Mittwoch, 25. Juni 2008
mittwochs, kurz bevor D ins finale geht.
'Saure-Gurken-Zeit' können manche auch als Schwangerschaft interpretieren, drum Obacht mit den flapsigen Sammelbegriffen vor Zweiten.
So.
Ansonsten erschlafft die ganze Stadt unter dem Gewittereinfluß, da kann man richtig bei zugucken.
Ich mag ja Gewitter.
Falsch. Ich LIEBE Gewitter, um es einmal richtig grundsätzlich zu übertreiben. Macht man ja auch viel zu wenig in Saure-Gurke-Zeiten, man relativiert und sagt immer nett 'geht schon' und meint es dann auch noch.
Bei Gewitter ist was los, unten wie oben, und so lange ich nicht mit einem Flugzeug hindurch fliegen oder hochschwanger über ein Flachland rennen muss, kann ich dem knisternden Treiben alles abgewinnen. Heute Morgen zum Beispiel dachte ich boshaft gestimmt an diese Stadtmode, prompt zum Sommer überall Sand hinzukippen, an den Ecken Fackeln aufzustellen, blonde Kellner und Liegestühle, Strandbar fertig.
Für den Rest der Welt: Düsseldorf hat damit angefangen, hier ist quasi die Mutterstadt aller Sandkistenalkopoptempel, ergo darf ich ein bißchen drüber abmeckern.
Jetzt heißt es dann sicher gleich wieder, ich sei eine Spassbremse, und Starndbars doch super, und überhaupt könne man auch alles schlecht sprechen.
Stimmt, und auch ich könnte mich sicher einmal im Sand amüsieren und auch so ein Becks Sun mit Strohhalm trinken, oder aus dem Eimer mit Smarties, oder wie man das heute konsumiert. Kommt immer auf den Grad meiner Verzweiflung und Amüsierlust an, dann hab ich auch richtig Spaß an Partys in Tiefgaragen oder neu ausgehobenen Löchern mit schlafenden Baggern. Alles schon gemacht, plus hektisch in Aufstiegsschächten stecken bleiben, weil die Freundin über mir mitten im Schacht einen Liter Sangria ausspucken musste.
Aber, und was wäre ein Rant ohne Einwurf und Wende, aber ich habe ein Problem mit 'Ersatz'. Und das hat lange, dicke und tiefe Wurzeln.
Als meine Eltern mir im Alter von zwei Jahren den Schnuller ('Nenna') abgewöhnen wollten, wurde auf langsames Ausschleichen, EEG und generell ein klärendes Gespräch komplett verzichtet, und Nenna landete mit einem 'Jetzt is aber auch mal gut' im Mülleimer.
Drei Stunden später, die Müllmänner (alle weich gebrüllt, aber meine Eltern waren an der längeren Seite des Hebels) und mein nun im Müllwagen liegender Nenna waren längst aus dem Viertel, da hing ich immer noch mit rot-lila Kopf am Fensterbrett und brüllte das Viertel zusammen, bis mein Vater sich ein Herz fasste und mir eine Möhre gab.
Als Ersatz, mit dem ich nun glücklich werden sollte. Böse Zungen könnten auch raunen, dass er mir vielleicht eine kleinere Möhre hätte geben können, etwas mundgerechter für ein Kleinkind. Vielleicht war mein Vater ein gemeiner Vater und wollte er mir tatsächlich den Mund stopfen, den Lärmpegel senken, und steckte mir deshalb die gigantischste Karotte welche der Kühlschrank hergab in den verdutzten Mund?
Man weiß es nicht, aber die Lektion mit Ersatz hatte ich intus und einen ersten Vorgeschmack auf das, was das Leben noch in Petto hatte. Und mir war eins ganz klar, und das im zarten Alter von zwei:
Ersatz rockt nicht! und spuckte die Möhre aus.
Ich benutze nie Süßstoff, esse keinen Fleischersatz, besitze keinen Vibrator und lese keine Bücher, die so seien sollen, wie Buch X. Ich hatte nie Freunde, die aussahen wie Schauspieler X, knutschte nie mit Frauen, weil sich das anfühlen sollte wie mit Jungs, nur weicher, und Saucen koche ich selbst und schütte sie nicht aus Tüten.
