Mittwoch, 9. Juni 2004

abschluss

einkaufszettel ist abgekauft, wein, kaffee und zwei-drei grundnahrungsmittel gehortet, hustensaft und taschentücher eingetütet, die bekannte in den haag telefonisch instruiert, was sie unserem ( nach einmal auf jemandes acker gehaust kann man schon "unser" sagen, eben so wie beim italiener um die ecke. grüßt dieser einmal mit namen, oder gibt einen grappa aus, dann ist es plötzlich "unser" italiener ... ) niederländischen bauern telefonisch mitteilen soll ( die miteinander kommunikation war trotz meines kleinen aber feinen niederländischen sprachschatzes arg erschwert, ich schiebe es auf alter und gras-konsum des rüstigen opas, was ihn aber nicht davon abhielt, uns beim sehr bewegten abschied seine handy-nummer aufs auge zu drücken, auf das wir anrufen, bevor wir das nächste mal kommen ! er gab auch ein code-word dabei, damit er weiß, wer am telefon ist -agnnnnh! ), dass wir im anmarsch seien, und sie hat auch das code-wort auf einem post-it parat.
bin sehr gespannt und mindestens genau so froh, dass mir die idee der dolmetscherin kam, und ich nun nicht in die verlegenheit komme, den heutigen abend strampelnd und armfuchtelnd, die holländische sprache neu erfindend am telefon zu verbringen, nur um opi zu fragen, ob der lütte zeltplatz wieder für uns frei wäre.

m. packt derweil haus, herd und höschen, die fellchen sind vorab schon mal beleidigt, und die wettervorhersage läßt netterweise wieder alles erwarten.
wenn die nächsten tage ein kleines zelt so mit 160 km/h an eurem gemütlich beleuchteten wohnzimmerfenster vorbeirast, haltet doch mal kurz einen besenstiel oder ähnliches zum abfangen raus, das sind dann nämlich wir, abgeschnitten von der aussenwelt eine zünftige sturmwarnung verpasst, zack, im zelt rumd um die welt.
in ein paar jahren, wenn wir dann über bolivien den weg zurück gefunden haben, zu fuss natürlich, dann gibts eine dia-show, gern.



engelchen und teufelchen, fragt ihr ? die wissens noch nicht. die flügel-schnitte bereitet sich sorgfältig auf die bevorstehende EM ( hurra! ) vor, schrubbt eigenhändig ihr italienisches fan-tricot , legt noch schnell die französische und tschechische flagge bereit, schleppt bier von kasten zu kühlschrank und versteckt die chips vor den fellchen. der schwefelkerl liegt derweil röstend im balkonkasten, und schaut den erdbeeren beim reifen zu. alles friedlich soweit, und die wäsche baumelt in der schwülen nachmittagsluft. in düsseldorf ist sommer, und ich singe :

I'm back in the saddle again
Out where a friend is a friend
Where the long-horn cattle feed
On the lonely jimson weed
Back in the saddle again
I'm riding the range once more
Totin' my old 44
Where you sleep out every night
And the only law is right
Back in the saddle again

Whoopee-ti-yi-yo, rockin' to and fro
Back in the saddle again (once again)
Whoopee-ti-yi-yae, I go my way
Back in the saddle again


ahoi.


Montag, 24. Mai 2004

regen, blut und instantkaffee

am ende standen wir auf der ersten der drei niederländischen halbinseln, mitten auf einer wiese.

am ende, und das war ja eigentlich der anfang, dazwischen lag lediglich eine 3stündige autofahrt quer durch NL und belgien
( m., soll ich schreiben, dass die belgier alle niedlichen kleintiere um fahren ? - nix, du kannst ja nicht alle belgier in eine schublade stecken! )
standen wir also auf einer wiese, auf der früher sicherlich glückliche kühe standen.

die sonne verabschiedete sich prompt bei unserer ankunft und verschwand gänzlich, als wir unser kleines zelt aufgebaut hatten.



