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Dienstag, 23. November 2004
kurz vor einem shake
mein tag also, ja ? mein verschissener, pelziger, kleiner dienstag, richtig ?
woher meine ungezügelte begeisterung, warum mein gefluche zum abend ?
kein thema, ich lasse mich heut nicht lange bitten, wischt euch die spucke aus den mundwinkeln, hier mein tag, exklusiv und warm wie ein kuhfladen, nur für euch, holt schon mal messer und gabel, entkorkt den wein.
der tag fängt in der regel mit dem morgen an, und so halte ich es gern und seit jahren mit wachsender begeisterung.
so fing der dienstag also mit dem dienstagmorgen an. in der einen sekunde lag ich noch nackig und friedlich warm quer übers plümo gegossen, schnarche m. die ohren voll und träume von hohen wellen, saftigen burgern und bier in dosen, und da kam die nächste sekunde und mit ihr ein einsatzwagen der heimischen krankenanstalt. tatüütataaa, lauter wie die bradung in meinem traum, und ich dachte noch, achnö, und steckte den kopf unters kissen, da war das martinshorn plötzlich still, das blaulicht aber hielt sich beharrlich, und tunkte das schlafzimmer in kaltes 80er diskothekenlicht, während sich unten vor dem haus die stille breit machte, und aus der ferne ein weiteres tatüüütataaa akustisch angerauscht kam. all das wäre zu ignorieren gewesen, unter umständen wäre der sandmann ein weiteres mal vorbei gekommen und hätte mich in morpheus arme gedrückt, aber dann legten die beiden sanitäter unten verbal nach und ich wurde zeuge eines dialoges, den ich nie, nie in meinem leben noch mal so hören möchte.
San1: „ja wat machst DU denn hier ?“
San2: „das gleiche könnte ich dich auch fragen!“
San1: „haste ne ahnung, wo genau … ich meine, ich such hier schon ne weile…“
San2: „kack gegend hier, ich bin hier schon öfter rumgekurvt, nur einbahnstrassen.“
San1: „scheiße jetzt, scheint n infarkt zu sein, wir sollten schon mal in die hufe kommen.“
San2: „fahr du da lang, und ich nehm die andere seite, und in der mitte treffen wir uns dann hoffentlich wieder…“
das war um 7:02, und ich war ernsthaft ausgelassen und glücklich in der dunkelheit, dass ich nicht der frische vielleicht-infarkt war, der besser die taxi-notrufzentrale angewählt hätte.
die folgenden gedankengänge über das eigene ableben, sex- und zahnloses altern vorab und orthopädische schuhe mitten drin, bis hin zu zeitungsüberschriften, die das eigene ableben, auffinden nach wo-chen, von katzen angefressen und im heißen sommer 2tausendirgendwas als dörrfrucht im badezimmer zwischen klotabs und mondänen perücken… ich meine hey, es ist november, da kann man morgens schon mal mit weit aufgerissenen augen ins dunkle starren, bis die fellchen ihr morgenlied anstimmen.
gedankenstrich für frühstück und zeit zwischen hier und: irgendwann mittags dachte ich mir, lu, dachte ich, sei nicht faul, bring deine komplett dunkel getünchte laune doch einfach ins fitnessstudio, da liegt sie besser als mit dir auf der couch. so packte ich also miese laune, meine ollen sportklamotten und den portablen kinski in die tasche, die ohrstöpsel in die ohren und jagte mich aus dem warmen haus. hochmotiviert, versteht sich. kaum hatte ich haus und heim hinter mir gelassen, gab die batterie ihren lebenssinn ab, und den geist auf, und ich lief tonlos im leisen, habt dank ihr scheisser da oben- JA, ich kann euch lachen hören!
im studio dann war alles sehr sehr schwer. und schwerer. mein körper, mein seelchen, und auch kinski in der tasche schlief lieber, während draussen der regen an die fenster prasselte, und brian adams lief. gehts wirklich schlimmer, dachte ich noch, so mit totem mp3-player und pennender muse in der tasche, und die antwort kam prompt und zuverlässig: ja, klar !
