Freitag, 3. August 2007

† Isidore Isou



Artikel & Lettrismus

seemannsgrab | © Lu um 12:58h | keine meldung | meldung machen?

Mittwoch, 25. Juli 2007

Urlaubstage, 6.2

Passagen.

(...)"Als er vier Jahre alt war, nahm ihn der Vater mit in den Zirkus. Beim Trommelwirbel kletterte eine wunderschöne Frau im Glitzertrikot auf die Plattform, und Klein György machte sich vor Aufregung in die Hose. «Dann nimmt sie Schwung zum Salto mortale, verfehlt das Trapez und kracht durchs Netz.» Für Jahre glaubte er, das sei jeden Abend so: Eine Frau klettert hoch, lächelt, «die Zuschauer machen sich in die Hosen, sie schwingt los und fällt, jede Nacht, um dort unten in einer Pfütze von Blut und Sand zu liegen."

George Tabori, der Tod, die NZZ und der komplette Text.

seemannsgrab | © Lu um 19:50h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 29. Mai 2007



Bildrechte © REUTERS

Als ich gestern die alten Bilder in der Rückschau sah, sagte ich zu M., dass der früher auch immer auf der Ratinger war, das Gesicht, die Lederjacke so vertraut wie der Hof-Kellner.
Damals war ich zwischen 13 und, und hatte mit Kunst kein Verhältnis. Punkmusik, Dosenbier, Wochenenden, die Kunstleute von der Akademie um die Ecke waren die Käutze, die mich zum Essen einluden, dafür, dass sie meine jugendliche Wildheit skizzieren durften, die mit Seife hochgestellten Haare, die von englischen Punks kopierte Art des Schminkens, das Kindergesicht mittendrin. Kunst war halt da, Musik aber lauter.
Heute bin ich gespannt auf die wohl kommende Ausstellung der letzten Schaffensperiode Immendorffs. Ich möchte seine Auseinandersetzung mit dem Tod sehen (die sich im Gegensatz zu Picasso nicht nur als Dreieck zwischen weiblichen Schenkeln abspielt, aber der war ja auch älter), sein Gesicht der letzten Jahre sprach Bände.

seemannsgrab | © Lu um 10:41h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 19. Dezember 2006

† Joe Barbera



Wieder einer weg vom Tisch.
Und Danke für die kräftige Unterstützung meiner Kindheit!


Montag, 20. November 2006

Mike ist so tot.

Anrufe, die kommen ja selten einfach nur so. Heutzutage, da ist anrufen mitunter das innigste, was so geht, mit Maschinen.
Und an diesem Mittwoch vor drei Wochen griff D. in D. zu seiner Maschine, gab meine Kontaktdaten ein, und erreichte mich knapp später mitten auf dem Land, wo ich gerade zu einer Tasse griff.

Ein Schiffstuten, Möwengeschrei, ein Anruf, alle am Tisch verstummen. Ich lasse die Tasse los, greife zu meiner kleinen
Kommunikationsfabrik und sage Hallo? D. sagt, Sag mal, Du hast Mike doch auch gut gekannt, oder?
Und ich denke, dass Telefonate, die so los gehen, nie was Gutes inne haben, und sage Ja, klar.
Der ist tot, sagt D. und ich denke „Ach Mike“, und während ich das mindestens 15 mal denke, dieses „Ach Mike“, gesellt sich pro getauschter Information noch ein Ausrufezeichen hinzu, so dass ich am Ende auf dieser Couch auf dem Land sitze, und „Ach Mike !!!!!!!!!!!!!!!“ denke. Mike, mit zig Ausrufezeichen, die alle empört auf den Tisch hauen.

Zehn Tage lag er mausetot in seiner Wohnung auf seinem Fussboden, zehn Tage wo sich scheinbar niemand sorgte oder Mike vermisste. Ich bin seit letztem Jahr etwas geübt in Dingen „Verlieren von Personen und deren Nachrufe mit sich herumtragen“, und so ging es mir die nächsten Tage gewohnt an die Nieren, und ich dachte an Mike.
Ach Mike. Wieso hast Du zehn lange Tage keinem gefehlt?

