Donnerstag, 26. Juli 2007

Urlaubstage, 7.

Mann und TomTom.

Man sollte wirklich einmal eine Kamera an drei Punkten unserer neuen Wohnung postieren. Die erste in einer Ecke meines Arbeitszimmers, die zweite am Anfang der Diele, die dritte mittig Bad. Dann lässt man kurz unser Festnetz läuten. Bin ich allein zu Hause, parke ich das Telefon am letzten Empfangsbalken dieser Wohnung, das ist ein kleiner Vorsprung direkt neben der Wohnungstür. Der Mann aber läßt das Gerät (Männerknochen, wichtiges Tool, Verbindung zur Aussenwelt, Präsidenten, Kunden und heißen Chicks) immer (!) in seinem Arbeitszimmer im hinteren Trakt der Wohnung liegen, meist noch gewitzt unter einer wichtigen Zeitung oder einem Tony-Hawk-Shirt ruhend.
Klingelt dieses Gerät dann los, sieht man mich, wie ich dem Ruf des Klingeltons folgend zu einem Sprint ansetze, der die sehr späte Ernte meiner Sporterziehung in der städtischen Gesamtschule ist, AG Leichtathletik. Ich renne also mit weit ausufernden Schritten durch Küche, durch zehn Meter Diele, bremse im Bad langsam ab, und springe im Arbeitszimmer des Mannes in hohem Bogen auf den Haufen, wo leicht erstickt das Klingeln hervor kriecht, wühle, pelle das Telefon heraus, sehe, dass dieses Gerät gar nicht an ist, gucke panisch um mich, suche das zweite Gerät, welches genau im Moment der Entdeckung verstummt. Gut, auch Anrufer haben ihre Geduld, und wer lässt heute noch länger als acht mal durchklingeln, außer Mütter auf Mobiltelefonen?

So eben auch. Ich noch ganz außer Atem, gehe dran, melde mich mit dem kompletten Meter Bürosprech und höre als Antwort einen Höllenlärm. Dieser Höllenlärm lässt sich in etwa so beschreiben, als wenn deine Mutter dich von einer sehr sehr großen Baustelle anruft, wo gerade Mittag ist und alle mit ihren Kränen und Baggern zur nächsten Pommesbude fahren. Zwischendrin macht einer noch eben mit dem Presslufthammer fertig.
Ich gucke verdutzt, schreie pflichtbewusst drei mal laut 'HALLO?' in das Telefon, und gerade als ich auflegen will, höre ich in all dem Lärm ganz weit hinten eine vertraute Stimme.
Der Mann ist dran, und irgendwas möchte er mir mitteilen. Stimmung kann ich bei dem Krach leider nicht ausmachen, aber Worte müssten doch als Transportmittel der Message reichen, also brülle ich 'Hey, was ist los? Bist Du auf dem Mond?'.
'(Lärm) - - - auto- - -allo? - - - kannst du mich - - -'
Ich überlege, was sein letzter Satz am Morgen war.
'Wir sehen uns heute Abend nach acht, bin beim Photographen den ganzen Tag.' Beim Photographen ist es nie so laut, auch die Kinder des Photographen können nicht so einen Lärm produzieren, auch nicht mit allen Spielzeugen und Schnullern des Haushaltes nicht, von der Frau des Photographen mal ganz abgesehen. Außerdem, was soll der meinige mit der Frau des Photographen staubsaugen und mich dabei anrufen?
Aus dem Telefon lärmt es durchgehend, zwischendrin Satzfetzen. Da der Geistesblitz, ich hab die Packung gestern noch vor Augen, die Packung in Verbindung mit dem seligen Gesicht eines Mannes, der gerade ein kleines Vermögen für ein neues Spielzeug ausgegeben hat und das mit den Worten 'Dann hast Du es einfacher!' erklärt und somit neutralisiert.
Das TomTom hat Einzug in unseren Haushalt gehalten, und der Mann, noch auf dem Weg zum Photographen, wollte das mit der Freisprechanlage endlich ausgiebig ausprobieren.
Jetzt, wo ich wusste, was meine Aufgabe war, konnten wir uns alle entspannen und einfach so plaudern.
Er: Können wir gleichzeitig reden?
Ich: Echt, bei Dir regnets?
Er: Das scheint nicht so gut zu klappen.
Ich: Hast Du etwa grad was mit "kacken" gesagt?
Er: Ich glaub, ich leg auf.
Ich: Fehlkauf?
Er: Bis später.
Ich: Was?
Er: Bis später.
Ich: WAS?

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tbc

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Was den Aufenthaltsort des Sprechknochens angeht, ist es bei uns EXAKT umgekehrt, was mich täglich in den Wahnsinn treibt und mich dazu bringt, Festnetzgesprächsklingeln einfach zu ignorieren - ich schaff's ja eh nie rechtzeitig ans Rohr.

Ähem, was bitte ist ein TomTom? Was hat das mit Freisprechen zu tun? Und vor allem mit gleichzeitig reden können? Ich versteh nur Flughafen ;-)

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rainer, es gibt tage, da bin ich telefon-optimistin, da renn ich los :)
du willst wissen, was unser tomtom ist? da.
morgen wird es direkt auf herz und nieren geprüft.
'ich' soll es ja dadurch leichter haben, was bedeutet, ich habe auf einem weg nicht 64 lose din-a-4 blätter in der hand und muss uns durch europa lotsen.
wir werden sehen.

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