Montag, 4. Juli 2011


Zeit in Reinform ersetzte ich im Bus sitzend direkt gegen Zeit in Rohform. Was, also so überhaupt, ist für mich noch Zeit als Rohmasse? Mit was gefüllt, wie gewürzt, generell wie genutzt und gefuttert? Früher (tm) hat man es sich auf der Couch mit einem Buch und einem Tee *gemütlich gemacht.
Wo bekomme ich heute die innere Ruhe her, über Stunden quasi nichts tuend auf der Couch zu liegen? Es ist immer etwas zu tun, man ist nie so weit fertig, dass ein paar Stunden Couch dabei herausspringen, ein paar Tage ganz weg vom Fenster - nicht dran denken. Bücher, da brauche ich heute Woche für, was ich früher an einem Tag weggelesen habe, oder vielleicht zwei.
Freue ich mich heute den ganzen Tag auf die nächsten Seiten meines aktuellen Buches, liege ich irgendwann nach 23 Uhr im Laken, klappe das Buch auf und nach drei Mintuten darunter zusammen. Werde wach, weil mir das Hardcover ins Gesicht fällt, und das Tölchen direkt hinterher wischt. Licht aus, Koma.
Da braucht man schon mal ein paar Wochen für ungezählte Seiten, nicht dran denken.
Hätten wir also ungelesene Seiten auf der einen, und ungeschriebene auf der anderen Seite. Macht wieviel?
Ungezahlt.

Man steht jeden Tag auf und kann sich entscheiden.
Jeden Tag.
Neu.

Ich mein ja nur.



Schenkte mir jemand Zeit, also in Reinform, und Geld für die trivialen Dinge wie Miete, Brot, Fleisch für die Tiere - das erste was ich täte wäre packen. Das zweite wegfahren. Das dritte, dann vor Ort, irgendeinem schönen: schreiben.

(Statt dessen ein sehr müder Montag. Nein, nicht das Wochenende. Die letzten Wochen und Monate, die sitzen in den Hirnkurven, gähnen im Rudel und machen den Rest schwer.)