Dienstag, 26. Februar 2008

herr schmidt hat das gebäude verlassen.

Jetzt ist auch noch Herr Schmidt tot. Platt wie die Zeitung klebte er gestern am frühen Morgen zwischen den Holzrollos, nach einem rein natürlichen Tod sah das zugegebenermaßen nicht aus.
Herr Schmidt war die egozentrischste Stubenfliege, welcher ich je Platz und Krumen gab. Fast drei Wochen überlebte er der Fellchen Schlünder, stürzte sich todesmutig bei Fütterungszeiten in deren Näpfe, pflegte gemeinsame Ausritte wie Mittagsschläfchen und auch dem Rotwein war Herr Schmidt nicht abgeneigt.
Und dann das.
Ich denke, er hat diesen Tod frei gewählt, ich kann nicht die einzige gewesen sein, die bemerkte, dass Schmidt leicht Altersdebil wurde, vergangenes Wochenende.
Wer minutenlang immer mit dem Kopf gegen eine heiße Glühbirne wummst, wer den Katzennapf nicht mehr findet und halb dehydriert durch eine lange Diele irrt, der ahnt, dass der Schnitter in einer ruhigen Ecke wartet. Und da Herr Schmidt lang genug in diesem Haushalt die Rituale studierte, musste er wissen, dass runtergelassene Rollos am Abend bedeuten, dass ich sie zu Tagesanbruch hoch mache. Reiße. Schnell.
Jedenfalls fand ich Herrn Schmidt gestern Morgen platt wie eine klitzekleine Flunder auf einer der Holzstäbe, und ich kann nicht sagen, dass er schlimm oder unglücklich wirkte.
Er ist einfach gegangen, so wie das viele tun. Einfach gegangen.
Den Rest von Schmidt habe ich in einer feierlichen Zeremonie im nahe stehenden Blumentopf beerdigt.
Einmal vom Finger gepustet segelte er zwischen die Blumenstengel und blieb so liegen, wie er immer lag und schlief:
Auf dem Rücken.

Machs gut Schmidt, wer auch immer Du warst.


Dienstag, 19. Februar 2008

herr schmidt.

Kurz vor dem Dämmerungsdurchbruch ist kurz bevor meine Ersatzhühner in die weite Welt (Eisenbahnbrücke um die Ecke / Pommes Bude um die Ecke) fliegen. Das nahm Herr Schmidt zum Anlass, laut brummend auf meinem rechten Ohr zu landen, dem einzigen Körperteil, der um diese Uhrzeit schon aus dem Plümmo darf.
Herr Schmidt, nur zur kurzen Erklärung, lebt seit zweikommafünf (2,5) Wochen in unserem Haushalt. Er kam durch das Fenster meines Arbeitszimmers geprescht, als es draußen sehr ungemütlich und sehr nass war. Ein Freitag, glaube ich. Herr Schmidt ist eine verschmuste wie anhängliche Stubenfliege, dunkelgrau und 1,2 Zentimeter lang. Ich kann das behaupten, ich habe ihn ausgemessen, wo er auf meiner Displayoberkante seine Abenteuer ausschlief.
Das seltsame an Herrn Schmidt ist: Die Fellchen lassen ihn in Ruhe. Bekommen sie ihre Näpfe voll, lässt Herr Schmidt sich natürlich nicht lumpen und ist mitten drin im Geschehen, aber mehr als ein wegwischen seiner 1,2 Zentimeter mit einer sanften Pfote passiert da nicht. Neulich, da schlief er sogar auf dem schlafenden Kopf von Fellchen #2, er mit im Traum zuckenden Stempel, das Fellchen mit gefletschten Zähnen.

Da stört man als Mensch nicht. Da lässt man Sein.

Heute Morgen dann er also brummend auf meinem Ohr, und ich dachte, ach, der Herr Schmidt ist auch schon rege, da mach ich doch mal Kaffee für uns alle. Und während ich aufstand und die Horde Fellchen vor mir die Diele entlang joggten, da dachte ich, das ich Herrn Schmidt einmal ins Internet stellen muss.
Sagt man ja heute so: ins Internet stellen.

