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Freitag, 27. Oktober 2006
gelüste vor vier.
An den Tagen, die auf schlaflose Nächte folgen, habe ich immer den fast nicht zu bewältigenden Drang, in einen bestimmten Buchladen zu gehen, dort förmlich unterzutauchen, so wie andere geplagten Seelen in eine Kirche eilen. Stern-Verlag.
Ernste Gesichter die Papierseiten umschlagen, der Duft von starkem Kaffee und süßen Marzipantaschen, die paarweisen Frauen, die Jamie Olivers Bücher unter dem Arm tragen, die leisen Kinder, die Philosophenecke, die Esoterik-Mausis in lila, so viel ernster als die Philosphen, die leisen Polyglotten, die ihre persönliche Route aus den anderen roten zuppeln, und ich, in einer Ecke zwischen Ralf König Comics, wenigstens für vertiefte fünfzehn Minuten, bis ich mich zu den Neuerscheinungen schleiche und selbst gerne die Zeit für all das hätte.
Tempelemotionen zwischen toten Bäumen, und zwischen den Knien einen Latte balancierend.
Ernste Gesichter die Papierseiten umschlagen, der Duft von starkem Kaffee und süßen Marzipantaschen, die paarweisen Frauen, die Jamie Olivers Bücher unter dem Arm tragen, die leisen Kinder, die Philosophenecke, die Esoterik-Mausis in lila, so viel ernster als die Philosphen, die leisen Polyglotten, die ihre persönliche Route aus den anderen roten zuppeln, und ich, in einer Ecke zwischen Ralf König Comics, wenigstens für vertiefte fünfzehn Minuten, bis ich mich zu den Neuerscheinungen schleiche und selbst gerne die Zeit für all das hätte.
Tempelemotionen zwischen toten Bäumen, und zwischen den Knien einen Latte balancierend.
gesundheit!
Freitag, 27. Oktober 2006
über trauer und arbeit.
Am Ende geht es immer um Liebe. Die Liebe zu einem atmenden Wesen, die Liebe zu einem Objekt, Liebe einseitig oder zurück geliebt, ausgelebt oder ganz für sich allein, und in der Nacht ganz arg.
Ist die Liebe weg, ist der Mensch tot, das Tier kalt in der Gartenerde, dann ist man allein. Man starrt, man denkt darüber nach, man wird vernünftig, pathetisch, tief trauig und gefasst.
Aber am Ende, ganz am Ende, da sitzt man allein im Dunkeln und heult, dass es einem das Seelchen zerreisst, und man ist allein, weil es so sein muss, irgendwie und eben irgendwie. Und währenddessen wird irgendwo etwas kalt. Ein Menschenleib, ein Tierkadaver, eine Liebe, gelebt oder ungeliebt, etwas wird immer kalt, wenn man sitzt und aus den tiefen der Seele heult, was der eigene, noch warme Leib, hergibt.
Und man weiß nicht, wie lange es diesmal dauert, bis man darüber hinweg kommt. Es fühlt sich endlos an, meilenweit, ewig, unerreichbar, hart zu erkämpfen, trostlos.
Was denn, wie denn, ohne?
Ohne Liebe und deren Wärme lohnt es nicht. Es lohnt kaum, einen Fuss aus dem Bett zu setzen, wenn da nicht jemand oder etwas ist, das sich freut, dass man diesen ersten Schritt des Tages macht. Ein verschlafener Kuss, eine liebevoll getippte SMS, während das Kaffeewasser kocht, eine Vorfreude auf Etwas, ein Anruf, ein gefüllter Napf, eine warme Kuhle im Bett, in die man fassen kann, ein Blick auf ein Photo. All das hat mit Liebe zu tun, mit Kümmern, mit da sein, mit Leben.
Ist das weg, stirbt gerade, erkaltet, dann drückt der Tag und ängstigt die Nacht, die man alleine bewältigen muss, genau wie die nächsten Tage, Wochen, vielleicht sogar den Rest des eigenen Lebens. Und vielleicht endet es so, das irgendwer weint, auf dem Balkon, auf einer Wiese, Neumond, Vollmond, mit Licht oder ohne, derjenige merkt es nicht. Trauer macht einsam, dunkel und kalt. Ein Vorgeschmack, vielleicht.
Am Ende geht es trotz allem, oder genau deswegen, nur um eins. Liebe.
