Montag, 21. Juli 2008

die große vierzig.

Eben bei der 2Monats-Planung über den Tischkalender erfahren, dass ich in 2,5 Wochen vierzige, und ich hab noch-
also Moment, langsam.
Keine Panik vor Nullen, die hatte ich in der Pubertät nicht, die blieb stoisch aus, als ich 30 wurde, und alle gleichaltrigen Kolleginnen kollektiv Koller schoben (was eine 3er-Kombi, meine Herren!) Drogen warfen und sich in zu enge Kleider steckten, und auch jetzt kann ich keine Tendenzen von Seltsamkeiten entdecken, außer das mir ab und an der Musikgeschmack nach hinten abgleitet, aber damit kann ich wahnsinnig gut leben.

Trotzdem bleibt dieses dringende Gefühl mir endlich einen Mops zu suchen diesem Fest eine Krone aufzusetzen, mit etwas neuem ins nächste Zeitalter, vielleicht ein neues Parfüm, ein neuer Ring, so etwas in der Art. Jetzt mit diesem Wissen habe ich noch 2,5 Wochen Zeit, mir einen Meilenstein auszusuchen.
Vielleicht der Tiger auf dem Po, der Tätowierer arbeitet schließlich direkt ums Eck.

Bukowski, das las ich letzte Woche, hatte zur eigenen Endlichkeit auch einen schicken Gedanken, und der ging so:

Kaum war ich auf der Straße, da rief jemand nach mir. Es war der alte Herr von nebenan. Ich stieg die Stufen zu seiner Haustüre hoch. Er trug eine Schlafanzughose und ein altes graues Sweatshirt. Ich gab ihm die Hand. "Wer sind sie?"fragte er.
"Ich bin ihr Nachbar. Ich wohne schon zehn Jahre hier."
"Ich bin sechsundneunzig", sagte er.
"Ich weiß, Charley."
"Der liebe Gott will mich nicht, weil er Angst hat, ich nehm ihm den Job weg."
"Das könnten Sie, ja."
"Dem Teufel seinen könnt ich auch."
"Jederzeit."
"Wie alt sind Sie?"
"Einundsiebzig."
"Einundsiebzig?"
"Ja."
"Das ist auch alt."
"Wem sagen Sie das, Charley."

Wir schüttelten uns die Hand, ich ging seine Treppe wieder runter, zurück auf die abschüssige Straße, vorbei an den matten Häusern und müden Pflanzen.
Auf dem Weg zur Tankstelle.
Wieder einen Tag vertan.

(Auszug aus "Den Göttern kommt das große Kotzen", Charles Bukowski, 2. Oktober 91.)