(Später dann ein Bild "Herr Schmidt beim Kaffee")


Donnerstag, 14. Februar 2008

mutti, werner und die sache mit xavier.

Eben in einem Zustand zwischen Schockgefrostet und Kältetod zwei komplette Kopfsalate verschlungen. Das Genußmittelfasten treibt seltsame Blüten, die beiden Kopfsalate, Geschwister vermutlich, leider nie wieder.

Vorab mit Mutti zwei Stunden in einer eiskalten Eishalle verlustiert. Zwei Stunden mit Kakao-Pause und halben Brötchen warfen wir 5-kilo Kawennsmänner immer in die entgegengesetzte Richtung, wo man einen schwarzen Fleck erahnen konnte. Ging super. Nennt man Eisstockschießen. Ich erwähne nur der Vollständigkeit halber, dass ich den Altersschnitt in den Keller senkte.
Mit uns zwölf andere fremde Menschen, auch alle frierend.
Unter ihnen Werner, den ich gern an Mutti gekuppelt hätte, weil Werner in gleicher Mannschaft und in gleichem Alter wie Muttern. Außerdem hatte Werner sehr wache und schlimm lachende Augen, was ich ja bei einem Mann als enorm phantastisch ansehe. Lachende Augen.
Ich sah ihn schon auf Muttis Couch sitzen, mit Schnittchen vor der Nase und lachenden Auges das Fernsehprogramm kommentieren. Ich sah beide auf Dampfern in die Abendsonne tuckern und jedes Jahr Eisstockschießen gehen, aber da hatte ich die Rechnung ohne meine Mutter gemacht. Auf mein Pausenraunen, wie sie denn Werner fände, meinte sie nur 'Gib mal das letzte Käsebrötchen, bevor sich das dieser Werner auch noch schnappt.'

Das Leben wie immer unergründlich, ich trotz vollen Körpereinsatzes (wir waren B und haben gewonnen!) und wieder was gelernt. Und zwar: Falls sich mal wer fragt, was auch Xavier Naidoo und seinem WM-Lied geworden ist, das dieser Weg ein weiter ist-
das läuft in Schleife in der Benrather Eissporthalle.

logbuch | © Lu um 21:51h | keine meldung | meldung machen?

Samstag, 9. Februar 2008

rückenkratzers einsatz, oder 'wie ich gegen sixtus verlor'

Schreibtischtristesse, während draußen der rheinische Vorfrühling in die Vollen geht. Alles flattert, alles tiriliert, und ich?
Kratze erst mich, und dann die lüstern auf den Rückenkratzer schielende Diven-Katz. Zweistimmiges Schnurren, ihres weitaus besser und lauter.
Neben uns ein großes Glas mit Zitronenwasser, drei Katzencracker und ein Krug Bio-Grüntee. Fastenzeit seit Mittwoch, wobei das Fasten dieses Jahr nicht auf die Nahrung bezogen ist, also nicht rein, sondern eher der Verzicht auf die Reizstoffe, welche mir die letzten Monate Winter&Brass erträglicher machten. Koffein & Alkohol, in meinen Fällen meine geliebten Milchkaffes (2-5 täglich) und mein Rotwein zum Abendessen (1-3 Gläser, fast täglich).
Genussmenschen wie mich macht so ein Verzicht gleich zu einem halbheiligen Asketen..-

SCHNITT!

DA, schon wieder verzettelt, also textlich. Eigentlich wollte ich das Thema Fastenzeit ja nur am Rande erwähnen, und prompt lasse ich mich hinreißen und erkläre und Fakten und.
Schluss da.
Kurz gesagt: auf lange Sicht nur einen Milchkaffee am Morgen, und kein Rotwein zum Abend, basta.
Reicht doch. Weiß doch jetzt jeder, was los ist. Und ich setze das 'Verzetteln' direkt mit auf die schwarze Liste der Fastengüter.

