Freitag, 27. Januar 2006

innovativ.

"Ich bin ein deutscher Schriftsteller und versteigere an den Höchstbietenden die Rolle in einem Roman."


hamburgs eimer 2.


netzboden | © Lu um 10:41h | keine meldung | meldung machen?

18:30 - 23:30, zwischen Rotwein und Spezie.

"Ich könnte auch ohne Internet."

( Don Alphonso, 2006 )

"Politik und Religion, das halte ich aus meinem Blog eigentlich komplett raus."

(Lu, 2006 )


Donnerstag, 26. Januar 2006

DRIN!

Ich bin tatsächlich Drin, in meinem eingeschnappten Laptop,
im Netz, und in meinem Hafen. Ein lautes Hurra in die weite Welt, Blümchen und Eiskrem über ganz Dortmund ( "Dor'mund", wie Harry Rowohlt immer erklärt, das T würde verschluckt wie bei Helmut. ), wo mein Helfer sitzt und wahrscheinlich gleich im verdienten Schlafe von einer Ladung Nuss-Schoko erschlagen wird.
Neee, was herrlich. Und wenn ich gleich mit Chefe die neuen Weiten vielleicht neuer Räume fachfräuisch beäuge, und später den Alphonso Don zum essen durch die Düsseldorfer Innenstadt lotse, genau dann könnte ich mir mal tiefe Gedanken über Systemwiederherstellung beim Menschen machen. Würde man sich tatsächlich ein Datum aussuchen, und dann "OK" drücken ?

[ich nich]


Mittwoch, 25. Januar 2006

das wort des tages des telefonats:

KRUSTE.

( einsetzbar, nur als beispiel, in:

ich bestehe zu 40% nur aus -!
was macht eigentlich deine - bildung ?
fällt die - von allein ab ?

etc und pp. )

Knackiges Wort, das man so erst einmal verinnerlichen muss, sollte und auch will. Kruste. Wer denkt da noch an SCHWARTE ?
Oder eins meiner Lieblinge, das WURSTWASSER ?
hach.



flocken. überall flocken !


aus der hüfte.

"Na, Sie haben es aber auch gemütlich", sagte der Polizist, als er das Chaos auf dem Boden sah. Ein sperrangelweit offenes Laptop, ein leeres Glas Kaffee, daneben CDs, Blasen-und Niereentee, Anisbonbons, eine rote Katz, eine getigerte Katz, beide kämpfend, Tempos, TV und Musik, und mittig darin eingebettet ich, nicht kämpfend, dafür niessend.
"Gesundheit" wünscht der zweite. "Selber" sag ich, und dann "Das war um zwanzig vor acht und nicht zu überhören. Es hat ganz laut gekracht, dieses Blech auf Plastik-Geräusch was die Autos von heute immer machen. Hatten Sie eigentlich beide schon die Windpocken?"
"Der hat drei Autos demoliert, drei Stück." Polizist, der Erste.
"Hat ihn aber nicht veranlasst, stehen zu bleiben."
Ich niesse noch einmal, beide gehen auf Abstand.
"Ich hab nen schweren Ausnahmefehler" sag ich, und bring beide zur Tür. "Dafür ist die Polizei nicht zufällig auch zuständig?"
"Ich jage nur Verbrecher, und mit diesen Computern, neee, da lass ich die Finger von wech, da komm ich nicht mit zusammen. Tschüss dann."
"Ja, Tschüß, und viel Glück."

