Sonntag, 12. Februar 2006

zwischenmoment.

Seine 65 hätte er gestern gefeiert. Er hätte wie an allen runden und halbrunden Geburtstagen gesagt, dass er ja nie gedacht hätte, dieses einmal zu schaffen, obwohl er nicht wirklich Gründe dafür hatte.
Ich war nicht auf dem Friedhof, und meiner Mutter sagte ich "hatte" nicht "hat", auf ihre Bemerkung, er hätte ja Geburtstag, heute. Vielleicht ein wenig zu ruppig, vielleicht wär ich doch ganz gern gegangen, aber am Ende des Tages war ich nicht dort gewesen. Keine Kerzen, keine Blumen, aber viele Gedanken. Letztes Jahr hatte ich ihm ein Jahreslos von AktionMensch zugeschickt, und gesagt, dass er mal schön ein Haus und eine satte Rente gewinnen soll, in dem Jahr. Seit über einem halben Jahr ist das Los auf mich überschrieben. Wir haben nichts gewonnen, und das wundert mich nicht.

Letzte Nacht mitten im Traum, ich stehe etwas gebückt und den Blick auf die Bodenbretter gerichtet, da höre ich direkt hinter mir, wie jemand Krach macht, kann die Geräusche nicht einorden und drehe mich um. Da steht er vor mir, lacht, und ich freue mich halb wahnsinnig, falle ihm um den Hals und küsse ihn ab. Paps, denke ich, und dann ist es auch schon vorbei.

Heute Morgen fällt mir auf, dass er im Traum kein Wort zu mir sprach, nur lautlos lachte, und auch seine Art meine Aufmerkamkeit zu Erregen finde ich jetzt, im wachen, sehr seltsam. Er hüpfte einige Male mit seinem ganzen Gewicht auf den Holzbohlen, damit ich ihn bemerke. Und er hatte nur etwas weißes an, etwas kurzes, vielleicht Unterwäsche oder ein Tuch. Im Traum selber wußte ich, dass es eigentlich nicht sein kann, dass es wieder einer dieser geschenkten Momente ist, und ließ mich darauf ein.
Erst jetzt, im wachen Zustand, erst jetzt fallen mir die anderen Dinge ein und auf. Wertefrei, aber doch erstaunen sie mich und machen alles leise, für einen kurzen Moment.

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