Wir waren 18, damals, und ungeheuer wild. Mike kam gerade aus Chicago, sein Vater hatte hier berufliche Perspektiven und Mike ein eigenes Zimmer, ausgeschlagen mit großen Metal-Postern, und eines dieser ganz speziellen amerikanischen Betten, welche in Teenie-Horrorfilmen immer sehr fluffig aussehen, groß und gewaltig weich. Damit war das Zimmer voll.
Mike brachte die erste Metallica-Platte meines Lebens mit aus diesem Amiland, wie er Seine Ex-Heimat ausführlich schimpfte, Ami_land.
Der Abend an dem wir uns kennen lernten, der war bezeichnend für viele weitere Abende, an denen wir uns dann
schon kannten, was für unsere Zukunft wichtig war. Die ganze Nacht sassen wir auf einem leeren Fussboden und tranken Bier, während Mike von seiner enttäuschten Liebe zu Sabinchen sprach. Sie hatte ihn sitzen lassen für ein Zahnstudium, die Geschichte dauerte die halbe Nacht, gerechnet ab Mitternacht.
Zwischenzeitlich ass ich eine ganze Packung Pops und trank Bier aus Flaschen, die Mike mit einem Feuerzeug öffnete. Es macht immer gleich Plöpps, das mochte ich an dieser Nacht.
Diese Wohnung war eine besetzte Wohnung, hatte fünf Zimmer und ich war mit dem Besetzer kurzzeitig verpaart. Mike sagte immer, der sei ein Idiot, und nach vier Wochen fand ich das auch, was wiederum meinen Vater sehr zufrieden machte, konnte er den Besetzer und seine Marotte, immer nackt die Tür zu öffnen, nicht wirklich ins Herz schliessen.

Mike also wurde mein bester Freund, Bruderersatz und Alkoholiker. Immer wenn er kam, brachte er Bier mit. Da er täglich klingelte, (bis auf Mittwochs, da spielten wir mit dem dritten im Bunde in seinem Zimmer Malefiz, hörten erst Metallica, zu vorgerückter Stunde dann Truck Stop, was seine Mutter einmal veranlasste, mich auf dem Weg zur Toilette abzufangen und mich sehr ernst ins Gebet zu nehmen, ob ich mich mit den beiden da oben eigentlich wohl fühlen würde, weil die hätten offensichtlich einen mächtigen Knall) kaufte er täglich Bier, trank das aus und ging stets vor Mitternacht wieder ein paar Ecken zurück, in sein Amiland-Bett, zurück zu seinen Postern.
Rock'n'Roll, jeden Tag.

Die Jahre zogen, Mike trank, wir sprachen ihn oft genau darauf an. Er sagte, es wäre sein Bier, er würde alles was gefordert bestens hinbekommen, also kein Problem, es sei denn, man wolle unbedingt eins daraus machen. Die Freunde wurde älter, die Ansprüche anstrengender, Studium, Zivildienst, Ausbildungen, wir waren alle mächtig beschäftigt, Zeit wurde knapper Luxus.
Die Zeiten von täglichem Abhängen und Malefiz waren längst Geschichte, einige im Ausland, Stipendien ableben und Hochzeiten feiern. Mike war entsetzt, wenn eine von wem ein Kind bekam, wenn Trauringe getauscht und Karrieren besiegelt wurden. Er hatte ein gutes Abi, ein angefangenes Studium, den HSV und seinen Lagerjob im Supermarkt. Und seinen Rausch.
Sprach man ihn darauf an, wenn er Nachts und sprachlich durch Bier arg ausgebremst die Telefonmaschine bimmeln ließ, dann gab es eine Standpauke a la Mike, man seie jetzt wohl Spießer, und früher, da war alles ganz anders und jeder Mensch hätte ein Recht auf Rausch.
Ich weiß, sagte ich dann meist sehr verschlafen mit einem bösen Blick auf den Wecker. 2:38, Gute Nacht Mike, ich leg jetzt auf, wenn nichts wichtiges ist.

Die letzten Jahre war der Kontakt von großen Löchern durchsiebt. Mal eine Mail, selten ein Telefonat, und als ich umzog vergass ich, das Mike meine neue Nummer nicht hatte. Ich dachte öfter mal an ihn, nichts böses, Mike eben, der macht seine Sache. Und dann dieser Anruf, direkt zum Kaffee.
Mike ist tot. Zehn Tage lang auf dem Fussboden, Speiseröhrenblutung.

