Freitag, 29. Oktober 2004

süsses leben, oder ich und in ruhe

eine tür geschlossen, und zwei fenster weit offen, so schmeckt mir das leben.
und was macht frau, wenn sie morgens in stiller dunkelheit erwacht ?
dem wecker und seiner uhrzeit entnehmen, dass es jetzt eigentlich genau die zeit ist, wo frau ansonsten wie von einer horde gnome mit schiefen gesichtern und stumpfen beilen gehetzt zur uBahn-station rannte, genüssliche geräusche produzieren, ins plümo einrollen, die singenden fellchen mit knurrendem magen (m.: ist da grad eine von den vieren verstorben, oder hat die sich was eingeklemmt ?) ignorieren, derweil mit den füssen die wärmflaschen am bettende suchen, statt einer wohlig warmen eine leichenkalte wärmflasche in hüfthohe finden und mit weniger zartem geräusch aus dem bett kicken, erneut einrollen und m. die eiskalten füssen unterjubeln. in stille und stiller dankbarkeit weiterdösen, bis die stille vom 721.er- düsseldorf flughafen terminal A/B endgültig beendet wird.

eine tür geschlossen, und zwei fenster weit offen, so beginnt doch mal ein tag.
und was macht frau, wenn sie freitags, also quasi mitten in der arbeitswoche, plötzlich nicht mehr uBahnen jagen und zeit-pläne einhalten muss ?
sie setzt sich in gemütlichen klamotten ( m.: sind das meine unterhosen? ) gegen vier hungrige schlünder durch, stopft die rosa höhlen mit teuerstem premium food, auf dem sachen wie „ mature 28, slim-line, adult +10, anti-haarballen, nieren, leber und blasen, gut für kastraten geeignet, low phosphor, soft croc – 4kg euro 53,59 – thunfisch „ stehen (m.: das mischen wir aber bald mal mit ein bißchen was vom ALDI ! ) , macht milchkaffe, brät wiesenchampions und eier, lacht in den regen und freut sich des lotterlebens, während sie pläne für den freien tag schmiedet.
nach drei minuten nachdenken sieht die liste wie folgt aus :

- mal so richtig die wohnung schrubben, mit fenster putzen
- zum sport gehen, und diesmal länger als nur zur mittagspause wie sonst.
- die fellchen nachmittags auch mal jagen, katzen-sport gegen volle hüften
- mal in den keller gehen, und gucken, wie es dort mittlerweile aussieht
- in der stadt bummeln
- baden mit buch und kaffee
- schwimmen gehen
- ins kino gehen
- nachmittags um vier in der stadt eine aktionsgruppe angucken, die aktionen gegen rassismus, globalen kapitalismus, augrenzung machen, generell eigentlich gegen alles sind, gut bekannt aus dem TV von sämtlichen gipfeltreffen, aber vorher noch mal schnell bei starbucks einen coffee2go holen.
- den balkon machen
- bücherei plündern
- arbeitsamt, papiere ausfüllen

bis dato geschafft : frühstücken, stundenlang in der stadtteilbibliothek zwischen den unteren regalreihen herumkriechen (m: hast du was verloren ? ), weil die guten stehen da unten, 13 minuten nach zapfenstreich um 12:43 beim arbeitsamt vor der geschlossenen türe stehen, erahnen, was da auf einen zukommt, an sämtliche dustere geschichten erinnern, bis hin zu demütigungen von PR-managerInnen, egal denken, arschlöcher denken, mit dem handy die öffnungszeiten abfotografieren und wieder nach hause fahren. über die bücher freuen. zu hause nachsehen, wie viele gemütliche klamotten man noch so besitzt. an aktionsgruppe erinnert werden,(m.: luuhuuu! ) am bauch kratzen, sich über die bräune wundern, an den urlaub denken, der grad zwei wochen her ist, noch mal den bauch kratzen, und sich darüber klar werden, dass das gar nicht so einfach ist, das mit der zeit, unterkapitel : freizeit.
einsehen, dass man ab heute, und gefühlt vielleicht viel zu kurz, nicht alles auf einen tag legen muss, dass morgen der nächste kommt und dann noch einer.
noch mal den bauch kratzen, ausgedehnt gähnen, grinsen und dann den text, den man grad getippt hat durch einen dämlichen vertipper löschen. fünf minuten toben, KI-atmen, kaffee kochen, und neu schreiben. dran gewöhnen, das man da ja jetzt zeit zu hat.

eine tür geschlossen, zwei fenster weit geöffnet, so ists gut.