glücklich, einen platz ausserhalb eines normalen campingbetriebes
( m. soll ich schreiben, dass wir auf den normalen badelatschendeutschlandCampingplätzen spontane depressionen bekommen haben, weil dieser mikrokosmos gangganz schrecklich war ? - klar, nur zu. )
gefunden zu haben, zufrieden, eine toilette in erreichbarer nähe zu haben
( m. kann ich schreiben, dass ich natürlich prompt bei ankunft ganz schlimm meine tage bekommen habe ? - um gottes willen, es sei denn, es dient der dramaturgie! )
, brauten wir uns den ersten kaffee in freier natur und ließen dem sturm seinen lauf.
ein bißchen strand, ein bißchen supermarkt, ein bißchen kalt, aber noch ahnten wir radiolosen, uninformiert losgefahrenen ja nichts von der wetterlage.



und ich ahnte nicht, dass wir nur sommerschlafsäcke im gepäck hatten, das hatte m. mir nämlich aus dramturgischen gründen verschwiegen.
ein platz am gebüsch, eine hühnersuppe im topf, die nacht im auge, und ich drehe die uhr mal ein paar stunden vor, so auf 4:00 mitten in der nacht.

es war schwei-ne-kalt, ich war wie eine wurst in den schlafsack versenkt, mit decke drüber und drei isomatten drunter und gänzlich bewegungsunfähig. nur ein schlappes zappeln wie ein fisch bekam ich unter stärkster anstrengung noch hin. warum ich um 4:00 uhr wach war, fragt ihr euch ?

weil es die ganze nacht wie aus kübeln geschüttet hat, und man bei dem lärm im zelt kein auge zu macht, es sei denn, man hat wie m. zwei dicke ohrstöpsel insinde.
weil es sau-kalt war und ich dank literweisen heißgetränks stunden zuvor dringenst aufs klo musste, und nicht wußte, wie ich aus diesem scheiß-schlafsack heraus kommen sollte. weil m. dank guter ohrstöpsel meine weckversuche nicht mitbekam.

ich dreh die uhr mal weiter, so auf 6:00. in der zwischenzeit hatte ich den entfesselungstrick geschafft, bin auf flip-flops in drei lagen klamotten durch den regen aufs klo gerannt, hab dann eine stunde versucht, wieder warm zu werden und derweil den ca. 2840 insel-vögeln bei ihrem morgenkonzert zuhören dürfen.
hölle, du hast einen namen, dachte ich, und freute mich auf einen heißen kaffee am morgen, wahlweise hätte es auch eine heiße gulschsuppe sein können, egal. hauptsache heiß.
kurze zeit und einen kaffee später mußte ich noch mal kurz ins zelt, und dabei machte es *plökkk* und zwei meiner rückenwirbel gaben der niedrigen lage des zelteingangs nach und schnalzten hörbar aus ihrer fassung. ich machs kurz, die eigenen zipperlein machen sich nie besonders toll in den eigenen geschichten, die anderen camper, alle in fetten wohnmobilen mit fließend wasser und vordach auf der wiese hatten sichtlich spass an unseren einrenkungsversuchen, inkl. meiner spitzen, sehr deutschen flüche.

der tag dann war schön. absolut. es gab sonne, es gab essen ... es gab windstärke um die sturmgrenze.
erfreute ich mich abends noch am gekochten essen und kühlem heineken, das alles mit ausblick auf den ein paar meter entfernten leuchtturm der insel,



gab es ein paar stunden später zittrige zeltkoller meinerseits,
(m., soll ich schreiben, dass ich zwanzig minuten lang den kopf zwischen armen und beinen vergraben hatte und immer nur ins auto wollte ? - ach was, wozu, haste dann doch eh nicht gemacht! )
gesamtlänge um die 30 minuten.
aber auch diese nacht und auch dieser sturm gingen vorbei, ich mit einer kochendheißen wärmflasche im sack und gänzlich bewegungsunfähig, so lagen wir erneut wie die würste in den getrennten schlafsäcken, tief wie die nordsee in heineken-träumen schlafend.