Vielleicht hätte ich ihnen erzählen sollen, dass sich Paris Hilton die Tage randvoll in einem Taxi eingepinkelt hat, oder ein kleinerer Vortrag über Bloggen und Anstösse geben, und wie man dann später immer genau beim Worte genommen wird. Oder das dieser Fussballer, der Beckham, das der zwei mal am Tag seine Schlüpper wechselt ( Achtung, jetzt kommts wieder, "die Lu macht das dann bestimmt nicht, wenn sie drüber schreibt, die ist ja auch Bärenhasserin") und diese dann nicht in die Hände der waschenden Posh gibt, sondern wegwirft. Hier erfrieren grad Nieren und ganze Berber dazu, und in England werden Promischlüpfer in den Müllschlucker entsorgt. Ich schlage vor, der Weltfrieden mal wieder, falls mich wer aus der Beckham'schen Nachbarschaft lesen sollte: gehen Sie Nachts die Teile stibitzen, machen Sie Photos davon, und dann setzen sie die alle schön bei eBay rein. 20% für Sie. Der Rest wird aufgeteilt. Schlafsäcke und heiße Suppen für die Obdachlosen, die grad erfrieren, Wasser auf Australien, zwei drei Notbremsen für diverse Regierungsmitglieder und einen Sarg für den Wal von Greenpeace, bevor die Botschafter Japans in Berlin doch noch ein Hüngerchen bekommen. Ist das eigentlich wem aufgefallen, diese Überschneidung der Dinge ? Greenpeace schwimmt kämpfend mit kleinen Booten zwischen japanischem Walfänger und Wal, werden damit ein paar mal abends in den Nachrichten gezeigt, und dann dieser kleine Entenwal, der den falschen Weg nach London nahm, der rüttelte die Gemüter auf. Selbst meine Mutter rief einmal mehr pro Tag an, um mich auf dem laufenden zu halten, ungefragt. Hat es die breite Masse nun wieder wachgemacht, die Rebellion in den neuen alten Walfreunden wieder angefackelt, oder ist das London-Event vorbei, und man läßt Japan, und wer wars noch ? Norwegen und Island glaube ich, also man läßt die halt weiter machen, sind ja nur ein paar tausend, und ausserdem ist das ja auch nicht London, oder wie geht das jetzt ?

Ach, jetzt steht die Polizei schon wieder an meiner Tür. Die wollen sicher wissen ob es nicht doch viertel vor acht war, statt zwanzig vor, und dann erzähl ich denen das mit Paris und London, und die Sache mit dem bloggen.

PS: ich weiß immer noch nicht, wie man auf der Mac'schen Tastatur ein 'at' Zeichen macht. Sollte also wer auf eine Mail warten, den ich justamente nicht aus Versehen im Web.de Verzeichnis habe, dann tuts mir natürlich unsäglich leid.


Montag, 23. Januar 2006


"Ich bin Jack's stinkwütender Gallengang."

( Rubrik: Fight Club- Zitate )


Sonntag, 22. Januar 2006

ABBA singen S.O.S.

wo ich nur freudlos starren kann. und zur feier des tages scheiss ich mal auf große buchstaben, ich hab ja sonst keinen spass grad. die aussicht auf längere bettruhe, ein ableger des männerschnupfens den ich quasi mit links zur seite schiebe, und dann, heute nachmittag, da hatte ich mal zeit, da kann ich mich doch mal um mein hustendes laptop kümmern. schnell noch zwei sachen nachgeschaut, dann sollte es losgehen. so, sagte ich im stillen, wir beide machen jetzt mal schön backUps, und dann gibts eine frischzellenkur, deine husterei nervt, und deine ständigen "machichnicht" auch.
und laptop so: mozilla gibbet nur nach neustart.
ich: och.
laptop : dochoch.
ich: ochnöö, keine lust auf den IE, na gut.
laptop : hihi.

schon beim runterfahren meines sonst nur im stand-by dösenden, da brüllte mein urin LASS DAS SEIN. aber wer hört schon auf eine blase, voll mit erkältungstee? eben.

seit dem neustart habe ich das morbide vergnügen, nur noch auf mein hintergrundbild zu starren, seit stunden.
um jetzt und hier ein "bin vorübergehend verreist" zu hinterlassen, musste ich mit qualmenden synapsen meine log-in-daten für web.de erinnern.

post bitte bis zur entwarnung ausschließlich an meine web.de addi, ich selber habe nichts zur hand, keine email-adresse und auch keinen terminkalender, etc pp usw.

tbc...

