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Montag, 12. Februar 2007
"6 kleine Kuriositäten von Lu", der Stock des Wochenendes.
Dieser Stock hat etwas gelegen, aber gut Ding' will erst mal nachgefragt werden, von daher mit Delay und gut gefüllt:
1/ Der "Darf ich mal rasch?"-Tick.
Ich habe einen Autisten inne, und der räumt heimlich auf, weg und sortiert neu.
Komme ich in ein Wartezimmer, rücke ich mal eben schnell die Zeitungen gefällig zurecht, neulich beim Zahnarzt hat mich mein sehr schief angelegter Latz fast den Rest Nerven gekostet und letzte Woche auf dem Trödelmarkt, da hat mich M. an einem Stand mit einem Haufen Silberbesteck nur zwei Minuten unbeaufsichtigt gelassen, und als er sich zu mir umdrehte war das Silberbesteck plötzlich in seine vier verschiendenen Ausfertigungen sortiert, Löffel zu Löffel, Kuchengabel an Tortenheber, natürlich nach Gattung und Silbergehalt.
Gekauft haben wir es am Ende nicht, aber es war für den nächsten Interessenten sicherlich, sagen wir mal, übersichtlicher.
Als Mädchen-Lu habe ich Schritte von hier nach dort gezählt und Orakel daraus gemacht. Blieb ich unter einer gewissen Zahl, würde alles gut, lag ich darüber, müssen alle sterben.
So oder ähnlich.
Kindheit kann anstrengend sein!
Ich bin übrigens bekennende Monk-Versteherin, lasse diese anfallenden Impulse aber nur in einem von 16 Fällen durch.
2/ Der "Karma-Effekt"-Tick.
Ich hatte die Tage mal so locker rumgefragt, im engsten Kreis, was denn meine Kuriositäten ausmachen würde, und ungebremst kam als erste Antwort immer: "Lu, Du rettest doch alles was kleiner ist als Du, und mindestens 0 bis 12 Beine hat!"
Stimmt. Stimmt auffallend, und auch das läuft so, seitdem ich meine eigenen vier Extremitäten unter Kontrolle habe.
Regenwürmer sind arg von meiner Lebensrettung betroffen, das wissen meine Lehrer von einst noch, das ich spätstens ab Herbst immer zu spät in den Unterricht kam, man meinen gebückten Körper aber lange vor meinem Eintreffen in der Klasse durch die großen Fenster der Schule verfolgen konnte, wie er sich schnell von den Pfützen zum nächsten Grünstreifen bewegte, immer hin und her, schlaffe oder sich wild hin und herwerfende Wurmkörper zwischen den nassen Fingern haltend.
Ich mache das nebenbei, merke kaum, was ich da tue, und
achte dabei auch nicht, mit wem ich gerade durch den Regen gehe.
M. kennt das schon, mitten im Gespräch mein jäher Ausruf "OHNEIN, der Arme, den hats schon erwischt!" und ich mit einem aufgeweichten Wurm in der Hand mitten in der Stadt stehe.
Oder im Grünen. Ein Mann an meiner Seite muss schon Wurm-und Insektenfest sein, er muss die Sekunde, in der er vielleicht gerade einen Gedanken kompliziert ausführt damit klarkommen, dass ich ihm mit einem "WAS FÜR EIN PRACHTKERL!" einen XL-Regenwurm, der sich windet wie eine Python, vor die Augen halte, nur um ihn eine Sekunde später an einem schönen Schattenplatz einzupflanzen.
Mein lieber Teilchef kennt das auch schon. Dem schnappte ich vor ein paar Wochen noch eine alte Sandale aus der Hand, die gerade auf eine große Schnake herabsausen sollte. "NICHT, dass könnte Deine Großmutter sein!" rief ich dazu, und er "I don’t care, if she will bite me!"
Ich denke, das reicht aus, um bei dem Ticks auf Platz zwei zu landen.
(Randnotiz: Ich habe schon Käfer wiederbelebt, Vögel aufgezogen, habe in Griechenland Honigbienen zu Hauf aus dem Meer geholt –keine hat mich gestochen!- , ich habe Frösche mit der Taschenlampe geröntgt, um zu sehen, wo das Problem sitzt, und nächtelang mit dem aufziehen von felligen Babys verbracht. Ich habe Verkehr aufgehalten, um eine Taube von einer 3-spurigen Strasse zu retten, Gott hab mein Paulinchen selig, und ich habe Prügel bezogen, weil ich einen prügelnden Hundebeitzer an die Gurgel ging. Ich denke, das gibt eine illustre Runde am Ende des Tunnels, wenn ich mal den letzten Atemzug gemacht habe.)