aber auch der nächste morgen wußte mit sonne zu glänzen. mir war mittlerweile alles schnuppe, ich hatte mich auf instantkaffeefreude reduziert, den zweiten tag nicht geduscht
( m. , soll ich schreiben, dass ich eigentlich duschen wollte, dann aber diese frau auf die klokabine nebenan ging und laut stöhnend ihren wochengang erledigte ? - neee, das ist echt unappetitlich, und schreib bloss nicht wochenschiß! und schreib auch nix von dem kackenden kind am strand, dass "stinki" gemacht hat, das interessiert keinen.)
fand uns ultra-hart und wußte um die blicke der anderen camper, frühstückend in ihren vorzelten mit fließend wasser. man konnte förmlich in ihren gesichtern lesen, wie sie dachten "wow, die haben nerven", während sie sich die thermoskanne über den tisch reichten, und ihr frühstücksei köpften.

ein tag am meer, der entschädigt mich persönlich für alles, der wind machte aus der nordsee mal eben den atlantik, es gab wellen und menschenleere strände, zumindest morgens um 10, kokosmakronen und (meins!meins!meins!) möwen en masse.




die erste nacht im eigenen plümo : unbezahlbar.
und in einem monat : again.


Donnerstag, 6. Mai 2004

mein baby

ist angekommen.
das leben (bitch! ) hat humor, kommt der gute doch eher nach hamburg als ich.
benimm dich und rölps nicht in deine lake ! *wischt sich die abschiedstränen trocken*


Samstag, 1. Mai 2004

lost in bergisch irgendwo

komm, lass aufs land raus, irgendwo im wald abhängen, frohlockte heute morgen noch vor elf mein werter herr m. beim frühstück.
gern, klasse, lass fahrn', war meine erfreute antwort, und so gings mit 160 km/h, geschmierten stullen, flasche wasser und system of a dawn ab richtung diepentalsperre (verlinken tu ich heut nix, frisch überlebt und dadurch zu faul ).