(ich gehe jetzt fight club gucken.)


Donnerstag, 19. Januar 2006

auf augenhöhe mit wilden bären.

Ich weiß nicht mehr so ganz genau, wann das anfing, als plötzlich, und wie im Untergrund verabredet, alle Frauen zum Rasierer griffen, und für Ordnung in ihrer Unterbekleidung sorgten. Seit gestern ahne ich, dass es sich um einen Generationstick handelt, oder einen Trend, der sich irgendwann erübrigt oder herauswächst. Es muss so kurz nach der Zeit mit Nena angefangen haben, die uns mit musikalischer Untermalung zeigte, wie das aussieht, so ein Fifi unter den Armen. Und dann fielen sie, Centimeter um Centimeter, Körperregion um Bikini-Zone, bis nur noch das Deckhaar blieb, und da machte Sinéad O’Connor dann auch Schluss.

Es war ein verhangener Nachmittag, gestern. Draussen nieselte es, die 2do-Liste war zur Hälfte abgehakt und der Rest zog sich quälend dahin. Ein Blick vom Laptop auf die Schweinehündin, die zufrieden auf dem Rücken liegend vor der Lichtdusche schlief, ein Blick auf meine verfrorenen Arme, und ein letzter Blick auf die Kaffeekanne, die gähnend leer und komplett in meiner Blutbahn entschwunden war. Fazit: Sportklamotten einpacken, die eine Stunde gönn ich mir und zwar genau jetzt.

Das war um 16:20 Uhr, und ich sah Damokles Schwert nicht über meinem Kopf, als ich nur eben schnell meine Haare zusammen würgte, die Wasserflasche und die Sportschuhe in die Tasche schmiss und ein Handtuch, welches leider nicht aus der aktuellen IKEA-Kollektion entsprungen ist und farblich frisch und schön aussah, sondern blind ins Regal griff und an späterer Stelle "UNI-KLINIKEN BONN" auf verwaschen grauem Frotteegrund lesen sollte.

Es dämmerte, als ich in letzter Sekunde ankam. In der Umkleide las eine junge Frau mit Sekretärinnen-Blick ihrer Freundin mit Steuerfachangestellte-Blick aus einem Bastei-Lübbe Roman names Julia eine Passage vor, die sie laut Eigenaussage kaum in den Schlaf hat finden lassen, einen Abend zuvor. Ich gähnte beim umziehen, erschrak, als mich die Trainerin des Kurses mit einem frischen "Na, jetzt aber zackzack, ich bin schon in den Schuhen und hab eine Überraschung." durch die Spinde anbrüllte. In ihrem Sog verheddert im Eilschritt zu Raum A, der in sonnigen Farben und wohl gefüllt wartete.
Freie Ecke, Matte auf den Boden, Handtuch drauf, Hanteln daneben, Wasserflasche in Griffnähe, Trainerin hündisch anlächeln.
Ich wär dann soweit.

Sie ist von der Sorte "Boot-Camp", hat eine Figur wie Big Jim’s kleine Schwester und ist die untussigste Trainerin, die ich jemals in einem Kurs erlebt habe. Kurz: Sie ist wundervoll !
Um mich herum die ganze Palette an Kursbesucherinnen, wie sie nur ein später Nachmittag zusammenbringt. Hohes Büro-Potential, viele über Jahre hinweg platt und breit gesessene Hinterteile und noch mehr richtig verkniffene Gesichter. Im Gegensatz zu den Morgenkursen, die ich persönlich bevorzuge, weil dort nur freiwillige Bewegungsjunkies wie ich den Weg finden, und die Gesichter in der riesigen Spiegelwand hauptsächlich freundlich zurückschauen. So aber nicht gestern Nachmittag.