Kaffee
Wein
-NEU-Verzetteln-NEU-

Lieber was so im Blogsingsang, so wie das hier:

Gestern vor Mitternacht dank kaputtem Handy-Display immer bei MC Winkel angerufen, statt bei 'Mann'. Fängt ja beides mit M an. Da keiner dran gegangen ist, dachte ich, der Mann sei in der heimischen Badewanne eingeschlafen und folglich abgegluckert und weggestorben, während ich mit dem elektrischen Reporter vor Ort duellierte. Gewählte Waffen:
Er Zigaretten, ich frischen Minztee. Beide über Stunden wie wild am duften. Als sich dann aber gegen elf die ganze Kneipe solidarisch mit Herrn Sixtus zeigte und kollektiv im Akkord rauchte, verlor ich mannshoch.
War dann jedenfalls sehr erfreut, als ich sowohl einen lebenden Mann wie eine nette Mail vom MC zu Hause vorfand. Beide so "war was?"

Btw. weiß ich immer noch nicht, wen ich ständig kontaktiert habe, als ich zu Hause angerufen habe. Unter "H" stehen auch welche, aber ich kanns ja grad nicht sehen. Ich befürchte, ich habe meine Hairdresserin H. bei ihrem Schäferstündchen gestört, auf das sie seit zwei Wochen hinarbeitet. Freud und Leid einer Fernbeziehung, und dann ich mit kaputtem Display vor einer Düsseldorfer Lokalität andauernd durchklingelnd.

Zwei Sätze von heute im Moleskine.
Satz 1:
"Manhattan wäre das Einzige, was meiner Laune heute entsprechen würde. Ein Spaziergang durch Manhattan mit Sonne und Kaffee im Papppott."

(Habe ich aufgeschrieben, weil ich eine Luftaufnahme von New York sah und mir dabei das Wort Papppott einfiel. So Wörter muss man direkt loswerden, sonst klammern sie sich im Hirnarchiv fest und verursachen zu ungünstigen Zeiten irreparable Schäden.)

Satz 2:
Bist Du mit Hitler verwand?
(Bester SPAM-Titel heute, Danke Patricia.)

Mögliche Antwort:

Nein.


Mittwoch, 6. Februar 2008

haare und entgangene anrufe.

Eigentlich, dachte ich, als ich heute morgen gefühlt kopfüber das Bett verließ, eigentlich wollte ich ja an dieser Stelle schon längst ausführlich über das Ding Sport schreiben. Eigentlich schon letzte Woche, doch dann kam dieser kleine Lymphgau mit einer echten Blutgrätsche dazwischen, und wie jeder weiß: Krankheiten müssen geschrieben werden, wie sie fallen, zu flüchtige Gesellen sind das, diese kleinen Alltagsgebrechen. Und, um hier auch mal wieder massentaugliche Tipps anzubiedern, kaum hat man sie aufgetippt, schon sind sie, verschreckt und beleidigt, wieder weg.

Heute krankhafte Affinität zum Schachtelsatz.
Deswegen kein Text über Sport, Blutergebnisse gibt es auch erst Morgen Früh, arbeiten kann ich heute (nach gestern, nach Merlot, nach nächtlichem Einschlafen auf kleiner Arbeitszimmer-Couch) eh erst gegen Nachmittag, wenn Kopf und Rücken wieder gerade und in Bestform sind.
Und was macht eine krumme, übernächtigte Frau mit noch ohne Blutergebnissen und Scheindiagnosen am Horizont?

Zum Frisör gehen. Zu ihrer Hairstylistin fahren, und danach den festen Vorsatz pflegen, in der Stadt einen neuen Mobilsprechapparat zu finden. Es ist so anstrengend ohne funktionierendes Display. Nach dem Freiflug auf der heimischen Treppe letzte Woche (auch Mobiltelefone feiern Altweiber im Rheinland) lebe ich mit einem knappen Drittel oberhalb, der Rest liegt im Ungewissen, ich sehe immer nur, das etwas passiert ist (Sie haben ... / Anruf von ... / Hey, ich wollte nur kurz schreiben, das...), aber das Ende bleibt immer offen.