Ist die Liebe weg, ist der Mensch tot, das Tier kalt in der Gartenerde, dann ist man allein. Man starrt, man denkt darüber nach, man wird vernünftig, pathetisch, tief trauig und gefasst.
Aber am Ende, ganz am Ende, da sitzt man allein im Dunkeln und heult, dass es einem das Seelchen zerreisst, und man ist allein, weil es so sein muss, irgendwie und eben irgendwie. Und währenddessen wird irgendwo etwas kalt. Ein Menschenleib, ein Tierkadaver, eine Liebe, gelebt oder ungeliebt, etwas wird immer kalt, wenn man sitzt und aus den tiefen der Seele heult, was der eigene, noch warme Leib, hergibt.
Und man weiß nicht, wie lange es diesmal dauert, bis man darüber hinweg kommt. Es fühlt sich endlos an, meilenweit, ewig, unerreichbar, hart zu erkämpfen, trostlos.
Was denn, wie denn, ohne?
Ohne Liebe und deren Wärme lohnt es nicht. Es lohnt kaum, einen Fuss aus dem Bett zu setzen, wenn da nicht jemand oder etwas ist, das sich freut, dass man diesen ersten Schritt des Tages macht. Ein verschlafener Kuss, eine liebevoll getippte SMS, während das Kaffeewasser kocht, eine Vorfreude auf Etwas, ein Anruf, ein gefüllter Napf, eine warme Kuhle im Bett, in die man fassen kann, ein Blick auf ein Photo. All das hat mit Liebe zu tun, mit Kümmern, mit da sein, mit Leben.
Ist das weg, stirbt gerade, erkaltet, dann drückt der Tag und ängstigt die Nacht, die man alleine bewältigen muss, genau wie die nächsten Tage, Wochen, vielleicht sogar den Rest des eigenen Lebens. Und vielleicht endet es so, das irgendwer weint, auf dem Balkon, auf einer Wiese, Neumond, Vollmond, mit Licht oder ohne, derjenige merkt es nicht. Trauer macht einsam, dunkel und kalt. Ein Vorgeschmack, vielleicht.
Am Ende geht es trotz allem, oder genau deswegen, nur um eins. Liebe.
Das Web 3.0 wurde am Dienstag eröffnet, und
- keiner hat was gemerkt. Während im Saal Berlin-Mitte in Grund und Boden geredet wurde, und an der Theke das 27.ste Grolsch den Partner wechselte, standen eigentlich Zentral aber doch abgeschnitten Das Becker und ich, und erzählten uns, was wir gerade alles nicht schreiben, und statt dessen vom Klo mit ins Bett mit ins Off nehmen.
DAS wird das nächste große Ding, rufen wir beide beseelt ins Bier,
"nicht bloggen, nur andenken und dann im Schlaf vergessen"
Web 3.0

Wer wissen möchte, worum es geht, wer Berlin Mitte und Digital ist, darüber hinaus ein Buch geschrieben hat, am Dienstag im Zakk sass und dieses versuchte, an den grimmigen Blogger zu bringen, und wer überhaupt mal wissen möchte, was eigentlich IST Web 2.0, dem lege ich jetzt warm und herzlich den elektrischen Reporter ans Herz, da wird alles erzählt, erklärt und am Ende (die Werbung darf natürlich geskippt werden) gibt es Siggis letzte Worte.
Bitte laufen Sie diesen Pfad!
DAS wird das nächste große Ding, rufen wir beide beseelt ins Bier,
"nicht bloggen, nur andenken und dann im Schlaf vergessen"
Web 3.0

Wer wissen möchte, worum es geht, wer Berlin Mitte und Digital ist, darüber hinaus ein Buch geschrieben hat, am Dienstag im Zakk sass und dieses versuchte, an den grimmigen Blogger zu bringen, und wer überhaupt mal wissen möchte, was eigentlich IST Web 2.0, dem lege ich jetzt warm und herzlich den elektrischen Reporter ans Herz, da wird alles erzählt, erklärt und am Ende (die Werbung darf natürlich geskippt werden) gibt es Siggis letzte Worte.
Bitte laufen Sie diesen Pfad!
Donnerstag, 26. Oktober 2006
Lu lernt Französisch, Lektion 6.
