Dienstag, 9. Juni 2009

#74

Montags befinde ich mich immer für eine knappe Stunde in einer Anderswelt.
So. Jetzt ist es raus, jetzt kann ich Chronologie walten lassen und die Sache mit den Aliens erzählen.

Jeden Montag fahre ich zu einer Arbeit wohin, und dann am Ende wieder zurück. Soweit.
Hin ist total okay, es ist immer der Raupenbus, der nie pünktlich, dafür ich immer abgehetzt, falle mit Ticket fast dem Fahrer auf den Schoß, und der guckt nie, aber man soll ja das Ticket zeigen, also wird die Nummer komplett durchgezogen.
Hin also gut, immer ein wenig dösen, mental auf die Arbeit vorbereiten, die dann Achterbahnmäßig an den Nerven dengelt, aber dafür tüchtig Karmapunkte bringt, die kann man kaum zählen.
Schon währenddessen aber das dran denken, was gleich kommt. Die Rückfahrt, unumgänglich wie (Vergleich fehlt, dieses Amen in der Kirche zu abgegriffen, vielleicht fällt dem Leser ja was ein), und dann stehe ich schon an der Haltestelle, und das Spiel geht los.

Zuerst kommt der Bus nicht. Nie. Ich frage mich, warum es Pläne mit Abfahrtzeiten gibt die Aushängen, das kann doch keiner mehr glauben, der jemals mit dieser Linie musste.
Es sammeln sich Leute, und das ist schon Panoptikum.
Hier nichts falsch verstehen, keine Lästerei, keine Befindlichkeit, sondern reine Beobachtungsarbeit.
Leute, die einfach nur komisch sind, kein Thema.
Leute die komisch sind, und das volle Kanone an allen ausleben: Thema!
Ich stehe da also immer ewigst lang an der einzigen Haltestelle in weitem Felde, mitten im Rudel aus Menschen mit seltsamen Ausfallerscheinungen, Langzeitalkoholikern mit Indianerschmuck und Schichtarbeitern der Metallfabrik von um die Ecke. Alle außer mir schon Bier aus der Flasche und trübe Augen. Dazu immer Hitze. Egal wie es sonst so im Düsseldorf ist, an dieser Haltestelle immer Sommer und schwül.
Irgendwann kommt der Bus. Ich gehe Richtung Fahrertürplatz und werde direkt von einer Horde Frauen mit gezogenen Schwerbehindertenausweisen gemobbt und aus dem Einstiegsbereich gedrängt. Komme ich wieder ans Licht, ist der volle Bus noch voller, und ich quetsche mich wo zwischen. Dann geht das Theater los. Bei jeder Bremsung kippen Bierflaschen, Hackenporsches und Menschen mit Schlagseite. Das Bier und die beim Halt suchenden Achseln riechen am schlimmsten. Die Luft im Bus cirka 42° Innentemperatur (im Schatten) und eine Luftfeuchtigkeit von saftigen 78%. Der Mann neben mir im Achselshirt mit Wolfskopf drauf und nassem Chinchilla unter den Armen. Unterhält sich mit seiner Flasche Früh-Kölsch, und da diese ihm nicht antwortet, erzählt er mir, dass er sich gleich mit seinem gesetzlichen Betreuer trifft, der Kuchen gekauft hätte.
Ich, halb betäubt, nicke kraftlos und drücke mich beim nächsten Bremsruck weg in Richtung freiem Sitzplatz. Drück, press, Platz. Immerhin, der Kreislauf jubelt.
Um mich herum werden die Konturen klar und ich sehe Hautausschläge. Alle! Haben! Ausschlag!
Nur ich nicht, aber das kann sich sicher flott ändern lassen.
Die Frau mir gegenüber guckt mich feindselig an. Ich würde indessen gerne aus meiner Windbreakerjacke raus, da die meine Kerntemperatur fachmännisch auf 100° C treiben will, aber ich kann mich nicht bewegen, weil eben alles voll.
