Freitag, 14. Dezember 2007

über öfen, zwei im engsten sinne.

Man macht dann weiter. Was soll man auch sonst tun? Zwischendrin Tränen, Bauchweh und interne Gewitter, aber dann der Gedanke, dass man mit diesem Seelchen knappe fünfzehn Jahre verbringen durfte. Loslassen bringt ihn -man weißet nicht- am Ende schnell wieder zurück.
Ich habe die letzten zwei Tage in einem kleinen Keramikatelier verbracht, um eine Urne zu töpfern. Das Material liegt mir, generell kann man mich mit matschen und formen begeistern, immer schon. Leider macht mein Thema andere stumm.
'Oh, was wird das denn?' fragen mich nette Frauen.
'Eine Urne. Eine Urne für Katerasche.' sage ich dann wahrheitsgemäß, ernte noch ein 'Oh.' und sitze dann wieder allein. Als Pasta-Teller könnte ich das aber auch keinem unterjubeln.
Nagut.
Jedenfalls wirds, das mit dem Topf für Dizzy, nach Weihnachten wird glasiert und gebrannt und bepinselt, dann kommt die Asche aus dieser Blechdose raus in mein Abschlussritual, und dann ist Ruhe.
Ja, ich habe überlegt, ob ich den nun freien Platz wieder vergeben soll. Kein Ersatz, nur ein Aufrücken, das Tierheim ist voll mit armen Fellchen, die sicher gern eine Couchkuhle für sich beanspruchen würden. Aber wir warten.

Was mir am Herzen liegt, man entschuldige meine Sprünge im Text, aber Konzentration und Ich, wir haben aktuellen Krieg, was mir am Herzen liegt ist eine kurze Beschreibung des SHCN,
im langen: Stichting Huisdieren Crematorium Nederland, auf Deutsch:
Stiftung Haustierkrematorium Niederlande.
Unsere Nachbarn mal wieder. Es ist ja nicht so, dass es in Düsseldorf (oder anderen Städten) kein Tierkrematorium gäbe, aber beim genaueren Informieren stellte ich schnell fest, das ich als Besitzer mit dem Tod und dem Tier kaum noch etwas zu tun haben soll. Nur unsere loyalen Nachbarn haben kein Problem damit, das man sein Tier gerne persönlich vorbei bringen möchte, sich verabschieden möchte (bei 'anderen' unter Sonderleistung, kostet rund 70 Euro) und auch den Weg bis zum Ofen mitgehen kann, wenn man denn kann und möchte.
Die Leute vor Ort sind sehr nett, sehr offen und zuvorkommend. Sie geben Zeit und Erklärungen, sie sind still aber mitfühlend.
'Oh, ein roter, der ist aber hübsch!' sagt die Frau, die das Leaderfellchen gefroren aus der Kiste nimmt und zum Abschied noch in einen anderen Raum bringt. Sie erzählt, das sie selber 18 Katzen hat, davon fünf rote, und das diese wirklich speziell seien. Danach lässt sie uns allein, zum tschüss sagen. Alles läuft diskret und leise ab, um so heftiger trifft mich der Anblick meines Fellchens, als es im letzten Raum angekommen ist. Es ist sehr warm in dem Raum mit dem Ofen, der Kater sieht unglaublich klein und verloren aus vor der Ofentür, und ich merke, dass ich ab dort nicht weiter kann. Ebenso wenig kann ich mich von dem Körper lösen, gehe zig mal zurück, streichle und versuche, mir alles einzuprägen. Dann gehe ich raus, M. bleibt, und als ich vor der Tür stehe und höre wie die Ofentür aufgemacht und kurz darauf verschlossen wird, gehe ich in die Knie und heule in meinen Pulli hinein. Es muss weh tun, es heilt danach besser.
Manch einer mag es schrullig finden, sein Haustier einäschern zu lassen, ich halte es für eine gute Option dem Abdecker zu entgehen, wenn man keinen eigenen Garten hat, um dort einen Platz zu schaufeln. Auch wenn es 'nur noch' Körper ist, wurde dieser lange dafür benutzt, zu kommunizieren und zu transportieren.
Ich tauge immer noch nicht zum schreiben, böse Sätze und das Gefühl, dem Thema und der Firma nicht ausreichend gerecht zu werden lassen mich an dieser Stelle einen Punkt tippen und den Schreibtisch verlassen. Mit Ton bin ich grad besser.

