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Samstag, 17. Dezember 2005
liebes tagebuch.
abfahrt 9:23. nach einer nacht wie in einem iglou, dank ausgefallener heizung ( fehlermeldung 133 in rot, digital und hektisch blinkend, mehr kryptik brauche ich morgens um 6:55 nicht ), einem kargen frühstück und mit ratlosen geichtern, wie dieser tag, übertitelt mit
"und heute erst nach hause, wenn alle weihnachtsgeschenke an bord, der wagen gewaschen und fürs internet fotografiert, UND der kühschrank voll ist", kurz gausamstag bewältigt werden soll, ohne persönliche verluste und tote.
petrus, der kleine scheisserlingel, drehte prompt die regler auf "volle kanone", so das wir aus dem haus gingen und mitten in einem schneeschauer standen. nach 50 sekunden war ich durchgefroren.
auf den strassen dann seltsames. puderzucker von oben, leere unten. die erwarteten blechschlangen richtung innenstadt, saturn und kö ... fehlanzeige. deswegen langsam angehen lassen, stern-verlag, bücher gucken. nach einer halben stunde einen berg bücher gen kasse schleppen, diesen als fetisch bezeichnen und zufrieden und gewärmt aus dem parka gucken. frisur sass noch. zu fuss zur kö, saturn als ziel. mutter will heizkissen zum fest, lu will DVD zum abend, wir gucken kameras. alles zu bewältigen, die strassen voll gröhlender holländer, selbst die fifty-fifty-verkäufer sind noch motiviert. der schrecken aber, der lauerte eine ecke weiter. in der altstadt ( lu will zu LUSH, essen und so rumgucken halt ) ist krieg. schirme against kinderwagen, mensch gegen mensch. die niederlande scheinen heute leer zu sein, ganz holland auf düsseldorfer weihnachtsmarkt glühwein trinken, mützen mit elchgeweihen tragend.
an dieser stelle überspringe ich ermattet, irgendwann nach endlosen, eiskalten momenten spuckte uns die stadt wieder aus, und mir war so wenig nach nähe, dass ich in der autowaschanlage meinen persönlichen thrill ausliess, und nicht mit durchfuhr. auto bekam vorwäsche, vollschaumbad, unterboden-schutz, heisswachs, alles alles alles. ich stand draussen, verzitterte gefühlt eine sacher-torte an energie und dachte an die ballistik-badekugeln bei LUSH, die, einmal in die volle wanne geworfen, um die 15 minuten sprudelspass mit aroma bedeuten. mitgenommen habe ich leider keine, so dass ich jetzt neidisch auf das eingeschäumte auto gucke und wie ein flummi neben der waschstrasse hin-und herhüpfe.
gegen die stadt war aldi wie urlaub, das sagt wohl alles.
zu hause als es dämmert.
kaffee.
17:51.
blog voll.
müde.
tschö.
( ps: lieber weihnachtsmann,
wenn du das hier liest : ich wünsch mir zu weihnachten eine flaschedoppelherz schnaps für die nerven. den rest findest du links auf meinem amazon-wunschzettel, von dem soeben harald schmidts "mulatten in gelben sesseln" und harry rowohlts "der kampf geht weiter" lächelnd gestrichen wurden, weil in sicheren tüchern, hurra!
danke!
deine lu, menschenkind. )
"und heute erst nach hause, wenn alle weihnachtsgeschenke an bord, der wagen gewaschen und fürs internet fotografiert, UND der kühschrank voll ist", kurz gausamstag bewältigt werden soll, ohne persönliche verluste und tote.
petrus, der kleine sch
auf den strassen dann seltsames. puderzucker von oben, leere unten. die erwarteten blechschlangen richtung innenstadt, saturn und kö ... fehlanzeige. deswegen langsam angehen lassen, stern-verlag, bücher gucken. nach einer halben stunde einen berg bücher gen kasse schleppen, diesen als fetisch bezeichnen und zufrieden und gewärmt aus dem parka gucken. frisur sass noch. zu fuss zur kö, saturn als ziel. mutter will heizkissen zum fest, lu will DVD zum abend, wir gucken kameras. alles zu bewältigen, die strassen voll gröhlender holländer, selbst die fifty-fifty-verkäufer sind noch motiviert. der schrecken aber, der lauerte eine ecke weiter. in der altstadt ( lu will zu LUSH, essen und so rumgucken halt ) ist krieg. schirme against kinderwagen, mensch gegen mensch. die niederlande scheinen heute leer zu sein, ganz holland auf düsseldorfer weihnachtsmarkt glühwein trinken, mützen mit elchgeweihen tragend.
an dieser stelle überspringe ich ermattet, irgendwann nach endlosen, eiskalten momenten spuckte uns die stadt wieder aus, und mir war so wenig nach nähe, dass ich in der autowaschanlage meinen persönlichen thrill ausliess, und nicht mit durchfuhr. auto bekam vorwäsche, vollschaumbad, unterboden-schutz, heisswachs, alles alles alles. ich stand draussen, verzitterte gefühlt eine sacher-torte an energie und dachte an die ballistik-badekugeln bei LUSH, die, einmal in die volle wanne geworfen, um die 15 minuten sprudelspass mit aroma bedeuten. mitgenommen habe ich leider keine, so dass ich jetzt neidisch auf das eingeschäumte auto gucke und wie ein flummi neben der waschstrasse hin-und herhüpfe.
gegen die stadt war aldi wie urlaub, das sagt wohl alles.
zu hause als es dämmert.
kaffee.
17:51.
blog voll.
müde.
tschö.
( ps: lieber weihnachtsmann,
wenn du das hier liest : ich wünsch mir zu weihnachten eine flasche
danke!
deine lu, menschenkind. )
Freitag, 16. Dezember 2005
glückwunsch, frau schwarzer !
im kern eines gemüses
das glück, ja, das findet man in tomaten, in wärmflaschen und
in einer haarigen tatze. lasst euch nichts anderes erzählen.
in einer haarigen tatze. lasst euch nichts anderes erzählen.
am fenster sitzend in langen röcken und socken aus der wolle eines dunkelbraunen schafes. den bäumen, den nahen, beim biegen zuschauen, alle wartend auf den orkan mit väterchen frost und ein paar flocken für alle. moby singt, iTunes macht da eigenständig einen klangteppich für mich, da drüben am fenster. ein fellchen gähnt, die welt hält still, für ein paar minuten.
If I could kiss you now
I'd kiss you now again and again
I don't know where I begin
And where you end ...
der tod in sechs etappen, mitten drin. am anderen ende der stadt geht auch die welt unter und wieder auf. den rücken an die heizung gelehnt, den blick ganz hoch oben in den tiefen wolken, und da macht harry rowohlt plötzlich den erzähler, es gibt
Wiennie-der Pu und einige Bienen 60:15 Harry Rowohlt Pu der Bär I Books & Spoken und kekse mit marmelade in der mitte.
If I could kiss you now
I'd kiss you now again and again
I don't know where I begin
And where you end ...
der tod in sechs etappen, mitten drin. am anderen ende der stadt geht auch die welt unter und wieder auf. den rücken an die heizung gelehnt, den blick ganz hoch oben in den tiefen wolken, und da macht harry rowohlt plötzlich den erzähler, es gibt
Wiennie-der Pu und einige Bienen 60:15 Harry Rowohlt Pu der Bär I Books & Spoken und kekse mit marmelade in der mitte.
