Mittwoch, 29. März 2006
heute am mittag am himmel.
Es war ein schwüler Tag, im Sommer 99. Schwül und bedeckt, und überall am Fluss standen Menschen mit Pappbrillen der gängigen Drogerieläden und Brillenanbieter.
Man sah nicht wirklich viel. Die eigene wie auch die fremde Aufgeregheit verebbte proportional mit dem Erleben, die Corona, die Finsternis, nichts wirklich vergleichbar mit dem tief sitzenden Ur-Instinkt, was eine Sonnenfinsternis früher bedeutete. Unheil, Unglück, Dunkelheit.
Und dann, als es Dunkel wurde, da setzte doch etwas ein. Nicht schwarz, nur unrichtig Dunkel für einen Mittag im Sommer.
Wie die Lemminge standen wir am Ufer des Rheins, Pappe auf die Gesichter drückend, und ich spürte diesen Moment, als die Natur den Atem anhielt. Kein Vogel, kein Gluckern, kein Lärm. Und im gleichen Moment wurde es kühl, ich bekam eine Gänsehaut unter meinen Sommersachen und hielt still.
Kurz darauf ein lautloses Aufatmen, die Geräusche kamen zurück, die Vögel machten dort weiter, wo sie aufgehört hatten und Licht und Wärme kamen zurück. Der Tag passte wieder zusammen.
Gut, dass Du mich überredet hast, die Agentur für diese Stunde dicht zu machen, sagte meine damalige Chefin am Abend, als sie ihre Schutzbrille aus Pappe in den Mülleimer warf.
2006 kam uns unendlich weit weg vor, in diesem Sommer.
Man sah nicht wirklich viel. Die eigene wie auch die fremde Aufgeregheit verebbte proportional mit dem Erleben, die Corona, die Finsternis, nichts wirklich vergleichbar mit dem tief sitzenden Ur-Instinkt, was eine Sonnenfinsternis früher bedeutete. Unheil, Unglück, Dunkelheit.
Und dann, als es Dunkel wurde, da setzte doch etwas ein. Nicht schwarz, nur unrichtig Dunkel für einen Mittag im Sommer.
Wie die Lemminge standen wir am Ufer des Rheins, Pappe auf die Gesichter drückend, und ich spürte diesen Moment, als die Natur den Atem anhielt. Kein Vogel, kein Gluckern, kein Lärm. Und im gleichen Moment wurde es kühl, ich bekam eine Gänsehaut unter meinen Sommersachen und hielt still.
Kurz darauf ein lautloses Aufatmen, die Geräusche kamen zurück, die Vögel machten dort weiter, wo sie aufgehört hatten und Licht und Wärme kamen zurück. Der Tag passte wieder zusammen.
Gut, dass Du mich überredet hast, die Agentur für diese Stunde dicht zu machen, sagte meine damalige Chefin am Abend, als sie ihre Schutzbrille aus Pappe in den Mülleimer warf.
2006 kam uns unendlich weit weg vor, in diesem Sommer.
Montag, 27. März 2006
Auf die Stille, diese Schönheit.
Zusammenhangloses, schreibe ich auf, Zusammenhangloses, und das mitten in meiner Nacht. Die kalten Füsse malen sich hell von den Bodenfliesen ab, werden von unten nach oben dunkler, ein Hauch von blau und kalt. "Je tiefer das Wasser ist", ruft mein Vater, "um so dunkelblauer scheint das Meer", und ich schwimme, schwimme wie ein irre gewordener Frosch zur rettenden Insel, Boot mit Vater drin.
Zusammenhangloses, ich mache einen Kringel drumherum. Vater. Wie viele Kapitel hat Trauer, wie viele Schichten diese Tränen anlockende Zwiebel? Wie unverhofft, wie ungebeten, wie unheimlich oft kommt ein Gedanke heftig wie ein Schub und drückt mich weiter.
Zwei Steine liegen auf dem Küchentisch, zwei Steine von dem Ort, wo er mir zurief, es wäre tief und auf das ich in Panik geriet. Das Meer wellte sich auf, bäumte sich über mir, ich tauchte unter und sah die Welt aus der Fischperspektive. Er griff mich am Badeanzug, lachte und zog mich ans Boot, vertraute meinem Instinkt, meinem Können als kleine Schwimmerin. Sprotte. Heute, knapp dreissig Jahre später, sitze ich in eigenen Wellen und vertraue meinem Instinkt, das alles wird wie es wird. Die Steine bringe ich ihm noch, irgendwann, wenn ich kann.
Ich hatte hellblonde Locken, damals, und Augen wie blaue Murmeln, die großen, diese runden Schätze in ausgebeulten Kinderhosentaschen. Damals. Er wird nicht mehr sehen können, wie mir die Luft ausgeht, irgendwann. Die Reihenfolge stimmt, nur die Zeiten weisen zu große Lücken auf.
Zusammenhangloses, ein Ausrufezeichen oder ein i für Idee?
Ein Fuss steht auf dem anderen, zwei kalte, sanfte Innenseiten, braune Fliesen und ein aufgeschlagenes Moleskine, nachts um drei.
Ich mache Kästchen für Aufgaben, und ein i vor einer Idee. Telefone, gescribbelt und mit Namen dahinter. Visitenkarten und Zykluskalender, durchgestrichene Makler und ein Rezept für einen warmen Nudelsalat mit Schafskäse. "Du wirst ihn LIE_BEN!", sagte sie, als sie mir Zutaten wie Zubereitung mit halbgeschlossenen Augen diktierte. "Schreib das mal eben mit", sagte sie. und "Du wirst ihn LIE_BEN!"
Sicher. Schon ihr Gesicht sprach Bände, als sie mir ihren Salat erzählte. Für mich heissen solche Salate immer nur wie die Person, von der ich ihn habe. So wird aus einem italienischen Rucola-Salat der Suse-Salat, und aus einem griechischen Linsensalat der Bernd-Salat. Und jetzt habe ich halt noch einen Andrea-Salat, mit Aussicht auf Liebe.
Zusammenhänge. Salate. Urlaub. Salate wie Menschen wie Urlaub. Es gibt sie, und das ist fabelhaft.
Gestern in den Niederlanden in einem Café an einem Marktplatz. Grachtenpisse muss ich denken, als ich "Grolsch" sage. Diese Ruhe. Die Menschen haben einen freien Tag, sitzen verteilt und allein im Café, trinken Rosé und Koffie und erraten gemeinsam mit dem Mann am Fenster sein Kreutzworträtsel. Der Hund geht zu allen, wedelt und lehnt sich schwer, schwarz und warm an sämtliche Besucherbeine. An meinen schnuppert er besonders lange und konzentriert, und hinterlässt feuchte Nasenabdrücke da, wo am morgen noch ein Fellchen lag. Es liegt so eine Gelassenheit über allem, keine drückende Sonntagsluft, kein Muss, nur Sein mit 2€-Getränken.
Beim Weggehen will ich Ankommen, an einer Düne, an einem Meer, eigentlich in Frankreich.
Pause. – Ich musste anrufen, und sie sagte, der Atlantik sei noch genau da, wo ich ich ihn verlassen hätte. Gut.
Sitzen und einwirken lassen. Menschen wie Bilder wie Sätze wie Perlen.
Ich sage zu ihr, das über schlimme Dinge einmal alle vier Jahreszeiten drüber müssten, ab dann würde es besser. Sätze wie "Aber genau heute vor einem Jahr, da…" gehen dann nicht mehr, weil die Geschichte, der gemeinsame Tag fehlt. Ihr fehlt der Mann, mir der Vater, und doch verbindet uns kaum mehr. Sie greift, ich drehe mich weg. "Schwamm drüber" funktioniert in ihrer Mutter-Welt, in meiner Kind-Welt nicht.
