Mittwoch, 21. Dezember 2005

von eben bis jetzt

letzte nacht im traum sag ich zu m. "komm lass losgehn. nach hamburg."
er: "nagut."

beim aufwachen ein lied aus dem mai im kopf gehabt. an menschen wie urlaub gedacht, und den kopfwurm den ganzen tag wie einen warmen kuchen mit mir herum getragen. den ganzen tag.

wintersonnenwende. einer meiner drei lieblingstage im jahr. der andere der anderen beiden ist die sommersonnenwende, weil ich da oft am meer saß, und dachte, das es echt wundervoll ist, am meer die sommersonnenwende zu erleben. der zweite der beiden anderen ist mein geburtstag, weil das für mich anlass zum einzigen und wirklichen prinzessinnentag im jahr ist. und heute also wintersonnenwende. da bin ich meist zu hause, und das meer weit weg. die längste nacht ist rum, und ich habe sie tief verschlafen. so tage würde ich gerne anfangs in einer warmen grotte verbringen, mit feuchter luft, milchkaffee und wenig besuchern in der therme. den rest des tages abwechselnd kino und essen. wintersonnenwende liebe ich doll, weihnachten weniger doll. für samstag habe ich eben erfolgreich telefonisch fisch bestellt. viktoriabarsch. den isst sogar meine mutter. ich werde ihn mit cherrytomaten, rosmarinkartoffeln, salat und viel wein auf den tisch bringen.
ich hoffe, wir sind schnell drüber, und der abend schnell vorbei. im anschluss koffer packen. stadtflucht, silvesterfluch.
alles noch weit weg, aber schon tatsächlich in drei und vier tagen. elend, du hast engelsflügel und kekskrümel auf dem leibchen.

dinge, über die ich mich richtig auslassen wollte, positiv, und es bis jetzt nicht schaffte : jamie oliver's school dinners, wo zumindest ein satz mit "einen orden an mister oliver" beginnen würde, und über douglas tompkins, der sich mindestens einen kompletten satz flügel inkl. winterflügel verdient hat. aber und leider : nicht heute.

das leaderfellchen hatte heute wieder ausflusgtag mit auto. laut maunzend reist der katz am liebsten, da fühlt sich selbst das radio überflüssig. nach fünfzehn minuten über die autobahn war er weder heiser noch müde, und ich ein fall für sedierenden tee. akkupunktur, eigenblut, riesige hunde durch gläserne türen gucken und ein rasiertes bein später ein kleines loch in der kasse und sehr viele fellhaare auf dem pullover. jetzt schnuuft er leiser und hat demonstrativ gute laune, die anlage hat sich also wieder gelohnt.

später ein kaufrausch im bioladen. m. sackte fleisch ein, ich kümmelkäse. es wäre mein erstes fleisch seit monaten. bin noch argwöhnisch, ob ich wirklich reinbeisse.

ausserdem, wo ich grad bei tier, reinbeissen und ethik bin: da wollte ich noch verschweigen, dass ich neulich abends am fernseher einen sturzbach an tränen in ein tempo drückte, als ich auf einem peinlichen sender einen bericht über gut aiderbichl sah, und durch das tempo schniefte, dass ich das auch machen würde, wenn ich geld hätte. einen platz für alle, die keiner mehr will, tier und kind.

jetzt feierabend, dusel und einen wirklich heissen wein, der in der flasche hockt und wartet. gestern abend geöffnet und im wechsel mit m. die verschiedenen geschmacksnuancen versucht zu erschmecken. m. suhlte sich nach einem glas in erstaunten und nun echt höchsten tönen, schmeckte tatsächlich lakritz, holz und kaffeenote heraus, während ich schon mit dem zweiten glas durch war und immer noch mit ach und krach auf der lakritze herumschnaltzte. so müssen sich männer angesichts weiblicher, multipler orgasmen fühlen. ich sass ihm gegenüber, hegte bei jedem neuen "aaah, jetzt, JA!" langsam argwohn und nuancen-neid, wo ich doch nur eine note schmeckte.
der ausgleich der geschlechter findet halt am abendbrottisch statt, wer hätte das gedacht ...