Donnerstag, 15. Dezember 2005
vier stunden.
einer der düsseldorfer kragensittiche sassen laut tschiepend auf der trennwand zweier balkone. von innen zwitscherte es zurück, etwas höher, und ich blieb stehen um zu sehen, was der freie sittich als nächstes tun würde. er legte den kopf schief, öffnete den schnabel, gähnte herzhaft und tschiepte als antwort gleich doppelt so laut. der eine die freiheit, der andere das futter. wer fühlte sich mehr vom leben betrogen ?
sie taucht wie ein hai als umriss in ihrem fenster im erdgeschoss auf, ruft glasklar hallo-hallo, immer gleich, immer zweifach. sie ruft leute zu sich, winkt dabei knapp mit den händen das „komm her“. manche kennen sie, meist aus der unmittelbaren nachbarschaft. viele meiden sie, ebenfalls aus ihrer unmittelbaren nähe. andere sind verwundert, denken sie doch, sie würden einer lieben alten frau vielleicht helfen können, dieses hallo-hallo könnte eine art hilferuf sein, wer weiß das schon.
man müßte eine kamera installieren, denke ich während mein schritt langsamer wird, welche die flut der empörten gesichter einfängt, wenn sie erneut einen an der angel hat, und ihre standard-erzählung bringt. als ich vorbeigehe, extra langsam, das steht ein herr mit hut und wachturm-blättern in der hand vor ihrem fenster und sie fragt ihn, ob er ihr nicht grad mal eben eine flasche bier kaufen könnte, weil der peter, der wär mit dem ganzen portemonnaie weg, und den schlüsseln, und sie käme nicht hinaus. eine flasche bier nur, sie würde auch am fenster warten. sie lebt allein und ist dement, ich kenne das schon, aber der mann mit hut, der guckt empört und ich sehe gerade noch, dass er ihr den wachturm durchs fenster reicht, als ich um die ecke gehe.
in der bahn neben mit zwei teenie-mädchen, identische ausführung. hüftjeans eine nummer zu klein, moonboots mit bömmeln, weiße steppjacke und zopf. jede jeweils einen stöpsel des mp3-players im ohr, die mir gegenüber sitzende singt jeden dritten satz mit, sie hören bushido.
ey, singt der arsch „deine mutter ist so viel wert wie ein pfund pfirsiche“, ey. voll geil der typ.
versteh ich nich, wie kann ne mutter … isch mein, ey, wie teuer sind so pfirsische ?
(stille)
ey, weißte, wer mir gestern abend sms geschickt hat, ey? der ahmed. Schreibt der …warte, ich geb dir mein handy.
(die andere liest laut vor: ) „ey, du bist süß. ich find dich voll geil.“
ist DAS der hammer ? schreibt der mir so sms, ey. ich meine, süß geht ja noch, aber voll geil ? hat der se noch alle? ich bin 14, und der is 26. so ein penner.
(die andere liest in der zwischenzeit alle sms) geht ja gar nicht. zehn jahre, okay, hab ich ja auch manchmal, aber zwölf jahre
älter, geht gar nich.
ne.
in der stadt laufen innerhalb einer stunde um die sieben frauen und ein mann voll in mich hinein, starren blickes, irgendeinen stand mit dingen im blick. ich bin weder unsichtbar noch klein, aber mein groll verteilt sich wie schlacke auf den gedanken an menschen, an weihnachten, an die stadt und an den kaufwahn. erschöpft komme ich aus einem kaufhaus, nach erfolgloser suche nach einem heizkissen, meine mutter wünscht sich ein heizkissen zu weihnachten. ich wünsche mir nicht mehr als ein erdloch zum reinspringen und drin wohnen, gebe aber offiziell ein buch in auftrag, überrascht wird man ja heute eh kaum noch. als ich durch die pustlüfter nach draussen gehe atme ich tief ein, nur um mitten in einen ehestreit zu geraten. beide mitte fünzig, gut gekleidet, jeweils eine tasche in der hand. sie ist gerade dabei, wie ein karpfen nach luft zu schnappen, während er die pause nutzt und ihr paroli bietet. sie solle nicht immer jeden scheiss auf ihn übertragen, er würde sein leben so leben, wie er es für sich für richtig hält. ihre routine, jedes jahr das selbe, er wüsste schon jetzt, wie die kommenden jahr wann wie werden würden, und es kotzt ihn an, das könne doch nicht alles sein. sie, wieder bei luft, keift, was daran falsch wäre, die kinder fänden es schließlich auch schön. die kinder, die kinder, äfft er sie nach, die kinder seien erwachsen mit eigenen kindern, das würde sie bloss verdrängen. und überhaupt, immer ihr plump kumpeliges gehabe vor den kindern. er, der böse vater, der ja immer was neues bräuchte, sie solle ihn doch einfach in ruhe lassen, es wäre sein leben, nicht ihres.
ich stand zwei meter neben ihnen, fummelte an meinem handy und wollte wissen, was als nächstes geschah, konfliktlösung, streitkultur oder trennung kurz vor weihnachten, direkt am kaufhof ? sie waren so aggressiv, so bitter, es lag so viel verletztes um sie herum und ich dachte, wenn sie noch weiter macht, mit dieser verzickten stimme auf ihn einschreit, dann vergisst er sich und haut sie um.
das tat er dann nicht, aber er drehte sich wortlos um, und ging. er ging einfach weg, und liess sie stehen. sie rief noch hinter ihm her, was denn jetzt mit den einkäufen sei, und ich dachte, die merkt es echt nicht, aber man sitzt nicht drin. vielleicht machen sie dieses spiel jedes jahr mitte dezember, vielleicht sehen sie sich auch nie wieder.
als ich nach knappen vier stunden wieder zu hause bin, fühle ich mich leer und müde. ich habe keine lust auf weihnachten, der stress widert mich an.
sie taucht wie ein hai als umriss in ihrem fenster im erdgeschoss auf, ruft glasklar hallo-hallo, immer gleich, immer zweifach. sie ruft leute zu sich, winkt dabei knapp mit den händen das „komm her“. manche kennen sie, meist aus der unmittelbaren nachbarschaft. viele meiden sie, ebenfalls aus ihrer unmittelbaren nähe. andere sind verwundert, denken sie doch, sie würden einer lieben alten frau vielleicht helfen können, dieses hallo-hallo könnte eine art hilferuf sein, wer weiß das schon.
man müßte eine kamera installieren, denke ich während mein schritt langsamer wird, welche die flut der empörten gesichter einfängt, wenn sie erneut einen an der angel hat, und ihre standard-erzählung bringt. als ich vorbeigehe, extra langsam, das steht ein herr mit hut und wachturm-blättern in der hand vor ihrem fenster und sie fragt ihn, ob er ihr nicht grad mal eben eine flasche bier kaufen könnte, weil der peter, der wär mit dem ganzen portemonnaie weg, und den schlüsseln, und sie käme nicht hinaus. eine flasche bier nur, sie würde auch am fenster warten. sie lebt allein und ist dement, ich kenne das schon, aber der mann mit hut, der guckt empört und ich sehe gerade noch, dass er ihr den wachturm durchs fenster reicht, als ich um die ecke gehe.
in der bahn neben mit zwei teenie-mädchen, identische ausführung. hüftjeans eine nummer zu klein, moonboots mit bömmeln, weiße steppjacke und zopf. jede jeweils einen stöpsel des mp3-players im ohr, die mir gegenüber sitzende singt jeden dritten satz mit, sie hören bushido.
ey, singt der arsch „deine mutter ist so viel wert wie ein pfund pfirsiche“, ey. voll geil der typ.
versteh ich nich, wie kann ne mutter … isch mein, ey, wie teuer sind so pfirsische ?
(stille)
ey, weißte, wer mir gestern abend sms geschickt hat, ey? der ahmed. Schreibt der …warte, ich geb dir mein handy.
(die andere liest laut vor: ) „ey, du bist süß. ich find dich voll geil.“
ist DAS der hammer ? schreibt der mir so sms, ey. ich meine, süß geht ja noch, aber voll geil ? hat der se noch alle? ich bin 14, und der is 26. so ein penner.