Ich halte es jetzt wie mein Display, und lasse hier die unteren Zweidrittel einfach offen. Ein fahrlässiger Anfang, kein Ende.


Donnerstag, 31. Januar 2008

kontrastprogramm.

Ich dachte, ich gehe mal zu meiner Ärztin, weil zwei Tage dick geschwollene Augen, also das Land darunter, das ist auch bei Schlafstörungen nicht normal.

Auf dem Weg dorthin traf ich eine 80-jährige Biene Maja, 16 Teufelinnen, ganze Schulklassen mit minderjährigen Prostituierten und überall strategisch in Position gestellt: Männer & Jungs. Alle mit Bierflaschen und diesem Indiana Jones-Gesichtsausdruck.
Hochsaison der Herpesviren.

In der Praxis kommt mir mein Gynäkologe laut singend entgegen. 'Ich hab drei Haare auffa Brust, ich bin än Bäär!' johlt er glücklich seinen Helferinnen entgegen, drückt mich kurz an den Kittel und entschwindet in seiner einsamen Polonaise ins Labor, zur Kaffeemaschine. Ich freue mich, dass ich bei seiner Gattin einen Termin habe und keinen rheinischen Frohsinn verbreiten muss, von einer Rheinländerin wird das in der 5. Jahreszeit unter Gewalt abverlangt, und ich flüchte, wo ich kann.

Dann im Sprechzimmer.
Haut?
Stress!
Schlafstörung?
Stress!
Und dies? Stress?
Stress!

Meine geschwollenen Unterlider machen ihr und mir zu schaffen. Also komplettes Programm.
Blutabnahme: 5 Röhrchen. (Hatte gehofft, dass danach die Schwellungen Dank Blutleere im Körper weg sind, aber nun gut.)
EKG: Super. (Hurra!)
Sauerstoffsättigung im Blut: 99% (100 ist der Bestwert, also setzen, 1)
Lungenfunktionstest: meine Kurve verlässt den Messbereich. (setze langsam blasierten Gesichtsausdruck auf und gebe vor der Arzthelferin mit meinen tollen Werten an. Sie erinnert mich an meine geschwollenen Augen, und ich höre sofort auf.)
Pipi: o.B.
Blutdruck, Herztöne, alle abgeklopften Organe, Reflexe: normal.

Ergebnisse sämtlicher Hormon-,Schilddrüsen-,Leber-und etc.-Werte nächste Woche. Zur Feier des Tages wurde ich dann in eine Art Ballon bugsiert, nackig und mit Plümmo, und konnte die nächsten 20 Minuten diesem Monstrum dabei zusehen, wie es sich alle 30 Sekunden aufblies und mich dabei kräftig quetschte, und dann wieder von mir abließ.
Drainage, nannte das die Frau Doktor.
Ich werde von einem Ballon geatmet, dachte ich dabei.

Wir machen weiter mit Alltag.
Der Nachbar hört Wu-Tang-Clan, die Bäckereifachverkäuferinnen um die Ecke sind alle als Kätzchen verkleidet und gröhlen mit 50-jährigen Raucherlungen frivoles Liedgut auf Berliner und männliche Kunden.

Ich schleiche mich gleich nach Unterbilk und hole Leaderfellchens letzte Ruhestätte ab, die Urne ist gebrannt, und ich kann es kaum erwarten, mein Werk zu sehen.

Bilder, Musik und Tinnef werden nachgereicht.
Bützke gibts nicht.


Mittwoch, 30. Januar 2008

haifische nach mitternacht.

