Dienstag, 10. April 2012

Wir sind alle doomed. (kein Metal enthalten!)

(auch wenn dieses Bild anderes erwarten lässt, aber eben nicht.)



Gestern Abend so halb spontan aus gewesen. Die Galerie unseres Herzens hat geladen, und zwar diesmal zu Musik und nicht zu Bildern. Es gab viel und zwar das hier, und die Location war toll und die Stimmung super, und ich: war mal wieder null Vorbereitet. Bekommt M. ja immer die Marotten, wenn ich mich einfach so irgendwo hin begebe, ohne zu wissen was kommt. Ich murmel dann was von "Abenteuer" und nicht immer alles planen und so, und schon saß ich mit einem Tinto in der Hand in einem abgeschabbelten Ledersofa ganz vorne und fand alles gut. Also erst lustig. Dann gut. Und dann war ich noch mal kurz austreten, kam zurück und denke "Hihi, jetzt macht der nette ältere Herr, der eben noch hinter mir genickert hat, noch kurz was zur Pause...". Setze mich hin. Und bin hingerissen. "Der ältere Herr" war nämlich quasi der Headliner, wenn man das bei so Veranstaltungen überhaupt noch sagt. Und ich war hin und weg, weil er den ganzen Raum ausfüllte. Dieser bärtige, bis an die Ohren tätowierte Mann in gemütlicher Klamotte. Der sang und schnalzte und stampfte und war in jeder Ecke des Raumes, spielte alle tief rein in ihre Sessel und Sofas und jetzt mal ab von Texten und Hintergrund: Der lässt keinen aus. Gänsehaut von außen und von innen und auch heute bin ich noch total voll Sternenstaub, denke ich an Daniel Higgs und seinen Auftritt gestern. SO hin und weg, dass ich irgendwann mein Handy einfach in die Luft gehalten habe, weil ich das mitnehmen wollte. Und das erste Mal seit ewig, dass ich ein Video in die Tube geladen habe, weil das müsst ihr euch ansehen. Nicht nachdenken, einfach nur 5min40 anhören. Und mein Gewackel und Gegluckse entschuldigen, aber ich war so hach.



Samstag, 7. April 2012

?

Wieso liegt hier überall Stroh steht hier überall Wein?

(Ostern 2012, 7 Grad)

boots-gelage | © Lu um 20:22h | keine meldung | meldung machen?

Donnerstag, 5. April 2012

Am Ende der Leine – Wir lernen Hund / 5.

Eine rührige Weisheit, gesprochen von Franz von Assisi besagt final folgendes:

"...der Hund bleibt Dir im Sturme treu,
ein Mensch nicht mal im Winde."

Das hätte ich gerne laut zitiert, aber der Hund, der eigene, der hört das sicher nicht mehr, ganz weit da vorne wo er sich gerade austobt. "Scheißeverdammte!" rief ich ihn, was genau so viel brachte wie der eigentliche Name, nämlich nichts. Gar nichts.
Der sturmtreue Köter hingegen lief von allen Zwängen befreit einer kleinen Yorkshire-Schlampine hinterher, die läufig mit dem Hinterteil wackelte. Das einzige was ihn an mich band waren 30 Meter feinste Schleppleine, aktuell um einen Pflock des Pferdehofs gewickelt, weil die ja erst mal lustige Kreise laufen mussten.
Mit Blutwurststücken in den Händen, Schellen zwischen den Zähnen und einer Laune wie Napalm entwirrte ich erst die Leine, und zog dann den Hund in meine liebende Richtung. Die Besitzerin der kleinen Sexbombe kam atemlos angelaufen, ich klapperte mit den Schellen im Mund in entsprechende Richtung, und sie blaffte mich mit "Hat ihrer da etwa ...?" an. Zeit, die Schellen auszuspucken.
"Mitnichten, gute Frau! Wie wäre es mit Leine, oder wollen Sie Besuch von allen Viertelrüden zur Standhitze-Fete?" Dabei zog ich den vor Glück Schaum speichelnden Rüden weiter von der Weide, Zentimeter um Zentimeter. Die läufige Dame kam direkt mit, wie praktisch. Den Rest des Gassigangs ignorierte ich, als hätte ich das Ignorieren erfunden. Ganz im Sinne des Training. Dabei kam die Sonne heraus, der Hund schäumte gut gelaunt weiter, und ich schlecht gelaunt mehr so nach innen.