(die andere liest in der zwischenzeit alle sms) geht ja gar nicht. zehn jahre, okay, hab ich ja auch manchmal, aber zwölf jahre
älter, geht gar nich.
ne.
in der stadt laufen innerhalb einer stunde um die sieben frauen und ein mann voll in mich hinein, starren blickes, irgendeinen stand mit dingen im blick. ich bin weder unsichtbar noch klein, aber mein groll verteilt sich wie schlacke auf den gedanken an menschen, an weihnachten, an die stadt und an den kaufwahn. erschöpft komme ich aus einem kaufhaus, nach erfolgloser suche nach einem heizkissen, meine mutter wünscht sich ein heizkissen zu weihnachten. ich wünsche mir nicht mehr als ein erdloch zum reinspringen und drin wohnen, gebe aber offiziell ein buch in auftrag, überrascht wird man ja heute eh kaum noch. als ich durch die pustlüfter nach draussen gehe atme ich tief ein, nur um mitten in einen ehestreit zu geraten. beide mitte fünzig, gut gekleidet, jeweils eine tasche in der hand. sie ist gerade dabei, wie ein karpfen nach luft zu schnappen, während er die pause nutzt und ihr paroli bietet. sie solle nicht immer jeden scheiss auf ihn übertragen, er würde sein leben so leben, wie er es für sich für richtig hält. ihre routine, jedes jahr das selbe, er wüsste schon jetzt, wie die kommenden jahr wann wie werden würden, und es kotzt ihn an, das könne doch nicht alles sein. sie, wieder bei luft, keift, was daran falsch wäre, die kinder fänden es schließlich auch schön. die kinder, die kinder, äfft er sie nach, die kinder seien erwachsen mit eigenen kindern, das würde sie bloss verdrängen. und überhaupt, immer ihr plump kumpeliges gehabe vor den kindern. er, der böse vater, der ja immer was neues bräuchte, sie solle ihn doch einfach in ruhe lassen, es wäre sein leben, nicht ihres.
ich stand zwei meter neben ihnen, fummelte an meinem handy und wollte wissen, was als nächstes geschah, konfliktlösung, streitkultur oder trennung kurz vor weihnachten, direkt am kaufhof ? sie waren so aggressiv, so bitter, es lag so viel verletztes um sie herum und ich dachte, wenn sie noch weiter macht, mit dieser verzickten stimme auf ihn einschreit, dann vergisst er sich und haut sie um.
das tat er dann nicht, aber er drehte sich wortlos um, und ging. er ging einfach weg, und liess sie stehen. sie rief noch hinter ihm her, was denn jetzt mit den einkäufen sei, und ich dachte, die merkt es echt nicht, aber man sitzt nicht drin. vielleicht machen sie dieses spiel jedes jahr mitte dezember, vielleicht sehen sie sich auch nie wieder.
als ich nach knappen vier stunden wieder zu hause bin, fühle ich mich leer und müde. ich habe keine lust auf weihnachten, der stress widert mich an.
Mittwoch, 14. Dezember 2005
juli & mars, oder warum juli nicht "hi" sagte.
[auf den letzten drücker mein kleiner beitrag zu don alphons DADA und DALI award 2005 ]
Der regen war draussen, die tropfen finden sich in der mitte der scheibe, verbinden sich zu etwas großem und schwimmen den rest nach unten gemeinsam.
sie, wir nennen sie einfach mal juli, stand drinnen, gepfercht wie in einem zwinger, so würde sie später situation und lage am telefon beschreiben.
die scheiben im bus waren beschlagen, die welt draussen nur durch spektralfabene lichtreflexe in den rinnsalen an der fahrerscheibe und an den geräuschen zu erahnen. irgendwo weiter hinten sassen jugendliche mit knoblauchpizzen, der ganze bus wurde aromatisiert, schals vor empfindliche nasen gedrückt, missmutige, vielleicht auch hungrige blicke nach hinten verschickt.
warum ich, warum hier, warum nicht alles woanders, fragte juli sich, und bekam auch prompt keine antwort, wie sie es von sich gewohnt war. antworten, die hatten die anderen, sie nur die fragen. plötzlich die stelle, an der es bei regen besonders in den scheiben funkelte, der weihnachtsmarkt, der umfahren wird. die bustüren öffnen sich wie pforten, mandelduft, bratwurst und glühwein, alles huschte in den bus und kämpfte gegen knoblauch und den geruch nach nassen mänteln.
er stand direkt am stand vor der offenen bustür, und er sah sie in genau dem moment in ihrer sardinenlage, in dem der bus mit einem lauten seufzen aufgab und sich ausstellte. ein kurzes vibrieren, ein hüpfer, ein seufzer aus dem auspuff, dann stand er still und wirkte ein wenig ausgelassen. fragende gesichter der sardineninsassen, böse worte, feirabendgroll und ein augenpaar, welches nur eine kleine sache tat, und zwar den blick von aussen auffangen.
mars sah juli, juli blickte zurück und das karussell neben ihm fuhr eine extrarunde, aber das merkte keiner der beiden. überhaupt merkt ja nur selten jemand, wie sehr maschinen und geräte dem zauber der liebe verfallen sind, die romantische seite derer, denen noch nicht einmal eine seele zugemutet wird, aber der mensch an sich, er braucht sie und ihre angeblichen ausfälle, ist doch der bus der wahre amor dieses abends, und kein dicker engelsbub mit nacktem hintern und dem letzten pfeil in seiner hand.
aber gehen wir zurück zu juli und mars, die sich unbekannterweise neugierig anschauen, mit einem gefühl in der bauchgrube, das auch mit einer verstimmung bezeichnet werden könnte, je nach lage und grund. juli dachte, das er schöne haare hat, dunkle locken die scheinbar mit dem schal um die gunst des nackens kämpfen. das karussell lässt schnellstens seine hellen lampen ausfallen, um die macht der sekunde nicht nur zu nutzen, sondern schonungslos zu potenzieren, so dass sie mars, kaum erblickt, in einem neuen licht sieht, umrahmt, böse zungen würden sagen, kitschig in szene gesetzt. aber es ist ein erster eindruck den man behalten könnte, für später, für die geschichten, für die freunde, denen man zu silvester beim bleigiessen dieses erste treffen erzählt, und warum man immer nur kleine bleibusse giesst, denen die technik ausfällt.
mars, den wir just in diesem moment in gedämpften licht sehen, hat leider keine hand frei um a) arglos in julis richtung zu winken, oder b) hilflos, wie juli in diesem moment, mit der hand in der jackentasche ein taschentuch zu wringen. so steht er da, eine ahnung, was michelangelo damals meinte, links eine gestreifte papiertüte mit gebrannten mandeln, und rechts sein handy, noch ohne julis nummer, aber dennoch vibrierend.
sie sahen sich an. etwas knisterte, mars dachte an seine mandeltüte, juli an die brötchenrtüte in ihrer tasche, keiner kam auf den anderen und die luft drumherum. sie stand immer noch im bus, er meter entfernt draussen, die maschinen warteten, leicht verärgert, keinen pfeil zur hand zu haben.
ihnen geht es zu langsam ? sie möchten gleich hier und jetzt ein happy end, zwei getauschte telefonnummern, das noch vor weihnachten, damit wir uns vorstellen können, juli und mars kaufen schon nächste woche wilden lachs, limetten und frische äpfel für weihnachten ein, während die stadt einschneit, und sie gäben sich endlos verknallten küssen an supermarktkassen hin und verbrächten ein leben wie jeder andere auch ?
nein.
ein bus gibt nicht umsonst einer ausserfahrplanigen pause nach, ein karussell dimmt nicht mal eben seine elektronik, wenn es nicht um etwas ginge, um etwas hohes, um liebe nämlich.
