Montag, 18. Januar 2010

So 17.01.2010

Als der Altkatz das erste mal vor der Schlafzimmertür nieste, hab ich mich auf links gedreht, gefühlt die halbe Nacht halbwach. Beim zweiten Nieser habe ich auf mein Mobiles geguckt, 7:28, draussen noch stockduster, und ich dachte okay, alles nach 7 bedeutet, ihm ‚isset nich’, wie der Rheinländer sagt.
Seit dem Sommer hat der im 17. Lebensjahr steckende Überbleiber der 4 Fellchen Probleme mit den Nieren, was ihn mager werden lässt, was ihn täglich Medizin in Katzenmilch versenkt beschert, was ihn saufen lässt wie ein Ochse, pinkeln wie ein Gaul, und mal hat er Tage wo ihm übel ist, und mal, wo es
ihm super geht. Wie das halt so ist, wenn die Entgiftungsanlage im Körper nicht mehr ganz rund läuft.

Altkatz Tin-Tin ist mein natürlicher Wecker. Irgendwann gegen sechs kommt er warm und wackelig aus seinem Korb, streckt sich und geht knarzend die Treppen in die erste Etage hinauf, bis zu der Tür hinter der seine Menschen schlafen. Er rollt sich auf dem Teppichklecks vor der Tür zusammen und wartet. Ich weiß nicht, ob er auf meinen Schlaf achtet, ob er es hört, wenn mein Schlaf langsam flacher wird, ich mich mehr bewege. Irgendetwas gibt ihm den Impuls (meist zur selben Zeit, was ich wirklich bemerkenswert finde) zu seinem ersten, leisen Meow, welches beim zweiten sofort lauter wird, und ich höre ihn sofort, werde wach, drehe mich noch einmal um, und je nach Lautstärke seines Weckrufs komme ich mal schneller und mal langsamer in die Puschen. Mittlerweile hat es sich (zumindest diesen Winter) herausgestellt, dass vor sieben bedeutet ‚Hey, ich bin topfit und habe einen Mordshunger!’, und nach sieben ‚Okay, ich tu hier nur meinen Job, also gib Dich gleich damit zufrieden, wenn Du todmüde dabei zusehen darfst, wie ich nur kurz an meinem Futter lecke und mich dann wieder hinlege’. Mir ist alles recht, ich stehe gern für mein Opachen auf, und die kleinen freut es sowieso.

Wenn ich die Schlafzimmertür öffne, kommt vom Altkatz ein Bestätigungston, der mal so und mal so ausfällt. Im gleichen Atemzug kommt Katerkerlchen Hugo die Treppen hochgerast, stolpert oft über seine eigene Begeisterung, quietscht, weil richtiges Miauen bei ihm irgendwie nicht drin ist. Dann gibt es ein dumpfes Plumpsgeräusch, was bedeutet, das Katze Irma ein paar Meter neben uns in meinem Arbeitszimmer vom Schrank herunterspringt, schlafwarm aus dem Körbchen, wo sie die Nacht alleine verpennt. Sie streckt sich den ganzen Weg hinunter, bis vor ihren Napf. Dann wird in der Küche eine Runde durch die Luft gesprungen (Hugo), ein Napf mit der Nase über die Fliesen geschoben (Irma), steifbeinig aber begeistert mitten im Weg gestanden (Tin-Tin). Ich schiebe ich alle hinaus, um in Ruhe Näpfe zu füllen, Medizin zu versenken, Kaffee zu kochen.
Ich liebe diese stillen Rituale am Morgen, wenn noch alles ruhig ist.
Die Kleinen essen in der Küche bei geschlossener Tür, weil sie Tierheimbedingt starken Futterneid ausleben, und zu viel an Näpfen und Buhlern nur Stress bedeutet. Tin-Tin isst in Ruhe im Wohnzimmer auf dem großen Esstisch, man könnte auch sagen, er tafelt. Es hat sich so eingespielt, dass ich neben ihm sitze, wenn er erst einmal am Napf rummäkelt. Jeden Tag ist sein Appetit anders, am Vortag heißhungrig gefuttertes wird am nächsten Morgen mit Verachtung liegen gelassen. Ich nehm das pragmatisch, will er dies nicht, biete ich das an, Hauptsache er frisst. Und das macht er am besten, wenn ich ihm zwischendurch mal über den Rücken streichel, das Futter mit dem Finger auflockere, den Napf noch einmal hinstelle. Wir müssen diesen Winter irgendwie hinbekommen, ich weiß, dass es ihm im Frühling besser gehen wird, wenn es wärmer wird und er draussen seine alten Knochen in die Sonne legen kann. Der Ex-Wohnungskater genießt mein eingelöstes Versprechen und sitzt am liebsten an seinem Grasbüschel und guckt Vögel, oder liegt auf der Bank in der Sonne und guckt die Besucherkatze an.
Wie kam ich jetzt drauf? Ach ja, „Als der Altkatz das erste mal vor der Schlafzimmertür nieste…“
So fing der Sonntag an. Der Rest verging irgendwie, meist liegend, mit DVDs, mit Ziegenkäsehappen und Rotwein am Mittag, mit Bügelbergen und Regen am Nachmittag, mit den Osbournes, Kapern und dem jeweiligen Spaß am Abend. Nächstes Wochenende arbeite ich bei Frankfurt durch, deswegen genieße ich dieses komplett und arbeitsfrei.
Sollte irgendwo ein Sack Reis umgekippt sein, so habe ich davon nichts mitbekommen. Trotz twitter.