Einen Tag später Hundeschule. Die Taschen voll mit Blutwurststückchen, natur. Wenn ich schon beichten muss, wie schlecht das Tölchen es grad mit seinen Ohren hat, dann wenigstens mit dem Organ arbeiten, was gerade voll in seiner Blüte steht- seine Nase. (Über die Klöten reden wir noch, allerdings mit seiner Vet-Doktorin!) Während wir kurz erzählen, was alles super lief (zwei Sätze) und was nicht (langer Monolog), guckte Leo verliebt auf meine verlockend eingesaute Tasche.

Lektion heute: Der Hund soll nicht nur
-sofort gucken, wenn er seinen Namen hört, egal was er gerade tut
-bei dem Wort "Leine" einfach nebenher gehen, mit lässig durchhängender Leine
-bei NEIN! alles bleiben lassen, bis auf atmen

Leo macht das gerade so - hört er seinen Namen, dreht er sich sofort um. Also sofort, wenn er das zu Ende gemacht hat, was er gerade tut. Aber er guckt. Immerhin. Hat er nichts besseres zu tun, guckt er sofort und kommt sogar angerannt. Kommt ihm etwas dazwischen, vergisst er das er kommen wollte, und buddelt eine Maus aus, oder versenkt eine Pflanze unter Urin.

Bei "Leine" läuft er nebenher, und weil er uns dabei genau in die Augen guckt, und wir auf ihn, stolpern wir alle manchmal übereinander. Aber das ist nicht schlimm, immerhin läuft Leo "Leine". Es sei denn, aus einer unbeachteten Ecke kommt ein anderer Hund, dann ist Leo zwar immer noch AN der Leine, aber alles andere als "bei". Da ist noch Platz nach oben.

NEIN! funktioniert sehr gut. Vielleicht brauchen wir den Rest unseres gemeinsamen Lebens auch einfach nur das NEIN!, und weiten es auf alles aus? (Scherz)

Heute kommt "ran!" dazu. Das bedeutet für den Hund, er soll auf der Stelle an ein ausgewähltes Bein kommen, ich habe mein rechtes dazu ausgewählt. Die Hand voll Blutwurst, den Hund am rechten Bein, laufe ich die Wiese auf und ab. Halb gebückt, lauthals jubilierend mit "SSSUUUPIII" und "FEIIIIN" stopfe ich dem Hund die Stücke in den begeisterten Schlund, und zwischendurch sage ich immer ernst und ruhig "Ran, Leo!"
Die Blutwurst hat ihn überzeugt, er klebte am Bein, ich klebte vor Wurstdings, setzen 1.
Das zweite ist "Sitz". Kann er. Also eigentlich. Macht er sogar vor der Tierärztin, wenn sie ein Leckerchen zückt. Sitzt er sofort, die kleine Futterschlampe. Aber heute sind wir ja in der Hundeschule, da muss das ja nicht. Ich sage freundlich SITZ!, hebe den Zeigefinger, Leo lacht zurück, wedelt mit dem kompletten Hinterteil und bleibt stehen. Auch beim zweiten SITZ!!, mit bestimmteren Ton - Leo lacht, Leo wedelt, Leo - steht. Kurz bevor ich mich in den Dreck werfe und einfach wegbuddelt, bewegt mein lieber Hund, im Sturme treu, seinen Mopshintern und erwartet sitzend sein Leckerchen. Geht doch.

Dann kommt "Platz!". Meint, der Hund soll sich direkt hinlegen, und liegen bleiben. Egal wo - ob vor der Couch, vor dem Einkaufsladen, unter dem Restauranttisch oder an der A46. Kaum hört Hund sein "Platz!" macht er das. So die Theorie.
Unser Tölchen fand diesen Befehl schon immer überflüssig, und hat ihn höchstens mal für ein richtig super Leckerchen ausgeführt, und kaum hatte er das sicher herunter geschluckt, stand er auch schon wieder. M. erklärt der Hundetrainerin was von vielleicht unkomfortabel bei seinem Körperbau, ich denke weiter über mein wegbuddeln nach, weil ich weiß, dass sie gleich laut loslacht oder uns schimpfend vom Platz schickt. 'Unkomfortabel für den Hund' ist nichts, was sie von ihren Schülern hören will, wir trainieren keine Götter sondern Wölfe.
Ich stecke M. schnell einen Schwung Blutwurst zu, wir schmeißen uns zum Hund auf den Rasen und üben Platz. Und Platz. Und PLATZ!
PLAAAATZ!
Leo lag, immerhin für Sekunden. So lange es Blutwurst gab, unten am Boden. War die weggemampft, schnellte er hoch in die Luft, wedelte begeistert mit dem kompletten Hinterteil und war bereit für alles was da kommt. Hauptsache mit Wurst!

