Mittwoch, 23. März 2005
some kind of …
das schöne am älter werden ist : man wird mit seinen bands alt.
ich hatte gestern abend metallica's some kind of monster zu gast auf der couch, und es rundete mein bild einer band ab, die mich seit langer zeit durchs leben begleitet.
ich war um die achtzehn, als master of puppets die damalige rock-szene merklich aufstöhnen ließ, es ging ein spürbarer ruck durch die magazine und plötzlich dröhnte aus allen schepperschuppen battery.
metallica waren scheiße jung, hatten die gleichen akne-probleme wie jeder andere junge auch und sie spielten schnell, treibend und laut. es kam album um album, ich verlor nie wirklich das interesse, aber mein musikgeschmack fächerte sich breiter, und metallica ging nicht für alles.
für mich ist musik oft gleicht erlebnis, es gibt stücke, die werfen mich ohne vorwarnung wieder in gefühlswelten, die ich lange hinter mir habe, in denen ich mich nicht mehr komfortabel fühle, denen ich entwachsen bin.
als ich gestern abend some kind of monster ansah, da ging ich emotional ein paar mal einige meter zurück, aber diesmal auf angenehme weise, weil metallica ebenfalls rückwärts gingen, man blieb also nicht kleben im damals, wurde schnell zurückgeholt und fühlte sich wieder auf sicherem boden.
metallica haben in dieser dokumentation etwas mutiges gemacht, sie haben sich die hosen runtergezogen und dabei filmen lassen. die band hatte interne probleme, was auf alkoholismus, drogen, lebensabschnittsveränderungen wie familie und kinder zurückzuführen ist, und auch auf das älter werden von starken persönlichkeiten. befindlichkeiten wie "familie ist kein rock’n’roll mehr", lars ulrich und james hetfield "beziehungsprobleme" miteinander, ego an eifersucht, es wird gekämpft und gebrüllt, rangordnung etc, aber das neue daran: alles in anwesenheit eines psychologen, phil, der schon ganz andere mannschaften von egozentrikern zur teamarbeit gebracht hat.
man sieht kirk hammet sein ego zurücknehmen, den ruhigen, besonnen part in der band ausfüllen, man sieht die üblichen verletzten, ich meine : wen interessiert noch dave mustaines langzeitärger und was metallica ihm alles angetan hätten? man sieht die napster-sache und den eintritt des neuen bassisten trujillo, inkl. seiner ungebändigten freude, jetzt in der (!) band zu sein.
man sieht, wie james hetfield nach nicht langer doku – und therapiezeit einknickt und für ein jahr raus ist, einen alkoholentzug macht. man sieht ihn selbst nicht mehr, dafür aber, wie die band darauf reagiert. hin und hergerissen, wut und tränen in den augen, es war alles dabei.
man sieht, wie er zurückkehrt, nach einem jahr zurück in die band, verändert, vorsichtig, er sagt jetzt oft sachen wie "das macht mir aber angst" und stellt neue regeln auf, gegen die sich lars ulrich wieder auflehnen kann.
man sieht metallica, wie sie als band versuchen, das oberwasser zu gewinnen, um das monster im zaum zu halten und positiv zu nutzen. teilstrecken laufen sie auf rohen eiern und es gibt viele zwischentöne, es gibt viel musik und es gibt viele therapiesitzungen und verstörte blicke.
am ende bekamen sie auf den premieren standing ovations von leuten, die vielleicht nicht so viel vergangenheit mit metallica hatten, deswegen denke ich, dass der film auch über den tellerrand hinweg funktioniert.
es gibt wenig bands die meinem musikalischen g-punkt treffen. metallica ist zwar nicht mehr täglich in meinem cd fach, aber es ist gut zu wissen, dass sie in der ecke stehen, griffbereit. und ich bleibe bei dem, was ich schon mit 18 gesagt habe : sollte ich jemals das bedürfnis verspüren, in ein auto zu steigen und mit 180 sachen an eine mauer zu fahren, dann findet man im tapedeck mit sicherheit ein metallica-tape und keinen hiphop, auch wenn ich die "fanta vier" ähnlich sehe, mit denen werde ich auch alt ( und bleibe troy ). aber am ende geht eben besser battery als die da!, zumindest was einen guten abgang an einer mauer ausmacht.
solltet ihr jemals die gelegenheit haben, die band live zu sehen, geht hin.
solltet der film im kino laufen, geht rein.
was metallica mit diesem film abgeliefert haben, war wieder eine ruck, eine mutprobe, die so gut gelungen ist, wie mutproben nun mal gelingen können. es ging ein bißchen was in die hose, man konnte nicht alles abschätzen zu anfang, aber am ende haben alle draus gelernt.
an other kind of rock n roll stuff, but i like it.
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mcwinkel,
Mittwoch, 23. März 2005, 13:08
Ich beobachte Metallica auch schon seit Längerem; trotz meiner Ignoranz anderer Musikstile gegenüber. Knowwhatimsayin´? :-)
Die Band hat mich auch schon immer begeistert und ich habe jede Doku mit Faszination verfolgt. Über den Film habe ich auch viel gehört und nach diesem Bericht werde ich mir diese DVD zeitnah ausleihen! Vielen Dank, Frau Lu!
PS: Diese Geschichte ins Metallica-Gästebuch?
Die Band hat mich auch schon immer begeistert und ich habe jede Doku mit Faszination verfolgt. Über den Film habe ich auch viel gehört und nach diesem Bericht werde ich mir diese DVD zeitnah ausleihen! Vielen Dank, Frau Lu!
PS: Diese Geschichte ins Metallica-Gästebuch?
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murphy,
Donnerstag, 24. März 2005, 08:46
"metallica ist zwar nicht mehr täglich in meinem cd fach, aber es ist gut zu wissen, dass sie in der ecke stehen, griffbereit."
Besser kann man es nicht ausdrücken!
Besser kann man es nicht ausdrücken!
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l9,
Freitag, 25. März 2005, 01:12
Oh Ja. Metallica war die einzige Band, wirklich die einzige, die ich mir in einem Stadion angesehen habe. Ich verweigere es normalerweise konsequent, Bands in Stadien zu besichtigen. Wirklich gute Konzerte finden in kleinen Clubs statt, maximal 300 Besucher, und der Schweiss des Publikums tropft von den Wänden. Aber ich bin da vielleicht ein wenig altmodisch.
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