Und dann, und hier ist die Brücke der Rückschau zu Ende, kommen die mir mit Strandbars.
Mitten in der Stadt.
So.
Ansonsten erschlafft die ganze Stadt unter dem Gewittereinfluß, da kann man richtig bei zugucken.
Ich mag ja Gewitter.
Falsch. Ich LIEBE Gewitter, um es einmal richtig grundsätzlich zu übertreiben. Macht man ja auch viel zu wenig in Saure-Gurke-Zeiten, man relativiert und sagt immer nett 'geht schon' und meint es dann auch noch.
Bei Gewitter ist was los, unten wie oben, und so lange ich nicht mit einem Flugzeug hindurch fliegen oder hochschwanger über ein Flachland rennen muss, kann ich dem knisternden Treiben alles abgewinnen. Heute Morgen zum Beispiel dachte ich boshaft gestimmt an diese Stadtmode, prompt zum Sommer überall Sand hinzukippen, an den Ecken Fackeln aufzustellen, blonde Kellner und Liegestühle, Strandbar fertig.
Für den Rest der Welt: Düsseldorf hat damit angefangen, hier ist quasi die Mutterstadt aller Sandkistenalkopoptempel, ergo darf ich ein bißchen drüber abmeckern.
Jetzt heißt es dann sicher gleich wieder, ich sei eine Spassbremse, und Starndbars doch super, und überhaupt könne man auch alles schlecht sprechen.
Stimmt, und auch ich könnte mich sicher einmal im Sand amüsieren und auch so ein Becks Sun mit Strohhalm trinken, oder aus dem Eimer mit Smarties, oder wie man das heute konsumiert. Kommt immer auf den Grad meiner Verzweiflung und Amüsierlust an, dann hab ich auch richtig Spaß an Partys in Tiefgaragen oder neu ausgehobenen Löchern mit schlafenden Baggern. Alles schon gemacht, plus hektisch in Aufstiegsschächten stecken bleiben, weil die Freundin über mir mitten im Schacht einen Liter Sangria ausspucken musste.
Aber, und was wäre ein Rant ohne Einwurf und Wende, aber ich habe ein Problem mit 'Ersatz'. Und das hat lange, dicke und tiefe Wurzeln.
Als meine Eltern mir im Alter von zwei Jahren den Schnuller ('Nenna') abgewöhnen wollten, wurde auf langsames Ausschleichen, EEG und generell ein klärendes Gespräch komplett verzichtet, und Nenna landete mit einem 'Jetzt is aber auch mal gut' im Mülleimer.
Drei Stunden später, die Müllmänner (alle weich gebrüllt, aber meine Eltern waren an der längeren Seite des Hebels) und mein nun im Müllwagen liegender Nenna waren längst aus dem Viertel, da hing ich immer noch mit rot-lila Kopf am Fensterbrett und brüllte das Viertel zusammen, bis mein Vater sich ein Herz fasste und mir eine Möhre gab.
Als Ersatz, mit dem ich nun glücklich werden sollte. Böse Zungen könnten auch raunen, dass er mir vielleicht eine kleinere Möhre hätte geben können, etwas mundgerechter für ein Kleinkind. Vielleicht war mein Vater ein gemeiner Vater und wollte er mir tatsächlich den Mund stopfen, den Lärmpegel senken, und steckte mir deshalb die gigantischste Karotte welche der Kühlschrank hergab in den verdutzten Mund?
Man weiß es nicht, aber die Lektion mit Ersatz hatte ich intus und einen ersten Vorgeschmack auf das, was das Leben noch in Petto hatte. Und mir war eins ganz klar, und das im zarten Alter von zwei:
Ersatz rockt nicht! und spuckte die Möhre aus.
Ich benutze nie Süßstoff, esse keinen Fleischersatz, besitze keinen Vibrator und lese keine Bücher, die so seien sollen, wie Buch X. Ich hatte nie Freunde, die aussahen wie Schauspieler X, knutschte nie mit Frauen, weil sich das anfühlen sollte wie mit Jungs, nur weicher, und Saucen koche ich selbst und schütte sie nicht aus Tüten.
