so, ihr lieben. jetzt habt ihr tage lang zeit gehabt, euch die pflegeanleitung für das kranke weib an sich an gepinnter stelle durchzulesen, oder ihr musstet es auswendig lernen, oder im schlimmsten falle auch noch direkt anwenden, weil eure LAG sich mutwillig und bestimmt extra einen infekt an land gezogen hat, und jetzt ist montag, ihr fernab vom trauten heim und mit bösen sätzen im kopf ?
ich gehe jetzt mal nicht auf die einzelnen eMails ein, welche mich die letzten tage erreichten.
die von weiblicher hand mit einem "heureka" und von männlicher hand mit
"ich mach alles richtig und zwar immer" unterzeichnet. ich möchte jetzt den männern in euch die chance geben, ein gegenstück zu zimmern, an welches sich eure bessere hälfte in krisenzeiten halten kann. dann hängt die pflegeanleitung für die kranke SIE nicht mehr allein unter dem magneten am heimischen kühlschrank. dann habt ihr was in der hand. quasi.

also bitte, schreibt sie hinaus, eure wünsche, ich hab noch einen magneten frei.

pflegeanleitung für den kranken mann :

Ersteinmal wollen wir festhalten, dass ein Mann nicht einfach nur krank wird, sondern dem Tod ins Auge blickt!
Aufgrund der Tatsache, dass wir darin geschult wurden Gefühle zu unterdrücken, Konflikten aus den Weg zu gehen und 24/7 den starken Beschützer zu mimen, trifft es uns nun richtig hart. Hilflos wimmern wir dem Tod entgegen und möchten auch so behandelt werden.

Lobeshymnen
Wir möchten nicht nur hören, wie tapfer wir gerade sind (möglichst ohne ironischen Unterton), wir möchten sehen, dass ihr euch Sorgen macht! Denn immerhin war ein Mensch noch nie so krank, wie deine bessere Hälfte, jetzt in diesem Moment!
Und wie gefasst wir das aufnehmen, das möchten wir jetzt hören.

Fernseherprogramm
Seifenopern und Reality-Doku-Soaps tragen dazu bei, dass wir uns schlechter fühlen. Bitte nehmt dies zur Kenntnis und schließt den DVD-Player ins Schlafzimmer an. Wir möchten nun Filme mit Jim Carrey, Bruce Willis und Robert Deniro sehen. Und wir möchten ehrlich hören, dass diese Schauspieler wirklich üebrzeugend ihre Rolle spielen, die mal nebenbei nicht übertrieben sind!

Essen
Es ist kein Gerücht, dass Chips und fettiges Hackfleisch Bakterien und Viren mit ihrer enormen Fetthaltigkeit aufsaugen. Amerikanische Wissenschaftler (McDonalds University, California) haben dies bestätigt! nehmt es hin, fahrt los und beeilt euch. Kaltes Essen trägt nur zur schlechten Laune bei...
Und das wollt ihr doch nicht, oder?

Baden
Wenn wir baden - und das kommt nicht oft vor ("Näää... Viel zu warm!") - dann wollen wir keine Wohlfühlesoterikscheiße haben. Wir wollen den Badeschaum aus der Spidermannfigur, übder dem Klo. Und weil der Schaum so schnell verschwindet, müsst ihr für regelmäßigen Nachschub sorgen.

Mehr fällt mir bestimmt im Laufe des Tages ein...

Vielleicht vorher nochmal lesen, was und wie das überhaupt ist, ein
Mann mit einer Erkältung.

- Wenn ER einen wirklich leidendes Gesicht macht bedeutet das nicht, daß er einen Tee will. Bring ihm ein Bier, besser gleich ein Einbecker Urbock mit einem Löffel Honig.
Natürlich ist ER dumm, und hat nicht vorgesorgt.
Wenn Du ihn wirklich liebst, gehst Du jetzt zur Tanke.
ER wird dich mit einem lüsternen Blick des Unglaubens
zur Tür geleiten.