Kernschmelze, ich wünsche mir einen saugkräftigen Chinchilla unter die Arme. Die Feindselige springt plötzlich auf, es macht ein schnalzendes Geräusch irgendwo unter ihr, und dann haut sie auf die Scheibe ein. Kurze Unterbrechung wegen Haltestelle, der nächste Schub Aliens kommt rein, optisch 1a passend zum Rest der Mannschaft. Bierflaschen, Hautausschläge und Phantasiesprache, und ich denke, das kann doch alles nicht sein. Nicht so geballt.
Der Bus fährt an, die Feindselige bekommt Schwung, und noch während sie auf irgendwas auf der Scheibe einschlägt, fällt sie auf mich drauf, so dass ich in meinem Windbreaker noch einen menschlichen Eierwärmer aufgesetzt bekomme.
Irgendwo zwischen gut 15 Kilo Brust versucht mein Hirn einen Rettungsversuch, ich strampel, drücke und plötzlich wieder Licht. Sie hält mir eine hellrote Handfläche vor die Augen und kreischt ' TOOOOOT! TOOOOOT!' und ich sehe den platt gequetschten Körper einer Mücke.
Falsche Adresse Puppe, denke ich noch, und blaffe sie an, das auf meiner Seite mal gar nicht tot gehauen würde, sie solle sich mal schön in ihre Sitzschale, sonst Kirmes hier.
Hätte auch in die Hose gehen können, schließlich war ich in der Minderheit, aber sie zog es vor eine Schüppe zu ziehen und mich zu ignorieren.
Doch zwischen uns am Fenster lag das Korpus Mücki, und ich bekam mächtig miese Laune zur miesen Luft.
Mücke hin, Stechrüssel her, ein Leben ist ein Leben, und vielleicht hat die Feindselige ja einen Mückenmann erlegt, und der piekst ja gar nicht.
Mittlerweile knapp 30 Minuten Fahrt, die zwei Viertel mit den Aliens sind vorbei, wir nähern uns den Schulen.
Tür auf, Bierflaschen kippen, herein kommt ein Lindwurm lauter, gestylter Typen in eng mit Limoflaschen und Chinasuppentüten. Bus fährt an, alle Mobiltelefone werden aus den Taschen gepuhlt, die Chinasuppennudelblöcke ungekocht mit der Glutamat-Knoblauchstaubtüte übergossen, und dann knuspernd alle Pornovideos auf Smartphones.
Ich fasse zusammen: Montag, ich, Windbreakerjacke bei 42° Bustemperatur, um mich herum Menschen mit untypischen Sockenschuß, Bierflasche und Hautkrankheit, dazu Schüler mit großen Mobiltelefonen, die rohe Nudeln aus Asien essen und Pornos gucken.
Der Busfahrer, denke ich, der und ich, wir sind glaube ich die einzigen, die -
Haltestelle, ein Typ steigt ein, sieht den Busfahrer und johlt stark alkoholisiert los, dass das ja gar nicht wahr sein könne ... er hätte jetzt einen Job? Also ER? Lautes Lachen, der Typ macht es sich locker vorn beim Fahrer gemütlich, beide machen sich über dieses Konzept Arbeit lustig, und kaum abgelenkt, vergisst der Fahrer an einer Haltestelle, die Türen hinten zu öffnen, und fährt einfach so los.
Im Bus Riesen Welle! Schwerbehindertenausweise werden in die Luft gezückt, Flüche und Bierflaschen folgen, einer ruft "Dummarsch" und da sind wir schon an der nächsten Haltestelle. Ich zähle Rückwärts, noch vier, noch drei, noch zwei, ich trete der Feindseligen beim aufstehen und rausdrücken halb extra auf die Füsse, quetsch quetsch, räche den Mückenmann an ihren Zehen, und dann bin ich raus.

Ich sehe dem Bus zu, wie er in der Ferne kleiner wird, sehe an mir herunter, habe einen Buchstaben geschwitzt, und dann fällt mir diese Sendung ein, Twilight Zone hieß die, und genau so fühlt sich diese Stunde am Montag an, also die im Bus.


#73

9juni2009

Mitbringsel. Zwischen Bauhaus und Jaques kam ich durch diese Straße.


#72

Front über Haus. Von links nach rechts, über die Mitte.

9juni20099juni20099juni2009

reeling | © Lu um 23:06h | keine meldung | meldung machen?

