber drüber nölen ist so 2005.

twittern macht spass, man ist schnell in vielerlei bilde, auch unterwegs, alles schnell und unkompliziert, und es hat mir schon flugs ein problem beseitigt dank gebildeter follower und auch das feierabendgetränk geht über twitter töfte.

nur ein weiteres tool, nicht mehr.

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Falls das an mich adressiert war,
weil ich das Stichwort weiter oben erwähnte: Seh ich z.T. genauso. Und drüber genölt habe ich mit keiner Silbe. Muss wirklich jeder selber wissen, braucht sich (wegen mir) auch niemand rechtfertigen dafür.

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@mark, nein, das war nicht auf dich gemünzt.
das ist bei mir ein generelles unmutsding, weil es bei nicht-twitterern oft einen aufkiekser gibt, und man das gefühl bekommt, man hätte eben gesagt, man geht nur in lila gummiunterwäsche mit integrierter windel zum edeka.
für den kick.
dabei ist twittern einfach nur eine andere form von rauchzeichen geben. :)

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Prinzipalkommunikation reitet immer zwischen CB-Funker und Welterklärungskompendium. Warum schreiben Menschen Bücher?
Die Nachricht in der Nachricht, hurtiges Verständnis, nie fallender Groschen; zwischen absenden und ankommen ein schwirrendes Universum eigener Güte.

Ich habe für mich derzeit das Fax wiederentdeckt. Das verbindet die Vorteile der asynchronen Kommunikation (wie schon aus EMail, SMS, oder Brief bekannt) mit der gefühlten, stofflichen Übertragung eines Blatt Papiers. Meine Begeisterung hierüber hält aber nur noch wenige Tage an. Letztes Jahr fand ich "mit dem Nachbar im Hof sitzen" super.

Ihre Alternativen "Fokus auf andere, wenige Dinge" und die "deprimierende Ruhe" halte ich aber für ein Gerücht. Vorausgesetzt, man will das nicht.

Oder meinen Sie etwa, wir wären wegen Katzen- und Tellerfotos hier? ([x] Ja, ich)

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lieber motor_h, ich mache ihnen jetzt ein angebot, dem sie nicht widerstehen sollten.
ich maule, sie erklären, und dann sticken wir das gemeinsam auf mousepads und shörts und verkaufen das im internet.

naaa? (hihi)

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kein ding. bloggen Sie mal Ihre Faxnummer.
("Ich bin 40 und blogge jetzt meine Faxnummer" steht schon in den Startlöchern)

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gleich.
und gleichwohl herrlich, dass mit ihnen sätze wie "ich legs ihnen mal kurz aufs fax" wieder beatmet werden.

ich hab den nächsten meckergedanken, und der geht so:
leute, die einem mit wickertstimme sagen, dass sie das thema x gerade in ihrem blog besprochen hätten.

bitte, machen sie etwas kaputtes draus. ich sticks dann weg.

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Meine Theorie ist ja , dass wir eines Tages an Informationen ersticken werden...
Aber mal ernsthaft, ich kann mir nur vorstellen, wie es ist, sein Leben in einem Blog zu präsentieren, da ich es nicht mache. Und im Gegensatz zu anderen Blogs, in denen man schon mal lsesn kann: "Mein Sohn ist zwölf und Bettnässer", möglichst noch mit Fotos des Kindes, empfinde ich diesen Blog, liebe Lu, als sehr angenehm, diskret, nicht selbstdarstellerisch, wahnsinnig gut geschrieben, fröhlich und traurig - eben einfach gute Literatur. Ich würde dich tatsächlich vermissen (obwohl du nur aus Buchstaben auf meinem Bildschirm bestehst), was jedoch überhaupt nicht dein Problem ist.
Vielleicht ist es an der Zeit, alle Netze zu kappen und loszuschwimmen...

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lilli marlen, danke!

(auch ein blogger braucht mal liebe.)

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