die spassgötter für regentage schickten drei spätpubertierende, die mir beim reinkommen zu lange auf den hintern starrten, und von denen einer sein haltbarkeitsdatum irgendwie arg überschritten hatte. er markierte sein revier, dass ich fast seitlich von der streckbank gefallen wäre, und während ich die flucht ans randgebiet antrat, fanden die drei stooges ihr idol … einer von den guten auf dieser erde. kompakte 1,50 mal 1,50, schwarz wie die nacht, ein gemüt wie eine hummel an einem sommertag und ein körper wie king kong mit einem gesicht wie ein monchichi. und er näselte plötzlich sehr sehr stark, als die stooges ihn zu seinem training löcherten.
körperlich befreit und mit puterroten wangen fiel ich neunzig minuten später aus der tür, und mit einem hunger der kaum freunde kennt in einen supermarkt ein. ich sah sie sofort, aber es wäre nicht mein scheisstag gewesen, wäre mir nichts dazwischen gekommen. das „es“ war die schickse, die nach meiner (!) ananas griff, die letzte, die dort lag. sie, dürrgekotzt, die möpse bis an die halskante hochgezurrt und einen blick, der nichts gutes erahnen ließ, ich, verschwitzt, hungrig und mit überfüllter sporttasche. „es“ war leider schneller, griff zu, schmiss die ananas in ihren wagen, und zog gemein grinsend um die ecke ab, sehr wohl wissend, dass sie die frau in schlammgrün grad absolut abgeledert hatte. ich hatte die nächsten drei gänge richtig finstere gedanken, liebäugelte mit der gesamten nutella-abteilung, die aktuell die 40jahrenutella-edition im giga-glas anpreist, besann mich auf meine noch triefenden sportklamotten, und ging zur käsetheke, ein stück im sinn, dass die 48% prozentmarke locker überschritt. und da stand sie wieder, die brauen gefährlich nah am haaransatz oben rechts plaziert, und starrte mein stück henry an. das letzte, welches dort lag. das allerletzte stück. und ohne rücksicht auf mein innerliches aufstöhnen gab sie sich einen ruck, den nächsten fressanfall präzise mit leckerbissen planend, und warf meinen (!) henry neben ihre trauben und stapfte richtung baguette. ich lungerte derweil immer noch mit leerem wagen und knurrendem magen lustlos an der käsetheke herum, bekam lange zähne und eine eingebung, als ich die kaputte kühltheke und die augerissene packung fischstäbchen dort herumliegen sah. ---
nein, ich tat es nicht, obwohl ihr xxs-mini-sport-tussi-bag offen in ihrem wagen lag, und neben dem klitzekleinen handy sicherlich auch noch ein fischstäbchen gefasst hätte. das hätte ein großes hallo gegeben, aber ich hatte keine energie mehr, vielleicht werde ich auch alt /vernünftig/ langweilig/ faul … ich sagte mir, die ananas ist sicherlich schlecht, der käse eh nicht das, was ich wirklich wollte, und so schnappte ich beim rotwein zu, vertagte den hunger auf zu hause, und teilte mir an der langen langen warteschlange an der kasse mit kinski in der tasche ein nimm2.
an der haltestelle dann, ich sah die ananas-diebin noch auf ihren hohen schuhen im herbststurm straucheln, da wurde eine friedlich pickende taube von einem weißen citroen umgenietet. ich sah es staunend wie immer, ein bichen fassungslos, dass da keiner abbremst, ein bißchen mit flauem gefühl in der kniegegend, ein bißchen was mit immenser wut und menschenekel. alle schauten hin, und ich hätte ihre gesichter gern fotografiert, wie immer. ich würde die ausstellung „die fünf minuten, die eine taube braucht, um in autoprofilen zu verschwinden“ nennen. immer wenn ein wagen drüberfuhr, gingen ihre flügel durch den sog hoch, und die federn flogen durch die gegend. als eine ihrer federn zu mir herüberflog und an meinen schuhen hängen blieb, da hätte ich gern genau so geheult, wie das kleine mädchen, welches an der hand ihrer mutter an der taubenmatsche vorbei ging. mache ich aber nicht, scheiß erwachsen sein. der teufel scheißt immer auf den größten haufen, mein beitrag zum heutigen tage.