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Ich heule gerade 'Rotz und Wasser'.

Leaderfellchen, Krematorium, ...

Dizzy ist gestorben

und wird sehr, sehr würdig beigesetzt.

(...da tauchen Bilder wieder auf: mein Meerschweinchen starb- ich war 11 Jahre alt- es starb in meinen Armen, ich vergrub es im Wäldchen, war untröstbar, weinte und weinte, und die Bäuerin trat aus der Türe, ließ mich aber..., sah nur zu von ferne, griff nicht ein, weinte auch, und das war gut so, dass sie mich ließ, und dass sie auch weinte...)

So ein Tier kann einem so wunderbar nahe sein...

Habe Sie sehr Iieb, Lu...

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ach herr taschenbier, wir sind schon zwei heulsusen.
danke für die wellenlänge!

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Ich bin ein wenig beeindruckt und vor allem sehr berührt. Ich glaube nicht, dass ich es ertrüge, das mit dem Abschied vorm Ofen..

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Daisy war neunzehn Jahre lang meine Katze. Ihre Mutter Olga starb keine drei Wochen nach Daisys Geburt. Ich zog den Winzling mit der Flasche auf. Schreib in jenen Tagen irgendeine Diplomarbeit, und das Minivieh schlief und schnurrte im Obstkörbchen auf dem Schreibtisch.
Als meine Kinder geboren wurden, war Daisy schon da. Für sie war es unvorstellbar, dass Daisy nicht da sein könnte. Die Katze wurde alt, schlief viel und tat wenig. Aber sie war da. Eines Tages schlief sie ein und wachte nicht mehr auf. Sie war mehr als 19 Jahre alt. Die Kinder heulten 24 Stunden ununterbrochen, und die Nachbarn klingelten und fragten, was wir denn grad unseren Kindern antäten.

Natürlich durfte Daisy nicht in der Tonne landen. Wir vergruben sie illegal am Hang des Grabenberger Waldes oberhalb des Staufenplatzes mit freiem Blick auf die Stadt, die sie nie verlassen hatte. Das war 1995. Ich geh immer noch manchmal hin.

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Zunächst einmal die Bekundung meines innigsten Mitgefühls. Das ist wahnsinnig traurig.

Dann muß ich auf der anderen Seite feststellen, daß ich mit dieser von vielen Menschen gern als albern und krankhaft abgetanen Empathie zu meinen Tieren und Tieren allgemein glücklicherweise nicht allein bin.
Es hinterläßt einen tiefen Eindruck, liebe Lu und Leserschaft, daß hier Tiere als Persönlichkeiten gewürdigt werden, als Freunde, die einen durch vielerlei verschiedene Zeiten begleiten. Und eben deshalb ist es nicht nur legitim, sondern auch richtig, ihnen den Respekt zu zollen.

