Donnerstag, 5. Mai 2005

der tag unter irren, oder" heute alles nur nen euro."



( weiter hinter der tür )


Donnerstag, 28. April 2005

s o s

telefon klingelt, vorhang auf, mutter mit ungezügelter panik in der stimme, erster akt.

ich:

ja hallo ?
ich bins. der papa schüttelt sich!
papa tut was ? ist er nass geworden ?
nein, der schüttelt sich, der zittert am ganzen körper. ich ruf den notarzt.

vater im hintergrund :

"hmmpf_lass doch das_ mir geht’s gut! verdammt."

mutter … habt ihr was mit schimmel drauf gegessen ? was ist denn los ?
was los ist ? das frag ich DOCH DICH.
ja, und was soll ich deiner meinung nach tun?
na, das frag ich doch dich. der papa hat fieber, hohes fieber.

vater im hintergrund:

"hab ich NICHT."

mutter wieder:

der zittert am ganzen körper und redet nicht mit mir.
ist er bei –äh- bewußtsein ? himmel, jetzt sag doch mal was los ist, ich bin 210 km entfernt.
er hat seit drei tagen fieber und ist erkältet. und jetzt zittert er am ganzen körper. was soll ich denn jetzt tun ? sag DU mir das. ich ruf jetzt den notarzt.
sag du mir zuerst, wie ich von hier aus bitte WAS tun soll? sitz ich zwischen euch? was sagt denn das thermometer ?
der läßt sich kein fieber messen.
er läßt sich was bitte nicht ?

kurzes zuhalten des hörers, lachen, also ich, luft holen, weiter im text :

mutter, gib ihn mir bitte mal.

mutter mit tränenerstickter stimme :

hier, DEINE tochter, jetzt mach dich mal auf was gefasst.

vater:

"hm?"
daddy, was ist los? wieso läßt du dir nicht das fieber messen?
"weil ich keine lust habe."
paps … ich hab hier viel zu tun, könntest du die situation nicht einfach etwas entspannen, indem du dir das thermometer in den hintern stecken läßt ? das habt ihr früher mit mir auch immer gemacht und DAS WAR AUS GLAS und eiskalt, wenn man die innentemperatur eines bricketts hat und nicht plastik und schnell digital. also, hopp …

"nix."

paps!

"moment."

eine minute stille, paps mault leise...

"35,2 °C."
wo?
"unterm arm."
dad, ich leg jetzt auf und du misst vernünftig (!) die temperatur. und wenn ich in fünf minuten wieder anrufe, dann ist mutti ruhig und du gibst mir eine zahl durch, die oberhalb der temperatur eines molches liegt, ja?
"hmpf."
bis gleich.

*klick*

fünf minuten später, zweiter akt, ich habe ein freizeichen...

mutter:

bist du es ?
natürlich. und ?
hach, ich bin total fertig, dein vater redet ja nicht mit mir. ich wollte den notarzt rufen, aber er sagt immer "nix da".
gut. fieber hat zwei gründe. erstens: es macht dich so platt, dass du dich hinlegen musst. wenn du dann liegst, kann dein körper ganz toll und durchgehend regenerieren.
zweitens : dein immunsystem wird durch die erhöhte temperatur gesteigert, und das ist gut so. und schüttelfrost hat nur einen grund: der körper will die temperatur hochfahren. und das kann er am schnellsten, in dem er alle muskeln lustig wackeln läßt, und das ganz schnell. das ist alles. kein spuk. also wie viel ?

37,2°C.
wo?
achsel.
also noch ein paar kommastellen drauf … alles völlig okay, er hat erhöhte temperatur, mehr nicht.
NA GOTT SEI DANK. ich wollte schon den notarzt … der sagt ja nix.
mutter ?
ja?
was hast du früher mit mir gemacht, wenn ich fieber hatte?
du hast teilweise so hohes fieber gehabt, das du mich nicht mehr erkannt hast.
eben. und dann?
na, dann hab ich dir ein zäpfchen gegeben.
siehste? lass das beim papa mal mit den zäpfchen, das würdest du nicht überleben, aber lass ihn in ruhe. und sieh zu, dass er genug trinkt. und kein bier. ach, gib ihn mir noch mal eben.

kurzes geraschel, durch den zugehaltenen hörer höre ich meine mutter so was wie „kein bier“ nuscheln.

"hm?"
dad … alles klar?
"ja."
gut. pack dich ein und nix eiskaltes mehr trinken, okay?
"ja."
tschüß paps. gute besserung. und nerv muttern nicht.
"ja. "
tschüß.
"ja."