die ersten 4km bis zu dieser idyllischen mühle, deren namen ich schon wieder verdrängt habe, waren fein fein fein.
über stock, über stein, bedröhnt vom satten waldduft , der wald, der durch die gewitter der letzten vier tage proper und frisch geduscht da stand, alles im grünen bereich, wie man passenderweise sagen könnte.
die mühle war direkt auf dem A1weg, man musste förmlich "einkehren", wie man an so orten gern dazu sagt, und ein kännchen kaffee trinken, weil "kännchen gibbet nur draussen".
die bedienung gabs aber nur drinnen, ein völlig familiärer betrieb, das herz, die seele des waldes ein ehepaar, an den grenzen ihrer belastbarkeit angekommen.
draussen waren fünf tische besetzt, ein assi-familie mit freunden, die alle ihre hunde dabei hatten und abwechselnd hund oder kind mit den worten "haldet maul, doo" zur strecke brachten, ein paar omas am nachbartisch, 55 kinder ( rein akustisch, eigentlich waren es nur 5 ) an einem anderen, drei an einem baum in sichtweite hangelnd etc.
in der "guten stube" in der ich mich zur bestellung dann persönlich einfand, hingen gemütlich spinnweben von der decke , in einem glasschrank an der wand ein paar tafeln milka nuss schokolade, hustenbonbons, pflaster und pittjes nüsse, tempotaschentücher. hier ist man auf alle bedürfnisse der wandersgäste eingestellt, ich fühle mich prompt geborgen. in der oben durchsichtigen tiefkühltruhe obstlerflaschen in drei lagen, auch dafür ist also gesorgt.
ich halte smalltalk mit dem gastwirt, der mir auf die frage, wo denn das klo wäre, wortreich antwortete, dass er auch gerne grillen täte, und überhaupt für alles verantwortlich wäre. ich schnappte schnell die beiden stücke warmen kuchen nebst kaffee und rannte nach draussen, vorbei an aufgereihten, zur neige gehenden zuckerdosierern, ablegern der dominierenden zimmerpflanze in kleinen schnapsgläsern und natreen-fläschchen. über der tür hing ein blutender jesus am kreuz.
die nächsten zwanzig minuten überspringe ich, das hauptthema zwischen m. und mir war der kuchen, ob selbstgemacht oder nicht. unentschieden.
frisch überzuckert machten wir uns auf den rückweg, acht kilometer insgesamt sollten reichen, so ohne richtiges schuhwerk, beide sockenlos und überhaupt war ja samstag, und feiertag, die EU erweiterung und tag der arbeit.
der pikante teil der geschichte, und der grund, warum ich an einem heiligen samstag, den ich in der regel immer offline verbringe, ist folgender : diese wanderwege, die quer durch wälder führen sind immer in kryptischen zeichen ausgezeichnet, und es artet oft in eine entnervende schnitzeljagd ohne preis aus, wenn man sich darauf einläßt. wir befanden und also anfangs auf dem kleinen rundweg, einmal um die talsperre. A1, muss man sich nicht viel merken. ab der tollen mühle, gott segne sie, ihre seit letztem jahr nicht mehr geputzen klos und den kuchen, waren wir dann auf wanderweg A6, der auch noch mit A7 und A8parallel lief, soweit kein thema. wir dachten, noch eine knappe stunde, und das auto, die zivilisation hat uns zurück, ab nach hause, ein bißchen prahlen von wegen sauerstoffüberdosis, alles gut soweit.
also über stock, über steine , über umgestürzte bäume, vorbei an idyllischen bächlein, vorbei an überhaupt allem, - nur nicht an menschen. wir standen teilweise knietief im waldmatsch, hangelten uns von baum zu baum die hänge runter, immer "das ist der weg- da stehts doch " auf den lippen.

