Montag, 1. Oktober 2007

kekse, süß wie arbeit.

Ein nicht sinken wollendes Thema, ein Allgemeinthema möchte ich sagen, war am Wochenende ja wohl der Regen.
Ich konnte nicht mitreden, weil hier war Sonne, Herbst, innerhäusliche Betriebsamkeit, gut gepflegte Befindlichkeit und eine Zeitung wurde sogar zum Sonntag Morgen rangeschafft, so weit war es schon.

Regen. Hätte es doch mal, hätte ich sicher noch mehr 'geschafft'. Lochend, abheftend, den wirklich richtigen Ordner suchend sass ich in einem Blätterteich (Meer wäre an dieser Stelle übertrieben) und dachte ganz wie in High Fidelity an die perfekte Lebens-Orga in Form von der perfekten Ordner-Organisation. Geht die von A bis Z, thematisch, von aktuell bis abgelegt oder nach Farben?
Gescheitert. Die Abrechnung meines Dentisten habe ich jetzt doch wieder zwischen die Abrechnungen 99 bis 2002 geklemmt, weil da Platz war. Pragmatismus funktioniert also auch an solch überzeugend öden Orten.

Dann zwei Partys, die ich nicht geschafft habe.
Dann meine komplette Verweigerung dem Thema und Lebensmittel Huhn, schwer geschädigt wie ich frisch bin. Ich gleiche so etwas ja immer sofort wieder aus, indem ich eine Extra-Spende an den WWF oder Animal Peace mache, Greenpeace oder Food Watch, je nachdem, in welchem Lebensordner das Thema dann abgelocht und geheftet auf Vergeltung wartet. Bringt super Aufkleber fürs Fahrrad und eine Weste wie mit dem Spinnrad-Baukasten gewaschen. Ein gewisser Grauschleier bleibt, die Umrisse des Rotweinflecks sind auch noch mit Brille erkennbar, aber der Rest: sauber. Werde im Anschluss direkt mal 'Huhn und Vergeltung' googeln.

Was noch?
Ach ja, ich habe Verstärkung in Sachen Motivation bekommen. Eine Postkarte, welche ich gestern beim aufräumen fand. Auf dem Bild die Art Haus, welches ich mir in Zukunft vorstellen könnte, in Form eines hübsch maroden Steinhauses in Frankreich, mit eben so maroden und gesprungenen Tontöpfen aus denen alle Kräuter der Provence potent herauswuchern, Lorbeer flutet den sehr anmutigen Schlund des Kellers ein, die sehr niedlichen und abgeblätterten Fensterläden versprechen grobe Möbel und gesprungene Tassen mit Blütenmotiven, und dort, wo der Oleander heraus quillt, da könnte ein Schlafzimmer sein, weiße Bettwäsche, natürlich, und ein Hauch von Kaffee hängt über all dem.
Kaffee und Frieden.

In echt wäre man natürlich geistesgestört, würde man in solch ein marodes Objekt noch seine letzten Ersparnisse stecken, und wer weiß, in welchem Zustand das Dach ist, das wurde nämlich und sicher mit Bedacht extra nicht mit aufs Bild gelassen, weil da Horden von wilden Schwalben alles unterbaut haben, und die Schwalbennester am Ende das Einzige sind, was das ganze Haus noch auf dem Keller hält.
Vorausgesetzt es hat einen Keller.

Wie dem auch sei, diese Postkarte fand ich gestern sehr passend, meine Motivation zu steigern, und ich kritzelte mit einem Kugelschreiber oben auf den weißen Rand 'Traumhaus!' und unten nutzte ich die weiße Fläche für folgende Motivation, welche mich ab nun Tag für Tag vor die Hütte treiben sollte, Fleiß und Stullen im Juten Beutel:
'ARBEITE!' Dahinter ein Smiley, als könnte es nicht ärger kommen.

Frisch gefasster Entschluss gerade überarbeitet: Ich werde diese Postkarte gleich wieder zu den anderen Postkarten in den Karton legen, der Absender ist übrigens mein alter Hausmeister Schosch, den ich quasi zu dieser Reise mit seinem Haumeisterbus überredet hatte. Im Gegenzug fütterte ich seine Fische und durfte seine Waschmaschine benutzen, was damals eine sehr große Zeitersparnis für mich Waschmaschinenlose war, dafür aber die Nachbarn schmunzeln ließ, wenn ich spät Abends mit frisch gewaschender Wäsche aus der Tür des Hausmeisters im zweiten Stock kam. Das alles war 2002, also im Ordner direkt nach den Rechnungen meines Dentisten.

Faden verloren, aber gut so. Noch zu tun (dringend) bis zum Nachmittagsjob: Einen Berg dieser Kekse backen, die ich neuerdings dringend zum Leben brauche, (M. auch) und weiterhin super Konzepte abringen, super Angebote per Mail durchblättern, mich vor lauter überirdisch bezahlter Jobs gar nicht mehr Entscheiden können, und deswegen einfach weiterhin diese Kekse backen, die ich neuerdings dringend zum Leben brauche. Und M. auch.

(Achtung, im letzten Abschnitt befindet sich eine Aussage, die pure Ironie enthält.)