Sonntag, 27. Juli 2008

sonntags vor dem pudding.

Man sollte das alles nicht überbewerten.
"Essen, scheißen, sterben, das ist es doch", sagte gestern eine alte Russin einer alten Türkin im Supermarkt an der Kasse. Beide hatten große Rettiche in der Hand, was die Situation für mich nicht rausholte, aber sehr erträglich machte.
Dazwischen strampelt man möglichst mit allen vier Extremitäten im Takt (Tanz oder Lauf) und kauft Bio-Tomaten und nur gute Milch, nimmt sich einmal im Monat im Wechsel vor, sein Brot selbst zu backen, seine Mutter öfter anzurufen und das mit dem Sport läuft ja.

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Wochenenden sind besonders gefragt, weil da trinkt man dann mal ein Gläschen drüber, isst seinen und andere Teller gleich mit leer, und das ist aber in Ordnung, weil es ist Samstag Mittag, oder die Sonne scheint, oder man braucht die Stimmung um mit Mutter zu telefonieren, oder einfach nur so, weil eine Schorle zu Mittag nun wirklich nichts heißt und der Besuch am Abend genau so gern völlt und feiert.

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Ich habe da mittlerweile als letzte etwas dagegen, steht der Sensemann doch parat allerorts. Was soll man sich einen leichten Spass verkneifen, wenn man die Sensenspitze in der Mittagssonne blitzen sieht, der Schatten hinter der Magnumflasche Montepulciano könnte -natürlich- auch der Kaktus sein, und überhaupt geben andere in meinem fast-Alter ein Heidengeld aus, um sich zwei Wochen in See-Kliniken das Essen untersagen zu lassen, sich Dünn-wie Dickdarm mit Koffein zu beleben ('Der Tod sitzt im Darm'), altes Brot zu kauen um dann in den Herbstferien noch einmal für 500 Euro einen Tritt in den Hintern zu bekommen, der in einem Flugzeug stattfindet, aufgrund dessen man aus der Luke fällt, in einem Fallschirm den man nicht kennt, hinter einem Menschen dessen Namen man vergessen hat, die Hektik, die hihi-Todesangst, und dann am Boden alles gefilmt für zu Hause, überlebt, Adrenalin, das ganze Zeug.

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Ich lasse sowas, ich sehe die Klinge manchmal blitzen, das ist weises Wissen genug, dafür trinke ich Bio-Milch, wenn, und Bio-Wein, in Maßen (hier ist eine sz-Schwäche übrigens entscheidend!), ich weiß oft, wo der Tod sitzt, gehe ihn trotzdem nicht besuchen, ich kratze verbranntes Brot sauber und bin nett zu Lebewesen, wenn es keine kreischenden sind, oder welche, die unnett zu anderen Lebewesen sind.
So in etwa.

Wie ich darauf komme?
Keine Ahnung mehr, eben noch war es schlüssig, jetzt ist es weg, aber hier liegt ein aufgeschlagenes Buch, und da ist ein Pfeil an:

(...) Diane ist unter der Dusche. Ich stelle mir vor, wie sie aussieht, wenn sie sich die Haare mit Shampoo einseift, weil das etwas ist, was ich noch nie gesehen habe. Ich liege im Bett, reglos, zufrieden, und ich überlege, ob ich vielleicht am Cotard-Syndrom leide.

Der französische Militärarzt Jules Cotard lebte nur 49 Jahre (1840 - 1889); aber das reicht um ihn zum Entdecker einer der beschissensten Krankheiten zu machen:
Das Cotard-Syndrom ist eine Störung, bei der das Opfer davon überzeugt ist, dass er oder sie tot ist. Manchmal sind die Symptome etwas spezifischer: Die Patienten glauben, dass ihnen bestimmte innere Organe fehlen oder dass in ihren Adern kein Blut fließt oder dass sie ihre Seele verloren haben. Die Krönung des Cotard-Syndroms (das medizinisch als "nihilistischer Wahn" eingeordnet wird) ist allerdings die Negierung der eigenen Existenz. Diese Menschen haben keine Angst zu sterben; nein, sie sind sicher, dass sie längst tot sind.

(Seite 33 aus 'Eine zu 85% wahre Geschichte' von Chuck Klosterman)

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Aber ich bin doch schon tot! Wozu noch einen Namen dafür?

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