nach zwei stunden hatte ich mein erste krise!
nachdem A6 irgendwo im nichts verschwunden war, und wir uns eine gefühlte ewigkeit auf A7+A8 weiterbewegten, durch brennesselfelder, vorbei an gigantischen kühen, die wir nur hörten, aber nicht sahen, aber allein auf grund ihrer phonstärke beim muhen ihre bison-größe erahnten ... also mittlerweile über 168 baumstämme geklettert waren, über trilliarden vön stöcken, steinen und bächlein gehupft sind und ich meine orientierung seit dem klogang in der mühle verloren hatte, war uns klar : wir sind auf dem wanderweg für marathon-wanderer, und wir kommen vor herbst 2005 nicht mehr nach hause. und das alles nur, weil wir ein kleines, weißes pfeilchen übersehen hatten. ein verfluchtes. klitzekleines, verficktes scheißerchen von weg-pfeil. agnnnnh!
wir begannen nach leuten ausschau zu halten. sprachen wir ortsansässige an, und nannten ihnen unseren ausgangspunkt, zogen diese verwundert die augenbrauen hoch und sagten "oh, das ist aber schon eine schöne strecke von hier entfernt", was mich nicht wirklich zu euphorischen gesichtsausdrücken hinriss, und auch keinem vertrauen an irgendwen. ich glaubte den leuten schon ihre wegbeschreibungen, die sie wild fuchtelnd, ellenlang und mit überzeugenden augenaufschlägen von sich gaben. aber bitte, wer kann sich einen weg merken, der sich über stock, stein und um die 8 km durchs bergische zieht ? eben. ich beharrte auf A7 und A8, egal wie weit sie noch führen sollten, aber sie MUSSTEN irgendwann an diesem wegschild auskommen, an dem wir losgegangen waren, früher am tage, dort, wo unser auto unter einer trauerweide parkte.
mein zweite krise bekam ich, als dieser wanderweg plötzlich nicht mehr ausgezeichnet war, selbst die verhaßten kleinen pfeilchen ausblieben, und der baum, an dem unser wichtiger hinweis stand, wohl einfach mit den anderen bäumen um ihn herum abgeholzt worden war. die stämme lagen aufgestapelt am waldesrand, unsere schnitzeljagdinfo sicherlich irgendwo darunter, und wir mit fragezeichen in den gesichern davor.
m. setzte sich durch, wir gingen seine variante weiter, und standen plötzlich neben einer saufenden kuh an einer weggabelung, wo wir drei möglichkeiten hatten, aber keine die darstellte, die wir uns gewünscht hätten...alle drei wege gingen nicht dorthin, wo unser auto stand.
ich hatte mittlerweile mein leben hinter mir gelassen, mich mit der welt versöhnt, und dachte an die schönen dinge, die uns die kreditkarte ermöglicht hätte, hätten wir sie mal eingesteckt. aber wer nimmt schon alles mit, wenn er nur mal eben durch einen wald gehen will ? eben.
ich machs kurz, die schmach ist groß.
wir fanden eine bushaltestelle in einem kaff, kontinente entfernt von dem kaff, wo unser auto stand, der busfahrer knöpfte uns zu viel geld ab für zwei gefahrene haltestellen, nur damit wir am anschlussbus feststellen mußten, dass dieser grad weg ist. was das in einem kafff mit 30 einwohnern bedeutet, kann man sich wohl denken.
so sassen wir traut an der haltestelle im irgendwo, hatten eine stunde wartezeit vor uns, und waren nach zehn minuten schon mit allem durch.
wir haben uns verlaufen, sagte ich zu m. der bestätigend mit dem kopf wackelte.
die leute in den vorbeirauschenden autos starrten uns an, als wären wir aliens oder rockstars, die italienische trattoria schräg gegenüber konnten wir nicht stürmen, weil keine karte dabei, und der bus sollte in 50 minuten kommen.
wir sangen das schlumpflied, ich war die ungekrönte königin, weil ich mehr strophen wußte, und als ein taxi am horizont auftauchte, schmiss ich mich fast davor.
ich nannte unseren wunschort, fragte " wieviel ", während der fahrer offensichtlich überlegte, ob wir gefährlichwären. im taxi lief fussball und für unsere letzten sechs euro fuhr er uns zur talsperre, zu unserem auto, hurra!
das passiert hier häufig, sagte er, während er in den waldweg einbog. die leute verlaufen sich hier oft, sie sind heute schon die dritten die ich treffe.
das er die uhr ausließ, wen interessierts.

das ich nie wieder ohne mastercard in einen wald gehe, keine frage.


Montag, 26. April 2004

sonntag

aus.blick



ein.gabe



wo wohl ?


Dienstag, 13. April 2004

supermarkt-osterkorb

samstag, 10.04. , 13:20 roermond, niederlande.



Mittwoch, 31. März 2004

düsseldorf.impressionen bei 21°


echte düsseldorfer pflanzen



echte düsseldorfer hinweise

seefahrt | © Lu um 16:11h | keine meldung | meldung machen?

Freitag, 27. Februar 2004

just like candy

da liegt man einmal eine halbe stunde unter rosa handtüchern, mit nadeln verziert, hört entstressende musik, während der salzkristall vor sich hinglimmt, und hat noch die sonne in gedanken, die einem vor minuten durch die augen direkt ins stammhirn strahlte. der chai tea latte, den man mit zur behandlung genommen hat ist noch nicht ganz kalt, man steht auf, schaut aus dem 8. stock in die welt .... und alles ist weiß. frau holle hat wohl miese laune und den knopf zurück auf "winter und eiszeit" gestellt. und ich hab' schuhe ohne profil an, und eine wollmütze auf, so dass ich nach dem rückweg ins office angeschneit aussah wie der klecks milchschaum auf dem chai tea latte von vorhin.


