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Mittwoch, 29. Oktober 2008
den regen, bitte.
Tage wie diese. In den Nachrichten eben neben dem Erdbeben in Pakistan der Hinweis, das der November jetzt vor der Tür stehe. Der Monat der Trauer sagen sie, zeigen einen Friedhof und schalten weiter zum neuen Bond.
November ist mir in dieser Form wie Dezember, es gilt in meiner Welt nur, möglichst unbeschadet Weihnachten und dieses vermaledeite Silvester abzuhaken und ab dann Tulpen und Frühjahrsgähner.
Trauer wird über die Zeit geringer. Ich habe bestimmte Bilder wieder in den Schuhkarton geräumt, und durch die lebenden ersetzt. Die Gedanken ziehen oftmals mit lautem Getöse durch. Dann lasse ich sie, und die Tränen bleiben jetzt meist aus. Mit November hat das nichts zu tun, bei mir wird ja meist gestorben, wenn es draußen so richtig schön ist. Mache ich bestimmt keine Ausnahme.
Hier liegt Lu. Geboren am heißesten Tag Anno soundso, gestorben mitten in der Sonne mit einem Becher Häagen Dazs in der Hand. Kann ja sein.
Bei strömenden Regen jedenfalls nicht, das ist mein Wetter. Also eines davon. Entweder packt mich der Fleiß am Schlafittchen und ich arbeite durch wie irgend etwas batteriebetriebenes, oder ich kann in ein paar dicke Socken gehüllt runterkommen und mich mit einem Keks beschäftigen. Oder draußen schwimmen. Laufen gehen. In einem Restaurant sitzen und sagen "Gut das man jetzt drinnen ist!" und zum Glas greifen.
Was wollte ich noch gleich?
Ach ja. Regen.
Wo ist eigentlich Jonathan, wenn ich ihn mal brauche.
Dann diese Suche nach dem richtigen Ort. Nestwärme.
Ich habe glasklare Vorstellungen. Zum Beispiel muss da ein Garten oder Grundstück vor den Fenstern sein. Ich brauche ab jetzt meinen eigenen Gemüsegarten. Wo andere Frauen eine biologische Uhr laut ticken hören, habe ich scheinbar einen Gen-Defekt und springe auf alte Tomatensorten an. Und Kartoffeln. Eigener Ingwer. Und mein Wein muss auch dringend in sei eigenes Stück Land. Dieses Jahr war er im Topf dermaßen beleidigt, dass er nicht eine einzelne Blüte produziert hat. Nicht eine. Klare Ansage vom Trullo, der hat auch so eine Uhr wie ich. Solidarisch mit den zwei Rebstöckchen hat sich die aus Frankreich (2006) mitgebrachte Mimose in eine Art Bräunungsstreik begeben. Sieht elendig aus, aber die 'Leg ja nicht Hand an- ich lebe nämlich noch hier drinnen!' Knospen lassen mich weiter gießen und um Geduld bitten. So ein Nest liegt nicht an jeder Ecke herum. Platz zum leben, arbeiten und Dinge machen brauch es, darf aber kein monatliches Vermögen verschlingen. Ich meine, es geht hier um alte Gemüsesorten und Ruhe. Jeder in meinem Umfeld, der einen Garten hat kennt meine erste Tat, kaum bin ich angekommen. Ich schreite von Wohnraum in den Garten, bekomme ein verzücktes Lächeln und sage -meist im Brustton- "Aaaaah! Ist das nicht HERRLICH?! Man geht einen Schritt und ist draußen." So kann nur eine sprechen, die in der Innenstadt wohnt und gegen Altbauten in fremde Leben schaut. Vom schreiten ins Draußen fange ich erst gar nicht an.
Nest. Vor mir liegt ein leeres Blatt, auf das eine absolut treffsichere Suchanzeige getextet werden möchte. Schiele in meine Moleskine-Seite, die mit einem Nikolaus-Haus gekennzeichnet ist. Da steht:
Haus muss haben:
-> Garten / Grundstück
-> ruhige Gegend u. Nachbarn. (Evtl. Friedhof? Grundwasserfrage vorab checken)
-> 4 - 6 Räume, je nachdem. (Zur Not Bauwagen in Garten)
-> erlaubte Tierhaltung!
-> Kamin und Holzboden wären oberschnafte.
Google nebenbei nach Boxvereinen im Düsseldorf, die Frauentraining anbieten, ohne Zweikampf.
Währenddessen kommt die zweite Weinladung seit gestern. Die Lieferserviceangestellten müssen ja auch was denken. Stehe da in Pyjama-Hose und rufe "OH! Der Wein!" Und die schleppen und schleppen. Würde ich heute beim Fenster putzen aus Versehen über meinen Nachwischlappen stolpern und zwei Etagen weiter unten das Zeitliche segnen, dann würde ja -wie im Fernsehen- die Kripo kommen. M. würden sie in einem verspiegelten Raum drei Tage ohne Brot und Kaffee verhören, und am Ende glauben, dass er mich nicht geschubst hat. Und in der Zwischenzeit würdeDr. House ein Beamter durch mein Arbeitszimmer gehen und nach Indizien suchen, warum ich den Freitod gewählt hätte.
Armer Kerl.
Ich meine, ich blogge seit über sechs Jahren, und dann muss er erst einmal das alles durchforsten, nebenher alle Ordner, Geschäftsunterlagen, Auszüge, eMails. Und dann hockt er zwischen all den Flaschen Wein und hat zwei Möglichkeiten.
Entweder, er findet den Flaschenöffner, den Dekantierer und ein Glas und macht es sich nett, oder er denkt sich irgendetwas aus, füttert die Katzen und macht meinen Aktendeckel mit einer Vermutung zu.