Die Stunde verging wie im Flug, ich war am Ende knösig vor Wurstfett und Schleppleinendreck und die Trainerin gab uns ein "Ihr habt jetzt drei Wochen Zeit zum üben. Das nächste mal treffen wir uns am Ja-Berg*, da müsst ihr alles drauf haben!" mit zum Osterfest, und wir fingen alle schon mal mit dem beten an.

(* der Ja-Berg ist ein Gelände um Hilden wo es vor Hunden aller Rassen, Alterklassen und den dazugehörigen Menschen nur so wimmelt. Ein Albtraum, wenn man Krawallgemüter hat, die nicht sicher auf alle Befehle hören. Also eine super Arbeitsfläche für Hundeschulen.)



(Leo sitzt)


Dienstag, 3. April 2012

Blut und Werte.

Dann stand meine Ärztin vor mir, die Spritze im Anschlag. Sie ist die Dritte in der Reihe derer, die mir mal eben spontan zwei Röhrchen Blut abzwacken sollen. Die Dritte bedeutet in diesem Fall: die letzte Instanz. Meine Arme zieren schon diverse Pflaster, den Weg ein paar depremierte Arzthelferinnen. Meine Venen sind Diven, die wollen wohl vorgefüllt mit bestem Wasser von Prinzessinnen zu Ader gelassen werden, nicht spontan an einem Montag nach einem Vorabend voll Wein und Salz.

Kurz darauf, ich stehe bis zu den Knien in Heparin-Salbe und guten Wünschen, schaut sie mich zerknirscht an, schwenkt meine beiden Röhrchen mit trägem Blut hin und her, und sagt: Stress.
Und ich so: Ach.
Und sie so: Neurodermitis.
Und ich dann: Quatsch jetzt.

Wie dem auch sei, und was da auch komme: Kaum war ich aus der Praxis raus, fing mich meine Freundin ab und auf, und wir machten uns einen formidablen Tussi-Mittag in der Stadt mit dem vollen Programm. Soja-Latte im Woyton, Parfümberatung mit "Champain" bei der Nobel-Parfümerie (noch ohne Einkauf), rumlungern in Schuhläden und Nase in die Sonne halten. Das eisekalt, obwohl auf beiden Seiten die Deadlines klingelten. Nicht gehört, Smartphone still gestellt.
Danach noch hier und dort, und am Ende im Stadion, die Fortuna supporten. Zum Bettgang gegen Mitternacht ein heißes Wasser und eine Einstellung.
Stresserkrankung? Nicht in diesem Haushalt.
Blutwerte am Mittwoch. Bis dahin habe ich ausgedünnt.


Donnerstag, 29. März 2012

rettet das essen!

"Man kann heute noch nicht mal mehr eine simple Pasta kochen, ohne dass das Internet ebenfalls damit gefüttert wird."

(Lu, März 2012 in Hamburg)

Nach einem herrlichen Tag in Hamburg habe ich Anke als Dank für Couch und Trank eine spontane Pastasause zum Vorgeburtstagsabend gekocht. Da sie für das wunderschöne Blogprojekt Rettet das Mittagessen von Sebastian Dickhaut ein Mittagsessen schuldig war, haben wir einfach so getan, als wäre der Abend unser Mittag gewesen, und Anke beantwortete beim Essen die Fragen, und ich spielte Fotograf. Das einzige was nicht passte war, dass wir für "Mittags" (hihi) viel zu viel Rotwein hatten.

Hier der Beweis mit einem ;-) gen HH und MUC!

kajütenblick | © Lu um 17:17h | keine meldung | meldung machen?

Mittwoch, 28. März 2012

eine ecke vom grund.



So sieht es aus, das Haus, in dem ich in kommender Zeit etwas erarbeiten werde, was schon lange ein ad acta gelegter Wunsch schien. So ca. seit meinem 16. Lebensjahr.
Wann, wenn nicht jetzt :)


sonne im linken auge, frühling im ohr.

Kaum hat man sich einmal umgedreht, ist ein Monat weg, und irgendwer von der Seite nöhlt das mein Blog verstaubt.
Ich weiß das. Doch wann immer ich die knarrende Tastatur entrolle und zart über die steinigen Buchstaben puste, kommt von irgend woher eine Aufgabe die brennt.
Beim löschen und schön föhnen dieser denke ich dann seufzend ein "Ach", und sortiere die Ereignisse der letzten drei Jahrhunderte im Kopf, damit sie in Bälde dann niedergebloggt werden.