Dienstag, 24. Februar 2004

paris in 3 tagen

ich sags mal so : wäre paris ein parkhaus, dann hätte vor den stadtpforten ein rotes leuchtschild mit der aufschrift
„ besetzt „ leuchten müssen. hats aber nicht. weil paris ist ja kein parkhaus. ganz im gegenteil. dort ist man in bewegung, nicht nur einer, sondern gefühlt alle 15 mio gleichzeitig.
all das ging mir durch den kopf, als herr m. und ich ca. 100 französiche käffer samt kreisverkehr und dorfampeln hinter uns hatten, und nach einer ewigkeit einen platz im freitäglichen feierabendverkehr in der kuscheligen pariser peripherie unser eigen nennen konnten. es war 20:30, und schweinekalt.

der pariser an sich fährt ja gerne auto. er ignoriert ampeln, fussgänger, verkehrsregeln und vor allem andere autos, und wer zuerst kommt, der mahlt schon mal zuerst, auch wenn hinter ihm alles zum erliegen kommt. während ich mit gezückter digi-cam bis zum bauchnabel aus dem seitenfenster hing, hörte ich m. im rücken immer nur „ da vorne muss es sein, gleich sind wir da „ rufen, während wir uns mit quietschenden reifen von ghetto zu ghetto vorarbeiteten.
das, was da sein musste, war unser lebensmittelpunkt für die nächsten drei tage. ein haus inkl. tante nebst onkel, nebst sohn, nebst von uns eigenhändig zur weihnachtszeit importierten opa aus prag.
und als das, was dort sein musste, auch endlich dort war, und wir aus dem wagen fielen, ging ein sehr lustiges spiel los, welches wir die kommenden tage mit wachsender geschwindigkeit spielten, und zwar alle. das spiel hiess :
wir verstehen WAS ?
und es geht so : unsere gastgeber setzten sich aus einem jugoslawischen mann und einer tschechischen frau zusammen, deren sohn gebürtiger franzose ist, der vater der frau und opa meines herrn m. ein waschechter bulgare, herr m. tscheche aber deutsch, und ich offiziell nur deutsch, aber mit mischblut dank familie. das zu den spielfiguren.
herr und frau gastgeber unterhielten sich untereinander meist auf slawisch, teils mit französisch, deren sohn erzählte französisch, mit herrn m. allerdings auf tschechisch, obwohl dieser auch französisch kann. die frau gastgeberin mit herrn m. tschechisch, mit mir gebrochen deutsch, bzw. erzählte es m. und der dann mir, ich dann in gebrochenem deutsch zu ihr, und m. räumte die mißverständnisse aus dem weg. mit opa brauche ich nur drei deutsche wörter und eine parade an lustigen gesichtern und geglosste lippen, weil wir entweder knutschten, oder danke und bitte nutzten. das reichte in der regel, den rest der zeit grinsten oder ignorierten wir uns an.
mit dem gastgeber habe ich hände, füsse, eine TV-zeitung und meine 10 französischen vokabeln eingesetzt, als uns alle mal alleine gelassen haben, weil er kein wort deutsch, und ich weder slawisch noch französisch, aber das sagte ich ja schon. der sohn hatte mal deutsch in der schule, und er glänzte mit „ mein deutsch ist kaputt „ als satz, den er noch konnte. den einzigen französischen absatz, den ich einst auswendig lernen mußte, in meinem halben glanzjahr, bevor ich aus dem kurs rausflog, den ersparte ich der ganzen familie, weil er sich um madame leroc und ihre türklingel dreht, und das passte nie ins thema. jedenfalls wurde jede unterhaltung zu einer akustischen herausforderung, und ich schlage für das nächste größere zusammentreffen esperanto als sprache vor.