Wann immer der HSV spielt, Mike, dann denke ich, dass Du da oben zuschaust und Dir ein Bier aufmachst.
Plöpps.

Rock'n'Roll.

Scheisse.


Freitag, 27. Oktober 2006

über trauer und arbeit.

Am Ende geht es immer um Liebe. Die Liebe zu einem atmenden Wesen, die Liebe zu einem Objekt, Liebe einseitig oder zurück geliebt, ausgelebt oder ganz für sich allein, und in der Nacht ganz arg.
Ist die Liebe weg, ist der Mensch tot, das Tier kalt in der Gartenerde, dann ist man allein. Man starrt, man denkt darüber nach, man wird vernünftig, pathetisch, tief trauig und gefasst.
Aber am Ende, ganz am Ende, da sitzt man allein im Dunkeln und heult, dass es einem das Seelchen zerreisst, und man ist allein, weil es so sein muss, irgendwie und eben irgendwie. Und währenddessen wird irgendwo etwas kalt. Ein Menschenleib, ein Tierkadaver, eine Liebe, gelebt oder ungeliebt, etwas wird immer kalt, wenn man sitzt und aus den tiefen der Seele heult, was der eigene, noch warme Leib, hergibt.
Und man weiß nicht, wie lange es diesmal dauert, bis man darüber hinweg kommt. Es fühlt sich endlos an, meilenweit, ewig, unerreichbar, hart zu erkämpfen, trostlos.
Was denn, wie denn, ohne?
Ohne Liebe und deren Wärme lohnt es nicht. Es lohnt kaum, einen Fuss aus dem Bett zu setzen, wenn da nicht jemand oder etwas ist, das sich freut, dass man diesen ersten Schritt des Tages macht. Ein verschlafener Kuss, eine liebevoll getippte SMS, während das Kaffeewasser kocht, eine Vorfreude auf Etwas, ein Anruf, ein gefüllter Napf, eine warme Kuhle im Bett, in die man fassen kann, ein Blick auf ein Photo. All das hat mit Liebe zu tun, mit Kümmern, mit da sein, mit Leben.
Ist das weg, stirbt gerade, erkaltet, dann drückt der Tag und ängstigt die Nacht, die man alleine bewältigen muss, genau wie die nächsten Tage, Wochen, vielleicht sogar den Rest des eigenen Lebens. Und vielleicht endet es so, das irgendwer weint, auf dem Balkon, auf einer Wiese, Neumond, Vollmond, mit Licht oder ohne, derjenige merkt es nicht. Trauer macht einsam, dunkel und kalt. Ein Vorgeschmack, vielleicht.
Am Ende geht es trotz allem, oder genau deswegen, nur um eins. Liebe.


Donnerstag, 26. Oktober 2006

† Daisy


(Bildrechte alle bei der Sueddeutschen)

Jetzt ist Daisy bei Papi im Plüschhimmel.

r.i.p.


Sonntag, 17. September 2006

† Oriana Fallaci



© EPA/dpa

(...) "darauf gab die Fallaci dem New Yorker ein letztes Interview mit dem Titel „The Agitator“, in dem sie mexikanische Einwanderer verwünschte, Romano Prodi und Silvio Berlusconi als "two fucking idiots" bezeichnete und androhte, jede Moschee in der Toskana in die Luft zu sprengen."

Kompletter Artikel

seemannsgrab | © Lu um 14:47h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 5. September 2006

Aus der Rubrik "Auch schon tot."

Und im Himmel packt Steve Irwin die Else Kling am Kittelsaum und wirbelt sie einmal mitsamt Wolke quer über der Lindenstrasse zum winken.

Ein Nachruf auf Steve bei Don D., der für die Annemarie bei SvenK.

seemannsgrab | © Lu um 13:36h | keine meldung | meldung machen?

Montag, 10. Juli 2006

kein "wiedersehn", mehr so ein "dank u well!"

und während kofi sagt, das wär die tollste WM gewesen, kommt so langsam die nachricht durch, dass der rudi gegangen ist.

leise und traurig werde ich jetzt den ganzen nachmittag an ihn denken, er, der entertainer meiner kindheit und jugend, neben herman van veen, der zweite niederländer, der mich durch die nachmittage gebracht hat.