Himmel, wie kam ich denn jetzt auf das Fenster putzen?
Ach ja. Regen.
Sieht zu gut dafür aus. Zu hell.
Ein Jammer.
November ist mir in dieser Form wie Dezember, es gilt in meiner Welt nur, möglichst unbeschadet Weihnachten und dieses vermaledeite Silvester abzuhaken und ab dann Tulpen und Frühjahrsgähner.
Trauer wird über die Zeit geringer. Ich habe bestimmte Bilder wieder in den Schuhkarton geräumt, und durch die lebenden ersetzt. Die Gedanken ziehen oftmals mit lautem Getöse durch. Dann lasse ich sie, und die Tränen bleiben jetzt meist aus. Mit November hat das nichts zu tun, bei mir wird ja meist gestorben, wenn es draußen so richtig schön ist. Mache ich bestimmt keine Ausnahme.
Hier liegt Lu. Geboren am heißesten Tag Anno soundso, gestorben mitten in der Sonne mit einem Becher Häagen Dazs in der Hand. Kann ja sein.
Bei strömenden Regen jedenfalls nicht, das ist mein Wetter. Also eines davon. Entweder packt mich der Fleiß am Schlafittchen und ich arbeite durch wie irgend etwas batteriebetriebenes, oder ich kann in ein paar dicke Socken gehüllt runterkommen und mich mit einem Keks beschäftigen. Oder draußen schwimmen. Laufen gehen. In einem Restaurant sitzen und sagen "Gut das man jetzt drinnen ist!" und zum Glas greifen.
Was wollte ich noch gleich?
Ach ja. Regen.
Wo ist eigentlich Jonathan, wenn ich ihn mal brauche.
Dann diese Suche nach dem richtigen Ort. Nestwärme.
Ich habe glasklare Vorstellungen. Zum Beispiel muss da ein Garten oder Grundstück vor den Fenstern sein. Ich brauche ab jetzt meinen eigenen Gemüsegarten. Wo andere Frauen eine biologische Uhr laut ticken hören, habe ich scheinbar einen Gen-Defekt und springe auf alte Tomatensorten an. Und Kartoffeln. Eigener Ingwer. Und mein Wein muss auch dringend in sei eigenes Stück Land. Dieses Jahr war er im Topf dermaßen beleidigt, dass er nicht eine einzelne Blüte produziert hat. Nicht eine. Klare Ansage vom Trullo, der hat auch so eine Uhr wie ich. Solidarisch mit den zwei Rebstöckchen hat sich die aus Frankreich (2006) mitgebrachte Mimose in eine Art Bräunungsstreik begeben. Sieht elendig aus, aber die 'Leg ja nicht Hand an- ich lebe nämlich noch hier drinnen!' Knospen lassen mich weiter gießen und um Geduld bitten. So ein Nest liegt nicht an jeder Ecke herum. Platz zum leben, arbeiten und Dinge machen brauch es, darf aber kein monatliches Vermögen verschlingen. Ich meine, es geht hier um alte Gemüsesorten und Ruhe. Jeder in meinem Umfeld, der einen Garten hat kennt meine erste Tat, kaum bin ich angekommen. Ich schreite von Wohnraum in den Garten, bekomme ein verzücktes Lächeln und sage -meist im Brustton- "Aaaaah! Ist das nicht HERRLICH?! Man geht einen Schritt und ist draußen." So kann nur eine sprechen, die in der Innenstadt wohnt und gegen Altbauten in fremde Leben schaut. Vom schreiten ins Draußen fange ich erst gar nicht an.
Nest. Vor mir liegt ein leeres Blatt, auf das eine absolut treffsichere Suchanzeige getextet werden möchte. Schiele in meine Moleskine-Seite, die mit einem Nikolaus-Haus gekennzeichnet ist. Da steht:
Haus muss haben:
-> Garten / Grundstück
-> ruhige Gegend u. Nachbarn. (Evtl. Friedhof? Grundwasserfrage vorab checken)
-> 4 - 6 Räume, je nachdem. (Zur Not Bauwagen in Garten)
-> erlaubte Tierhaltung!
-> Kamin und Holzboden wären oberschnafte.
Google nebenbei nach Boxvereinen im Düsseldorf, die Frauentraining anbieten, ohne Zweikampf.
Währenddessen kommt die zweite Weinladung seit gestern. Die Lieferserviceangestellten müssen ja auch was denken. Stehe da in Pyjama-Hose und rufe "OH! Der Wein!" Und die schleppen und schleppen. Würde ich heute beim Fenster putzen aus Versehen über meinen Nachwischlappen stolpern und zwei Etagen weiter unten das Zeitliche segnen, dann würde ja -wie im Fernsehen- die Kripo kommen. M. würden sie in einem verspiegelten Raum drei Tage ohne Brot und Kaffee verhören, und am Ende glauben, dass er mich nicht geschubst hat. Und in der Zwischenzeit würde
Armer Kerl.
Ich meine, ich blogge seit über sechs Jahren, und dann muss er erst einmal das alles durchforsten, nebenher alle Ordner, Geschäftsunterlagen, Auszüge, eMails. Und dann hockt er zwischen all den Flaschen Wein und hat zwei Möglichkeiten.
Entweder, er findet den Flaschenöffner, den Dekantierer und ein Glas und macht es sich nett, oder er denkt sich irgendetwas aus, füttert die Katzen und macht meinen Aktendeckel mit einer Vermutung zu.
Himmel, wie kam ich denn jetzt auf das Fenster putzen?
Ach ja. Regen.
Sieht zu gut dafür aus. Zu hell.
Ein Jammer.
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