Im September 2006 habe ich es gewagt, für eine Woche wegzufliegen, habe dafür einem Freund die Wohnung überlassen, damit Katerchen Ernie und Zwergwidderchen Hasi nicht allein sind, Zuwendung und Futter bekommen.
Zwei Tage vor meiner Rückkehr, wenige Wochen vor Hasis 2-jährigem Geburtstag, ereilt mich die Nachricht, er habe eine dicke Wange. Panisch ging man zum nächstgelegenen Tierarzt um die Ecke, der uns empfohlen wurde.. Wir waren kurz zuvor erst in diesen Stadtteil gezogen.
An einem Freitag kam ich zurück, sah das Elend; mein Freund war verwirrt vom Tierarzt, der sich unverständlich ausgedrückt hatte. Für mich stand fest, ich würde noch Samstagmorgen wieder zum Arzt mit dem armen Plüschie.
Da ich in der Nacht noch kellnern war und erst früh morgens ins Bett kam, stellte mein Freund meinen Wecker ab. Natürlich wurde dann nichts aus dem Arztbesuch und ich kämpfte damit, Hasi mit Kamillentee und seinen Leibspeisen - weich gemacht - übers Wochenende zu bringen.
Montag stand ich bei dem Arzt. Der Typ hatte nichts Besseres zu tun als mir Vorwürfe zu machen, ich käme viel zu spät - ich kannte den bis dahin nicht mal.
Dienstagmorgen sollte Hasi operiert werden. Ich brachte ihn also in die Praxis und sollte ihn am Nachmittag wieder abholen. In den Stunden des Wartens pilgerte ich durch die Geschäfte und sammelte all das Grünzeug zusammen, das meinem Baby lieb und teuer war...
Im Wartezimmer Däumchen drehend, zitternd, aufgeregt.. Der Arzt öffnet die Tür, lächelt mich fröhlich an und sagt: "Er ist bei der OP gestorben." In einer Sekunde von 0 auf 200 schossen mir die Tränen aus den Augen. "Der Abszeß war zu groß... Soll ich ihn entsorgen oder wollen sie das machen?" Ich war erschüttert, verletzt, enttäuscht und wütend ob der Dreistigkeit, der Kälte und Herzlosigkeit, mit der mir dieser Typ begegnete.. "Das macht dann 44 EUR."
Als wir Hasi ins Körbchen packten, fiel mir auf, daß er nicht zugenäht war...
Was danach folgte, kann ich nicht schildern. Ich war krank. Vor Schmerzen schreiend machte ich den Käfig leer und sauber, packte alles zusammen und in den Keller, damit ich nicht weiter in den verlassenen Käfig starren mußte.
Weinen, Erbrechen, Weinen... Ein Blick an die kahle Stelle im Raum, an der mein kleiner Ernie saß und mauzte, war wie tausend Messerstiche mittenrein.
Als ich einige Tage später wieder halbwegs Herr meiner Lage wurde, machte ich meine geschnitzte Holztruhe sauber, streichelte Hasi noch mal, wickelte ihn in ein schönes Handtuch, damit er weich in der Truhe ruhen konnte.
Einen Abschiedbrief schrieb ich ihm, machte mir Vorwürfe, aber ich schrieb ihm, was mir zu sagen übrig geblieben war.
Mit der Truhe reiste ich heim zu meiner Mutter, grub tief neben dem Kirschbaum, erntete die letzten pastellfarbigen Rosenblüten und verabschiedete ihn unter schweren, schmerzenden Tränen.

Dann wurde es besser.

Er fehlt mir noch immer, der kleine, hilflose Hasi. Aber der Schmerz wird leichter, wenn ich die Strahlen der Abendsonne auf seinen schönen, runden Grabstein mit Gravur schimmern sehe.

Und ja, man muß es wirklich richtig rauslassen, damit es wieder besser wird.

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ja, mit dem schmerz wegen des fehlens des/der geliebten tiere muss man wohl leben.
einfach ist es dennoch nicht.
sitze heulend da und beweine dizzy und meine beiden, die mir beide in diesem jahr weggelaufen sind. die ich nicht mal begraben konnte.
der schmerz ist nicht weniger geworden in dem halben jahr, seit dem der große weg ist.

tierkematorium finde ich toll, link ist gespeichert, hier wird man doch eher komisch beguckt, wenn man ihn/sie nicht einfach entsorgen will.

verdammt, wir haben jahrelang für unsere pelzfressen ge-sorgt, wir wollen sie nicht ent-sorgen )und uns der sorge entledigen) - wir wollen doch nur auch den letzten weg zusammen gehen!

wahrscheinlich werde ich noch mehrmals "fremd"-weinen, bis der schmerz endlich kleiner wird ...

danke, lu, fürs mit-teilen ...

*weinend ab*

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so hat jeder seine geschichten, danke für eure.

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