Dinge, die helfen:
schreibe ich auf die Seite neben dem Andrea-Salat und gehe ins Bett, die leere Seite liegt auf.
Zusammenhangloses, ich mache einen Kringel drumherum. Vater. Wie viele Kapitel hat Trauer, wie viele Schichten diese Tränen anlockende Zwiebel? Wie unverhofft, wie ungebeten, wie unheimlich oft kommt ein Gedanke heftig wie ein Schub und drückt mich weiter.
Zwei Steine liegen auf dem Küchentisch, zwei Steine von dem Ort, wo er mir zurief, es wäre tief und auf das ich in Panik geriet. Das Meer wellte sich auf, bäumte sich über mir, ich tauchte unter und sah die Welt aus der Fischperspektive. Er griff mich am Badeanzug, lachte und zog mich ans Boot, vertraute meinem Instinkt, meinem Können als kleine Schwimmerin. Sprotte. Heute, knapp dreissig Jahre später, sitze ich in eigenen Wellen und vertraue meinem Instinkt, das alles wird wie es wird. Die Steine bringe ich ihm noch, irgendwann, wenn ich kann.
Ich hatte hellblonde Locken, damals, und Augen wie blaue Murmeln, die großen, diese runden Schätze in ausgebeulten Kinderhosentaschen. Damals. Er wird nicht mehr sehen können, wie mir die Luft ausgeht, irgendwann. Die Reihenfolge stimmt, nur die Zeiten weisen zu große Lücken auf.
Zusammenhangloses, ein Ausrufezeichen oder ein i für Idee?
Ein Fuss steht auf dem anderen, zwei kalte, sanfte Innenseiten, braune Fliesen und ein aufgeschlagenes Moleskine, nachts um drei.
Ich mache Kästchen für Aufgaben, und ein i vor einer Idee. Telefone, gescribbelt und mit Namen dahinter. Visitenkarten und Zykluskalender, durchgestrichene Makler und ein Rezept für einen warmen Nudelsalat mit Schafskäse. "Du wirst ihn LIE_BEN!", sagte sie, als sie mir Zutaten wie Zubereitung mit halbgeschlossenen Augen diktierte. "Schreib das mal eben mit", sagte sie. und "Du wirst ihn LIE_BEN!"
Sicher. Schon ihr Gesicht sprach Bände, als sie mir ihren Salat erzählte. Für mich heissen solche Salate immer nur wie die Person, von der ich ihn habe. So wird aus einem italienischen Rucola-Salat der Suse-Salat, und aus einem griechischen Linsensalat der Bernd-Salat. Und jetzt habe ich halt noch einen Andrea-Salat, mit Aussicht auf Liebe.
Zusammenhänge. Salate. Urlaub. Salate wie Menschen wie Urlaub. Es gibt sie, und das ist fabelhaft.
Gestern in den Niederlanden in einem Café an einem Marktplatz. Grachtenpisse muss ich denken, als ich "Grolsch" sage. Diese Ruhe. Die Menschen haben einen freien Tag, sitzen verteilt und allein im Café, trinken Rosé und Koffie und erraten gemeinsam mit dem Mann am Fenster sein Kreutzworträtsel. Der Hund geht zu allen, wedelt und lehnt sich schwer, schwarz und warm an sämtliche Besucherbeine. An meinen schnuppert er besonders lange und konzentriert, und hinterlässt feuchte Nasenabdrücke da, wo am morgen noch ein Fellchen lag. Es liegt so eine Gelassenheit über allem, keine drückende Sonntagsluft, kein Muss, nur Sein mit 2€-Getränken.
Beim Weggehen will ich Ankommen, an einer Düne, an einem Meer, eigentlich in Frankreich.
Pause. – Ich musste anrufen, und sie sagte, der Atlantik sei noch genau da, wo ich ich ihn verlassen hätte. Gut.
Sitzen und einwirken lassen. Menschen wie Bilder wie Sätze wie Perlen.
Ich sage zu ihr, das über schlimme Dinge einmal alle vier Jahreszeiten drüber müssten, ab dann würde es besser. Sätze wie "Aber genau heute vor einem Jahr, da…" gehen dann nicht mehr, weil die Geschichte, der gemeinsame Tag fehlt. Ihr fehlt der Mann, mir der Vater, und doch verbindet uns kaum mehr. Sie greift, ich drehe mich weg. "Schwamm drüber" funktioniert in ihrer Mutter-Welt, in meiner Kind-Welt nicht.
Dinge, die helfen:
schreibe ich auf die Seite neben dem Andrea-Salat und gehe ins Bett, die leere Seite liegt auf.
Mittwoch, 22. März 2006
1h.
Ich bin fassunglos. Nein, ich bin kühn. Anders gesagt: ich bin für eine Stunde frei und habe einen Kaffee und einen Laptop zur Hand. Meinen Kaffee, meinen Laptop.
Eine Stunde. Die Sonne scheint. In dieser ging ich eben im Zickzack durch die Düsselstadt, unterwegs in geheimer Geburtstagsmission und mit 4,7 Aufgaben auf dem Zettel.
Herrlich, so in der Sonne zu stehen und auf Durchzug zu schalten. Das Hirn in der Sonne, nein, mein Hirn in der Sonne schlägt sehr gerne Kapriolen, schwingt von Nord nach Süd, macht eine Arschbombe mitten ins Bassin und kommt in einem Kleid a la "Titten auf Toast" wieder aufgefrischt an die Oberfläche des Seins. Phantastisch.
Man steht nur neun Minuten in der Kälte und wartet auf die Bahn, und es können Welten dazwischen liegen, wenn Wolken oder Sonne mit von der Partie sind. Neun Minuten Vollbestrahlung.
Ein Trieb, eine Blüte und eine rote Nase, und das alles mitten in der Großstadt.
Und jetzt noch das. Auch noch. Ich, ich und Kaffee und eine Stunde Zeit. Etwas unter Druck, überlege, ob nicht doch noch was erledigt werden muss, zwischen jetzt und gleich. Gleich.
Die Tasche steht schon gepackt an der Tür. Eine Hose, die Feuchtigkeit transportieren kann, ein Shirt, was viel Feuchtigkeit ab kann und zwei Liter Feuchtigkeit zum Nachfüllen mit Mineralien und ohne Geschmack, Handgerührt und nicht fertig gekauft. Zwei Stunden Kurs, danach Couchtod.
Ich könnte auch mit dem weitermachen, mit dem ich die ganze Woche schon rummache- Katerrotz jagen.
Und das geht so: Wenn das Leaderfellchen die Augen so komisch zusammenkniept und lautlos aber doch sichtbar zu einem "Ha-haaaa" ansetzt, dann hat der Mensch, also ich, alles daran zu setzen, möglichst schnell in die Küche zu rennen, eine 5ml Spritze aus der keimfreien Verpackung zu entpacken, mit dieser dann möglichst schnell zurück zum "Tschiii!" des Katzes, nur um dann doch zu spät vor dem nun kontaminierten Rotzfleck auf der Holzdiele zu stehen. Beide gucken verdrossen auf den kleinen Flatschen, der mal wieder unaufgesogen nicht in der Spritze Weilt, sondern von mir diskret mit einem Zewa weggewischt und in die Tonne entsorgt wird.
So etwas kann zu einer zwanghaften Aufgabe werden, und ich höre selbst im Tiefschlaf des Fellchens "Ha...haaaa-TSCHI!" durch drei Altbauwände, und ärgere mich, nicht schnell genug mit dem Spritzkolben in der Hand vor Ort zu sein, aber man kann wohl nicht alles haben.
Ab morgen suche ich mir einen anderen Träger, um mit diesem dann den Rotz in einer Nachbarstadt auf E+R (Erreger + Resistenz) untersuchen zu lassen. Erreger +Resistenz.