( und jetzt geht’s in die kalte nacht zu einer beliebigen junk-food-filiale, um diesem dienstag mit einem riesigen schoko-shake den marsch zu blasen.)
woher meine ungezügelte begeisterung, warum mein gefluche zum abend ?
kein thema, ich lasse mich heut nicht lange bitten, wischt euch die spucke aus den mundwinkeln, hier mein tag, exklusiv und warm wie ein kuhfladen, nur für euch, holt schon mal messer und gabel, entkorkt den wein.
der tag fängt in der regel mit dem morgen an, und so halte ich es gern und seit jahren mit wachsender begeisterung.
so fing der dienstag also mit dem dienstagmorgen an. in der einen sekunde lag ich noch nackig und friedlich warm quer übers plümo gegossen, schnarche m. die ohren voll und träume von hohen wellen, saftigen burgern und bier in dosen, und da kam die nächste sekunde und mit ihr ein einsatzwagen der heimischen krankenanstalt. tatüütataaa, lauter wie die bradung in meinem traum, und ich dachte noch, achnö, und steckte den kopf unters kissen, da war das martinshorn plötzlich still, das blaulicht aber hielt sich beharrlich, und tunkte das schlafzimmer in kaltes 80er diskothekenlicht, während sich unten vor dem haus die stille breit machte, und aus der ferne ein weiteres tatüüütataaa akustisch angerauscht kam. all das wäre zu ignorieren gewesen, unter umständen wäre der sandmann ein weiteres mal vorbei gekommen und hätte mich in morpheus arme gedrückt, aber dann legten die beiden sanitäter unten verbal nach und ich wurde zeuge eines dialoges, den ich nie, nie in meinem leben noch mal so hören möchte.
San1: „ja wat machst DU denn hier ?“
San2: „das gleiche könnte ich dich auch fragen!“
San1: „haste ne ahnung, wo genau … ich meine, ich such hier schon ne weile…“
San2: „kack gegend hier, ich bin hier schon öfter rumgekurvt, nur einbahnstrassen.“
San1: „scheiße jetzt, scheint n infarkt zu sein, wir sollten schon mal in die hufe kommen.“
San2: „fahr du da lang, und ich nehm die andere seite, und in der mitte treffen wir uns dann hoffentlich wieder…“
das war um 7:02, und ich war ernsthaft ausgelassen und glücklich in der dunkelheit, dass ich nicht der frische vielleicht-infarkt war, der besser die taxi-notrufzentrale angewählt hätte.
die folgenden gedankengänge über das eigene ableben, sex- und zahnloses altern vorab und orthopädische schuhe mitten drin, bis hin zu zeitungsüberschriften, die das eigene ableben, auffinden nach wo-chen, von katzen angefressen und im heißen sommer 2tausendirgendwas als dörrfrucht im badezimmer zwischen klotabs und mondänen perücken… ich meine hey, es ist november, da kann man morgens schon mal mit weit aufgerissenen augen ins dunkle starren, bis die fellchen ihr morgenlied anstimmen.
gedankenstrich für frühstück und zeit zwischen hier und: irgendwann mittags dachte ich mir, lu, dachte ich, sei nicht faul, bring deine komplett dunkel getünchte laune doch einfach ins fitnessstudio, da liegt sie besser als mit dir auf der couch. so packte ich also miese laune, meine ollen sportklamotten und den portablen kinski in die tasche, die ohrstöpsel in die ohren und jagte mich aus dem warmen haus. hochmotiviert, versteht sich. kaum hatte ich haus und heim hinter mir gelassen, gab die batterie ihren lebenssinn ab, und den geist auf, und ich lief tonlos im leisen, habt dank ihr scheisser da oben- JA, ich kann euch lachen hören!
im studio dann war alles sehr sehr schwer. und schwerer. mein körper, mein seelchen, und auch kinski in der tasche schlief lieber, während draussen der regen an die fenster prasselte, und brian adams lief. gehts wirklich schlimmer, dachte ich noch, so mit totem mp3-player und pennender muse in der tasche, und die antwort kam prompt und zuverlässig: ja, klar !