*klick*

vorhang fällt, ich seufze, hörer liegt auf.


Montag, 24. Januar 2005

aufruf!

so, ihr lieben. jetzt habt ihr tage lang zeit gehabt, euch die pflegeanleitung für das kranke weib an sich an gepinnter stelle durchzulesen, oder ihr musstet es auswendig lernen, oder im schlimmsten falle auch noch direkt anwenden, weil eure LAG sich mutwillig und bestimmt extra einen infekt an land gezogen hat, und jetzt ist montag, ihr fernab vom trauten heim und mit bösen sätzen im kopf ?
ich gehe jetzt mal nicht auf die einzelnen eMails ein, welche mich die letzten tage erreichten.
die von weiblicher hand mit einem "heureka" und von männlicher hand mit
"ich mach alles richtig und zwar immer" unterzeichnet. ich möchte jetzt den männern in euch die chance geben, ein gegenstück zu zimmern, an welches sich eure bessere hälfte in krisenzeiten halten kann. dann hängt die pflegeanleitung für die kranke SIE nicht mehr allein unter dem magneten am heimischen kühlschrank. dann habt ihr was in der hand. quasi.

also bitte, schreibt sie hinaus, eure wünsche, ich hab noch einen magneten frei.

pflegeanleitung für den kranken mann :


Donnerstag, 13. Januar 2005

liebes liebes arbeitsamt,

ich bin aufs höchste erfreut, so absehbar und kurz vor ablauffrist von dir zu hören. nur leider, und es kann sich dabei nur um ein dummes dummes versehen handeln, hast du es unterlassen auf deinen brief einen ansprechpartner nebst nummer zu hinterlassen, und deshalb -aber das macht natürlich nichts, ich habe ja zeit- muss ich dir wieder einen brief schreiben.
natürlich macht es ebenfalls nichts, dass dieses hin und her unseres wirklich befruchtenden briefverkehrs eine gewisse zeit in anspruch nimmt und eben diese auch ins land ziehen läßt, aber seis drum. jetzt, wo das ganze land hartzen will, da hast du sicher alle hände voll zu tun.

letzten monat, mein liebes amt ohne ansprechpartner, letzten monat habe ich dir einen brief geschrieben. einen netten brief, welcher bei mir unter „widerspruch a-amt“ abgelegt ist. und weißt du was ? hätte nicht ein äußerst günstiger zufall, auch zeitung genannt, mir einen artikel nebst knackigem paragraphen und gerichtsbeschluss in die hände gespielt, ich hätte nicht einmal eine vage ahnung gehabt, dass ich dir hätte schreiben können, nein, sogar müssen, geht es hier schließlich um mich und mein geld, welches du nämlich selber behalten wolltest.
ein versehen, ganz sicher, wollen doch grad alle deine zeit und deine zuwendung.

eine kleine ewigkeit später kam deine antwort. viele wörter, das sah ich auf den ersten blick, und freudig gestimmt riss ich den grauen umschlag auf um direkt auf seite eins ein
„der widerspruch wird als unbegründet zurückgewiesen“ zu entdecken. huch.
auf vier weiteren liebevoll vorgefertigten seiten sagtest du dann seltsames zu mir, mein liebes a-amt ohne ansprechpartner, und in diesen sekunden des begreifens kam mir mehr wie einmal der gedanke, du könntest meinen brief gar nicht gelesen haben, denn alles alles was ich dir dort erklärt habe, steht jetzt als „sachlich nicht begründet“ als erneute frage im raum. och.
es liegt sicher an mir, ich habe dir ganz bestimmt und aus versehen meinen einkaufszettel der nächsten woche zukommen lassen, liebes a-amt, und nicht die drei DIN-A-4 seiten, in denen ich dir ganz genau und haarklein meine geschichte von a-z inkl. links zum urteil inkl. kopien aller dinge die relevant waren und dank dir immer noch sind.
entschuldige meine ausführlichkeit, aber bei einem widerspruch gibt man sich schon ein wenig mühe, und ich wollte dich bestimmt nicht überanspruchen.