Auch schön für ein Shört.
Heute Morgen in meiner mir ( und sonst keinem ) heiligen Kaffee-Stunde, die eigentlich nur eine halbe ist, da lassen die doch einfach einen der sehr wenigen in der Soap abstürzen und sterben, der noch schauspielern kann. Und das einen Tag vor seiner Soap-Hochzeit. Er sagte noch "Adieu" zu seiner Sippe, schubste kurze Zeit später seine Verlobte und Ex-Nonne mit einem "Ich liebe Dich" und dem Fallschirm aus dem zum Absturz verurteilten Flugzeug (Cesna?) und starb den Heldentod. Wäre er nämlich mit seiner Verlobten und dem einzigen Fallschirm in eine weitere Zukunft gesprungen, wäre das Flugzeug in eine Wohnsiedlung gedonnert, und das konnte er nicht verantworten. Natürlich nicht.
"Die lassen nix aus", sagte ich noch zu den zwei Fellchen, die diese frühe wie dunkle Leidenschaft mit mir teilen, heulte dann aber trotzdem ganz gegen meinen Willen.
Halbe Stunde und heilig, die hab ich jetzt auch noch. Zwischendrin hat eine Firma auf der bösen Nummer angerufen, und wollte mir eine Wunschreise verkaufen. Die Call-Center-Trulla hat sich angehört wie ein Band und ich sagte entweder nichts zu oder brüllte laut HALLO ? DREI !, was sie völlig aus ihrem Monolog brachte.
Wunschreise. Mehr Reizwörter kann man mir grad kaum unterjubeln.
Die Sonne scheint übrigens immer noch, ist aber eine Mogelpackung, weil draussen ist es bitter kalt, obwohl ich schon diesen Frühling'schen Drang verspüre, meine Winterpullis wegzutuppern und meine Kleider und Schlüppchen im Keller zu suchen.
In der Nachbarschaft wird ab heute die Wäsche schon draussen getrocknet. Ich ging eben vorbei an gigantischen weißen Unterhosen, an Wolldecken mit zwei verknallten Pferden drauf, an Kloschüsselvorlegern mit Miro-Mustern und an Laken in rosa. Ein Haus weiter hingen um die 20 BHs mit Körbchenverstärkung, alle fleischfarben und Doppel-D. Ich hatte noch nie 20 BHs, denke ich, aber ich hatte auch noch nie Wolldecken und Überwürfe mit Pferden oder Katzen drauf.
Ich nehme mir aber vor, meine Wäsche ab jetzt auch an die große Leine zu hängen, um unseren rassistischen, türkischen "Scheiss Deutschland ey" über-uns-Nachbarn den psychologischen Krieg zu erklären.
Die akustische Stufe eins habe ich neulich gewonnen, gegen Leftfield hatten sie rein lärmlich nichts mehr entgegenzuhalten, da half auch das plärrende Leihkind nix.
Tja. Und ab nächster Woche dann kleine Strings mit großem Snoopy drauf.
Noch zwölf Minuten. Ich muss erst mal wieder reinkommen, bloggen hat ja auch was mit Fluss zu tun, nichts mit stocken,
sonst könnte man ja auch Bücher schreiben und am Abend zufrieden mit einem "Ach, ich habe heute phantastische vier
Zeilen erarbeitet und getippt, ich alte Content-Sau." in den Sessel fallen.
Schluss jetzt, die letzten Minuten frass der nächste Anrufer, angeblich haben wir ein Haus gewonnen, und am Ende meinte der Mann, ich wäre ja wohl unverschämt.
Stimmt. Und böse.
Drei Uhr, Gongschlag.
Eine Stunde. Die Sonne scheint. In dieser ging ich eben im Zickzack durch die Düsselstadt, unterwegs in geheimer Geburtstagsmission und mit 4,7 Aufgaben auf dem Zettel.
Herrlich, so in der Sonne zu stehen und auf Durchzug zu schalten. Das Hirn in der Sonne, nein, mein Hirn in der Sonne schlägt sehr gerne Kapriolen, schwingt von Nord nach Süd, macht eine Arschbombe mitten ins Bassin und kommt in einem Kleid a la "Titten auf Toast" wieder aufgefrischt an die Oberfläche des Seins. Phantastisch.
Man steht nur neun Minuten in der Kälte und wartet auf die Bahn, und es können Welten dazwischen liegen, wenn Wolken oder Sonne mit von der Partie sind. Neun Minuten Vollbestrahlung.
Ein Trieb, eine Blüte und eine rote Nase, und das alles mitten in der Großstadt.
Und jetzt noch das. Auch noch. Ich, ich und Kaffee und eine Stunde Zeit. Etwas unter Druck, überlege, ob nicht doch noch was erledigt werden muss, zwischen jetzt und gleich. Gleich.
Die Tasche steht schon gepackt an der Tür. Eine Hose, die Feuchtigkeit transportieren kann, ein Shirt, was viel Feuchtigkeit ab kann und zwei Liter Feuchtigkeit zum Nachfüllen mit Mineralien und ohne Geschmack, Handgerührt und nicht fertig gekauft. Zwei Stunden Kurs, danach Couchtod.
Ich könnte auch mit dem weitermachen, mit dem ich die ganze Woche schon rummache- Katerrotz jagen.
Und das geht so: Wenn das Leaderfellchen die Augen so komisch zusammenkniept und lautlos aber doch sichtbar zu einem "Ha-haaaa" ansetzt, dann hat der Mensch, also ich, alles daran zu setzen, möglichst schnell in die Küche zu rennen, eine 5ml Spritze aus der keimfreien Verpackung zu entpacken, mit dieser dann möglichst schnell zurück zum "Tschiii!" des Katzes, nur um dann doch zu spät vor dem nun kontaminierten Rotzfleck auf der Holzdiele zu stehen. Beide gucken verdrossen auf den kleinen Flatschen, der mal wieder unaufgesogen nicht in der Spritze Weilt, sondern von mir diskret mit einem Zewa weggewischt und in die Tonne entsorgt wird.
So etwas kann zu einer zwanghaften Aufgabe werden, und ich höre selbst im Tiefschlaf des Fellchens "Ha...haaaa-TSCHI!" durch drei Altbauwände, und ärgere mich, nicht schnell genug mit dem Spritzkolben in der Hand vor Ort zu sein, aber man kann wohl nicht alles haben.
Ab morgen suche ich mir einen anderen Träger, um mit diesem dann den Rotz in einer Nachbarstadt auf E+R (Erreger + Resistenz) untersuchen zu lassen. Erreger +Resistenz.
Auch schön für ein Shört.
Heute Morgen in meiner mir ( und sonst keinem ) heiligen Kaffee-Stunde, die eigentlich nur eine halbe ist, da lassen die doch einfach einen der sehr wenigen in der Soap abstürzen und sterben, der noch schauspielern kann. Und das einen Tag vor seiner Soap-Hochzeit. Er sagte noch "Adieu" zu seiner Sippe, schubste kurze Zeit später seine Verlobte und Ex-Nonne mit einem "Ich liebe Dich" und dem Fallschirm aus dem zum Absturz verurteilten Flugzeug (Cesna?) und starb den Heldentod. Wäre er nämlich mit seiner Verlobten und dem einzigen Fallschirm in eine weitere Zukunft gesprungen, wäre das Flugzeug in eine Wohnsiedlung gedonnert, und das konnte er nicht verantworten. Natürlich nicht.
"Die lassen nix aus", sagte ich noch zu den zwei Fellchen, die diese frühe wie dunkle Leidenschaft mit mir teilen, heulte dann aber trotzdem ganz gegen meinen Willen.
