Montag, 16. Februar 2004

fester knoten

sie steigen jeden morgen an der der selben uBahn station in den schon angesammelten menschenhaufen, und lassen keinen blick voneinander. er körperlich größer als sie, blass, müder mund. sie an ihn gepresst, lange haare, kein make-up, müde augen. meist wird die bahn am hauptbahnhof leerer, so dass beide einen sitzplatz bekommen. oft sitzen sie in meinem blickfeld. und immer spielt sich folgende szene ab :
er setzt sich ans fenster, sie setzt sich neben ihn, so nah, dass man auch glauben könnte, sie bräuchten nur einen platz. sie schmiegt sich mit schon geschlossenen augen an ihn, wie eine katze, vergräbt ihren kopf an seiner brust in die jacke und passt genau in ihn hinein. wie hineingegossen. und zuletzt schiebt sie ihm ihre hände in den ärmel und er schließt beide arme um sie. sie sehen nun aus wie eine symbiose, wie ein großes knäuel, und schlafen einen leichten schlaf.
manchmal unterhalten sie sich über den job, von dem sie gerade kommen, leise und auf russisch mit ein bißchen deutsch, als wenn sie denken würden, sie wären ja gerade in einer deutschen uBahn, und da müßte man doch deutsch und alles richtig machen.
manchmal reden sie von ihrer arbeit, zu der sie gerade fahren, die arbeit nach der arbeit oder vom abend zuvor.
heute morgen sass ich wieder vor dem schlafenden knoten, der sich als letzten blick einen sehr warmen zugworfen hat.
so viel liebe ist zwischen den beiden, habe ich gedacht, und wie viele jobs sie wohl bewältigen, habe ich mich gefragt.
und wie schön sie ihn in hineinpasste, habe ich gesehen.

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moin lu
da bekommt man ja richtig lust auf öffentliche nahverkehrsmittel :)

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