3/ Der "IHREN Virus will ICH nicht haben"-Tick.
Ich stelle auf der Stelle die Atmung ein, wenn -im schlimmsten Fall- ein Unsympath oder jemand sehr böse krank aussehendes in meinem Dunstkreis niesst, fies hustet oder generell den Eindruck macht, gerade etwas echt anstrengendes loszuwerden.
Eingeatmet wird erst wieder, wenn entweder ich oder der andere auf annehmbare Distanz gegangen sind, und alles was in der Luft vor sich hinschwebte, den Boden erreicht haben dürfte. Bei gleichzeitig schlechter Laune blaffe ich Fremde auch gerne mal mit einem "Hand vorm Mund!" an. Wenn ich wieder zur Luft gekommen bin.
(Randnotiz: Gilt nicht bei lieben Freunden oder Partnern.)
4/ Der "Ich mach euch alle satt!"-Tick.
Ich kann nicht nur für zwei kochen, bei mir werden auch die Schutzengel und beisitzenden Toten noch satt, angrenzende Nachbarländer nicht mit einberechnet.
M. beklagt immer, dass ich nichts genau abmesse, die Nudeln frei nach Laune in den Topf kippe, Reis mal eben so in den Vorwaschgang rieseln lasse, und dann den Restraum des Topfes mit Wasser aufgiesse, ohne den L-Becher.
"Das kann man morgen aufbraten" ist dann meist das, was ich als letztes in die Plastikdose spreche, Richtung Rest, der dann in den Kühlschrank wandert.
Zu meiner Entschuldigung: Ich nenne es 'vorkochen', es wird i.d.R. immer am nächsten Tag gegessen.
5/ Der "Gebt dem Kinde doch mal einen Namen!"-Tick.
Bei mir bekommt alles einen Namen, was auch nur den Hauch einer eigenen Persönlichkeit versprüht.
Mein alter Küchenschrank aus Holz heißt 'Hermann', weil er so roch, als ich ihn geschenkt bekam, vor Jahren. Ich machte Hermanns noch namenlose Türen auf, und er roch nach einem netten, in die Jahre gekommenen Herrn, und als Eingebung gabs seinen Namen obendrauf. Seitdem kennt jeder, der mal bei einem meiner Umzüge geholfen hat, Hermann und seine sperrige Natur.
Auch vor Pflanzen mache ich keinen Halt, mein alter Tannenbaum (im Topf, natürlich) hieß 'Kowalski', der neue heißt 'Vaclaf', Männer nenne ich durch die Bank weg 'Hase' mit einem Titel vorweg, Auto heißt 'Hugo', wobei er sich den Namen in Frankreich schwer verdient hat (inkl. Meerschaumtaufe o6/o7) und 'Hugo' natürlich 'Ühgo!' ausgesprochen wird.
6/ Der "Ich, die Koch-Alkoholikerin"-Tick.
Der geht schnell: Immer wenn ich koche, und es gibt dazu leckeren Wein, dann kann ich nicht abwarten bis alles auf dem Tisch ist, ich muss vorab schon antrinken, bzw. das erste Glas wegputzen. So gebe ich nach dem Kochen oft eine sehr sprühende, Bonmots erzählende Tischpartnerin ab.
(Randnotiz: Manchmal. Und nur bei Rotwein, der Rest holt mich nicht vom offenen Feuer weg.)
7/ Zugabe: Der "Ich hab mich in die Wacke verknallt!"-Tick
Den Objekophilen die Lust auf einen Güterzug, mir die zarte Hingabe an Wörter. Ich quietsche auf vor Freude, wenn ich ein neues im Harem habe, das letzte war die 'Grauwacke', und das fühlt sich im Kopf immer noch so an, wie in echt an den Händen. Kopfschmeichler.
PS als Nachtrag: Ich bewerfe hiermit offiziell (und natürlich viel zu spät!) meinen lieben Südtiroler Hasen im Hanseatischen Exil, Monsignore Mek, mit diesem Kuriositäten-Stock. Zwei bleiben zur Ansicht, wer also möchte: feel free.