Halbe Stunde und heilig, die hab ich jetzt auch noch. Zwischendrin hat eine Firma auf der bösen Nummer angerufen, und wollte mir eine Wunschreise verkaufen. Die Call-Center-Trulla hat sich angehört wie ein Band und ich sagte entweder nichts zu oder brüllte laut HALLO ? DREI !, was sie völlig aus ihrem Monolog brachte.
Wunschreise. Mehr Reizwörter kann man mir grad kaum unterjubeln.
Die Sonne scheint übrigens immer noch, ist aber eine Mogelpackung, weil draussen ist es bitter kalt, obwohl ich schon diesen Frühling'schen Drang verspüre, meine Winterpullis wegzutuppern und meine Kleider und Schlüppchen im Keller zu suchen.
In der Nachbarschaft wird ab heute die Wäsche schon draussen getrocknet. Ich ging eben vorbei an gigantischen weißen Unterhosen, an Wolldecken mit zwei verknallten Pferden drauf, an Kloschüsselvorlegern mit Miro-Mustern und an Laken in rosa. Ein Haus weiter hingen um die 20 BHs mit Körbchenverstärkung, alle fleischfarben und Doppel-D. Ich hatte noch nie 20 BHs, denke ich, aber ich hatte auch noch nie Wolldecken und Überwürfe mit Pferden oder Katzen drauf.
Ich nehme mir aber vor, meine Wäsche ab jetzt auch an die große Leine zu hängen, um unseren rassistischen, türkischen "Scheiss Deutschland ey" über-uns-Nachbarn den psychologischen Krieg zu erklären.
Die akustische Stufe eins habe ich neulich gewonnen, gegen Leftfield hatten sie rein lärmlich nichts mehr entgegenzuhalten, da half auch das plärrende Leihkind nix.
Tja. Und ab nächster Woche dann kleine Strings mit großem Snoopy drauf.
Noch zwölf Minuten. Ich muss erst mal wieder reinkommen, bloggen hat ja auch was mit Fluss zu tun, nichts mit stocken,
sonst könnte man ja auch Bücher schreiben und am Abend zufrieden mit einem "Ach, ich habe heute phantastische vier
Zeilen erarbeitet und getippt, ich alte Content-Sau." in den Sessel fallen.
Schluss jetzt, die letzten Minuten frass der nächste Anrufer, angeblich haben wir ein Haus gewonnen, und am Ende meinte der Mann, ich wäre ja wohl unverschämt.
Stimmt. Und böse.
Drei Uhr, Gongschlag.
Dienstag, 21. März 2006
hair-ding.
"Wenn mal alles schief geht, sing einfach alte Lieder nach."
Diesen Satz hatte ich eben im Ohr, als ich sehr frierend auf meinem Balkon nach dem Frühling sah und dabei alte Hair-Lieder sang. Laut und zittrig kam Zeile für Zeile, Lied für Lied, und der Ranunkel wippte unter knospenschwerer Last hippiesk mit.
Sowieso, Frühling und so. Scheint die Sonne erst einmal ein paar Stunden am Stück, ich schwöre, der Ranunkel platzt auf wie eine alte Matratze. Machte mir im gleichen Moment ein wenig Sorgen, was denn dann mit mir passiert, wenn ich erst einmal ein paar Stunden in der Sonne stehe. Der Ranunkel ists ja gewohnt, ich hingegen weiß nicht einmal mehr, wo ich meine FlipFlops zum überwintern ablegte, dafür habe ich vier Schals und drei Mützen griffbereit, für den Notfall.
Hair. Ist das lange her. Würde unser Videorecorder sich nicht seit Ewigkeiten, also eigentlich seit Einzug des DVD-Players, im Streik befinden, ich würde glatt mal die alte Kassette aus dem Keller holen und laufen lassen. Statt dessen Winterliche Wehen, Befindlichkeiten, die kein Milchkaffee mehr wegbekommt, und Kinski-Interviews auf den 70ern im Bett. Das ist der falsche Zeitpunkt für Winterschlaf, der Körper will Sonne, Luft, Wasser und vor allem Smoothies, literweise Smoothies von Jay's, und das alles um die 25 Grad.
Der Körper will ausserdem bewegt werden, höre ich gerade, und deswegen wird das hier kein langes Post-Ding, sondern eher so ein Mal-eben-Ding. Sowieso wollte ich das Wort Ding mal wieder viel öfter benutzen. Aber nicht jetzt. Ich hab da nämlich so ein Sport-Ding am laufen, und da geh ich jetzt hin.
Diesen Satz hatte ich eben im Ohr, als ich sehr frierend auf meinem Balkon nach dem Frühling sah und dabei alte Hair-Lieder sang. Laut und zittrig kam Zeile für Zeile, Lied für Lied, und der Ranunkel wippte unter knospenschwerer Last hippiesk mit.
Sowieso, Frühling und so. Scheint die Sonne erst einmal ein paar Stunden am Stück, ich schwöre, der Ranunkel platzt auf wie eine alte Matratze. Machte mir im gleichen Moment ein wenig Sorgen, was denn dann mit mir passiert, wenn ich erst einmal ein paar Stunden in der Sonne stehe. Der Ranunkel ists ja gewohnt, ich hingegen weiß nicht einmal mehr, wo ich meine FlipFlops zum überwintern ablegte, dafür habe ich vier Schals und drei Mützen griffbereit, für den Notfall.
Hair. Ist das lange her. Würde unser Videorecorder sich nicht seit Ewigkeiten, also eigentlich seit Einzug des DVD-Players, im Streik befinden, ich würde glatt mal die alte Kassette aus dem Keller holen und laufen lassen. Statt dessen Winterliche Wehen, Befindlichkeiten, die kein Milchkaffee mehr wegbekommt, und Kinski-Interviews auf den 70ern im Bett. Das ist der falsche Zeitpunkt für Winterschlaf, der Körper will Sonne, Luft, Wasser und vor allem Smoothies, literweise Smoothies von Jay's, und das alles um die 25 Grad.
Der Körper will ausserdem bewegt werden, höre ich gerade, und deswegen wird das hier kein langes Post-Ding, sondern eher so ein Mal-eben-Ding. Sowieso wollte ich das Wort Ding mal wieder viel öfter benutzen. Aber nicht jetzt. Ich hab da nämlich so ein Sport-Ding am laufen, und da geh ich jetzt hin.
Freitag, 10. März 2006
lunderwich.
Dem Leaderfellchen nebenbei und leise zu sagen, er solle nicht
zu viel von dem Milchkaff, weil sonst seine Globulis nicht wirken ...
Auch so eine Sache.
( Rubrik: Wenn ich mal tot bin, essen mich meine Haustiere )
zu viel von dem Milchkaff, weil sonst seine Globulis nicht wirken ...
Auch so eine Sache.
( Rubrik: Wenn ich mal tot bin, essen mich meine Haustiere )
Dienstag, 28. Februar 2006
nischen in nl.
Montag, 20. Februar 2006
Ein Hof, 2000 Stück Lebendgeflügel, Zuchtgefieder.
Gänse, Enten, Hühner, schnattrige Geräuschkulisse.
Am Morgen beschließt der Bauer, seine komplette Zucht zu keulen, aus Vorsicht, nicht aus Muss, und er tut es zum Schutz der Rügener Bevölkerung.
Die Nachricht höre ich im Autoradio, und noch Stunden später frage ich mich, wie so etwas wohl ist.
Man steht am Morgen auf, entschließt sich, frühstückt und geht dann an die Arbeit. Am Ende des Tages absolute Stille auf dem Hof, man isst zu Abend und hat 2000 Lebewesen getötet.
Der Versuch, sich in andere Leben hineinzufühlen, manchmal misslingt er, fühlt sich wie chemisch erzeugtes Aroma an, passt nicht über einen, ist fremd.