wäre paris ein kühlschrank, dann hätte er dieses wochenende mindestens mit drei sternen glänzen können, da ist nämlich mindestens eine hölle zugefroren. unsere touristischen ausflüge aus dem ghetto bagnolet, wo unsere basis war, sahen eher aus wie ausflüge am nordpol. mit einem volumen wie zwei gigantische wattebäusche mit wollmütze und schal vor dem gesicht, im ohr noch der clan, der fröhlich "haha, al kaida" zum abschied rief, klapperten wir unter anderem das eine museumab, ein eiffeltürmchen hinterher, metro-stationen, stadtteile, notre dame, die hallen, die cafes, die geschäfte, und ach und je.
jahrelang war ich von dem gedanken beseelt, das, wenn ich denn mal nach paris käme, doch unbedingt zu jim morrisons grab müßte. gedacht, getan. mit voller blase liefen wir minute um viertelstunden über père la chaise, wo nicht nur mr mojo liegt, sondern auch edith piaf, oscar wilde etc. aber um die pointe vorweg zu nehmen : wir haben nicht einen von den schlingeln gefunden, nicht zuletzt weil wir keinen plan zur hand hatten, und uns immer nur das WCzeichen gemerkt hatten, statt division 6, grab 30, wo mr. mojo die radischen von unten zählt. also liefen wir in eiseskälte lustige kringel über den friedhof, und als wir endlich am grab angelangt waren, passierte nichts. ich dachte immer, ich wäre wenigstens ein bißchen ergriffen, angetan oder was-auch-immer, aber ich stand dort kurz unschlüssig herum, von einem bein aufs andere hüpfend, flehentlichen blick gen himmel, auf das er mir doch eine toilette zeigen sollte, m. hinter mir, ebenfalls ungerührt, und in illustrer runde von einem grabwächter, sechs schülern, die mit unter 18 schon aussahen, als wenn sie die mittlere beamtenlaufbahn einschlagen wollen, und einem ca. 50 jährigen griechen mit jim morrison locken und allen doors-shirts übereinander an, die er in griechenland kaufen konnte. er schwankte selig aufs grab zu, rief beglückt "jimmmbooo mei brothaaa...hahaaa" und quatschte fröhlich die schüler zu, welche von so viel hippie-mentalität und fan-tum dann doch zurückschreckten. aber das alles bekamen wir nur noch im rücken mit, rannten wir schon kulturlos über den friedhof richtung ausgang und nahender toilette.
nebenbei zwischen den touri-details konnten wir noch unserer geheimen leidenschaft fröhnen, den gigantischen französischen supermärkten. stunden könnte ich dort drin verbringen, wie in allen ausländischen supermärkten auch. und dieses mal sogar mit der passenden kleidung, weil die franzosen unterkühlen ihre besucher gerne genau so emsig wie ihren fromage und joghurt. wehe dem, der im sommer leicht bekleidet ohne feste stiefel und langer unterwäsche eine französische kühlthekenstrasse betritt.

und dann gab es da noch den samstäglichen markt im heimischen ghetto.finsterste gestalten standen zu hauf am strassenrand und boten sachen feil, wo rasierklingen noch das geringste übel waren. harte kost da, aber man passt sich an, und legt nach zwei minuten einen ebenso finsteren und undurchsichtigen gesichtsausdruck an den jungen tag, wie der rest der korrupten bande auch, und gut ist. detroit-gemütlichkeit bei nieselregen und 1 grad.
aber all das, alle finsteren blicke, überfüllten busse, überfüllten toilettenbecken, überfüllten wolken und eiseskälte in den klamottennähten, 3,80 für einen kaffee, und knietiefe pisspfützen in metrostationen, all das war fern, als gestern morgen die sonne durch die wolken lugte, bagnolet sich von seiner schokoladenseite zeigte, und wir mit einem "adieu" in vier sprachen die stadt verließen.

seefahrt | © Lu um 11:50h | keine meldung | meldung machen?