Samstag, 9. Juli 2011


Halte meinen Kopf aus dem Fenster, diesen fast platzenden Kopf, randvoll mit Erkältung, Schnupfen, Elend. Über mir diese herrlichen Wolken, die sich im Sturm treiben lassen. Seit Tagen jagen sie über unseren Köpfen, manchmal haben sie Regen dabei.
Unter mir eine Frau, eine Frau im Auto. Hund dabei, Einkaufsgepäck, im Kofferraum erhasche ich einen letzten Blick auf das Altglas, welches gleich seinen letzten Sprung macht.
Ich möchte das auch. Ich möchte irgendetwas zu tun haben, eine Tasche dabei, in die Sauna gehen, in ein Eisbad, ich möchte mit dem Tölchen den Rhein entlang rennen, ganz allein unter diesen herrlichen Wolken. Ich möchte der Bäckersfrau mit dem Kleingeld einen kurzen Einblick geben, jaja, heute Abend Gäste, geben Sie mir doch bitte das etwas dunklere hinten links, Danke. Nein, mich stört das Wetter nicht, ich liebe Regen. Ja natürlich. Arbeitnehmer, Angestellte. Immer regnet es, wenn sie frei haben. Bin aber frei, und oft ist ein Mittwoch mein Sonntag.
Dann greife ich mir schnell die knisternde Tüte und laufe hinaus, in genau das Wetter, welches mich versteht.
Statt dessen halte ich mich immer noch aus dem Fenster, in den Wind. Mein Kopf wummert, alles pulsiert, die Augen tränen. Ich möchte schmecken können, mich auf Essen und Wein freuen, über Urlaub reden, welchen planen. Mich auf irgendetwas in sieben Wochen freuen. Am Telefon sagen, dass ich schon wieder zu viel Geld bei amazon gelassen hätte, aber im Urlaub hat man ja mehr Ruhe für die guten Bücher.
Unten pfeift es, das Teewasser brodelt. Noch einmal die frischen Kräuter aus dem Garten abklopfen, damit nicht wieder kleine, grüne Insektenleichen in meinem Tee treiben.
Wenn man Regen möchte, in den man seinen heißen Kopf halten kann.



Denn jeder Fluß fließt ins Meer,
lass los -kein Grund Dich zu wehrn.
Alles glitzert so hell,
ich nehm die Welle mit bis die Welle bricht.