Die Dame ganz hinten links sieht beim Aufwärmen aus, als wenn sie ein Rind mit blosser Hand erledigen müsste, die junge Frau direkt neben mir tut alles, um ja nicht mit dem Takt zu gehen, bringt dadurch ihre Freundin schwer ins straucheln, weil diese sich einzig an ihr orientiert, statt nach vorne zur Trainerin zu schauen, und dort, links ganz vorne, da sind die beiden von der Bastei-Lübbe-Fraktion, von der die vermeintliche Steuerfachangestellte sich immer hinten an der Hose zuppelt, weil ihr Hinterteil offensichtlich ( ich sag nur : weiße Leggins ) ihren blumigen String futtert.
Nach zehn Minuten hängt ein Hauch von Puma-Stall in der Luft und wir kollektiv an den Wasservorräten. Warm wären wir jetzt.

In diesem Moment geht die Tür auf, und ein attraktiver junger Mann ganz in schwarz schleppt grußlos ein großes Stativ und eine schwere Tasche in den Raum.
"Das ist die Überraschung!" jubelt Mrs. Big Jim vorn auf ihrem Podest. "Und jetzt geben wir mal richtig Gas und stürzen uns auf unsere Bein-und Pomuskeln, nicht war ?" Fragende Blicke, Hände, die nervös Strings befreien und ein Fotograf, der zweifelnd im Rahmen stehen blieb.

Nach drei Minuten Frauen in Hocke gucken ( "Po raus, Plautzen rein, und jetzt kleine Wipper, ich zähl euch rückwärts runter, 30 – 29 – 28 TIEFER DIE HINTERN! sonst gibt’s extra-Portionen. Von vorn … 30-29…") bekam er eine Ahnung, wie der Hase lief, und packte seine Kamera aus.
Leider, und damit schlage ich den Bogen zurück zu den Haaren, leider richtete er seinen Fokus auf mich, schwitzend und leuchtend wie eine Signal-Boje, und wenn ich mal keinen Schweiss in den Augen, und den Blick übungsbedingt in seine Richtung hatte, starrte ich direkt in ein gewaltiges Objektiv.
Mal stand er hinter uns, mal kletterte er auf die gestapelten Steps, dann wieder lag er fast auf dem Boden, aber die meiste Zeit hatte er eine Mischung aus Belustigt & Angst im Blick. Irgendwann packte er ein und ging.

Aus den Augen, aus dem Sinn. Nach der Stunde und gefühlt um die 4 Liter leichter zurück in die Umkleide. Um mich herum geschäftiges Treiben, und ich setzte mich erst einmal hin und suchte meinen Schlüssel. Als ich den Blick wieder hob, sah ich in einen wilden Urwald.
Um mich herum alle nackt, ich dachte zuerst, ich halluziniere unterzuckert, und griff beherzt zu meiner Flasche. Aber dem war nicht so. Morgens, und da sind es ja meist nur wenige, teilt sich die Gruppe in zwei Untergruppen, die "Flüchter" und die "Sauner". Die Flüchter, zu denen auch ich zähle, müssen schnell weiter und duschen zu Hause. Die Sauner haben etwas mehr Zeit, und rotten sich mit ihren Handtüchern ganz gern noch ein wenig gesellig in heißer Luft zusammen. Jetzt aber lernte ich eine neue Untergruppe kennen, und zwar die "nackten Klöner". Überal standen Frauen splitternackt, ihre zuvor gemarterten Strings in den Händen dehnend, und hielten Klönschnack. Es ging um die Supernanny, es ging um einen Chef, den sich wohl drei der Frauen teilten, es ging um einen Jochen, zwei Kennys und um Burger King, welches direkt neben dem Sporttempel trohnt. Und ich sass als einzige, noch notdürftig bekleidet, und war auf Augenhöhe mit Bären, die ich so seit den 80ern nicht mehr gesehen hatte. Es gibt sie also noch, sie sind aktiv und sie haben Anhängerinnen, eine Form von Naturschutz, und ich hadere mit mir, ob ich schnell mein Handy und Flickrn … lasse es dann aber bleiben.