Gänse, Enten, Hühner, schnattrige Geräuschkulisse.
Am Morgen beschließt der Bauer, seine komplette Zucht zu keulen, aus Vorsicht, nicht aus Muss, und er tut es zum Schutz der Rügener Bevölkerung.
Die Nachricht höre ich im Autoradio, und noch Stunden später frage ich mich, wie so etwas wohl ist.
Man steht am Morgen auf, entschließt sich, frühstückt und geht dann an die Arbeit. Am Ende des Tages absolute Stille auf dem Hof, man isst zu Abend und hat 2000 Lebewesen getötet.
Der Versuch, sich in andere Leben hineinzufühlen, manchmal misslingt er, fühlt sich wie chemisch erzeugtes Aroma an, passt nicht über einen, ist fremd.
Freitag, 17. Februar 2006
kaffeesatz.
Ich sitze an dieser sehr großen, sehr sauberen Fensterfront und denke, dass das so ein Moment ist, wo etwas mit einem passiert. Das Glas Milchkaffee etwas unsicher in der linken Hand verharre ich mitten in der Bewegung, drehe mich leicht verunsichert um, sehe nach, ob tatsächlich etwas passiert. Das um mich herum plappert, raucht, fröhnt dem Koffein, ist in Gruppen oder allein, mit Laptop weil WLAN, mit leerem Hamsterkäfig, und die Frau in BOSS isst einen Salat. Ich blicke wieder aus der Fensterfront und sitze weiter, sitze es aus, warte und bin.
Nichts passiert.
Vor mir, auf der anderen Seite des Glases, eine Frau mit Hund, der sich mit seiner Verstopfung müht. Sie sieht ihm mit zusammengepressten Lippen zu, er mich an, und ich denke in sein Dilemma, das ich so auch nicht könnte. Sie gehen weiter, der Hund stakst ein wenig, rechts um die Ecke noch, dann sind sie aus meinem Blickfeld. Sollte das ein Zeichen sein, dann verschwand es unentschlüsselt.
Ich sass also weiter, als der Regen kam. Später wir jemand sagen, das war der "große Regen", ich fand ihn nur plästernd, aber schön.
Mir ging es ja auch gut, das Puddingteilchen für 50 Cent brauchte einen Blick und zwei Bisse, dann war es weg, der Kaffee noch lau, dafür ein Buch in Aussicht. Mittagsdinge.
Draussen also der große Regen. Menschen tun sämtliche Dinge, sobald Wasser auf sie zukommt, wobei die Richtung egal ist.
Diese jetzt spannten Schirme auf und stülpten Kopfbedeckungen über, und ich musste an meine frühere Nachbarin Frau Lenarts denken, die für solche Fälle immer eine geknautschte Einkaufstüte aus Plastik in der Handtasche hatte, man wisse ja nie, und wenn sie genau das sagte, dann kam ein Hauch von Mentos und eine Ahnung von Unwetter mit.
Frau Lenarts. Auch schon weg.
Als der Hamsterkäfig an mir vorbeigetragen wird, ziehe ich meine Jacke an und verstecke mich im Kapuzeninnern. Dieses Gefühl des Momentes wo man denkt, da passiert was, das habe ich dabei, als ich um die Ecke ich in einen Hundehaufen trete. Freude für ihn, das wäre er dann los, Glück für mich, das soll es ja bringen.
Nichts passiert.
Vor mir, auf der anderen Seite des Glases, eine Frau mit Hund, der sich mit seiner Verstopfung müht. Sie sieht ihm mit zusammengepressten Lippen zu, er mich an, und ich denke in sein Dilemma, das ich so auch nicht könnte. Sie gehen weiter, der Hund stakst ein wenig, rechts um die Ecke noch, dann sind sie aus meinem Blickfeld. Sollte das ein Zeichen sein, dann verschwand es unentschlüsselt.
Ich sass also weiter, als der Regen kam. Später wir jemand sagen, das war der "große Regen", ich fand ihn nur plästernd, aber schön.
Mir ging es ja auch gut, das Puddingteilchen für 50 Cent brauchte einen Blick und zwei Bisse, dann war es weg, der Kaffee noch lau, dafür ein Buch in Aussicht. Mittagsdinge.
Draussen also der große Regen. Menschen tun sämtliche Dinge, sobald Wasser auf sie zukommt, wobei die Richtung egal ist.
Diese jetzt spannten Schirme auf und stülpten Kopfbedeckungen über, und ich musste an meine frühere Nachbarin Frau Lenarts denken, die für solche Fälle immer eine geknautschte Einkaufstüte aus Plastik in der Handtasche hatte, man wisse ja nie, und wenn sie genau das sagte, dann kam ein Hauch von Mentos und eine Ahnung von Unwetter mit.
Frau Lenarts. Auch schon weg.
Als der Hamsterkäfig an mir vorbeigetragen wird, ziehe ich meine Jacke an und verstecke mich im Kapuzeninnern. Dieses Gefühl des Momentes wo man denkt, da passiert was, das habe ich dabei, als ich um die Ecke ich in einen Hundehaufen trete. Freude für ihn, das wäre er dann los, Glück für mich, das soll es ja bringen.
Montag, 13. Februar 2006
lektionen in u & j
Zwei Jungs zwischen zehn und elf Jahren sitzen im Bus in der letzten Reihe. Der eine, ich nenne ihn mal den Prahler, hämmert permanent mit der rechten Faust gegen die Scheibe zu seiner linken.Während er das tut prahlt er in einem durch, nur zwischendurch schnappt er nach Luft. Die ganze Schule, bis auf ein paar Fraggles, sagt er, sei mit ihm befreundet, alle fänden ihn total geil, und neulich, da in Wersten, da hätte er mit der Faust eine ganze Scheibe eingeschlagen, so Bamm!, so Baff! und Bamm!, weißte ? rief er dem zweiten, ich nenne ihn mal den Anhänger, so laut zu, dass es der ganze Bus hören konnte. Ich vor allem, ich sass nämlich genau vor den beiden, und genau vor dem Anhänger, der statt mit der Faust gegen die Scheibe zu schlagen mit dem Fuss vor den Sitzrücken trat, rhythmisch und stumpf.
Ich dachte an die neue TAG-Tat der zwei Allergeilsten, und das so eine kurze Busfahrt zum Marktplatz sogar Potential enthalten könnte, als der Bus eine Haltestelle anfuhr und genau neben dem Berber zu stehen kam, der da immer sitzt und trübselig guckt. Ich finde, er hat da jeglichen Grund zu, ich würde ebenso trübselig gucken, müsste ich den ganzen kalten Tag neben der Filiale einer Commerzbank sitzen, aber das war in der Sekunde egal, weil die beiden Monster in Label-Wear hatten den Berber entdeckt und kläfften direkt los.
„Ey, da sitzt Dein Vatter, Alter.“ der Prahler.
„Neee, Dein Vatter, ey.“ kommt es direkt vom Anhänger.
usw.
Die beiden johlen, toben, hämmern gegen die Scheibe, und der Berber guckte noch etwas trübseliger und in alle anderen Richtungen, nur um Ruhe zu haben. Die beiden gaben noch mehr Gas, riefen was von „geh arbeiten“ und als ich mir gerade überlegte, ob ich Bock auf Kleinkrieg mit Pubertätsmonstern hätte, rief der Prahler „bei Hitler wär der …“
Weiter kam der dann nicht, weil ich mich umdrehte und ihn mit einem „Sag mal, bringen eure Eltern euch eigentlich nur noch Scheiße bei?“ aus dem Konzept brachte, was er sicherlich auch ein bißchen von seinem Vater kopiert hatte, aber auf so Feinheiten konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen, ich musste die nächste raus und hatte jetzt Ärger am Hintern.