Um 23:40 legte ich das Flix’sche Comic 'Sag was' auf den Stapel der staubigen Bücher. Die staubigen Bücher sind eine kleine Glaubensgemeinschaft aus Papier, alle wohnhaft neben meinem Bett, alle ausgezeichnet dadurch, dass sie ein rosa Post-it an genau der Stelle kleben haben, wo ich sie fallen ließ. Das macht sie zu nächtlichen Verbündeten, wenn sie anfangen, unflätig Wörter in den Raum zu singen, leise die Tage von Neulich aufwirbeln und somit die rosa Lungen im Raum zu Teppichen machen.
Manchmal hustet einer.
Um 23:44 waren beide frisch fürs Comic-Ende verdrückten Krokodilstränen (Radius 2 cm) in jeweils ihrem Augenwinkel zu einem glitzernden Klecks geworden, und ich wechselte die Seiten.

Drüben klingelte das Telefon. Ralf dran.
Lu, sagte Ralf, und ich sagte Ralf, Hallo.
Lu, mir schwant da was.
Ich mit traumrosa Wangen: Ach, was?
Ralf nahm einmal tief Luft ein und sagte dann, das ich wohl die Seiten wechsel, langsam zwar, mit Übergang, aber eben ein Gang. Ein Gang setzt dann immer voraus, das man irgendwann nicht mehr da ist.
Aber Ralf!, ich, empört, ein wenig zu sehr.
Doch doch, sagt Ralf.
Also gut, diesmal atmete ich zu laut durch.
Mein lieber R. König, du weißt, ich war immer ein treuer Fan. Bin. Und ich habe kein einziges Wort geflunkert, als ich Dir in Frankfurt entgegen flötete, ich würde Dich immer (!) in der Wanne lesen.

Ralf so von einem Fuß auf den anderen.

Aber vor ein, zwei Jahren (dabei bekam ich so eine Art epischen Augenausdruck) habe ich jemanden kennen
gelernt. Im Internet, so macht man das ja heute. Und da habe ich gemerkt, was mir bei Dir gefehlt hat.
Ach ja? Und das wäre?, Ralf schwer erstaunt.
Ich sags mal ganz direkt, Ralf - ich bin nicht schwul.
Versteh mich nicht falsch, ich habe alle deine Knollennasenkerle geliebt, habe mit Konrad und Paul die Nächte durchgemacht, mir bei Roy und Al lachend einen Interkostalnerv geklemmt, so eben.
Ich bin so viele Jahre mit Dir gegangen, durch so viele Geschichten und Bände, und dann kam Er.
Name?
Flix. Der Flix. Und da ist mir klar geworden, dass die Zeiten vorbei sind, wo ich nur Schwulencomics lese. Es gibt noch mehr da draussen, ausser Pauls Eskapaden auf Gummimatten. Und auch Spielchen mit Hühnerschenkeln auf Poppers

-Geräusch, wie wenn Nadel von Platte gerissen wird-

Sirenen, rote Lampen, Blase ruft an, möchte auf direktem Wege nach Smorland.
Augen auf, Körper fährt hoch, 1:49 Uhr.
Ja muss das denn jetzt sein?, ruft Ralfs Stimme dünn aus dem Off.
Nein, um der Götter Willen, nein, aber dann wohl doch.

Und gerade als ich aufstehen will, passiert folgendes:
Ein kleiner Gnom mit fieser Frisur, glühenden Augen und keinem Namen hält einen in rage geratenen Haifisch mit Zwillings-Zähnen in meine Innereien.
Ich denke, dass das jetzt nicht sein darf. Und ich denke auch direkt an die drei Möglichkeiten, was es sein könnte. Eine Lappalie, die beiden anderen Optionen tödlich ab jetzt.