Ich stehe schnell auf, raus aus der Perspektive, weg von den gewaltigen Bürostuhlformen und rauf in die Zone der Gesichter. Als ich fertig angezogen bin, schiebt eine große Gruppe der Frauen inklusive ihrer Bären und Fifis in Plastikbadelatschen ab Richtung Sauna. Handtücher werden nur als Schals benutzt, wen kümmerts auch.

Als ich nach unten komme, fängt mich der Fotograf ab.
"Sie wissen schon, dass Sie hier brisantes Material mit rausnehmen, und das ich sie jetzt leider töten muss, weil Sie Geheimnisträger sind?" erwidere ich auf seine Begrüßung.
"Es tut mir leid, aber sie haben bei dieser Schinderei gelächelt und waren eine der wenigen dort, die Ansatzweise…na, Sie wissen schon."
"Neee, weiß ich nicht…" ich, "aber wenn Sie mal nach einer ausgestorbenen Spezies suchen möchten, dann empfehle ich die Damen-Umkleide. Sie leben!" und liess ihn mit einem Fragezeichen im Gesicht zurück.

Und das ist die Moral von der Geschicht’ : Es empfiehlt sich immer, mit einer gut sitzenden Frisur das Haus zu verlassen, dann hätte man auch als Frau die Eier zu fragen, für welches Blatt die Fotos denn nun sind.
Und für die Damen der Untergruppe der nackten Klöner mach ich mir für das nächste mal ein Shirt, und auf dem steht :

"Nur ein getrimmter Bär macht was her.


Dienstag, 17. Januar 2006

gna.

die kuttner kapiert richard ashcroft nicht, und dabei
lächelt er sogar in kleinen dosen.

( rubrik: frauen, die musiker in grund und boden quasseln. )


derer refs uns 5.

9 Search request: richie mann auf dem klo

Also, ihr kleinen Us 5-HasenFans ... ICH wars nicht, und ich wußte bis heute Mittag auch nicht, dass Us 5 als Heten vermarktet werden. Und ich verstehe nicht, wo es bei euch Backfischen jetzt so den Unterschied machen würde, so von wegen "Also ich fänds cooler, wenn der Richie nich schwul wär."
( O-Ton Us5-Fan weibl.), weil da kommt ihr eh nie dran.

Ich jedenfalls freue mich seit heute Mittag auf die offizielle Erklärung, wenn der Lütte Tacheles redet, wie das war, so oben ohne in der Gay-Disse aufm Klo, als ihm angeblich nur schlecht war. Hach.

( Also ich als Teenie hatte da mit KISS ja nie solche Probleme.)


timing.

Sollte mich die werte Frau M. von K. mit ihren Erregern beschenkt haben, dann würde mein ungefährer Windpockenausbruch in etwa zusammenfallen mit drei Verabredungen und dem tomte-konzert ende des monats im zakk.


"Aber wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe."

( Lehrer Lämpel in Max & Moritz )


jederzeit.

Als der Bus aprupt zum stehen kommt, lasse ich das Buch auf die Knie zurück und sehe ihn auf dem Boden liegen, direkt zu meiner linken Seite, mitten auf dem Bürgersteig. Er hat gute Schuhe an und neben seiner Hand liegt eine Bäckertüte mit wenig Inhalt.
Sie haben ihm das Hemd aufgerissen, der Bauch massig und weiß. Er kommt in Wallung unter dem Druck. Mehr kann ich nicht sehen, eine Menschentraube verfolgt die Szene gebannt, in ihren Gesichtern steht viel.
Luft- ihr müsst ihm Luft geben, denke ich und meine Füsse laufen auf der Stelle. Der Mann, der die Herz-Massage übernommen hat schwitzt stark in den Minusgraden des Mittags. Luft. Warum gibt ihm keiner Luft? Ich weiß nicht, warum ich mich so auf die Luft eingeschossen habe, der Bus ruckelt, ich starre auf die Brötchentüte, den Bauch, denke in seine Richtung, dass er es sich vielleicht etwas zu sehr hat gut gehen lassen. Vielleicht hat niemand darauf geschaut, vielleicht ist niemand da, der drauf schaut, auch jetzt nicht. Der Inhalt der Brötchentüte reicht nicht für zwei, denke ich und der Bus fährt los. Ich drehe mich um, sehe immer noch seinen Bauch und seine Füsse, wie sie in die Luft schauen, hoffe für ihn, dass er es schafft.