„Ey …“ kams vom Anhänger, der heischend zum Prahler rübersah.
„Ey, was wills DU denn?“
Du, Du, wenn ich das schön höre. Ich hab in dem Alter noch jeden gesiezt, der ab zwei Centimeter größer war als ich, immerhin. Oder wenigstens.
Ich hatte schlimmeres erwartet, so die klassische Schimpftirade mit allen knackigen Buzzwords, welche die Lütten dank intakter Familienzwiste so drauf haben. Statt dessen mangelhafter Satzbau und Türken-Deutsch, also 3er-BMW-Türken-Deutsch mit HipHop-Singsang, mit einem kleinen Haken, und das fand ich das Delikate :
die beiden waren klein, blond und blauäugig. Soll heißen, die sprechen jetzt auch so, das setzt sich als Trend durch, das ist Bushido-Sprech.
Egal, wir pflaumten uns noch ein bißchen an, der Prahler musste zu seinem Leidwesen an der selben Haltestelle raus wie ich, und was stand dort ? Sein Papa. Mit Listenhund, Knastträne und der kleinen Schwester, die trotz höchstens vier Lebensjahre schon einen echt prolligen Nasenhochzieher drauf hatte. Ich tat noch so, als ginge ich Richtung Papa, damit der Prahler ein paar Sekunden in Ungewissheit strauchelte, und drehte dann ab Richtung Post-Filiale.
Vor mir in der Schlange ein Junger Mann mit DJ-Ötzi Look. Kaum stand ich hinter ihm, roch er irgendeine Art von Lunte und sog ganz viel Luft ein, so dass er sein Volumen quasi verdoppelte. Aus DJ-Ötzi wurde Superötzi, und ich biss mir auf die Zunge.
„Ey, dauert lange, nä?“ sprach es mich an.
„Kommt drauf an, wie lange man noch so hat.“ ich zurück. Dabei kniff ich die Augen etwas komisch zusammen, zwei mal
um genau zu sein, und danach hatte ich Ruhe und er wieder seinen normalen Umfang. Die Einfachen sind einfach in die Flucht zu schlagen.
Als ich und mein DIN-A-4 Umschlag endlich dran waren, meinte die Postfachangestellte „Viereurofuffzich“ und dippte schon die Briefmarke in Wasser. Ich so „Wie Bitte? Das ist doch kein Paket, das ist eine Zeitung, und die geht nach Frankreich.“ Sie, erhaben und angriffslustig „Eben. Un nach Frankreisch is eben teua.“
„Da kann ich ja fast selber zum Atlantik und das persönlich …“ denke ich eher laut, und sie, noch während ich raus gehe „Dat will ich dann aba sehn, Sie, für viereurofuzzich nach Frankreich.“
Zwei Minuten später, meine Viereurofuffzich landeten sicher grad im Container bei den anderen Eurogräbern, die von hier ins wirklich weit weit ferne Frankreich reisen, stehe ich am Geflügelstand des Elleraner Marktplatzes.
Ich hatte noch genau sechs Minuten, bis der Bus zurück kam. Sechs. Und dem Leaderfellchen das Versprechen und die Aussicht auf eine frische Putenunterkeule ins fellige Ohr gehaucht, neulich beim Tierarzt ( was ich an anderer Stelle unter „Kastrationsrache“ noch einmal festhalten möchte ), und so ein Katzenhirn vergisst nichts, was mit Futter zu tun hat. Fünf Minuten. Der knpp 120-jährige nette Herr neben mir empört sich über die komischen Preise, die Verkäuferin starrt es stoisch aus, die Hände in die mit einer blutverschmieren Plastikschürze umhüllten Hüfte gestemmt.
„Dann nehm se halt die Flügel!“ blafft sie ihn an, und mir tut er leid, die Portemonnaies sind nun mal leer, und ganz sicher hat bis neulich noch seine Frau für ihn Entscheidung und Kochen abgenommen. Ich rücke näher und lächel ihn frisch an. „Hmmm“ sag ich, „mit so Flügelchen, da hat man ja auch viel mehr zu knabbern, die werden doch immer so schön knusprig.“
Kurze Stille, sein Kopf dreht sich zu mir und dann sagt er „Wie komm sie mir denn jetz?“
Ich dezent fassungslos. Ich kann immer gut mit den älteren und grad was Opis angeht, aber er scheint die Ausnahme zu
sein und er funkelt mich an. „Ich mein ja nur“ schwächel ich nach. Noch vier Minuten. Die Verkäuferin lacht.
Als ich gerade den Mund öffne um meinen Wunsch vorsichtig - das hier schien ja Kriegsland zu sein - und präzise zu äussern, da huscht von rechts der nächste Greis heran und ruft laut und deutlich „Sechs, sechs!“
Die Verkäuferin läßt mich mit einem „Momentchen“ stehen und zählt ihm sechs Eier ab, worauf er selig lächelt ihr vertraut ein paar Münzen in die Hand drückt.
Ich spiele derweil mit meiner geplatzten Hutschnur und schmolle.
Zwei Minuten und ein paar zerquetschte. „Was darfs denn sein?“ Ich schaue mich um, ob nicht noch irgendein Rentner mit gezückter Gehhilfe hinter mir steht, um mir eins überzubraten, aber es herrscht gähnende Leere.
„Ich hätt gern die Putenunterkeule für n Euro, bitte.“
„Eine?“
„Ja, bitte.“
„Wir ham auch Oberkeule.“
„Nein, ich möchte nur die Unterkeule, die reicht, ich koch die für meine Katzen aus.“
Könnte man messen, wie plötzlich Stimmung umschlagen kann, dann wäre das gefühlt von Herbst auf Eiszeit gewesen. Degradiere ich ihr Super-Landgeflügel zu Katzenfutter ab, na hörnsemal. Den Blick an mir vorbei gerichtet legt sie mir die Keule hin, ich schob verdutzt den Euro rüber, nahm meine Tüte und rannte los, weg von diesem Ort, der nach ganz anderen Gesetzen funktioniert als meine normale Welt.
Später am Abend dann, ich sitze wieder im Bus, wir kommen in mein Viertel. Zur Erklärung-
Hier in Düsseldorf funktioniert das mit dem Busfahren so: Man hat vorne beim Fahrer einzusteigen und sein Ticket zu zeigen, sonst geht nichts. Oft sieht man junge Mütter hinten ihren Kinderwagen reinbrasseln um dann rasant und hektisch nach vorne zu laufen, das Ticket schon zwischen den Zähnen, nur um nicht vom Fahrer via Lautsprecher durch den ganzen Bus angeblafft zu werden, wo bitte die Mitfahrerlaubnis sei. Das am Rande.
Der Bus hält also hier am Dreh-und Angelpunkt unseres kleinen, sozialen Brennpunktes. Ich sehe, wie der Fahrer kurz mit einem Jungen diskutiert, dieser dann rausgeht und beim Abfahren des Busses tobt und gegen die Haltestelle tritt.
Kurz darauf muss ich aussteigen, und gehe nach vorne zum Fahrer, irgendwie wurmte mich das mit dem Jungen.
Ich sage leicht scheinheilig „Was war denn mit dem Bengel eben los? Der war ja ganz schön sauer.“
„Der hatte zehn Cent zu wenig. Der musste draussen bleiben.“
„Wegen zehn Cent?“ Jetzt wurde ICH sauer.
„Ja, wir sind doch hier nicht bei Wünsch-Dir-Was. Da könnte ja jeder einfach so mitfahren und sich nen Preis ausdenken.“
„Guter Mann, da draussen ist es stockenfinster, wir haben halb acht am Abend und das ist nicht grad ne Gegend, wo man kleine Jungs stehen läßt, oder?“
„Was mischen Sie sich da eigentlich ein? Ich tu hier nur meinen Job.“
Das war ein würdiger Abschluss für diesen verqueren Tag, und ich dachte an die neue TAG-Tat der zwei Allergeilsten, und das so eine kurze Busfahrt sogar Potential enthalten könnte ...