wie dem auch sei, eines verstehe ich nicht, so oft ich mir deinen brief auch durchlese.
du sagst:
"Die Widerspruchsführerin löste das Beschäftigungsverhältnis bei der Firma X zum 30.11.2004 durch ihre Zustimmung zum Aufhebungsvertrag am 15.11.2004. Sie hatte keine konkrete Aussicht auf eine unmittelbar anschließende Dauerbeschäftigung bei einem anderen Arbeitgeber. Die Arbeitslosigkeit wurde daher zumindest grobfahrlässig herbeigeführt. Ein wichtiger Grund ist nicht erkennbar. Dieser ist nach objektiven Maßstäben zu beurteilen und muss auch bereits im Zeitpunkt der Arbeitsaufgabe vorgelegen haben. Es war nach Abwägung der Interessen der Widerspruchsführerin mit den Interessen der Beitrags- und Steuerzahler zumutbar, das Beschäftigungsverhältnis is zu dem Tage fortzusetzen, an dem es auch ohne die Auflösung durch die Widerspruchsführerin geendet hätte."

ach. echt ? (oupsi.)

du sagst, ich hätte die drei monate kündgungsfrist, die meine ex-firma ohne den aufhebungsvertrag natürlich eingehalten hätte - wir haben keinen streit, vielleicht ist das der fehler?- ja dort bleiben können, dann wäre ja für mich gesorgt gewesen.

ach. echt? (aha.)

jetzt sag ich es dir noch einmal, kurz, knackig und zum mitschreiben :

ich habe hier in meiner stadt keinen arbeitsplatz mehr, weil das büro dicht ist. da bin ich mir sicher, weil ich musste es leerräumen und dann abschließen.
erst ging mein chef, dann musste ich gehen, so einfach war das, und das alles ohne irgendein fahrlässiges und grobes zutun seitens meiner person.

auch im hauptsitz der firma, 650 km von meiner heimat inkl. bett entfernt, habe ich weder einen platz zu besetzen, noch einen chef, der meiner bedürfte.
ES IST KEIN CHEF MEHR ÜBRIG!

deswegen, und das fanden wir alle ganz toll als idee, deswegen gab es einen aufhebungsvertrag, der mir das geld bis ende kündigungsfrist sicherte, mich aber sofort frei für den arbeitsmarkt machte, auf dem man ja dieser zeiten flexibel bis stramm dehnbar sein sollte.
deswegen, und ihr könnt das ruhig sturheit nennen, liebe a-ämter, dachte ich mir, das die lösung doch total töfte ist, und damit alle leben können.

alle. nur ihr nicht.

ihr hättet es lieber gesehen, hätte ich nicht so total eigenmächtig -weil da könnt ja jeder kommen- einen schönen freiheits-vertrag unterschrieben, der mich an meinem wohnort flexibel die jobsuche gestalen läßt. nein, nach eurer logik sässe ich jetzt drei monate ohne arbeitsplatz und ohne arbeit in der mutterfirma, 650 verfickte kilometer von meinem zu hause entfernt, nur damit ich angestellt wäre, und zwar bis zur letzten sekunde.

ich bin sicher, der denkfehler liegt bei mir, und ich suche ihn noch.
bis dahin habe ich euch alle lieb und in bester erinnerung.
ihr, die ihr morgens mit teekannen durch die gänge lauft, wahlweise flattern früchtetee-teebeutel-fähnchen und butterbrot-tüten in eurem fluchtwind. den blick immer bis aufs äußerste gesenkt, bloss nicht die total übermüdeten menschen anschauen, mit denen ihr euch gleich befassen müßt, bloss nicht provozieren, ist ja grad erst 7:02 am morgen und draussen ist es winterlich finster, und ihr habt sie um diese uhrzeit zu euch bestellt. nur habt ihr jetzt erst mal das bedürfnis, euch mit euren akten und eurem frühstück in euren zimmern einzuschließen.
und hat man dann zutritt, drei stunden später, und mit einer angekauten wartemarke in den händen, dann seid ihr auch noch richtig scheiße gelaunt, egal wie nett und zuvorkommend man auch mit euch mitdenkt.ich verstehe euch ja, ihr lieben, armen beamten. den ganzen tag in eurer arbeitsuniform, die aus den häßlichsten pullovern dieses planeten bestehen, alles aus vollacryl. immer seid ihr dank pulli und teppichboden statisch aufgeladen und eure rausgewachsenen frisuren sehen aus wie pusteblumen bei dem ganzen druck und der elekrizität, die in der luft liegt.

ich wollte auch nicht stören, nur diesen brief noch und dann lasst mich bitte in ruhe.
ich verweigere die hilfe von polyester-pullis, von chronisch unfreundlichen, von menschen, sich selber nicht leiden können, und mit meinem berufsprofil nichts anfangen können/wollen/sollen/dürfen.

ich wollte ja nur sagen : ich mein ja nur.

mit einem einzigen und kühlen gruß,

eure lu.