während in mars papiertüte die mandeln kalt werden, überlegt juli konzentriert, was jetzt zu tun sei. sie denkt an ihre lebensjahre samt aller erfahrungen was männer angeht. zeitraffer an, wir sehen mikel, thomas, andy, henning und, jetzt war es an der zeit etwas kleinlich zu werden, sie nahm ihren schulfreund luca-maria auch noch mit in die illustre runde, schließlich ging es um knallharte statistik. und da sie bis auf luca-maria, der relativ neu in deutschland noch alles und jeden mit einem "ciao" versah, alle bei ihrem kennenlernen mit einem "hi" begrüßt hatte, das "hi" scheinbar eine eintrittskarte in zukünftige ex-beziehungen zu sein schien, beschloss juli in diesem moment, nie wieder "hi" zu einem mann zu sagen. und weil ihr klar wurde, das diese entscheidung die eine tür schloss, und eine neue öffnete, bekam sie auf der stelle angst vor der eigenen courage, und dachte sich, dass es vielleicht klüger wäre, überhaupt nie wieder mit einem vertreter dieser spezies zu reden, auf ewig zu verstummen und einfach nur noch dazustehen wie jetzt, und diesen jungen mann anzuschauen, wie er ...
wie er, einerseits aus verlegenheit, andererseits sein bauchgefühl als hunger fehlinterpretierend, die tüte mit den gebrannten mandeln an den mund führte, juli dabei weiterhin fest in die augen sah, sich mit dem mund eine mandel herausfischte und sie zwischen den zähnen mit einem zuckrigen knack zerbiss. er wusste in diesem moment noch nicht, dass er seine kompletten noch folgenden erdenjahre nie mehr ohne den gedanken an juli, wie sie in dem bus stand, mit leuchtend roter nase und einem verwirrten blick, gebrannte mandeln würde essen können. kaum vernahm sein hirn den zuckerknack, spulte es das band *juli ab, und er nahm es als jährlich wiederkehrendes, süsses schicksal zur weihnachtszeit.
mars ass also, und juli sah ihm dabei zu. was weder mars, noch die menschen um ihn herum wussten, war, dass juli, heute morgen noch in einem wartezimmer den gesammelten theorien der frauenzeitschriften fröhnend, einen dreiseitigen artikel über wie-männer-was-essen-und-was-das-jetzt-wieder-bedeutet gelesen hatte. gebrannte mandeln wurden dort nun nicht unbedingt besonders erwähnt, aber es wurde unterteilt in sinnliche, praktische und in fresser. juli strauchelte kurz in betrachtung und einteilung. war der gelockte unbkannte nun sinnlich oder fresser, oder am ende ein mischtyp ? sinnlich wäre toll, dachte sie weiter, während sich das taschentuch in ihrer folternden, warmen hand in seine bestandteile auflöste. juli hatte ihr leben lang immer nur fresser, die, egal was juli, ihre mutter oder giacomo, der ungekrönte italiener der stadt ihnen vorsetzte, alles mit einem gesicht der notdurft hinunterschlangen, die serviette zum naseputzen nahmen und mit einem "so!" jede mahlzeit, und, wie sich später herausstellen sollte, auch jeden kinofilm, jedes buch, und : jeden sex beendeten. "so!"
aber der mann dort drüben, der seine aufmerksamkeit nun zwischen ihr und seiner papiertüte aufteilte, der schien nichts zu sagen, keinen ton.
ich sollte hingehen, dachte sich juli, ich sollte hingehen, bloss nicht "hi" sagen, mir eine mandel nehmen, und warten, ob er "so!" sagt, wenn er mit der tüte fertig ist. und dann entscheiden.
"geht’s da vorne langsam mal weiter ? ich habe hunger!" kommt eine viel zu burschikose stimme aus einer sehr zarten oma, sitzreihe zwei.
"ich auch!" irgendwo hinter juli. niemand gab seinen platz auf, die sardinenlage lockerte sich um keinen centimeter, nur die jugendlichen, im grunde waren es gerade mal zwei, ein er und eine sie, beide bissen an den gegenüberliegenden enden ihrer pizza, der käse zog sich lang, es lag etwas in der luft, das schwerer war als knoblauch und trocken-oregano.
"ich weiß ja auch nicht..." der busfahrer seitlich des motors. ein beherzter griff des fahrers, ein
aufheulender laut des busses, mars wirkte in der darauffolgenden sekunde sehr unzufrieden und juli bekam den teint eines salzcräckers. was, wenn die türen schlossen, der fahrer sich in seine sitzmulde gleiten liess, den bus startete und wegfuhr ? wie lange würde der mittlerweile für juli fast wichtig gewordene junge mann, der auch noch sympathisch, attraktiv, ach was, dachte juli, zum anfressen war, dort an dieser stelle verharren und auf sie warten? wie lange reicht eine gestreifte papiertüte voll mit gebrannten mandeln zum überleben ? wie lange bräuchte sie, um zu hause eine art schnell-restaurierung vorzunehmen, ihre haare in den griff zu bekommen, ansatzweise phantastisch und gegen die mandeln anduftend wie zufällig wieder seines weges zu kommen, nicht "hi" zu sagen, und ihn ... was eigentlich ?
gut, schnelldurchlauf die zweite, die was-wäre-wenn reihe, archiv hinten links. wir spielen den abend ab jetzt durch > klappe, abend die erste!
juli steigt aus dem bus, stellt sich wie zufällig neben mars, bemerkt nicht die exotische schlange an der indischen weihnachtsbude direkt neben sich und wird von einem männlichen prachtexemplar einer ungiftigen spezies durch den mantel in ihren unterarm gebissen. mars ruft "lassen sie mich durch, ich bin arzt" zu den nicht zwischen ihnen stehenden menschen, nimmt ihren arm in beide hände, streift juli den handschuh ab und den ärmel hoch und sieht ihre feine gänsehaut, die sich von dieser stelle am arm über ihren ganzen körper zieht. ein dünner faden blut bahnt sich seinen weg durch die aufgestellten, feinen härchen, mars befeuchtet sich die lippen, nimmt ihr fleisch zwischen beide lippen und saugt das nicht vorhandene gift und sämtliche gegenargumente aus ihr heraus. juli währenddessen kann nicht glauben was sie sieht, bekommt zittrige beine, sagt "so!" und wird ohnmächtig.
schniiittt! furchtbar, so soll es nicht weitergehen.
klappe, abend die zweite bitte !
juli steigt aus dem bus. mars ist von ihrem entknautschten anblick so gefesselt, dass er die in seinem mund befindliche mandel unbeachtet und unzerkaut herunterschluckt. sie bleibt kurz hinter seinen tonsillen stecken, hadert wie beim flipper, ob sie rechts oder links will, entscheidet sich für die luftröhre, tillt und bleibt stecken. mars röchelt kurz, juli bemerkt es und ruft in die nicht vorhandene menschenmenge " lassen sie mich durch, ich bin ärztin!"
sie fängt ihn auf, sinkt mit ihm zu boden, legt eine hand in seinen nacken, und denkt, dass der schal und die weichen, dunklen locken jetzt konkurrenz bekommen, im kampf mit den nacken.
sie sehen sich an, ihre nackten hände in seinem nacken, eine sekunde, zwei, er hält still und sie haut ihm im gleichen moment so heftig in den rücken, wie sie ihm ihre lippen auf seine legt, vorbereitet, falls er luft bräuchte.
schniiiiitt! geht’s schlimmer ? dritter anlauf, jetzt aber bitte mit konzentration.
klappe, abend die dritte, ruhe bitte!
juli denkt, das könnte ihr schicksal sein, während das karussell die jukebox manipuliert und
dean martin lossingt. sie schraubt sich aus der sardinensituation des überfüllten busses, klopft sich den mantel glatt und wird unschlüssig, während mars das gefühl eines pfeiles in der rechten schulter hat und die tüte mit den mandeln sinken lässt. sie sehen sich an, sie denkt an schlaflos in seattle, er, das sie bitte keine tchibo-unterwäsche trägt und beide kommen sich näher, schritt für schritt, und wir sprechen hier von centimetern.
können sie sehen, wie langsam sie läuft ? können sie auch sehen, wie die luft dichter wird, der bus den atem anhält und die wolkendecke aufreisst ? ein sternenhimmel leuchtet über ihnen, als sie vor ihm steht, noch einmal tief luft holt und mit fester stimme und amok laufender seele den mund öffnet und ein "hey" haucht, welches formvollendet und schillernd in seine richtung schwebt, kurz inne hält und ihn dann betäubt. "hey" sagt auch mars, eine oktave tiefer als seine telefonstimme, aber das merkt er nicht, das merkt sie nicht, das wissen nur wir, die stillen beobachter.
juli. ich bin juli, sagt juli, und an dieser stelle lassen wir die beiden alleine, schauen noch einmal kurz zu dem bus, der anspringt und einen erleichterten fahrer aufnimmt, sehen, dass das karussell wieder auf normalbetrieb schaltet und wenn wir uns auf die zehenspitzen stellen, und einmal über die menge schauen, dann sehen wir dort hinten juli und mars, wie sie die seitenstrasse hinuntergehen, einzelheiten aufsaugend, sich ansehend.
wir hatten beide rote nasen, werden sie später sagen. aber das dauert noch.