In Momenten wie diesen verfluche ich meine medizinische Ausbildung, und notiere auf dem internen Notizblock 'Gehirnwäsche, wenn möglich und nach Überleben'
Mein Körper ist mein Mustang.
Nein. Mein Körper ist mein Körper, wir haben uns lieb soweit, laufen in milder Sommerluft Hand in Hand über Blümchenwiesen. Ich achte auf das, was ich in ihn hinein gebe,
er auf die ordnungsgemäße Verwaltung, wir gehen gern zusammen weg, machen Sport, und haben den selben Weingeschmack. Als Dank für Urlaube und Fernsehen macht er alle zwei Jahre mal für zwei Tage krank, ich gehe dafür regelmäßig zum Dentisten, zur KV, bin also Scheckheftgepflegt.

Und dann das. Haifisch hinterm Bauchnabel.
Meine Lieblingstheorie, bevor mein Pragmatismus einsetzte, war übrigens die des spontanen Verblutens innerlich.
Soll heißen, irgendwas in der Meterware ist geplatzt oder auf wundersame Weise aufgeklafft, und während ich
mit dem Sandmann auf Reisen bin und mit Ralf telefoniere, blute und blute ich in mich hinein, und jetzt ist alles
zu spät, und das würde ich dann gleich schon sehen, wer zuletzt lacht.
Es gehen einem übrigens tatsächlich 'am Ende' die Dinge durch den Kopf, die man nicht getan hat, macht also mit dieser Info, was ihr wollt.
Pragmatismus, ich und die Wärmflasche lagen um 2:14 wieder sicher und quicklebendig im Plümmo, und sahen das
letzte Mal auf die Uhr um 5:45 Uhr. Falls es einen Gott gibt: Danke dafür. Nicht ist erquickender, als eine schlaflose Nacht.
Hirn kommt mal so richtig zum Ablage machen, während Körper rumliegt und Maulaffenfeil hält.

Was mich am Morgen, also 1,5 Stunden später dann wirklich und nur noch beschäftigte, war:
Warum stelle ich blind immer genau an den Abenden mein Rad in den Hof statt ins Treppenhaus, wo es am nächsten Morgen sofort zu regnen beginnt?
Und wo ist der Haifisch am Morgen? Mit dem Gnom angeln gegangen oder als Zeichen in dunkler Nacht in meine
Geschichte verschwunden?


Donnerstag, 24. Januar 2008

wie?

Schon Donnerstag?
Himmel, wie das Leben vergeht. Eben noch geprotzt und mit viel Lala die Woche begonnen, und schon steht man fast ratlos dem Freitag gegenüber, und der sagt 'huh?' und ich so 'wie?'.
Na ja.
Ich glaube, ich falle grad in eine Art Reparaturschlaf. Werde von einem 6einhalber zu einem glatten 9er-Mensch, eben waren alle schon wach als ich völlig verwirrt und tief in den Schlafsocken steckend das Plümmo verließ.
Na ja, ich kann mir grad nicht viel leisten, das aber sehr wohl.
Dazwischen sehr viel im Gym in meinem eigenen Schweiß ausgerutscht (jeder nur EINE Pfütze, bitte) und ein paar Stunden im Keramikatelier meinen Händen freien Lauf gelassen, um des Leaderfellchens Urne fertig zu stellen. Nächste Woche ist sie fertig, dann zeig' ich die her.

Außerdem sehr aufregend geträumt. Ich hatte plötzlich ein Hundebaby, und es war kein Mops, sondern ein nachtschwarzer Labrador. Und noch als ich den in meinen Pulli gewickelt an die Brust drückte und mich auf den Heimweg machte, da fiel mir kochend heiß ein, dass Labradore sicher nicht wie Möpse absolut gewaltfrei sind, und ob dieser kleine Körper ausgewachsen wohl die restlichen drei Fellchen um die Näpfe jagt?
Beim Aufwachen also noch einmal Schwein gehabt.

Dieser Traum war übrigens freundlich unterlegt von stumpfer Oi!-Musik, dank der Doku 'Skinhead Attitude', die vorab noch durch den DVD flimmerte. (Kurz dazu: Oberflächlich. Kann man gucken, muss man aber nicht, es sei denn, man kennt den Unterschied zwischen den Skinheads noch nicht. Ich habe mich nur wieder eine Menge über stumpfes Nazivolk geärgert, und jeder Mensch weiß doch, das Ärger im Bett keinen Segen hat.)