#71

Ich wollt ich wär',
neben dem Meer
ja im Garten meines Hafens möcht' ich sein.

Ich gieß' uns ein,
oh das wär fein,
ja im Garten meines Hafens möcht' ich sein.

All meine Freunde lad ich ein,
um Gast im Hafen meines Gartens zu sein.

© Lu 2009 Vision-Prod.

das eigene ich kapern. | © Lu um 13:19h | keine meldung | meldung machen?

Freitag, 5. Juni 2009

#70

Ärtzlichen Anweisungen folgend.

4juni2009


Montag, 1. Juni 2009

#69

Übrigens. Mit meinem Fernweh, aktuell, da könnte man Hallen mit tapezieren, und mit meinen Kullertränen ein paar Meere füllen. Also kleine.

Noch eine MMS mit Meer, Sand oder Dings von Wo, und ich tätige einen grimmigen Schrei.


#68

2 Search request: maigolare

(hihi)

netz-welt | © Lu um 16:26h | keine meldung | meldung machen?

#67

Darf ich an dieser Stelle kurz erwähnen, dass ich diesen Wonnemonat Mai bis auf den letzten Tag scheinbar ausgiebig nutze, um die nicht bekommenen Krankheiten der Jahre 2006 - 2009 nachzuholen? Zu Beginn Erkältung classica (8 Tage), in der Mitte eine von der Arbeit mitgenommene Gastritis (4 Tage), und zum Ende hin, der Mai ist ja noch heute, kommt die Erkältung zurück.
Oder, laut Presse der letzten Woche, könnte ich auch an einer hier seltenen, in Afrika meist tödlichen Viruskrankheit leiden, weil Mückenstiche habe ich im Monat Mai so um die zwei Dutzend abbekommen, davon ein paar mit einem Radius, das war schon was zum Angeben vor Bekannten. Und Mücken sind in diesem Fall die Virusbriefträger.

Herr, wirf Hühnersuppe und Mainzelmännchen vom Himmel.
Die Suppe für mich, die Mainzelkerle erledigen meine Wochenendarbeit.

Danke, Dein hustendes Schaf Lu.


Mittwoch, 27. Mai 2009

#66

EXTRABLATT- Super Wohnung in Berlin im Angebot!

Hier die Eckdaten:

2 Zimmer, Küche (Gasherd), Diele, Wannenbad, W-LAN, komplett eingerichtet (Fernseher, Stereoanlage, Bett (1,60m breit), Schränke, Geschirr..., kein Balkon aber Blick auf Landwehrkanal, 2 Supermärkte vor der Tür, U-Bahn Herrmannplatz und Schönleinstraße fußläufig 10 Min. entfernt, Wohnungsgröße: ca. 60 m², sehr ruhige Lage mit viel Natur vor der Tür.
Miete: 500,-€ komplett
Zeitraum: 15. Juni - 31. August

So. Wenn jetzt jemand denkt, dass das ja super ist, dann kurz eine Mail an links stehende flaschenpost-Adresse. Ich hab die Bilder und die Kontaktdaten zur Hand und leite dann alles weiter.

Die Wohnung ist echt schön, ich würde sie selber nehmen, aber dann müsste mich mal kurz jemand in Berlin für einen Job buchen.
(/Zaunpfahl)
Auch da reicht eine kurze Kontaktmail an Adresse links.

Danke für die Aufmerksamkeit.

EXTRABLATT- Super Wohnung in Berlin im Angebot!

fischmarkt | © Lu um 11:06h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 26. Mai 2009

#65

Ich, zwischen all diesen Mückenstichen.

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Letzte Nacht. Der Pinkelweg Bett-Bad ist im Haus jetzt gefühlt einen Kilometer weit. Man ist grad für eine Stunde weggeschlafen eingeschlafen, und dann sagt die Blase, sie müsse noch mal austreten. Also wie im Ätherrausch erst die richtige Bettausstiegseite erinnern, dann Körper auf den richtigen Weg bringen und auch die Treppe runter, die steile, einfach schlafwandlerisch-

(an dieser Stelle das Geräusch, welches mich in Funk und Fernsehen immer noch bekommt. Zum Szenenabbruch oder Wechsel das Geräusch einer Nadel, die über eine Schallplatte rutscht.)