Der regen war draussen, die tropfen finden sich in der mitte der scheibe, verbinden sich zu etwas großem und schwimmen den rest nach unten gemeinsam.
sie, wir nennen sie einfach mal juli, stand drinnen, gepfercht wie in einem zwinger, so würde sie später situation und lage am telefon beschreiben.
die scheiben im bus waren beschlagen, die welt draussen nur durch spektralfabene lichtreflexe in den rinnsalen an der fahrerscheibe und an den geräuschen zu erahnen. irgendwo weiter hinten sassen jugendliche mit knoblauchpizzen, der ganze bus wurde aromatisiert, schals vor empfindliche nasen gedrückt, missmutige, vielleicht auch hungrige blicke nach hinten verschickt.
warum ich, warum hier, warum nicht alles woanders, fragte juli sich, und bekam auch prompt keine antwort, wie sie es von sich gewohnt war. antworten, die hatten die anderen, sie nur die fragen. plötzlich die stelle, an der es bei regen besonders in den scheiben funkelte, der weihnachtsmarkt, der umfahren wird. die bustüren öffnen sich wie pforten, mandelduft, bratwurst und glühwein, alles huschte in den bus und kämpfte gegen knoblauch und den geruch nach nassen mänteln.
er stand direkt am stand vor der offenen bustür, und er sah sie in genau dem moment in ihrer sardinenlage, in dem der bus mit einem lauten seufzen aufgab und sich ausstellte. ein kurzes vibrieren, ein hüpfer, ein seufzer aus dem auspuff, dann stand er still und wirkte ein wenig ausgelassen. fragende gesichter der sardineninsassen, böse worte, feirabendgroll und ein augenpaar, welches nur eine kleine sache tat, und zwar den blick von aussen auffangen.
mars sah juli, juli blickte zurück und das karussell neben ihm fuhr eine extrarunde, aber das merkte keiner der beiden. überhaupt merkt ja nur selten jemand, wie sehr maschinen und geräte dem zauber der liebe verfallen sind, die romantische seite derer, denen noch nicht einmal eine seele zugemutet wird, aber der mensch an sich, er braucht sie und ihre angeblichen ausfälle, ist doch der bus der wahre amor dieses abends, und kein dicker engelsbub mit nacktem hintern und dem letzten pfeil in seiner hand.
aber gehen wir zurück zu juli und mars, die sich unbekannterweise neugierig anschauen, mit einem gefühl in der bauchgrube, das auch mit einer verstimmung bezeichnet werden könnte, je nach lage und grund. juli dachte, das er schöne haare hat, dunkle locken die scheinbar mit dem schal um die gunst des nackens kämpfen. das karussell lässt schnellstens seine hellen lampen ausfallen, um die macht der sekunde nicht nur zu nutzen, sondern schonungslos zu potenzieren, so dass sie mars, kaum erblickt, in einem neuen licht sieht, umrahmt, böse zungen würden sagen, kitschig in szene gesetzt. aber es ist ein erster eindruck den man behalten könnte, für später, für die geschichten, für die freunde, denen man zu silvester beim bleigiessen dieses erste treffen erzählt, und warum man immer nur kleine bleibusse giesst, denen die technik ausfällt.
mars, den wir just in diesem moment in gedämpften licht sehen, hat leider keine hand frei um a) arglos in julis richtung zu winken, oder b) hilflos, wie juli in diesem moment, mit der hand in der jackentasche ein taschentuch zu wringen. so steht er da, eine ahnung, was michelangelo damals meinte, links eine gestreifte papiertüte mit gebrannten mandeln, und rechts sein handy, noch ohne julis nummer, aber dennoch vibrierend.
sie sahen sich an. etwas knisterte, mars dachte an seine mandeltüte, juli an die brötchenrtüte in ihrer tasche, keiner kam auf den anderen und die luft drumherum. sie stand immer noch im bus, er meter entfernt draussen, die maschinen warteten, leicht verärgert, keinen pfeil zur hand zu haben.
ihnen geht es zu langsam ? sie möchten gleich hier und jetzt ein happy end, zwei getauschte telefonnummern, das noch vor weihnachten, damit wir uns vorstellen können, juli und mars kaufen schon nächste woche wilden lachs, limetten und frische äpfel für weihnachten ein, während die stadt einschneit, und sie gäben sich endlos verknallten küssen an supermarktkassen hin und verbrächten ein leben wie jeder andere auch ?
nein.
ein bus gibt nicht umsonst einer ausserfahrplanigen pause nach, ein karussell dimmt nicht mal eben seine elektronik, wenn es nicht um etwas ginge, um etwas hohes, um liebe nämlich.
während in mars papiertüte die mandeln kalt werden, überlegt juli konzentriert, was jetzt zu tun sei. sie denkt an ihre lebensjahre samt aller erfahrungen was männer angeht. zeitraffer an, wir sehen mikel, thomas, andy, henning und, jetzt war es an der zeit etwas kleinlich zu werden, sie nahm ihren schulfreund luca-maria auch noch mit in die illustre runde, schließlich ging es um knallharte statistik. und da sie bis auf luca-maria, der relativ neu in deutschland noch alles und jeden mit einem "ciao" versah, alle bei ihrem kennenlernen mit einem "hi" begrüßt hatte, das "hi" scheinbar eine eintrittskarte in zukünftige ex-beziehungen zu sein schien, beschloss juli in diesem moment, nie wieder "hi" zu einem mann zu sagen. und weil ihr klar wurde, das diese entscheidung die eine tür schloss, und eine neue öffnete, bekam sie auf der stelle angst vor der eigenen courage, und dachte sich, dass es vielleicht klüger wäre, überhaupt nie wieder mit einem vertreter dieser spezies zu reden, auf ewig zu verstummen und einfach nur noch dazustehen wie jetzt, und diesen jungen mann anzuschauen, wie er ...
wie er, einerseits aus verlegenheit, andererseits sein bauchgefühl als hunger fehlinterpretierend, die tüte mit den gebrannten mandeln an den mund führte, juli dabei weiterhin fest in die augen sah, sich mit dem mund eine mandel herausfischte und sie zwischen den zähnen mit einem zuckrigen knack zerbiss. er wusste in diesem moment noch nicht, dass er seine kompletten noch folgenden erdenjahre nie mehr ohne den gedanken an juli, wie sie in dem bus stand, mit leuchtend roter nase und einem verwirrten blick, gebrannte mandeln würde essen können. kaum vernahm sein hirn den zuckerknack, spulte es das band *juli ab, und er nahm es als jährlich wiederkehrendes, süsses schicksal zur weihnachtszeit.
mars ass also, und juli sah ihm dabei zu. was weder mars, noch die menschen um ihn herum wussten, war, dass juli, heute morgen noch in einem wartezimmer den gesammelten theorien der frauenzeitschriften fröhnend, einen dreiseitigen artikel über wie-männer-was-essen-und-was-das-jetzt-wieder-bedeutet gelesen hatte. gebrannte mandeln wurden dort nun nicht unbedingt besonders erwähnt, aber es wurde unterteilt in sinnliche, praktische und in fresser. juli strauchelte kurz in betrachtung und einteilung. war der gelockte unbkannte nun sinnlich oder fresser, oder am ende ein mischtyp ? sinnlich wäre toll, dachte sie weiter, während sich das taschentuch in ihrer folternden, warmen hand in seine bestandteile auflöste. juli hatte ihr leben lang immer nur fresser, die, egal was juli, ihre mutter oder giacomo, der ungekrönte italiener der stadt ihnen vorsetzte, alles mit einem gesicht der notdurft hinunterschlangen, die serviette zum naseputzen nahmen und mit einem "so!" jede mahlzeit, und, wie sich später herausstellen sollte, auch jeden kinofilm, jedes buch, und : jeden sex beendeten. "so!"
aber der mann dort drüben, der seine aufmerksamkeit nun zwischen ihr und seiner papiertüte aufteilte, der schien nichts zu sagen, keinen ton.
ich sollte hingehen, dachte sich juli, ich sollte hingehen, bloss nicht "hi" sagen, mir eine mandel nehmen, und warten, ob er "so!" sagt, wenn er mit der tüte fertig ist. und dann entscheiden.