die spassgötter für regentage schickten drei spätpubertierende, die mir beim reinkommen zu lange auf den hintern starrten, und von denen einer sein haltbarkeitsdatum irgendwie arg überschritten hatte. er markierte sein revier, dass ich fast seitlich von der streckbank gefallen wäre, und während ich die flucht ans randgebiet antrat, fanden die drei stooges ihr idol … einer von den guten auf dieser erde. kompakte 1,50 mal 1,50, schwarz wie die nacht, ein gemüt wie eine hummel an einem sommertag und ein körper wie king kong mit einem gesicht wie ein monchichi. und er näselte plötzlich sehr sehr stark, als die stooges ihn zu seinem training löcherten.
körperlich befreit und mit puterroten wangen fiel ich neunzig minuten später aus der tür, und mit einem hunger der kaum freunde kennt in einen supermarkt ein. ich sah sie sofort, aber es wäre nicht mein scheisstag gewesen, wäre mir nichts dazwischen gekommen. das „es“ war die schickse, die nach meiner (!) ananas griff, die letzte, die dort lag. sie, dürrgekotzt, die möpse bis an die halskante hochgezurrt und einen blick, der nichts gutes erahnen ließ, ich, verschwitzt, hungrig und mit überfüllter sporttasche. „es“ war leider schneller, griff zu, schmiss die ananas in ihren wagen, und zog gemein grinsend um die ecke ab, sehr wohl wissend, dass sie die frau in schlammgrün grad absolut abgeledert hatte. ich hatte die nächsten drei gänge richtig finstere gedanken, liebäugelte mit der gesamten nutella-abteilung, die aktuell die 40jahrenutella-edition im giga-glas anpreist, besann mich auf meine noch triefenden sportklamotten, und ging zur käsetheke, ein stück im sinn, dass die 48% prozentmarke locker überschritt. und da stand sie wieder, die brauen gefährlich nah am haaransatz oben rechts plaziert, und starrte mein stück henry an. das letzte, welches dort lag. das allerletzte stück. und ohne rücksicht auf mein innerliches aufstöhnen gab sie sich einen ruck, den nächsten fressanfall präzise mit leckerbissen planend, und warf meinen (!) henry neben ihre trauben und stapfte richtung baguette. ich lungerte derweil immer noch mit leerem wagen und knurrendem magen lustlos an der käsetheke herum, bekam lange zähne und eine eingebung, als ich die kaputte kühltheke und die augerissene packung fischstäbchen dort herumliegen sah. ---
nein, ich tat es nicht, obwohl ihr xxs-mini-sport-tussi-bag offen in ihrem wagen lag, und neben dem klitzekleinen handy sicherlich auch noch ein fischstäbchen gefasst hätte. das hätte ein großes hallo gegeben, aber ich hatte keine energie mehr, vielleicht werde ich auch alt /vernünftig/ langweilig/ faul … ich sagte mir, die ananas ist sicherlich schlecht, der käse eh nicht das, was ich wirklich wollte, und so schnappte ich beim rotwein zu, vertagte den hunger auf zu hause, und teilte mir an der langen langen warteschlange an der kasse mit kinski in der tasche ein nimm2.
an der haltestelle dann, ich sah die ananas-diebin noch auf ihren hohen schuhen im herbststurm straucheln, da wurde eine friedlich pickende taube von einem weißen citroen umgenietet. ich sah es staunend wie immer, ein bichen fassungslos, dass da keiner abbremst, ein bißchen mit flauem gefühl in der kniegegend, ein bißchen was mit immenser wut und menschenekel. alle schauten hin, und ich hätte ihre gesichter gern fotografiert, wie immer. ich würde die ausstellung „die fünf minuten, die eine taube braucht, um in autoprofilen zu verschwinden“ nennen. immer wenn ein wagen drüberfuhr, gingen ihre flügel durch den sog hoch, und die federn flogen durch die gegend. als eine ihrer federn zu mir herüberflog und an meinen schuhen hängen blieb, da hätte ich gern genau so geheult, wie das kleine mädchen, welches an der hand ihrer mutter an der taubenmatsche vorbei ging. mache ich aber nicht, scheiß erwachsen sein. der teufel scheißt immer auf den größten haufen, mein beitrag zum heutigen tage.
( und jetzt geht’s in die kalte nacht zu einer beliebigen junk-food-filiale, um diesem dienstag mit einem riesigen schoko-shake den marsch zu blasen.)
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