Mittwoch, 10. Oktober 2007
'papier, dir allein bin ich gewachsen', ein auszug.
(...)"Das Tagebuchschreiben ist für Walser das 'Unwillkürliche, es lebt von seiner nicht redigierbaren 'Hingeschriebenheit', ist unmittelbares Organ des Lebens, des jeweiligen Existenzmoments. Das macht seine 'mögliche Unschuld' aus.
'Schreiben als Lebensart', die sich keiner wie auch immer gearteten Zensur unterwerfen muss. Deshalb ist ein Tagebuch wie dieses eigentlich auch nicht rezensierbar, entzieht sich zumindest ebenso ästhetischen Werturteilen wie Schlaf-, Trink- oder Frühstücksgewohnheiten. Im Tagebuch gewinnt selbst der literarische Lebensfeind Thomas Mann für Walser die Unschuld des Schreibens zurück: 'Kein bißchen die beherrschbare Manier des virtuos in allen Dimensionen tanzenden wie tänzelnden Erzählers', sondern über Jahrzehnte hinweg der gleiche 'lakonisch konstatierende Stil'.
Freilich herrscht die Unschuld des Schreibens nur in einem Tagebuch, das -wie dasjenige Goethes, Kierkegaards, Kafkas,Thomas Manns und eben Walsers- keine 'literarische Gattung' sein will, das nicht '*geschrieben wird, um gedruckt zu werden'. Die Paradoxie, dass es dennoch gedruckt wird, ist die Folge der Tatsache, dass die Sprache nun mal ein 'öffentliches Medium' ist."
(aus SZ # 231, Seite 14.)
'Schreiben als Lebensart', die sich keiner wie auch immer gearteten Zensur unterwerfen muss. Deshalb ist ein Tagebuch wie dieses eigentlich auch nicht rezensierbar, entzieht sich zumindest ebenso ästhetischen Werturteilen wie Schlaf-, Trink- oder Frühstücksgewohnheiten. Im Tagebuch gewinnt selbst der literarische Lebensfeind Thomas Mann für Walser die Unschuld des Schreibens zurück: 'Kein bißchen die beherrschbare Manier des virtuos in allen Dimensionen tanzenden wie tänzelnden Erzählers', sondern über Jahrzehnte hinweg der gleiche 'lakonisch konstatierende Stil'.
Freilich herrscht die Unschuld des Schreibens nur in einem Tagebuch, das -wie dasjenige Goethes, Kierkegaards, Kafkas,Thomas Manns und eben Walsers- keine 'literarische Gattung' sein will, das nicht '*geschrieben wird, um gedruckt zu werden'. Die Paradoxie, dass es dennoch gedruckt wird, ist die Folge der Tatsache, dass die Sprache nun mal ein 'öffentliches Medium' ist."
(aus SZ # 231, Seite 14.)
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