Dazu ist diesmal ganz wenig zu sagen, weil wir alle nicht geübt hatten und somit sehr konzentriert sehr viel Mist in die ratlosen Gesichter unserer Gegenüber sangen.
Beispiel, schon übersetzt:
"Sie nicht kommen aus Dänemark, sie wohnen in spanisch. Sehr erfreut." (Olga)
"Ich wohne Paris und Fisch ist eine Parfümmarke." (Ich, ohne Kaffee)
"Tokio!" (Tis-Ta-Ro)
Nur einmal, da zückte die ansonsten schnappparate Schweinehündin, die ja gerade morgens zur Sprachkurszeit berufsbedingt voll auf Krawall gebürstet ist, schnell Stift und Block und notierte netterweise für mich, die ich grad im Vokabelhelft blätterte:
"Klasse ist auch, wenn eine "h"-lose Französin einem "r"-losen Japaner einen rollenden Satz beibringen will, und der sie mit einem lauten H bezwingt.
Heute gelernt: Ich komme aus Deutschland.
Beispiel, schon übersetzt:
"Sie nicht kommen aus Dänemark, sie wohnen in spanisch. Sehr erfreut." (Olga)
"Ich wohne Paris und Fisch ist eine Parfümmarke." (Ich, ohne Kaffee)
"Tokio!" (Tis-Ta-Ro)
Nur einmal, da zückte die ansonsten schnappparate Schweinehündin, die ja gerade morgens zur Sprachkurszeit berufsbedingt voll auf Krawall gebürstet ist, schnell Stift und Block und notierte netterweise für mich, die ich grad im Vokabelhelft blätterte:
"Klasse ist auch, wenn eine "h"-lose Französin einem "r"-losen Japaner einen rollenden Satz beibringen will, und der sie mit einem lauten H bezwingt.
Heute gelernt: Ich komme aus Deutschland.
† Daisy
Sonntag, 22. Oktober 2006
Dinge und Pilze.

Schon schräg, so Sonntage zwischen Natur und Tod.
Als ich am Morgen die Augen aufmachte, da dachte ich das erste Mal an diesem Tag, ich sei verschieden.
Die Nachbarn, über die ich mich ich an dieser Stelle aus Kraftgründen noch nie wirklich ausließ, die sind relativ neu und zogen vor ungefähr sechs Wochen mit KORN-Shirts und sehr wenig Möbeln ein. Und genau die haben es so richtig drauf, abends gemeinsam und meist zu dritt auf dem Laminat zu sitzen, und sich gegenseitig so in Grund und Boden zu palavern, dass die umliegenden Häuser locker mithören können, auch wenn die eigenen Aktivitäten längts zur Neige gegangen und die Bewohner ins Bett gegangen sind.
So auch ich. Pink Floyd also.
"How I wihihiiiisch, how I wish yout were heeeeeere!" dröhnt es aus Fenstern wie Mündern, und ich, Meilen unter meinem Plümo abgelegt, ich frage mich, wo ich nur die alte Kassette verstaut halte, und was wohl als nächstes kommt, zwischen betrunkenem Gejohle und "Ey...ey...eyweiise was Aldär?" Geschreie ...
Ozzy kommt.
Black Sabbath.
Geil!
(Iiiiiroooooon)
Wollte man nicht, eine Wand und drei Meter weiter unten um 1h34 endlich mal mindestens ein Auge schließen und mit Morpheus schmutzige Dinge tun.
Was solls, der Faden ist hier und als ich heute Morgen aufwachte, weil mich ein frisch zahnsaniertes Fellchen anmaunzte und die Küche super nach African Blue Kaffee-Bohnen duftete, da dachte ich, ich sei eigentlich tot, bleiernd und matt, wie ich mich nach letzter Nacht fühlte.
Ging dann so, den Rest des Tages. Irgendwann standen wir im Wald, somewhere in de Netherlands, und ich hatte ein Messer zwischen den Zähnen.
Das Messer war ein uraltes Taschenmesser, und zwischen den Zähnen hatte ich es nur (tschö Du wilde Mystik und Gefährlichkeit einer Textillusion!) weil ich in beiden Händen eine pilzpralle Jutetasche hielt.
Steinpilze, Maronenröhrlinge, Ziegenlippe und Sandröhrling, all so was.