Die drei Monate im Winterbüro haben viel Zeit gefuttert, und es lief im Hafenbureau eine Menge auf, was jetzt weggeschrieben werden muss. Nicht sollte, nein - muss! Abgabe ist Ende März, also quasi gestern, und ich weiß noch nicht so ganz. Ich fühle mich verdünnt und verbogen, ein wenig, das mag ein Luxusproblem sein, aber ich verdünne auch keine gute Sauce, wenn ich finde, dass diese genau so gut ist. Mal sehen.
Bei gut essen! wird zwar viel gegessen und gekocht, aber auch da fehlt die Zeit, das Blog zum Teller genau so lecker zu befüllen, wie eben das, was danach in den Abwasch kommt.
Ist Klonen schon eine Lösung? Dann hätte ich gerne noch eine mehr, die darf dann die Steuer machen und mit "unserem" bösen Knie zum Arzt gehen. Wann immer ich die letzten drei Wochen die Trainingsklamotte und die Boxhandschuhe geschultert habe, um mich ein wenig in Frühjahrsform zu pöllen, sagte entweder das linke nie von unten "Nö, heut nicht!" und schickte seinen fiesen Schmerz hinterher, oder es flog ein wichtiger Termin wie eine Boing in den Raum und landete gemütlich auf meiner Trainingstasche. Aber ich bleib dran, und den nächsten nahen Termin denke ich noch nicht mal laut, damit ja keiner ... - oh, eine Mail

In Hamburg war ich auch. "Früher" hätte es hier Bilder geregnet. Ich hätte flammende Wörter für die Elbe gefunden, für die Fähre, ich im Sonnenuntergang, benebelt von Schiffsdiesel. Facebook-Nutzer die mich dort *kennen haben ein Drittel mitbekommen. Das bestand hauptsächlich aus Futter-und Getränkebildern und ein paar Pins, wo ich grad akut rumstehe und mich einlogge. Den Rest der Zeit verteilte ich auf 3-4 Termine und saß ansonsten sehr überfällig auf einer Krankenhausbank, teilte Lebenszeit und wäre gerne viel länger geblieben, jeden Tag.

Mitte Mai steht Hamburg wieder an. Berlin und München sind auch angedacht. Sollte sich grad jemand zum Frühjahr denken, er würde gern und genau jetzt etwas an seiner Ernährung drehen, etwas für sich ganz persönlich tun, dann schreibt mich an. Ich trete in dieser Sparte ab Juni etwas kürzer für ein paar Monate, rein aus Zeitgründen. Also nutzt die Frühjahrsonne und geteilte Fahrtkosten. Mail-Adresse findet man unter www.silkenolden.de

fischmarkt | © Lu um 14:33h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 13. März 2012

Am Ende der Leine – Wir lernen Hund / 4.

"Konntet ihr es durchsetzen, das kleine Zauberwort? Oder flogen die Schellen im Takt?" Die Trainerin hält sich zwar diesmal an einem paar Krücken fest, ist aber im Gesicht um so entspannter und grinst uns auffordernd an. "Fangt ihr doch mal an - wie gut akzeptiert Leo seine neuen Einschränkungen?"
Wir müssen uns noch nicht mal ansehen, um unisono "Gut." zu kontern. "Mehr als gut sogar." Eat this, hihi.
Unser Hund mag ein sturer Bock in Hundepelz sein, aber klug ist er dazu. Und ich komme nicht umhin, um mit einer kleinen Anekdote zu punkten, die wir beim üben unter der Woche hatten.
Das NEIN durchsetzen kann man ja in vielen Situationen. Man kann dem Hund zum Beispiel verbieten, bestimmte Laternen zu markieren. Man kann ihm verbieten, etwas zu fressen, was auf dem Boden liegt. Das habe ich oft geübt, auch wenn er das draußen eh nicht macht. Drinnen sieht das anders aus, also habe ich ihm immer etwas auf den Boden gelegt, NEIN! gesagt, und mich innerlich über sein verdutztes Gesicht amüsiert. Dann die Situation mit dem Auflösewort beendet, und er durfte ran ans Leckerchen. Die besagte Situation war, dass ich einen Hundekeks auf den Boden warf, und Leo das schneller im Schlund hatte als ich NEIN sagen konnte. War das Wort raus, guckte er verdattert und Pflopp, spuckte er den Keks wieder aus. Das Auflösungswort ging fast in meinem Lachen unter.
Soweit.
Die anderen ähnlich stolz; die französischen Wuchtbrummen sind jetzt angeblich wie Entenjunge, und laufen ihrer Besitzerin immer an den Fersen hinterher. Die anderen drei gesellen sich dazu, und so hat sie aktuell auf Schritt und Tritt fünf Bulldoggen als Schatten. Die ängstliche Emma hat einen Wandel durchlebt, und blafft die komplette Stunde die Rüden an mit durchgedrücktem Kamm auf dem Rücken. Wir sind Begeistert, Leo hingegen ruhig - er lässt offensichtlich heute für sich pöbeln. Emma hingegen bekommt jetzt auch die Schelle an die Füße geschmissen, die Zeiten der Taschentuchpackung für sensible ist vorbei.