1/ Der "Darf ich mal rasch?"-Tick.
Ich habe einen Autisten inne, und der räumt heimlich auf, weg und sortiert neu.
Komme ich in ein Wartezimmer, rücke ich mal eben schnell die Zeitungen gefällig zurecht, neulich beim Zahnarzt hat mich mein sehr schief angelegter Latz fast den Rest Nerven gekostet und letzte Woche auf dem Trödelmarkt, da hat mich M. an einem Stand mit einem Haufen Silberbesteck nur zwei Minuten unbeaufsichtigt gelassen, und als er sich zu mir umdrehte war das Silberbesteck plötzlich in seine vier verschiendenen Ausfertigungen sortiert, Löffel zu Löffel, Kuchengabel an Tortenheber, natürlich nach Gattung und Silbergehalt.
Gekauft haben wir es am Ende nicht, aber es war für den nächsten Interessenten sicherlich, sagen wir mal, übersichtlicher.
Als Mädchen-Lu habe ich Schritte von hier nach dort gezählt und Orakel daraus gemacht. Blieb ich unter einer gewissen Zahl, würde alles gut, lag ich darüber, müssen alle sterben.
So oder ähnlich.
Kindheit kann anstrengend sein!
Ich bin übrigens bekennende Monk-Versteherin, lasse diese anfallenden Impulse aber nur in einem von 16 Fällen durch.
2/ Der "Karma-Effekt"-Tick.
Ich hatte die Tage mal so locker rumgefragt, im engsten Kreis, was denn meine Kuriositäten ausmachen würde, und ungebremst kam als erste Antwort immer: "Lu, Du rettest doch alles was kleiner ist als Du, und mindestens 0 bis 12 Beine hat!"
Stimmt. Stimmt auffallend, und auch das läuft so, seitdem ich meine eigenen vier Extremitäten unter Kontrolle habe.
Regenwürmer sind arg von meiner Lebensrettung betroffen, das wissen meine Lehrer von einst noch, das ich spätstens ab Herbst immer zu spät in den Unterricht kam, man meinen gebückten Körper aber lange vor meinem Eintreffen in der Klasse durch die großen Fenster der Schule verfolgen konnte, wie er sich schnell von den Pfützen zum nächsten Grünstreifen bewegte, immer hin und her, schlaffe oder sich wild hin und herwerfende Wurmkörper zwischen den nassen Fingern haltend.
Ich mache das nebenbei, merke kaum, was ich da tue, und
achte dabei auch nicht, mit wem ich gerade durch den Regen gehe.
M. kennt das schon, mitten im Gespräch mein jäher Ausruf "OHNEIN, der Arme, den hats schon erwischt!" und ich mit einem aufgeweichten Wurm in der Hand mitten in der Stadt stehe.
Oder im Grünen. Ein Mann an meiner Seite muss schon Wurm-und Insektenfest sein, er muss die Sekunde, in der er vielleicht gerade einen Gedanken kompliziert ausführt damit klarkommen, dass ich ihm mit einem "WAS FÜR EIN PRACHTKERL!" einen XL-Regenwurm, der sich windet wie eine Python, vor die Augen halte, nur um ihn eine Sekunde später an einem schönen Schattenplatz einzupflanzen.
Mein lieber Teilchef kennt das auch schon. Dem schnappte ich vor ein paar Wochen noch eine alte Sandale aus der Hand, die gerade auf eine große Schnake herabsausen sollte. "NICHT, dass könnte Deine Großmutter sein!" rief ich dazu, und er "I don’t care, if she will bite me!"
Ich denke, das reicht aus, um bei dem Ticks auf Platz zwei zu landen.
(Randnotiz: Ich habe schon Käfer wiederbelebt, Vögel aufgezogen, habe in Griechenland Honigbienen zu Hauf aus dem Meer geholt –keine hat mich gestochen!- , ich habe Frösche mit der Taschenlampe geröntgt, um zu sehen, wo das Problem sitzt, und nächtelang mit dem aufziehen von felligen Babys verbracht. Ich habe Verkehr aufgehalten, um eine Taube von einer 3-spurigen Strasse zu retten, Gott hab mein Paulinchen selig, und ich habe Prügel bezogen, weil ich einen prügelnden Hundebeitzer an die Gurgel ging. Ich denke, das gibt eine illustre Runde am Ende des Tunnels, wenn ich mal den letzten Atemzug gemacht habe.)