Ich dachte an die neue TAG-Tat der zwei Allergeilsten, und das so eine kurze Busfahrt zum Marktplatz sogar Potential enthalten könnte, als der Bus eine Haltestelle anfuhr und genau neben dem Berber zu stehen kam, der da immer sitzt und trübselig guckt. Ich finde, er hat da jeglichen Grund zu, ich würde ebenso trübselig gucken, müsste ich den ganzen kalten Tag neben der Filiale einer Commerzbank sitzen, aber das war in der Sekunde egal, weil die beiden Monster in Label-Wear hatten den Berber entdeckt und kläfften direkt los.
„Ey, da sitzt Dein Vatter, Alter.“ der Prahler.
„Neee, Dein Vatter, ey.“ kommt es direkt vom Anhänger.
usw.
Die beiden johlen, toben, hämmern gegen die Scheibe, und der Berber guckte noch etwas trübseliger und in alle anderen Richtungen, nur um Ruhe zu haben. Die beiden gaben noch mehr Gas, riefen was von „geh arbeiten“ und als ich mir gerade überlegte, ob ich Bock auf Kleinkrieg mit Pubertätsmonstern hätte, rief der Prahler „bei Hitler wär der …“
Weiter kam der dann nicht, weil ich mich umdrehte und ihn mit einem „Sag mal, bringen eure Eltern euch eigentlich nur noch Scheiße bei?“ aus dem Konzept brachte, was er sicherlich auch ein bißchen von seinem Vater kopiert hatte, aber auf so Feinheiten konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen, ich musste die nächste raus und hatte jetzt Ärger am Hintern.
„Ey …“ kams vom Anhänger, der heischend zum Prahler rübersah.
„Ey, was wills DU denn?“
Du, Du, wenn ich das schön höre. Ich hab in dem Alter noch jeden gesiezt, der ab zwei Centimeter größer war als ich, immerhin. Oder wenigstens.
Ich hatte schlimmeres erwartet, so die klassische Schimpftirade mit allen knackigen Buzzwords, welche die Lütten dank intakter Familienzwiste so drauf haben. Statt dessen mangelhafter Satzbau und Türken-Deutsch, also 3er-BMW-Türken-Deutsch mit HipHop-Singsang, mit einem kleinen Haken, und das fand ich das Delikate :
die beiden waren klein, blond und blauäugig. Soll heißen, die sprechen jetzt auch so, das setzt sich als Trend durch, das ist Bushido-Sprech.
Egal, wir pflaumten uns noch ein bißchen an, der Prahler musste zu seinem Leidwesen an der selben Haltestelle raus wie ich, und was stand dort ? Sein Papa. Mit Listenhund, Knastträne und der kleinen Schwester, die trotz höchstens vier Lebensjahre schon einen echt prolligen Nasenhochzieher drauf hatte. Ich tat noch so, als ginge ich Richtung Papa, damit der Prahler ein paar Sekunden in Ungewissheit strauchelte, und drehte dann ab Richtung Post-Filiale.
Vor mir in der Schlange ein Junger Mann mit DJ-Ötzi Look. Kaum stand ich hinter ihm, roch er irgendeine Art von Lunte und sog ganz viel Luft ein, so dass er sein Volumen quasi verdoppelte. Aus DJ-Ötzi wurde Superötzi, und ich biss mir auf die Zunge.
„Ey, dauert lange, nä?“ sprach es mich an.
„Kommt drauf an, wie lange man noch so hat.“ ich zurück. Dabei kniff ich die Augen etwas komisch zusammen, zwei mal
um genau zu sein, und danach hatte ich Ruhe und er wieder seinen normalen Umfang. Die Einfachen sind einfach in die Flucht zu schlagen.
Als ich und mein DIN-A-4 Umschlag endlich dran waren, meinte die Postfachangestellte „Viereurofuffzich“ und dippte schon die Briefmarke in Wasser. Ich so „Wie Bitte? Das ist doch kein Paket, das ist eine Zeitung, und die geht nach Frankreich.“ Sie, erhaben und angriffslustig „Eben. Un nach Frankreisch is eben teua.“
„Da kann ich ja fast selber zum Atlantik und das persönlich …“ denke ich eher laut, und sie, noch während ich raus gehe „Dat will ich dann aba sehn, Sie, für viereurofuzzich nach Frankreich.“
Zwei Minuten später, meine Viereurofuffzich landeten sicher grad im Container bei den anderen Eurogräbern, die von hier ins wirklich weit weit ferne Frankreich reisen, stehe ich am Geflügelstand des Elleraner Marktplatzes.
Ich hatte noch genau sechs Minuten, bis der Bus zurück kam. Sechs. Und dem Leaderfellchen das Versprechen und die Aussicht auf eine frische Putenunterkeule ins fellige Ohr gehaucht, neulich beim Tierarzt ( was ich an anderer Stelle unter „Kastrationsrache“ noch einmal festhalten möchte ), und so ein Katzenhirn vergisst nichts, was mit Futter zu tun hat. Fünf Minuten. Der knpp 120-jährige nette Herr neben mir empört sich über die komischen Preise, die Verkäuferin starrt es stoisch aus, die Hände in die mit einer blutverschmieren Plastikschürze umhüllten Hüfte gestemmt.
„Dann nehm se halt die Flügel!“ blafft sie ihn an, und mir tut er leid, die Portemonnaies sind nun mal leer, und ganz sicher hat bis neulich noch seine Frau für ihn Entscheidung und Kochen abgenommen. Ich rücke näher und lächel ihn frisch an. „Hmmm“ sag ich, „mit so Flügelchen, da hat man ja auch viel mehr zu knabbern, die werden doch immer so schön knusprig.“
Kurze Stille, sein Kopf dreht sich zu mir und dann sagt er „Wie komm sie mir denn jetz?“
Ich dezent fassungslos. Ich kann immer gut mit den älteren und grad was Opis angeht, aber er scheint die Ausnahme zu
sein und er funkelt mich an. „Ich mein ja nur“ schwächel ich nach. Noch vier Minuten. Die Verkäuferin lacht.
Als ich gerade den Mund öffne um meinen Wunsch vorsichtig - das hier schien ja Kriegsland zu sein - und präzise zu äussern, da huscht von rechts der nächste Greis heran und ruft laut und deutlich „Sechs, sechs!“
Die Verkäuferin läßt mich mit einem „Momentchen“ stehen und zählt ihm sechs Eier ab, worauf er selig lächelt ihr vertraut ein paar Münzen in die Hand drückt.
Ich spiele derweil mit meiner geplatzten Hutschnur und schmolle.
Zwei Minuten und ein paar zerquetschte. „Was darfs denn sein?“ Ich schaue mich um, ob nicht noch irgendein Rentner mit gezückter Gehhilfe hinter mir steht, um mir eins überzubraten, aber es herrscht gähnende Leere.
„Ich hätt gern die Putenunterkeule für n Euro, bitte.“
„Eine?“
„Ja, bitte.“
„Wir ham auch Oberkeule.“
„Nein, ich möchte nur die Unterkeule, die reicht, ich koch die für meine Katzen aus.“
Könnte man messen, wie plötzlich Stimmung umschlagen kann, dann wäre das gefühlt von Herbst auf Eiszeit gewesen. Degradiere ich ihr Super-Landgeflügel zu Katzenfutter ab, na hörnsemal. Den Blick an mir vorbei gerichtet legt sie mir die Keule hin, ich schob verdutzt den Euro rüber, nahm meine Tüte und rannte los, weg von diesem Ort, der nach ganz anderen Gesetzen funktioniert als meine normale Welt.