An der nächsten Haltestelle steige ich aus. Von hier sind es stramme fünfzehn Minuten zur Arbeit, Luft tanken, Energie holen, Freiheit genießen.
Jetzt jedoch nicht. Die sonnige Stimmung des Vormittags ist mit einem Schlag weggewischt, ich laufe die Brücke zum Wehrhahn, beiße mir auf die eiskalten Lippen und versuche die Bilder die hochkommen anzusehen, wahrzunehmen, damit sie gehen.
Der Tod, und das beschäftigt mich die letzten Monate am meisten, er kommt wie er will, und das macht das Leben so zerbrechlich. Nichts neues, ich weiß.
Ich denke die Dinge immer weiter, sehe ich Geschichten um den Tod. Man wird einfach rausgerissen aus dem Tagestreiben. Was hatte sich der Mann, als Beispiel, wohl vorgenommen für den Tag? Vielleicht schnell ein Brötchen, der Vorsatz des Vollkorns wird noch eingehalten, 2006 ist jung.
Nach der kleinen Mahlzeit das Wetter ausnutzen? Vielleicht ein Spaziergang am Rhein, ein Besuch bei Freunden, ein Bier in der Altstadt. Hat er sich beim Bezahlen schon anders gefühlt?
Ahnt man es, wenn man morgens aufsteht? Hat man mehr Ungeduld oder Ruhe?

Abends, die selbe Stelle. Alles wie immer, ein Berber steht dort und trinkt einen Schnaps. Ich frage mich, ob er dorthin geht, sollte er "es" schaffen, und wie es sich anfühlen würde, an genau der Stelle zu stehen, an der man um sein Leben kämpfte, irgendwie entwürdigt unter Fremden mitten auf einer belebten Strassenkreuzung. So viele Fragen, manchmal. Und dieses Gefühl, zu durchlässig zu sein für diese Eindrücke. Vielleicht geht der Mann an der Stelle vorbei, täglich, und denkt sich nichts dabei, während ich immer daran denken würde. Vielleicht.

Mitten in die Fragen und das Aufschreiben brummt mein Telefon. "Hast Du Zeit?" kommt es etwas zu erstickt aus dem Hörer.
"Klar, was ist passiert?"
Alarmglocken bei Anrufen von Frauen, die um diese Zeit normalerweise nie anrufen, und diese erst Recht nicht. Über fünfzig, Geschäftsfrau, nie verheiratet, Modebranche.
Ihr Kater wurde überfahren, vor drei Nächten. Er lag auf dem Bürgersteig als eine Nachbarin schellte und sagte, dass dort ein schwarzer Kater, und ob sie mal eben schauen könnte.

Sie wüßte jetzt nicht, die andere sucht, und sie hat ihr doch den toten Sohn noch hingelegt, damit sie schnuppern und begreifen könnte. Sie weint, als sie erzählt, das sie ihn im Garten bei den Rosen begraben hätte. Und sie weint, weil sie weiß, das ich sie verstehe, und nicht sage, sie wäre bekloppt und die Katze eben nur ein Tier. Ihre Tiere, Katze wie Hund, sind ihre Kinder und Anker, und sie weiß grad nicht, wohin mit der Sorge und den Gedanken. Wir reden lange und über das Leben, wie immer in unseren wenigen Telefonaten im Jahr. Sie sagt, wenn ihre Mutter stirbt, dann wäre sie allein auf der Welt. Kein Mann, keine Kinder, keine Familie mehr.
Ich biete ihr mich zur Adoption an, frei gewählte Familie, und aus der Pubertät wär ich auch schon.
Wenigstens lacht sie am Ende, und ich sage ihr, jederzeit.