Ich machs kurz, ich latschte auf Hugo, der sein doofes "ich klemm mich kurz unter die Stufe, und Du musst dann 'süß!' rufen und mich pflücken und abküssen"- Spiel offenbar auch Nachts und in totaler Dunkelheit durchzieht. Ich also drauf, Kater unter Fuß weg, ich verlier das Gleichgewicht und greife überall in wattige Schwärze und im letzten Moment dann doch das Geländer, Kater längst über alle Berge, Mann wach, ob dem Kater was passiert sei, ich böse auf alle, ziehe trotzdem Toilettengang durch, weil sollen schließlich nicht alle völlig umsonst fast gestorben sein, Mann sucht beleidigten Kater und zieht ihn unter Schrank hervor, ich deue Kater mütterlich fünf Arnica D6 in Frischkäse und dann in den schon weit aufgerissenen Fang, Mann betüddelt Kater, ich bemeckere beleidigt den Mann, da ich schließlich auch fast gehimmelt gewesen wäre, auf die Nacht vier Jahre nach Papa, aber daran denkt ja hier keiner, also kaut Kater Globulis, ich schmolle, alle wach, und nur, weil ich noch mal eben runter musste.

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Vier Jahre. Also gleich. Papalos wird nicht besser, die Themen und Fragen stauen sich dann ja doch ein wenig auf, und man fragt sich an so Tagen, wo man heute stehen würde, wäre der andere noch da. Das gilt nicht nur für Väter, sondern auch für alle anderen, die schon mal vor sind.

Man merkt, das der eigene Vater der erste und wohl auch der letzte Beschützer ist, den man je hatte. Und das ist in stürmischen Gewässern manchmal richtig doof.

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Ich brauche neue Schuhe.

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Gestern im Bus. Ich, 33° und gedrückte Stimmung, das alles an einer Ampel. Neben meinem Fenster kommt ein Sonnenschein-Bus zum stehen. Das sind die 'Behinderten-Transporte', und mich schaut eine Frau an, ganz lange, intensiv, als wenn ich ein Fernsehapparat wäre, eine Doku, ein Quiz. Dabei rinnen ihr lange, dicke Speichelfäden aus dem Mund, und ich muss an den Boxer-Rüden 'Mäxchen' denken, der vom Nachbarn damals. Als Kinder zählte Mäxchen, der alt, halb taub, fromm und steif um die Hüfte war, zu den Mutproben der ganz oberen Sorte. Man wartete, bis Mäxchen mal irgendwo stand, hielt ihm ein Stück Wurst unter die Nase und legte sich gleichzeitig auf den Boden, den Kopf so ausgerichtet, dass er unter Mäxchens Kopf lag. Und dann aber Stimmung, wenn der erste Speichelfaden gegen die Schwerkraft brasselte.
Daran musste ich denken, Danke fremde Frau, und dein Sitznachbar hat mich durch sein zappeln und bangen so frisch zum Lachen gebracht, und ich dann dich, und du dann ihn und so weiter, dass es zu schnell grün wurde.
Ihr saht alle glücklich aus, in eurer kleinen Sonnenscheinwelt. Und ich war die Behinderte, weil ich bei 33° Grad, auf dem Weg zu einem schönen Job und 'gesund' soweit, miese Laune vor mir herschob.

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Ich brauche kein weiteres Fernweh.
Mir fehlen meine Reisenotizen.


Montag, 25. Mai 2009

#64

Don't Panic! (*)

boots-gelage | © Lu um 11:56h | keine meldung | meldung machen?

Sonntag, 24. Mai 2009

#63

Gestern kurz das Land verlassen. (Wiederholungstäter, wir.)
Vor wilden Tieren gestanden, kräftig durchgelüftet und Schaum gemacht. Toll!


(Bildbeweis ohne Lebensgefahr.)

Im Düsseldorf zurück auf alle Gesichter von Fortunaschalträgern geachtet,
um ein Ergebnis ahnen zu können.

95 Ole(eeeee)! Toll!

rückenwind | © Lu um 12:13h | keine meldung | meldung machen?