Die ersten seltsamen Gedanken an Tod und Kuchen zu Hause, so nach Fünf. Dann alles vorbereitet, geschnitten und mit Pinsel gesäubert. Die Pilze taten wie ihnen geheissen, verfärbten sich nach Anschnitt, rochen wie gesagt, alles toll.
Dann sassen wir so da, vor unseren vollen Tellern, nebenbei Salat mit selbstgemachtem Feigenessig und Wein und Bier.
Ich sag, soll ich noch wen anrufen, und M. guckte komisch.
Iss Du zuerst, ich weiß mir und Dir eher zu helfen, wenn was medizinisches ist, sag ich mit Pokerface zu M. und er stakt die Gabel ins Pilzomelette, welches natürlich mit Liebe und Sorgfalt zubereitet wurde.
Er kaut, schluckt, spült mit Bier nach, und ich gucke heimlich auf seine Lippenfarbe und Atemfrequenz.
Es kann kein wirklich böser dabei gewesen sein, sagt er, und hat damit natürlich Recht, einen Bovisten hatten wir nicht im Repertoire und Korb, und die wunderschönen Fliegenpilze habe ich nur digital verschlungen und abphotographiert, da hinten, mitten im Wald.
Was für ein toller Gedanke! - ich nach zehn Minuten, einer halben Pfanne Pilzen und zwei Gläsern Wein.
Da hat man andauernd Angst, das eigene Flugzeug könnte einen Triebwerkschaden haben, gekapert werden, oder hätte das Volltanken verschwitzt, das Auto wird von der Fahrbahn gedrängt, man könnte ersticken an dieser furztrockenen Stulle am Morgen, oder ein winziges Gefäßende hätte plötzlich diese bestimmte Enge an der Spitze, die es eben so nicht haben dürfte, und das Drama wäre da, Tod, Elend, alle heulen und man selber war noch nie in Spanien.
Und statt dessen sitzt man an einem völlig beliebigen Sonntag im Herbst in der Küche, zwei Fellchen haben gerade am Vortag noch aufwendig und teuer ihr kleines Raubtiergebiss saniert bekommen und glänzen nun Zahnsteinlos und glatt im Duett (die anderen beiden stehen noch aus, als Plan für die nächsten Wochen und überhaupt Pläne, derer so viel), und man sitzt also einfach so da und hat einen Teller voll selbstgesammelter Pilze vor sich und hat bei einem eine kleine Wichtigkeit übersehen-
- beißt hinein, lacht dem anderen noch zu und verdrängt dieses komische Gefühl im Bauch und in den taub werdenden Armen und gießt Wein nach ...
Zehn Minuten später ist man erledigt, Atemlähmung, rollende Augen, ein bitterer Geschmack im Mund, und als letztes dieses drängende Gefühl, doch noch gar nicht alles gemacht zu haben, was man vorhatte, wollte, sich versagt hat, Spanien!
Guten Appetit und toxische Grüße.

Donnerstag, 19. Oktober 2006
Suchbild

Was an diesem Bild ist alles so phantastisch, dass ich
mir beim rennen und Handy greifen fast den Hals
gebrochen habe, um es zu machen?
Lu lernt Französisch, Lektion 5.
Na das gab ein großes Hallo, so lange hatten wir uns alle nicht mehr gesehen. Einmal lag ich brach, einmal war ich in Prag, und das letzte mal, da war ich zwar da, aber ausser mir keiner, da waren nämlich Herbstferien, und ich aus diesem Thema völlig raus. Raus war auch der Sohn von Marie, den ich noch vor neun Uhr am Morgen per Mobiltelefon aus dem Laken klingelte, und dann auch noch zu Maries Mann machte, mit seiner dunklen REM-Phasen-Stimme akustisch absolut zu verwechseln. Aber der wusste ebensowenig wie ich, wo seine Mutter denn nun steckte, und so fuhr ich zurück nach Hause und ignorierte dort pikiert sämtliche Vokabeln und Croissants für den Rest des doofen Tages, pah.
Das große Hallo, welches ich anfangs erwähnte, das war eigentlich auch gar nicht so richtig groß, es kam eher leise und miesepetrig aus der einsamen Kehle von vorne links. Auch ein fröhlich geflötetes "Mann, hier stinkts vielleicht nach Anstrich, oder?!" konnte ihn nicht wirklich aus seinem Lehrbuch reissen, also setzte ich mich erstummt auf meinen Platz, knallte mein Namensschild an die äusserste Ecke des Tisches und tat beflissen eins, nämlich: nix.