Und dann, und hier ist die Brücke der Rückschau zu Ende, kommen die mir mit Strandbars.
Mitten in der Stadt.
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karosings,
Mittwoch, 25. Juni 2008, 21:09
hm, heute versehentlich auf diese seite gestolpert. schöner text. schöne sprache. i like!
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chikatze,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 01:19
höh? hier in flingern is kein gewitter. komisch.
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jean stubenzweig,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 07:06
Großen Applaus!
Den stadtstrandsandenen Teil denke ich mit seit Errichtung der ersten «Sandkistenalkopoptempel» (köstlich; jedoch: tatsächlich Düsseldorf?). Sei's drum, Tucholsky hat es mich gelehrt, daß es keinen Neuschnee gibt. Aber für diese Ersatz-Verbindung, für die hätte sich sogar Kaspar Hauser anstrengen müssen.
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lilli marlen,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 09:38
So fängt der Tag gut an - eben noch restalkoholig fußballfrustiert (jaaa, wir sind im Finale, aber auch neeiin, wir haben es nicht verdient) freue ich mich über diese schlüssige Erörterung und mag plötzlich auch keine Strandbars mehr...
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pimpmybilk,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 13:15
Strandbars. Damals als das Äffchen diese Sandbar aufgemacht hatte, war ich doch ein wenig verwundert darüber, was für hirnverbrannte Schmänder es in dieser Stadt und dem Umland doch gibt.
Strandbar in einer Stadt ohne Fluss oder Meer, okay - kann man ja noch akzeptieren.
Aber liebe Leute, das komische grün, braune Ding mitten in unserer Stadt ist der RHEIN! In Düsseldorf hat der in letzter Zeit sehr schöne Sandstrände gebastelt!!
Oder hätte ich letzteres doch lieber für mich behalten sollen?
Strandbar in einer Stadt ohne Fluss oder Meer, okay - kann man ja noch akzeptieren.
Aber liebe Leute, das komische grün, braune Ding mitten in unserer Stadt ist der RHEIN! In Düsseldorf hat der in letzter Zeit sehr schöne Sandstrände gebastelt!!
Oder hätte ich letzteres doch lieber für mich behalten sollen?
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rainersacht,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 13:51
Als nun so gar nicht zur Spezies der Partypopel zählendes Mensch muss ich gestehen, dass ich die hiesige Strandbar namens Monkey's Island anfangs (Sommer No.1, also 2003) sehr heftig geliebt habe. Nicht von wegen blonde Kellnerinnen und dufte Tschillmusik, sondern wegen dem grandiosen Blick von der Strandbarspitze auf das Panorama der allerschönsten Stadt am allerschönsten Rhein. Dafür nahm ich Feierabend für Feierabend einiges an Volk in Kauf. In 2004 ging's dann schon nicht mehr - wegen der Kotzanfälle angesichts von Schön&Reich.
2005 konnte dann die Tonhallenterrasse prima Ersatz(sic!) liefern. Aber die hat die Erwinista des unjüngst verstorbenen Oberbürgermeisters ja dann flugs schließen lassen.
Jetzt gehn wir wieder an den echten Strand. Leider mit weniger Blick auf Schlossturm, Lambertus, Rheinwerft etc pp. Man kann nicht alles haben.
2005 konnte dann die Tonhallenterrasse prima Ersatz(sic!) liefern. Aber die hat die Erwinista des unjüngst verstorbenen Oberbürgermeisters ja dann flugs schließen lassen.
Jetzt gehn wir wieder an den echten Strand. Leider mit weniger Blick auf Schlossturm, Lambertus, Rheinwerft etc pp. Man kann nicht alles haben.
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Lu,
Donnerstag, 26. Juni 2008, 19:10
jetzt fühle ich mich nicht mehr ganz so allein vergnatzt, danke. :)
woanders ist auch schön, hauptsache wasser ist mit uns.
woanders ist auch schön, hauptsache wasser ist mit uns.
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halfman,
Samstag, 28. Juni 2008, 16:44
Mir aus dem Herzen gesprochen....
Ein stillvergnügter Leser
Ein stillvergnügter Leser
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