Was mich seit gestern Abend außerdem beschäftigt, und hier wäre ich für Inspiration und knallharte Fakten dankbar:

Wieso trinken die Engländer im Gegensatz zu uns Deutschen gern Gemüse-Smoothies?
(Ich hab da schon ein paar Theorien, aber die sind noch so frisch...)


Freitag, 18. Januar 2008

irgendwer gibt's, irgendwer nimmt's.

Diese Woche aber auch. 'Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt' werde ich sie übertiteln, damit ich sie später auch ja wiederfinde, im letzten Film den man schlagenden Herzens noch sieht.
Was ich heute bekam, hat insgesamt fast ein Jahr in Anspruch genommen, von der ersten Unterschrift auf einem Formular, einer Überweisung und dem Gedanken, das jetzt einfach zu machen, das Fernstudium, die Fortbildung, das Grundgefühl war der Wunsch nach Freiheit und nach dem eigenen Schnabel arbeiten, und zwar nur nach dem und nichts anderem mehr.
Gesagt, geseufzt, getan.
Leider in einer Phase, wo -frei nach Trappatoni- Flasche eher leer war, aber in schlimmen Momenten erscheint in meinem Nacken immer Ur-Großvater Malte, der mir einen Tritt gibt und sagt, ich solle mich daran erinnern, das in meinen Venen nicht nur eine europäische Mixtur fließt, sondern vor allem und vorrangig Wikingerblut. Basta.
Schon als kleine Lu stand ich zwischen Schafen im alten Land, an der Hand meines damals schon Uralten Uropas Malte, ich unter zehn, er um die achtzig, und ich weiß noch, wie unglaublich stolz mich der Gedanke machte, dass laut Uropa Malte mein 8-fach Urgroßvater strammer Wikinger war, und in meinem Kopf gingen Bilder von Männern in Fellen umher, Bier aus Hörnern, lauter Gesang und Fleisch vom Knochen.

Heute haben sich die Bilder kaum geändert. Gehe ich nahe meinem Zahnfleisch, und kommt dann ein passender Wind auf, dann denke ich an meine mir leider unbekannten Ahnen, wie sie saufend und lachend auf Fellen lungerten, und ich denke 'Okay' , zwinkere kurz nach oben und mache weiter.

Wie komm ich jetzt darauf? Ach ja, durchhalten und Zeugs, genau.
Jedenfalls hatte ich heute um 11 Uhr Abgabe, und gelte nun offiziell abgestempelt als Selbständig, nicht nur so Freiberuflich mal eben was gemacht, sondern so richtig mit allem.
Toll.
What's next, Pussycat?
Ich bin ja schlimm, ich weiß. Kaum etwas geschafft, schon schiele ich auf das Nächste große Ding.
2008 hat nette Krumen ausgelegt, und wenn alles so wird wie es von oben betrachtet aussieht, dann kann ich mich (endlich!) auf ein gutes Jahr mit schmucken Wegen freuen.

Jedenfalls, um hier endlich mal auf einen Punkt zu kommen, heute dann endlich das:

17-01-08 1354

Dafür weichen musste leider eine Sache, auf die ich mich schon mächtig gefreut habe, und zwar Hamburg und diese wundernette Lesung hier:



Ich habe mich Montag früh von der Liste der lesenden Streichen lassen, und das bei dieser tollen Herrenrunde, und ich als einzige Henne mitten drin im nordischem Korb.
Auch ohne mich, oder gerade deswegen, wird es sicher eine töfte Veranstaltung, also erscheint zahlreich und macht eine gute Runde aus.

An dieser Stelle lasse ich euch mit euch allein, und gehe zum Feiern aller Tatsachen.
Stößchen!


Donnerstag, 17. Januar 2008

der schlimmste brief seit geburt.