Als wenn ich es nötig hätte, kurz vor der Stunde noch mal in meine Unterlagen zu gucken, das machen doch nur so Nichtschwimmer wie: er.
Oberwasser, und als er es merkte, schlug er zackrumms schnell alles zu und starrte ein formvollendetes Loch in die Tafel.
Dann Auftritt Olga. Schon drei Stockwerke weiter unten hörten wir ihren Stechschritt, dann zwei gegen die Wände prallende Türen, ein Handyklingeln (Britney Spears "Toxic"), und dann Totenstille. Olga war ausgebremst, und herein kam strahlend und einen Duft von Blumen ausbreitend: Marie.
Bonjour irräh lieböhn. Habt ihr gemachtöh schöne Tagöh?
Ich: Nein. Ich war hier, aber Du nicht, und dann hab ich Deinen Sohn geweckt, bei dem ich dachte, er wäre Dein Mann, und ...
Marie: A! Alors, Du warstöh das? Isch abböh ge'öhrt davon, oui, abörr isch war geradöh mit meinöh Freundin kaufen eine Käsöh auf die gute Markt, und es tut ihm nichts schlecht, wenn er kommt eine wenig frühär aus die -wie sagt man- Daunen?
Ich: Federn. Man sagt Federn.
Marie: A! Alors ... Fangen wir an, ah?! O! Wo sind allö?
Schulterzucken, dann Stechschritt, Olga reisst fast die Tür aus den Angeln und ruft ein lautes Bonsoir! in den Raum, was klingt wie "ONTZWA" natürlich in groß.
A! sagt Marie, es ist früh im Morgän, wir sagen BonJOUR, BONGSCHUUUHR, a oui?
SI, donnert Olga, und läßt sich laut seufzend auf den Stuhl neben mich fallen.
Das wird Intensivunterricht heute, raune ich an ihren Ellenlangen Wangenknochen vorbei, wir sind ja nur zu dritt.
Meine Worte machen eine lange Reise, über Olgas Wangenknochen bis in ihr Ohr, wo sie empfangen, verarbeitet, mit einem Wodka betüttelt und dann übersetzt werden. Nach einer geschlagenen halben Minute, in denen Olga irgendwie eingefroren schien, sagte sie: Ja.
Wow.
Ich will meine Helga, und wo steckt Tis-Ta-Ro, und überhaupt, welche Zahl war Dix-Dingens noch gleich?
Die knappen zwei Stunden vergingen wie im Flugzeug, wie Marie am Ende so ärrlisch bemerkte, und uns stand die Achselnässe im Shirt, weil wir nur dran waren und uns nur selten dämliche Fragen gestellt haben. Nationalität, Sprachenfestigkeit, bien anglaise oder eher tres bien italienne? Und dann die ganze Zeit seine heilige Knüttrigkeit gegenüber, der ja der einzige war, auf den die männlichen Formen zutrafen, aber immer brav Olga nachplauderte, und sich somit durchgehend zur Sie sprach. Gott straft halt alles, sofort, und wenn ich am frühen Morgen schon mal Smalltalk halten will, dann passt der da oben besonders genau auf, und jeder der dann nicht mitplappert und meine sozialen Skillz unterstützend stärkt, kriegt postwendend auf den Hintern, so ist das nun mal in der kosmischen Gerechtigkeitshalle.
Heute gelernt: Ich bin weiblich, immer, und das bedeutet, ich habe ein e hinten dran.
Das große Hallo, welches ich anfangs erwähnte, das war eigentlich auch gar nicht so richtig groß, es kam eher leise und miesepetrig aus der einsamen Kehle von vorne links. Auch ein fröhlich geflötetes "Mann, hier stinkts vielleicht nach Anstrich, oder?!" konnte ihn nicht wirklich aus seinem Lehrbuch reissen, also setzte ich mich erstummt auf meinen Platz, knallte mein Namensschild an die äusserste Ecke des Tisches und tat beflissen eins, nämlich: nix.
Als wenn ich es nötig hätte, kurz vor der Stunde noch mal in meine Unterlagen zu gucken, das machen doch nur so Nichtschwimmer wie: er.