3/ Der "IHREN Virus will ICH nicht haben"-Tick.
Ich stelle auf der Stelle die Atmung ein, wenn -im schlimmsten Fall- ein Unsympath oder jemand sehr böse krank aussehendes in meinem Dunstkreis niesst, fies hustet oder generell den Eindruck macht, gerade etwas echt anstrengendes loszuwerden.
Eingeatmet wird erst wieder, wenn entweder ich oder der andere auf annehmbare Distanz gegangen sind, und alles was in der Luft vor sich hinschwebte, den Boden erreicht haben dürfte. Bei gleichzeitig schlechter Laune blaffe ich Fremde auch gerne mal mit einem "Hand vorm Mund!" an. Wenn ich wieder zur Luft gekommen bin.
(Randnotiz: Gilt nicht bei lieben Freunden oder Partnern.)
4/ Der "Ich mach euch alle satt!"-Tick.
Ich kann nicht nur für zwei kochen, bei mir werden auch die Schutzengel und beisitzenden Toten noch satt, angrenzende Nachbarländer nicht mit einberechnet.
M. beklagt immer, dass ich nichts genau abmesse, die Nudeln frei nach Laune in den Topf kippe, Reis mal eben so in den Vorwaschgang rieseln lasse, und dann den Restraum des Topfes mit Wasser aufgiesse, ohne den L-Becher.
"Das kann man morgen aufbraten" ist dann meist das, was ich als letztes in die Plastikdose spreche, Richtung Rest, der dann in den Kühlschrank wandert.
Zu meiner Entschuldigung: Ich nenne es 'vorkochen', es wird i.d.R. immer am nächsten Tag gegessen.
5/ Der "Gebt dem Kinde doch mal einen Namen!"-Tick.
Bei mir bekommt alles einen Namen, was auch nur den Hauch einer eigenen Persönlichkeit versprüht.
Mein alter Küchenschrank aus Holz heißt 'Hermann', weil er so roch, als ich ihn geschenkt bekam, vor Jahren. Ich machte Hermanns noch namenlose Türen auf, und er roch nach einem netten, in die Jahre gekommenen Herrn, und als Eingebung gabs seinen Namen obendrauf. Seitdem kennt jeder, der mal bei einem meiner Umzüge geholfen hat, Hermann und seine sperrige Natur.
Auch vor Pflanzen mache ich keinen Halt, mein alter Tannenbaum (im Topf, natürlich) hieß 'Kowalski', der neue heißt 'Vaclaf', Männer nenne ich durch die Bank weg 'Hase' mit einem Titel vorweg, Auto heißt 'Hugo', wobei er sich den Namen in Frankreich schwer verdient hat (inkl. Meerschaumtaufe o6/o7) und 'Hugo' natürlich 'Ühgo!' ausgesprochen wird.
6/ Der "Ich, die Koch-Alkoholikerin"-Tick.
Der geht schnell: Immer wenn ich koche, und es gibt dazu leckeren Wein, dann kann ich nicht abwarten bis alles auf dem Tisch ist, ich muss vorab schon antrinken, bzw. das erste Glas wegputzen. So gebe ich nach dem Kochen oft eine sehr sprühende, Bonmots erzählende Tischpartnerin ab.
(Randnotiz: Manchmal. Und nur bei Rotwein, der Rest holt mich nicht vom offenen Feuer weg.)
7/ Zugabe: Der "Ich hab mich in die Wacke verknallt!"-Tick
Den Objekophilen die Lust auf einen Güterzug, mir die zarte Hingabe an Wörter. Ich quietsche auf vor Freude, wenn ich ein neues im Harem habe, das letzte war die 'Grauwacke', und das fühlt sich im Kopf immer noch so an, wie in echt an den Händen. Kopfschmeichler.
PS als Nachtrag: Ich bewerfe hiermit offiziell (und natürlich viel zu spät!) meinen lieben Südtiroler Hasen im Hanseatischen Exil, Monsignore Mek, mit diesem Kuriositäten-Stock. Zwei bleiben zur Ansicht, wer also möchte: feel free.
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