"geht’s da vorne langsam mal weiter ? ich habe hunger!" kommt eine viel zu burschikose stimme aus einer sehr zarten oma, sitzreihe zwei.
"ich auch!" irgendwo hinter juli. niemand gab seinen platz auf, die sardinenlage lockerte sich um keinen centimeter, nur die jugendlichen, im grunde waren es gerade mal zwei, ein er und eine sie, beide bissen an den gegenüberliegenden enden ihrer pizza, der käse zog sich lang, es lag etwas in der luft, das schwerer war als knoblauch und trocken-oregano.
"ich weiß ja auch nicht..." der busfahrer seitlich des motors. ein beherzter griff des fahrers, ein
aufheulender laut des busses, mars wirkte in der darauffolgenden sekunde sehr unzufrieden und juli bekam den teint eines salzcräckers. was, wenn die türen schlossen, der fahrer sich in seine sitzmulde gleiten liess, den bus startete und wegfuhr ? wie lange würde der mittlerweile für juli fast wichtig gewordene junge mann, der auch noch sympathisch, attraktiv, ach was, dachte juli, zum anfressen war, dort an dieser stelle verharren und auf sie warten? wie lange reicht eine gestreifte papiertüte voll mit gebrannten mandeln zum überleben ? wie lange bräuchte sie, um zu hause eine art schnell-restaurierung vorzunehmen, ihre haare in den griff zu bekommen, ansatzweise phantastisch und gegen die mandeln anduftend wie zufällig wieder seines weges zu kommen, nicht "hi" zu sagen, und ihn ... was eigentlich ?
gut, schnelldurchlauf die zweite, die was-wäre-wenn reihe, archiv hinten links. wir spielen den abend ab jetzt durch > klappe, abend die erste!
juli steigt aus dem bus, stellt sich wie zufällig neben mars, bemerkt nicht die exotische schlange an der indischen weihnachtsbude direkt neben sich und wird von einem männlichen prachtexemplar einer ungiftigen spezies durch den mantel in ihren unterarm gebissen. mars ruft "lassen sie mich durch, ich bin arzt" zu den nicht zwischen ihnen stehenden menschen, nimmt ihren arm in beide hände, streift juli den handschuh ab und den ärmel hoch und sieht ihre feine gänsehaut, die sich von dieser stelle am arm über ihren ganzen körper zieht. ein dünner faden blut bahnt sich seinen weg durch die aufgestellten, feinen härchen, mars befeuchtet sich die lippen, nimmt ihr fleisch zwischen beide lippen und saugt das nicht vorhandene gift und sämtliche gegenargumente aus ihr heraus. juli währenddessen kann nicht glauben was sie sieht, bekommt zittrige beine, sagt "so!" und wird ohnmächtig.
schniiittt! furchtbar, so soll es nicht weitergehen.
klappe, abend die zweite bitte !
juli steigt aus dem bus. mars ist von ihrem entknautschten anblick so gefesselt, dass er die in seinem mund befindliche mandel unbeachtet und unzerkaut herunterschluckt. sie bleibt kurz hinter seinen tonsillen stecken, hadert wie beim flipper, ob sie rechts oder links will, entscheidet sich für die luftröhre, tillt und bleibt stecken. mars röchelt kurz, juli bemerkt es und ruft in die nicht vorhandene menschenmenge " lassen sie mich durch, ich bin ärztin!"
sie fängt ihn auf, sinkt mit ihm zu boden, legt eine hand in seinen nacken, und denkt, dass der schal und die weichen, dunklen locken jetzt konkurrenz bekommen, im kampf mit den nacken.
sie sehen sich an, ihre nackten hände in seinem nacken, eine sekunde, zwei, er hält still und sie haut ihm im gleichen moment so heftig in den rücken, wie sie ihm ihre lippen auf seine legt, vorbereitet, falls er luft bräuchte.
schniiiiitt! geht’s schlimmer ? dritter anlauf, jetzt aber bitte mit konzentration.
klappe, abend die dritte, ruhe bitte!
juli denkt, das könnte ihr schicksal sein, während das karussell die jukebox manipuliert und
dean martin lossingt. sie schraubt sich aus der sardinensituation des überfüllten busses, klopft sich den mantel glatt und wird unschlüssig, während mars das gefühl eines pfeiles in der rechten schulter hat und die tüte mit den mandeln sinken lässt. sie sehen sich an, sie denkt an schlaflos in seattle, er, das sie bitte keine tchibo-unterwäsche trägt und beide kommen sich näher, schritt für schritt, und wir sprechen hier von centimetern.
können sie sehen, wie langsam sie läuft ? können sie auch sehen, wie die luft dichter wird, der bus den atem anhält und die wolkendecke aufreisst ? ein sternenhimmel leuchtet über ihnen, als sie vor ihm steht, noch einmal tief luft holt und mit fester stimme und amok laufender seele den mund öffnet und ein "hey" haucht, welches formvollendet und schillernd in seine richtung schwebt, kurz inne hält und ihn dann betäubt. "hey" sagt auch mars, eine oktave tiefer als seine telefonstimme, aber das merkt er nicht, das merkt sie nicht, das wissen nur wir, die stillen beobachter.
juli. ich bin juli, sagt juli, und an dieser stelle lassen wir die beiden alleine, schauen noch einmal kurz zu dem bus, der anspringt und einen erleichterten fahrer aufnimmt, sehen, dass das karussell wieder auf normalbetrieb schaltet und wenn wir uns auf die zehenspitzen stellen, und einmal über die menge schauen, dann sehen wir dort hinten juli und mars, wie sie die seitenstrasse hinuntergehen, einzelheiten aufsaugend, sich ansehend.
wir hatten beide rote nasen, werden sie später sagen. aber das dauert noch.
adventsref
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Dienstag, 13. Dezember 2005
invisible.
er sagte, er könne nur an europa denken, die ganze zeit. wenn er sitzt, raucht und einen kaffee trinkt, dann kreise sein ganzes denken nur um europa. er sitzt in einem halben haus am meer in ceuta, und bindet zwei kanister zusammen, mit denen er übers meer schwamm. er hat sie unter sich gebunden, sie gaben ihm sicherheit im offenen meer. und ja, es wäre kalt gewesen, es war ja im dezember. man müsse was riskieren. wer nichts riskiert, der gewinnt nichts, sagt er. sein name ist oumar und sein europa ist nur fünfundzwanzig kilometer über das wasser von ihm entfernt. einmal übers meer, das müsse er noch schaffen. er möchte in einem café sitzen, mit seiner familie telefonieren und sagen, das es ihm gut ginge, dort in europa. wenn sie fragen, wo er wäre, würde er sagen, hier, ich bin hier.