Nächste Lektion auf der Matschwiese: Das grundsätzliche Nein.
Letzte Woche haben wir mit dem situativen begonnen, heute machen wir da weiter, was der Hund nie soll. Egal in welcher Situation, egal auf welchem Planeten, was soll er nicht?
Einfach. Pöbeln. Soll er nie.
Leo soll souverän an anderen Rüden vorbeigehen können, egal wie groß und/oder potent die sind. Er soll an denen vorbei gehen können, ohne auf der Stelle schäumend auszurasten. Sollte er das nie lernen, bekommt entweder er die chemische Kastrationskeule, oder wir stellen ihm zur Sicherheit eine durchtrainierte Rottweilerdame an die Seite.

Gleichzeitig, weil das zusammen gut studierbar ist, fangen wir mit der Leinenführigkeit an. Wir packen unsere durch die Bank weg ziehenden Felle an die kurze Leine, diese so um einen Meter und im Idealfall locker zwischen uns und Hund hängend.
Der Hund soll sich auf seinen Chef konzentrieren, und nicht sein eigenes Ding durchziehen und somit die ganze Zeit auf Spannung laufen. Ist sehr nützlich, zum Beispiel wenn man auf einem Bürgersteig läuft der schmal oder voll ist. Generell ist ein nicht ziehender Hund eine Quelle der Entspannung. Leo bekommt es ja hin, selbst mit der 15 Meter langen Schleppleine auf Spannung zu laufen, weil sein Wohlfühlradius so weit geht, dass es ihm reicht, wenn er seinen Chef als Punkt am Horizont zappeln sieht. Da er auf die Entfernung weder seinen Namen noch ein NEIN! hören kann, läuft er in den meisten Gegenden noch an der Leine.
Wir packen Leo also an die kurze Führleine und laufen los. Sobald er mit dem Kopf unser Bein überholt, Zack, Richtungswechsel. Hundebesitzer werden das kennen, entweder von ihrer eigenen Lernzeit oder vom Rütter im Samstagsabendprogramm. Der wird da ja auch nicht müde drin, den Leuten zu zeigen, wie man seinen Hund anständig führt, der Gute.
Die anderen machen das auch, und so bieten wir den weniges Spaziergängern vor Ort ein wirklich seltsames Bild an wirr Zick Zack laufenden Menschen mit entnervten Hunden an der Leine.
Die einzigen, die das super machen, die die Bulldoggen-Damen, aber die haben das ja unter der Woche schon aus ihren ganz eigenen Gründen geübt, an der Chefverse zu kleben.
Das ganze machen wir dann auch auf dem Hauptweg, wo alles vorbeikommt, was Sonntags aus der Stadt flüchtet. Jogger, Omas, Mountainbiker, Kinder die Kekse fallen lassen (NEIN), andere Hundebesitzer. Und da, mitten im schönsten Leinenführen kommt scharf von rechts ein Rüde aus dem Dickicht. Leo platzt unter einer Sekunde, und wir hören kaum die Trainerin, sehen aber die Schellen aus ihrer Richtung fliegen. Leo zeigt sich verdutzt aber unbeeindruckt, und will sich auf der Stelle weiter aufregen und den anderen Hund Kasalla geben. "Seitengriff - FLANKE" kommt es von der Trainerin, und da der Hund an des Mannes Handgelenk Funken sprüht, soll er sich durchsetzen und dem Hund den Alpha machen. Was würde ein anständiger Rudelführer in so einem unverschämten Moment machen (weil nur der Rudelführer hat das Recht, sich zu prügeln, der Rest hat zu warten)? Genau, einmal feste Rüpeln und Ruhe ist. Hunde sind da untereinander nicht zimperlich.
Kaum ist Leo wieder ruhig, ist die Stunde auch schon wieder um. Die Hausaufgaben werden lustig, wir trollen uns alle in unsere Autos und hauen uns den Schlamm von den Schuhen und den Hunden.

2012-03-11 14