Ich habe vor cirka zwei Stunden den schlimmsten Brief seit immer in einen Schlitz mit der Aufschrift 'andere Orte' gesteckt, leise kichernd, weil ich sehr gerne Gesicht und den dazu gehörenden Spruch des Menschen hören würde, der ihn empfängt.
Das war so:
Bei meiner Krankenkasse kann man Punkte sammeln wenn man bestimmte Dinge tut. Ein Jahr im Fitnessstudio turnen bringt 150 Punkte, eine Grippeschutz-Impfung 100, und einmal Beine breit machen zum Abstrich 150, also vom Wert her genau so viel wie ein Jahr konstantes Schwitzen.
Ich sammelte hier und da, schwitze von Januar bis Dezember, machte einmal frei im November, bekam keine Spritze weil keine Lust und so weiter.
Dafür konnte ich mir jetzt etwas aussuchen, und das tat ich gestern. Alles war abgestempelt, nur der eine 150 Punkte schwere Stempel aus dem Gym fehlte noch und sollte heute hinzukommen und sich zum Rest gesellen.
Ich also mit gesundem Wangenrot nach zwei Stunden Körperertüchtigung meinen Stempel für F5 abgeholt, alles zusammen in den vorbereiteten (Adresse, Absender, Briefmarke) Briefumschlag gesteckt und raus aus dem Fitnesstempel.
Da eisekalter und strömender Regen.
Ich keine Hand frei, Kuvert also zwischen die Zähne.
Bei Kälte ein bißchen gesabbert, eine Ecke angedengelt.
Schließe im halbdunkel Fahrrad vom Zaun ab, streife scharfe Kante des Zauns und reisse mir Handaußenseite auf. Fluche und nehme dazu das Kuvert aus dem Mund, danach über den kompletten Absender ein einziger Blutstreifen.
Shit.
Klemme Kuvert wieder zwischen die Zähne (da sehr dunkel, und durch Regenverhältnisse schwierige Verkehrslage für Fahrradfahrer in schwarz) und fahre los. Briefkasten ca. in zwei Kilometer Entfernung. Regen wird stärker, drehe an der Ampel Kuvert, damit der Absender und die Blutspur verschwimmt, und nicht die Adresse auf der Vorderseite.
Dabei fällt Kuvert aus der Hand und weht einen Meter zurück auf die Kreuzung. Ein Fiat fährt darüber, Adresse ist komischerweise unversehrt und lesbar. Super.
Kuvert wieder zwischen die Zähne und weiter.
An der nächsten Ampel sieht mich ein Passat trotz zehn Lampen nicht, und fährt mich -gelb überfahrend- fast über oft besagten Haufen. Nehme Kuvert aus dem Mund zum lauten Passatfahrer beschimpfen, dabei fällt Kuvert dank eiskalter Hände runter und wird von meinem Vorderrad zweifach überfahren. Gottseidank kann man Adresse noch lesen.
Alles ist gut.
Fahre weiter und denke über all die Menschen nach, die statt breitem Fußgängerweg den schmalen Fahrradweg bevölkern und mit Leben füllen. Muss dabei fast die beiden Terrier an Schnappleine übersehen haben und gehe stantepede in die Eisen. Nach fast erfolgtem Überschlag dank gut eingestellter Bremsen des Trekkingrades freuen sich die Terrier über das runtergefallene, weiße etwas. Der eine ist schneller als ich und triumphiert mit funkelnden Augen, als er das Kuvert, MEIN Kuvert, schneller ergattert als ich. Nach kurzem Zerren befindet sich das Kuvert frisch gelocht wieder in meinem Besitz. Noch 200 Meter bis zum Briefkasten.

'andere Orte'

!

Übermorgen in einer Filiale der Barmer Ersatzkasse- da wär ich gern Mäuschen!

( "Punk ist das, was im Moment passiert." Johnny Bauer in 'Wecken und geweckt werden', Film.)