an editas wand hängen photos, alt und vergilbt. hier, das bin ich, sagt edita, mit meinen beiden schwestern und meiner mutter. und das in meinem frisörladen in ecuador. edita ist transexuell, singt beim wäsche waschen laute lieder aus ihrer heimat, und spannt eine plane im wald auf, wo sie anschaffen geht. sie sagt, sie hätte schon viele arbeiten gemacht, in ihrem leben, und die vier jahre im bergwerk, die wären gut gewesen, es hätte viel geld gegeben. sie hat grübchen beim lachen, trinkt viel bier, und liebt paris. wird sie ausgewiesen, dann bleibt sie eine oder zwei wochen in ecuador, und fliegt zurück, zum nächsten versuch nach paris.
prince kommt aus nigeria, und wartet in dem abschiebegefängnis in tilburg auf seine ausweisung. er zeigt photos von seiner frau hier in deutschland. sie seien nicht verheiratet, aber gelebt hätten sie wie mann und frau. auf dem nächsten bild ist er mit ihrer mutter zu sehen, sie stehen in einer küche und umarmen sich. lucky days, sagt prince und wird zum flughafen gebracht. dort weigert er sich einzusteigen, und wird in die unit x gesteckt, ein gefängis im gefängnis für menschen wie ihn, die nicht nach hause wollen. er hat eine wunde an der stirn und blaue flecken an den handgelenken, die polizisten waren nicht unbedingt nett zu ihm. prince spricht nur gut über europa, es gäbe hier keine gewalt, sagt er. seit dem er in europa ist, hätte er keine gewalt auf den strassen erlebt, wie bei ihm zu hause. er sagt, es wäre ein guter platz um zu leben, zu arbeiten, und frau und kinder zu haben. und er wäre kein krimineller, auch wenn er illegal hier sei.
als er zurück in lagos ist, wird er in der folgenden nacht von bewaffneten männern ausgeraubt. er sagt, er ist nicht mal drei tage zurück in seiner angeblichen heimat, und könnte schon tot sein. geld für einen rückflug, einen neuen versuch, das hätte er nicht mehr.
einzelgeschichten, fünf stück. menschen, die gott danken, jeden tag, für ein leben das unsicherer kaum sein könnte. illegal in fremden ländern, immer die hoffnung, es könnte gehen, man hätte einen neuen platz zum leben. sie schlagen sich durch, sie sind fleissig, halten zusammen und hängen photos aus der heimat auf. malika sagt, sie hätten ein normales leben geführt, ganz alltäglich, und nie daran gedacht, das es anders werden könnte. anders heißt, das ein krieg ausbrach und sie als familie zu illegalen flüchtlingen in polen wurden. sie sehen grau und müde aus, die erwachsene tochter spricht nicht, und alle zusammen möchten sie ein restaurant eröffnen.
ich denke oft, wer zieht die grenzen ? gerichte urteilen über menschen, die freiwillig in einem loch leben, fast mittellos und ihr ganzes leben in einem land ließen, das sie bedroht, weil sie gegen den strom dachten, nicht mit in den krieg wollten oder mitten drin sassen und dank krieg alles verloren. sie haben menschen dort, die sie vermissen, sie sind einsam und danken trotzdem gott, allah, dem himmel oder dem meer für das, was sie am tag haben.
eine nachdenkliche doku, einblicke in leben, die man nicht täglich trifft, weil sie nicht öffentlich sind.
oumar übrigens, den sah man später auf ein paar bildern in einem café sitzen. oumar mit einer tassee kaffee, oumar mit einem mobiltelefon, oumar in europa.
man konnte ein bißchen lächeln, am schluss.
an editas wand hängen photos, alt und vergilbt. hier, das bin ich, sagt edita, mit meinen beiden schwestern und meiner mutter. und das in meinem frisörladen in ecuador. edita ist transexuell, singt beim wäsche waschen laute lieder aus ihrer heimat, und spannt eine plane im wald auf, wo sie anschaffen geht. sie sagt, sie hätte schon viele arbeiten gemacht, in ihrem leben, und die vier jahre im bergwerk, die wären gut gewesen, es hätte viel geld gegeben. sie hat grübchen beim lachen, trinkt viel bier, und liebt paris. wird sie ausgewiesen, dann bleibt sie eine oder zwei wochen in ecuador, und fliegt zurück, zum nächsten versuch nach paris.
prince kommt aus nigeria, und wartet in dem abschiebegefängnis in tilburg auf seine ausweisung. er zeigt photos von seiner frau hier in deutschland. sie seien nicht verheiratet, aber gelebt hätten sie wie mann und frau. auf dem nächsten bild ist er mit ihrer mutter zu sehen, sie stehen in einer küche und umarmen sich. lucky days, sagt prince und wird zum flughafen gebracht. dort weigert er sich einzusteigen, und wird in die unit x gesteckt, ein gefängis im gefängnis für menschen wie ihn, die nicht nach hause wollen. er hat eine wunde an der stirn und blaue flecken an den handgelenken, die polizisten waren nicht unbedingt nett zu ihm. prince spricht nur gut über europa, es gäbe hier keine gewalt, sagt er. seit dem er in europa ist, hätte er keine gewalt auf den strassen erlebt, wie bei ihm zu hause. er sagt, es wäre ein guter platz um zu leben, zu arbeiten, und frau und kinder zu haben. und er wäre kein krimineller, auch wenn er illegal hier sei.
als er zurück in lagos ist, wird er in der folgenden nacht von bewaffneten männern ausgeraubt. er sagt, er ist nicht mal drei tage zurück in seiner angeblichen heimat, und könnte schon tot sein. geld für einen rückflug, einen neuen versuch, das hätte er nicht mehr.
einzelgeschichten, fünf stück. menschen, die gott danken, jeden tag, für ein leben das unsicherer kaum sein könnte. illegal in fremden ländern, immer die hoffnung, es könnte gehen, man hätte einen neuen platz zum leben. sie schlagen sich durch, sie sind fleissig, halten zusammen und hängen photos aus der heimat auf. malika sagt, sie hätten ein normales leben geführt, ganz alltäglich, und nie daran gedacht, das es anders werden könnte. anders heißt, das ein krieg ausbrach und sie als familie zu illegalen flüchtlingen in polen wurden. sie sehen grau und müde aus, die erwachsene tochter spricht nicht, und alle zusammen möchten sie ein restaurant eröffnen.
ich denke oft, wer zieht die grenzen ? gerichte urteilen über menschen, die freiwillig in einem loch leben, fast mittellos und ihr ganzes leben in einem land ließen, das sie bedroht, weil sie gegen den strom dachten, nicht mit in den krieg wollten oder mitten drin sassen und dank krieg alles verloren. sie haben menschen dort, die sie vermissen, sie sind einsam und danken trotzdem gott, allah, dem himmel oder dem meer für das, was sie am tag haben.
eine nachdenkliche doku, einblicke in leben, die man nicht täglich trifft, weil sie nicht öffentlich sind.
oumar übrigens, den sah man später auf ein paar bildern in einem café sitzen. oumar mit einer tassee kaffee, oumar mit einem mobiltelefon, oumar in europa.
man konnte ein bißchen lächeln, am schluss.
die hölle in bildern :
( angeekelt aus irgendeinem forum mitgenommen, wo es ganz viele brüder und schwestern hat. dieses hier aber war das übelste der kompletten familie gif. )
Montag, 12. Dezember 2005
! KACKSALAT !
als ausruf von echtem, entnervten eigendilemma, nicht als ablehnung von grünem abendessen.
noch mal, tut nämlich gut :
KACKSALAT!
KACKSALAT!
KACKSALAT!
hach.
KACKSALAT!
[ für die eben aus der mitte entsprungene rubrik: "wenn man ein_mal nicht auf seinen bauch hört !" ]
( ach so, für die nahe stehenden : macht euch keinen gedanken, frauen sind so. )
{ für madame m.von k. : danke fürs wort, ich habs lieb gewonnen. }
noch mal, tut nämlich gut :
KACKSALAT!
KACKSALAT!
KACKSALAT!
hach.
KACKSALAT!