Oberwasser, und als er es merkte, schlug er zackrumms schnell alles zu und starrte ein formvollendetes Loch in die Tafel.
Dann Auftritt Olga. Schon drei Stockwerke weiter unten hörten wir ihren Stechschritt, dann zwei gegen die Wände prallende Türen, ein Handyklingeln (Britney Spears "Toxic"), und dann Totenstille. Olga war ausgebremst, und herein kam strahlend und einen Duft von Blumen ausbreitend: Marie.
Bonjour irräh lieböhn. Habt ihr gemachtöh schöne Tagöh?
Ich: Nein. Ich war hier, aber Du nicht, und dann hab ich Deinen Sohn geweckt, bei dem ich dachte, er wäre Dein Mann, und ...
Marie: A! Alors, Du warstöh das? Isch abböh ge'öhrt davon, oui, abörr isch war geradöh mit meinöh Freundin kaufen eine Käsöh auf die gute Markt, und es tut ihm nichts schlecht, wenn er kommt eine wenig frühär aus die -wie sagt man- Daunen?
Ich: Federn. Man sagt Federn.
Marie: A! Alors ... Fangen wir an, ah?! O! Wo sind allö?
Schulterzucken, dann Stechschritt, Olga reisst fast die Tür aus den Angeln und ruft ein lautes Bonsoir! in den Raum, was klingt wie "ONTZWA" natürlich in groß.
A! sagt Marie, es ist früh im Morgän, wir sagen BonJOUR, BONGSCHUUUHR, a oui?
SI, donnert Olga, und läßt sich laut seufzend auf den Stuhl neben mich fallen.
Das wird Intensivunterricht heute, raune ich an ihren Ellenlangen Wangenknochen vorbei, wir sind ja nur zu dritt.
Meine Worte machen eine lange Reise, über Olgas Wangenknochen bis in ihr Ohr, wo sie empfangen, verarbeitet, mit einem Wodka betüttelt und dann übersetzt werden. Nach einer geschlagenen halben Minute, in denen Olga irgendwie eingefroren schien, sagte sie: Ja.
Wow.
Ich will meine Helga, und wo steckt Tis-Ta-Ro, und überhaupt, welche Zahl war Dix-Dingens noch gleich?
Die knappen zwei Stunden vergingen wie im Flugzeug, wie Marie am Ende so ärrlisch bemerkte, und uns stand die Achselnässe im Shirt, weil wir nur dran waren und uns nur selten dämliche Fragen gestellt haben. Nationalität, Sprachenfestigkeit, bien anglaise oder eher tres bien italienne? Und dann die ganze Zeit seine heilige Knüttrigkeit gegenüber, der ja der einzige war, auf den die männlichen Formen zutrafen, aber immer brav Olga nachplauderte, und sich somit durchgehend zur Sie sprach. Gott straft halt alles, sofort, und wenn ich am frühen Morgen schon mal Smalltalk halten will, dann passt der da oben besonders genau auf, und jeder der dann nicht mitplappert und meine sozialen Skillz unterstützend stärkt, kriegt postwendend auf den Hintern, so ist das nun mal in der kosmischen Gerechtigkeitshalle.
Heute gelernt: Ich bin weiblich, immer, und das bedeutet, ich habe ein e hinten dran.
Donnerstag, 19. Oktober 2006
am Ende,
Ich war beim Frisör. Heute einmal eine neue Sache in Selbstversuchen, denn ich war Übungsobjekt.
Ich hörte die komplette CD von Wir sind Helden, dann die von Dirty Dancing und als Rausschmeisser, nach knappen drei Stunden, die vorletzte Red Hot Chili Peppers.
Und was mir sonst dazu noch einfällt ist ganz aktuell, und zwar:
"Kaum etwas ängstigt mich mehr als ein rauhes, wildes Meer bei Nacht, schwarz und tief und nicht beschwimmbar."
(Lu, 2006, mit Herbsthaaren)
Vielleicht noch Handwerker, die beim durchbohren von Wänden Räucherstäbchen entflammen, für die *Vibes.
Ich hörte die komplette CD von Wir sind Helden, dann die von Dirty Dancing und als Rausschmeisser, nach knappen drei Stunden, die vorletzte Red Hot Chili Peppers.