Später am Abend dann, ich sitze wieder im Bus, wir kommen in mein Viertel. Zur Erklärung-
Hier in Düsseldorf funktioniert das mit dem Busfahren so: Man hat vorne beim Fahrer einzusteigen und sein Ticket zu zeigen, sonst geht nichts. Oft sieht man junge Mütter hinten ihren Kinderwagen reinbrasseln um dann rasant und hektisch nach vorne zu laufen, das Ticket schon zwischen den Zähnen, nur um nicht vom Fahrer via Lautsprecher durch den ganzen Bus angeblafft zu werden, wo bitte die Mitfahrerlaubnis sei. Das am Rande.
Der Bus hält also hier am Dreh-und Angelpunkt unseres kleinen, sozialen Brennpunktes. Ich sehe, wie der Fahrer kurz mit einem Jungen diskutiert, dieser dann rausgeht und beim Abfahren des Busses tobt und gegen die Haltestelle tritt.
Kurz darauf muss ich aussteigen, und gehe nach vorne zum Fahrer, irgendwie wurmte mich das mit dem Jungen.
Ich sage leicht scheinheilig „Was war denn mit dem Bengel eben los? Der war ja ganz schön sauer.“
„Der hatte zehn Cent zu wenig. Der musste draussen bleiben.“
„Wegen zehn Cent?“ Jetzt wurde ICH sauer.
„Ja, wir sind doch hier nicht bei Wünsch-Dir-Was. Da könnte ja jeder einfach so mitfahren und sich nen Preis ausdenken.“
„Guter Mann, da draussen ist es stockenfinster, wir haben halb acht am Abend und das ist nicht grad ne Gegend, wo man kleine Jungs stehen läßt, oder?“
„Was mischen Sie sich da eigentlich ein? Ich tu hier nur meinen Job.“
Das war ein würdiger Abschluss für diesen verqueren Tag, und ich dachte an die neue TAG-Tat der zwei Allergeilsten, und das so eine kurze Busfahrt sogar Potential enthalten könnte ...
Freitag, 10. Februar 2006
freitagsdings, oder : suche graue schläfen für mutter.
Was wollte ich heute nicht alles tun. Die Sache für die zwei Allergeilsten wollte ich zu Ende schreiben, ein paar wirklich schöne Dinge verlinken, und lesen. Im Bett mit Kaffee den freien Vormittag verdingsen und alles nachlesen, was die Woche so liegen blieb, elektrisch wie auf Papier.
Und was tat ich zur Feier des Freitags ? Fahre mein Laptop in einem kurzen Wahn des "achkomm" runter, und stehe danach vor dem selben Problem wie vor zwei/drei Wochen, als nur unter Herz-Platten-Massage und mit guten Wünschen soweit wieder alles greifbar war. BackUp ? Verdingst.
Jetzt steht Laptop nebenan gemütlich zwischen Lichtdusche und den poofenden Fellchen, defragmentiert sich seit Mittags im abgesicherten Modus und hält Maulaffenfeil. Auch schön. Und wie das dauert. Und wie mir die Zeit zwischen den Fingern verrinnt. Zwischendurch, wenn ich mal nicht auf den %Balken gestarrt habe ausgiebig eingekauft, den Wald gefegt, dann das vergessene nachgekauft, dann ausgiebig aus dem Fenster geguckt, etc usw. Aktueller Stand : 56%.
Dafür fiel mir etwas beim Einkaufen auf. Neuerdings schaue ich Männern so ab 60 hinterher, und seit eben weiß ich auch warum. Ich halte Ausschau nach einem neuen Mann für meine Mutter, und ich habe scheinbar ein Beuteraster, von dem ich selten abweiche. Graue Haare, etwas strubbelig ( läßt vielleicht auf liebenswerte Schusseligkeit schließen ), mit Brille, diese schmal und randlos ( läßt mich sehr stark auf Sinn für Literatur und ein randvolles Bücherregal zu Hause hoffen, inklusive Kamin und Hund daneben, Beagle statt Dackel ) , gute Baumwollsachen, dezent und trotzdem sportlich ( Wetterrobust und gerne draussen ), relativ groß und einen netten Blick. Das zu den Eckdaten. Die Männer, scheinbar etwas irritiert dank meiner scharfen Musterung, gucken meist nett zurück, lächeln sogar, und jetzt meine Frage : Kann man die ansprechen ? Kann man einfach und unverblümt sagen, man hätte da eine echt rüstige Witwe zur Hand, und man würde beide gern mal für zwei Stunden beim Italiener abgeben und gucken, ob da was passt ?
Falls das jetzt jemand liest, der so einen alleinigen Vater zu Hause hat, auf den das ein oder andere zutrifft, der kann sich jetzt gerne melden. Meine Mutter ahnt natürlich nichts, und das Jahr ist auch noch nicht rum, das eine, aber man kann nicht früh genug anfangen mit der Suche, das gilt für tolle Partner wie für schöne Wohnungen. Übrigens kocht sie gern und gut, ist tierlieb, fährt Auto und scheint auch sonst ein guter Schuss zu sein.
59%, ich fühle mich porös.
Und was tat ich zur Feier des Freitags ? Fahre mein Laptop in einem kurzen Wahn des "achkomm" runter, und stehe danach vor dem selben Problem wie vor zwei/drei Wochen, als nur unter Herz-Platten-Massage und mit guten Wünschen soweit wieder alles greifbar war. BackUp ? Verdingst.
Jetzt steht Laptop nebenan gemütlich zwischen Lichtdusche und den poofenden Fellchen, defragmentiert sich seit Mittags im abgesicherten Modus und hält Maulaffenfeil. Auch schön. Und wie das dauert. Und wie mir die Zeit zwischen den Fingern verrinnt. Zwischendurch, wenn ich mal nicht auf den %Balken gestarrt habe ausgiebig eingekauft, den Wald gefegt, dann das vergessene nachgekauft, dann ausgiebig aus dem Fenster geguckt, etc usw. Aktueller Stand : 56%.
Dafür fiel mir etwas beim Einkaufen auf. Neuerdings schaue ich Männern so ab 60 hinterher, und seit eben weiß ich auch warum. Ich halte Ausschau nach einem neuen Mann für meine Mutter, und ich habe scheinbar ein Beuteraster, von dem ich selten abweiche. Graue Haare, etwas strubbelig ( läßt vielleicht auf liebenswerte Schusseligkeit schließen ), mit Brille, diese schmal und randlos ( läßt mich sehr stark auf Sinn für Literatur und ein randvolles Bücherregal zu Hause hoffen, inklusive Kamin und Hund daneben, Beagle statt Dackel ) , gute Baumwollsachen, dezent und trotzdem sportlich ( Wetterrobust und gerne draussen ), relativ groß und einen netten Blick. Das zu den Eckdaten. Die Männer, scheinbar etwas irritiert dank meiner scharfen Musterung, gucken meist nett zurück, lächeln sogar, und jetzt meine Frage : Kann man die ansprechen ? Kann man einfach und unverblümt sagen, man hätte da eine echt rüstige Witwe zur Hand, und man würde beide gern mal für zwei Stunden beim Italiener abgeben und gucken, ob da was passt ?
Falls das jetzt jemand liest, der so einen alleinigen Vater zu Hause hat, auf den das ein oder andere zutrifft, der kann sich jetzt gerne melden. Meine Mutter ahnt natürlich nichts, und das Jahr ist auch noch nicht rum, das eine, aber man kann nicht früh genug anfangen mit der Suche, das gilt für tolle Partner wie für schöne Wohnungen. Übrigens kocht sie gern und gut, ist tierlieb, fährt Auto und scheint auch sonst ein guter Schuss zu sein.
59%, ich fühle mich porös.
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