[ für die eben aus der mitte entsprungene rubrik: "wenn man ein_mal nicht auf seinen bauch hört !" ]
( ach so, für die nahe stehenden : macht euch keinen gedanken, frauen sind so. )
{ für madame m.von k. : danke fürs wort, ich habs lieb gewonnen. }
morgens, halb zehn in deutschland.
man könnte auch sagen, mein körper hats geahnt. denn -
als ich um kurz nach acht in meinem klamottenschrank in die
"olle sport-shirts"-ecke griff, statt in die "muckelige couch-wear-mit-arbeit-an-laptop"-ecke, da meinte ich ihn laut und störrisch seufzen zu hören. als dank drehte er zeitglich, als petrus die nieselregenregler auf "weit offen" stellte, die blutdruckregler auf "tiefschlaf" und ich schleppte mich müde und frierend zum bus, mit schlapp an der tasche baumelnden
schuhen.
eine viertelstunde später sass ich in exakt gleichem zustand, also wacker gähnend und still in mich hinein frierend, in einer riesigen halle mit lux-starkem licht, legte mich aufs handtuch und harrte der dinge die da kommen sollten.
der kurs hieß body-shape, der trainer weiß nicht, aber er hatte ein head-set und eine CD dabei.
keine minute später sah ich mich mit rudernden armen und noch etwas steif in der hüfte koordinativ glanzleistung bringen.
während meine zwei beine rhythmisch von links nach rechts rannten, der hintern dabei zu "born to be alive" wackelte, und die arme wie bei saturday night fever rauf und runter, rauf und runter hetzten, versuchte ich gleichmäßig nach luft zu schnappen und dabei nicht meine nachbarin in den bauch zu treten. "lääächeln, und die platze rein", rief mr. headset, und um mich herum wurde geschnauft und geprustet.
der kurs war 6 minuten alt, und alle hatten wir knallrote bäckchen, die uns aus der spiegelwand entgegenleuchteten.
so geht das also, dachte ich, als ich meine beinmuskeln unter mir erst dramatisch zittern und dann versagen sah. ein blick in den spiegel auf meine mitstreiterinnen zeigte aber, dass sich von denen schon ein paar hingelegt hatten, es war also für alle so unglaublich toll wie für mich.
nach 30 minuten sog ich meinen mitgebrachten liter isoschlapp in einem zug herunter, und es kam als wasserdampf sofort aus meinem kompletten körper wieder retour. es war unglaublich, der trainer hatte mich zu einem dampfbügeleisen gemacht, und das mit knappen ansagen und an einem frühen montag morgen. in den wohlverdienten 2-sekunden-pausen die er uns zugestand, hatte man ausreichend zeit und muße, platt mit dem gesicht auf diesem step-teil sein handtuch lieben zu lernen und sich die handtücher und keuchenden gesichter seinerschwestern leidensgenossinen anzuschauen. man fühlte sich nicht so ganz allein in seiner pfütze, der schweiss der anderen verband uns zu einer eingeschworenen gemeinschaft derjenigen, die sich irgendwann mal dachten, "och, da geh ich auch mal hin, das guck ich mir mal an."
LÄCHELN !, werden meine gedanken unterbrochen, ein dicker tropfen macht hula mit meiner wimperntusche, und ich zähle seit einer gefühlten ewigkeit rückwärts, dachte bei 12 schon, mir brechen die arme ab, bei 8 schnalzte meine bauchmuskulatur hörbar und bei 4 sank ich mit einem ach, egal jezz nach hinten, zumsterben sitzen, zum luft holen.
ich konnte meine arme nicht mehr heben, aber das schien normal zu sein nach dieser einen übung, die anderen frauen sahen ebenfalls aus wie gorillas mit zu langen armen und wirkten ratlos, fröhlich, totmüde.
was soll ich sagen, nach 50 minuten war mein kreislauf fit, frieren ein fremdwort und ich weiß seit heute morgen, warum man bei so kursen keine strings tragen sollte.
wenn ich jetzt noch baccara mit "yes sir, i can boogie" aus dem ohr bekomme, dann könnte der montag ein freund werden.
[ applaus, vorhang, lu schleicht mit zittrigen beinen zum nikolaussocken und fischt sich eine nougatglocke heraus ]
als ich um kurz nach acht in meinem klamottenschrank in die
"olle sport-shirts"-ecke griff, statt in die "muckelige couch-wear-mit-arbeit-an-laptop"-ecke, da meinte ich ihn laut und störrisch seufzen zu hören. als dank drehte er zeitglich, als petrus die nieselregenregler auf "weit offen" stellte, die blutdruckregler auf "tiefschlaf" und ich schleppte mich müde und frierend zum bus, mit schlapp an der tasche baumelnden
schuhen.
eine viertelstunde später sass ich in exakt gleichem zustand, also wacker gähnend und still in mich hinein frierend, in einer riesigen halle mit lux-starkem licht, legte mich aufs handtuch und harrte der dinge die da kommen sollten.
der kurs hieß body-shape, der trainer weiß nicht, aber er hatte ein head-set und eine CD dabei.
keine minute später sah ich mich mit rudernden armen und noch etwas steif in der hüfte koordinativ glanzleistung bringen.
während meine zwei beine rhythmisch von links nach rechts rannten, der hintern dabei zu "born to be alive" wackelte, und die arme wie bei saturday night fever rauf und runter, rauf und runter hetzten, versuchte ich gleichmäßig nach luft zu schnappen und dabei nicht meine nachbarin in den bauch zu treten. "lääächeln, und die platze rein", rief mr. headset, und um mich herum wurde geschnauft und geprustet.
der kurs war 6 minuten alt, und alle hatten wir knallrote bäckchen, die uns aus der spiegelwand entgegenleuchteten.
so geht das also, dachte ich, als ich meine beinmuskeln unter mir erst dramatisch zittern und dann versagen sah. ein blick in den spiegel auf meine mitstreiterinnen zeigte aber, dass sich von denen schon ein paar hingelegt hatten, es war also für alle so unglaublich toll wie für mich.
nach 30 minuten sog ich meinen mitgebrachten liter isoschlapp in einem zug herunter, und es kam als wasserdampf sofort aus meinem kompletten körper wieder retour. es war unglaublich, der trainer hatte mich zu einem dampfbügeleisen gemacht, und das mit knappen ansagen und an einem frühen montag morgen. in den wohlverdienten 2-sekunden-pausen die er uns zugestand, hatte man ausreichend zeit und muße, platt mit dem gesicht auf diesem step-teil sein handtuch lieben zu lernen und sich die handtücher und keuchenden gesichter seiner
LÄCHELN !, werden meine gedanken unterbrochen, ein dicker tropfen macht hula mit meiner wimperntusche, und ich zähle seit einer gefühlten ewigkeit rückwärts, dachte bei 12 schon, mir brechen die arme ab, bei 8 schnalzte meine bauchmuskulatur hörbar und bei 4 sank ich mit einem ach, egal jezz nach hinten, zum
ich konnte meine arme nicht mehr heben, aber das schien normal zu sein nach dieser einen übung, die anderen frauen sahen ebenfalls aus wie gorillas mit zu langen armen und wirkten ratlos, fröhlich, totmüde.
was soll ich sagen, nach 50 minuten war mein kreislauf fit, frieren ein fremdwort und ich weiß seit heute morgen, warum man bei so kursen keine strings tragen sollte.
wenn ich jetzt noch baccara mit "yes sir, i can boogie" aus dem ohr bekomme, dann könnte der montag ein freund werden.
[ applaus, vorhang, lu schleicht mit zittrigen beinen zum nikolaussocken und fischt sich eine nougatglocke heraus ]
Sonntag, 11. Dezember 2005
pc & pixel
happy birthday, digga !
( dieses bild ist für den mc, der heute geburtstag hat. da ich weder in der lage war, eine torte zu schicken, noch aus selbiger hinauszuhüpfen - auch eine möglichkeit, mal wieder nackich in kiel zu sein - hinterlasse ich heiße hasen in knappen höschen - hallo google - als geburtstagskarte. allet jute, winkelchen, und ein phantastisches nächstes lebensahr ! )
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