Und was mir sonst dazu noch einfällt ist ganz aktuell, und zwar:
"Kaum etwas ängstigt mich mehr als ein rauhes, wildes Meer bei Nacht, schwarz und tief und nicht beschwimmbar."
(Lu, 2006, mit Herbsthaaren)
Vielleicht noch Handwerker, die beim durchbohren von Wänden Räucherstäbchen entflammen, für die *Vibes.
Glückwunsch direkt nach oben.

Klaus Kinski hätte heute einen starken Atem haben müssen,
80 Kerzen wären es gewesen.
Stern
taz
Die Welt
und ich, mit einer Kerze in Gedanken.
Heute Abend, morgen Abend, und gestern ...
da lag blogger.de im Saft, deswegen erst heute:
(gestern, 23:15, Bayern)
und Morgen, Donnerstag 19.10.06 um 23:40 auf SWR Mein liebster Feind,
ein Muss für Kinskiasten, einer meiner liebsten Doku-Filme schlechthin (hat eigentlich irgendwer die Doku "Pandoras Box" digital?).
Heute, 0:45 im ZDF Fitzcarraldo, falls wer nicht schlafen kann.
Große Momente, viel Schweiß.
(gestern, 23:15, Bayern)
und Morgen, Donnerstag 19.10.06 um 23:40 auf SWR Mein liebster Feind,
ein Muss für Kinskiasten, einer meiner liebsten Doku-Filme schlechthin (hat eigentlich irgendwer die Doku "Pandoras Box" digital?).
Heute, 0:45 im ZDF Fitzcarraldo, falls wer nicht schlafen kann.
Große Momente, viel Schweiß.
(...) "Schreiben ist eine Bewegung, die uns mit dem Schmerz vertraut machen möchte, sagte Linda.
Ist es nicht umgekehrt? fragte ich; verwandelt der, der schreibt, nicht die Unübersichtlichkeit des Lebens, das heißt seinen Schmerz, in die Unübersichtlichkeit eines Textes?
Das ist eine Illusion, sagte Linda.
Können Sie es etwas genauer sagen?
Die Illusion der Klarheit kommt zustande, sagte Linda, weil der Text immer deutlicher ist als das Leben dessen, der ihn geschrieben hat. Der Text ist sogar klarer als das Leben jedes beliebigen Lesers. Darin liegt die fürchterliche Verlockung der Literatur; das Leben soll endlich dem Text folgen, es soll sich in Klarheit verwandeln.
Aber die Leser spielen doch keine Rolle, sagte ich; oder denken Sie beim Schreiben an den Leser?
Nein, sagte Linda.
Sehen Sie, sagte ich.
Aber daraus sollte man keine falschen Schlüsse ziehen, sagte Linda; jeder Text wendet sich, indem er geschrieben wird, zurück an seinen Verfasser, um ihm den Schmerz zu erklären, der zu seiner Entstehung geführt hat."
(Wilhelm Genazino, "Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman")
Ist es nicht umgekehrt? fragte ich; verwandelt der, der schreibt, nicht die Unübersichtlichkeit des Lebens, das heißt seinen Schmerz, in die Unübersichtlichkeit eines Textes?
Das ist eine Illusion, sagte Linda.
Können Sie es etwas genauer sagen?
Die Illusion der Klarheit kommt zustande, sagte Linda, weil der Text immer deutlicher ist als das Leben dessen, der ihn geschrieben hat. Der Text ist sogar klarer als das Leben jedes beliebigen Lesers. Darin liegt die fürchterliche Verlockung der Literatur; das Leben soll endlich dem Text folgen, es soll sich in Klarheit verwandeln.
Aber die Leser spielen doch keine Rolle, sagte ich; oder denken Sie beim Schreiben an den Leser?
Nein, sagte Linda.
Sehen Sie, sagte ich.
Aber daraus sollte man keine falschen Schlüsse ziehen, sagte Linda; jeder Text wendet sich, indem er geschrieben wird, zurück an seinen Verfasser, um ihm den Schmerz zu erklären, der zu seiner Entstehung geführt hat."
(Wilhelm Genazino, "Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman")
Dienstag, 17. Oktober 2006
1000 Tage Hafenversion, darauf was mit Grüßen:

(Für dieses Bild wurde sich übrigens mächtig ins Zeug gelegt, quasi keine Peinlichkeit gescheut. Danke für das Lächeln dahinter!)
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