- Wenn ER die ganze zeit hustet, kann es sein, daß diese Zuschaustellung von Schwäche und Gebrechlichkeit sein Ego mindert. Am liebsten wäre es ihm wenn Du in ein anderes Zimmer, bzw nach Hause gehst. Schreib ihm von dort sms mit schlüpfrigem Inhalt, damit er sich auf´s gesund werden freuen kann.

- Serviere ihm einen doppelten Wick Medinait auf Eis, warte bis die Ohnmacht und Schmerzfreiheit fast eingesetzt hat und falle dann eilig über ihn her.

..2becontinued.

- Dr.dr.dregierung.

Ist der Mann krank, so hat das offiziell nichts zu bedeuten. Entsprechende Bemerkungen sind zu unterlassen. Allerdings ist eine fast unmerkliche größere Zuwendung sehr angenehm und auch heilfördernd. Von der Verabreichung irgendwelcher Stoffe, die auch nur den Haut Gout einer Medizin haben, ist strikt abzuraten. Bemerkungen so nebenher, wie vital und toll der Mann doch ist, sind sehr willkommen.

Sagt der Mann allerdings, er sei krank, sollte man davon ausgehen, dass er mit dem Tode ringt. Dies ist unabhängig vom tatsächlichen Grad der Erkrankung und mag sie auch nur vorgetäuscht sein. Ein Relativieren des Grades der Erkrankung oder ein Hinweis auf Karl oder Otto, die noch viel kränker seien, beschleunigen den sowieso nahen Tod. Der Mann fühlt sich unverstanden und leidet unter dem Vorwurf der Simulation.

In so einem Fall erfolgt seitens des Mannes im besten Fall ein nochmaliges verzweifeltes Klagen über den Gesundheitszustand. Danach bleibt nur das Ableben.

Medikamente sind nur dann offen zu reichen, wenn der Mann an Medikamente glaubt. Ansonsten sind sie irgendwie unterzuschmuggeln.

Auch bei Manchen bewährte Hausrezepte wie Tee mit Honig sind nur dann anzubieten, wenn der Mann Tee mit Honig auch ansonsten zu seinen besonders geliebten Darreichungen von Flüssigkeit zählt

Waschen und Baden/Duschen sind mehrmals vorsichtig zu empfehlen und dann als dringlich ("Du stinkst") durchzusetzen.

Bettwäsche kann während des Bades gewechselt werden. Ein Hinweis darauf, wie angenehm frische Bettwäsche zu einem frisch gebadeten Körper passt, kann und sollte geäußert werden, sonst merkt Mann das möglicherweise gar nicht.

Vorwärmen des Bettchens in unverfänglicher aber reizend leichter Bekleidung kann den Heilvorgang möglicherweise enorm steigern, wenn daraus kein Zwang zur Aktivität erwächst. Gleichzeitig sollten aber die wenigen Schritte zum Lieblingsnachtisch des Mannes, der selbstverständlich fertig bereitet im Verborgenen steht, möglich sein und dem Mann drohende anderweitige Anstrengungen ersetzen.

Ein Zugang zum Computer ist weitestgehend zu ermöglichen. Auch Radio und Fernseher sollten vom Bett aus bedienbar sein. Bücher sind dann in Reichweite des Todesnahen zu platzieren, wenn er Lesen zu seinen Lieblingsbeschäftigungn zählt. Das Gleiche gilt für die Zeitung und das Lieblingsmagazin. Illustrierte und Klatschpresse haben auf Männer eine eher abschreckende Wirkung.

Liegt eine tatsächlich ernsthafte Erkrankung vor, so ist ein Arztbesuch erst einmal dringend zu empfehlen. Wird dem nicht Folge geleistet, müssen drastische Mittel eingesetzt werden, die den Mann zum Arztbesuch zwingen. Hier ist keine Rücksicht zu nehmen. Drei Tode darf das kosten.

Die Behandlung eines kranken Mannes ist so einfach und so aufwendig wie die eines kranken kleinen Kindes. Damit ist an sich Alles gesagt. Das schließt auch Hinweise darauf, wie tapfer Männe doch Alles erduldet, ein.