Donnerstag, 9. Februar 2006
TVmomente.
Und dann sieht man plötzlich in einer Fernsehreihe über Familien diesen Mann, dessen Gesicht bekannt aber noch nicht einzuordnen ist. Weiße Haare, Vollbart, lustige Augen. In diesem Moment erzählt er, dass er das Wohnzimmer seiner Tochter echt unter aller Sau fände, und ich hoffe, das mir schnell einfällt, woher ich ihn kenne, damit ich weiterzappen kann.
Dann plötzlich, als seine Frau mit ins Bild kommt, da passt es.
Griechenland. Ich ging kurz vor dem Abendessen noch eine Runde schwimmen, allein im Meer, es war gewittrig. Er kam dazu, wohnte mit seiner Frau im Nebenzimmer und ich kannte seine Schnarchklaviatur. Wir unterhielten uns über Deutschland, die griechische Küche, den Hafen und ließen uns dann still auf dem Rücken vom Meer treiben, wobei er aussah wie ein haariger Ballon. Sie waren nett, so Elterntypen von Freunden mit denen man gut zurecht kommt. Und nun weiß ich, dass seine Tochter ein Wohnzimmer hat, welches er unter aller Sau findet, und seine Frau hat die Haare jetzt steifer.
Dann plötzlich, als seine Frau mit ins Bild kommt, da passt es.
Griechenland. Ich ging kurz vor dem Abendessen noch eine Runde schwimmen, allein im Meer, es war gewittrig. Er kam dazu, wohnte mit seiner Frau im Nebenzimmer und ich kannte seine Schnarchklaviatur. Wir unterhielten uns über Deutschland, die griechische Küche, den Hafen und ließen uns dann still auf dem Rücken vom Meer treiben, wobei er aussah wie ein haariger Ballon. Sie waren nett, so Elterntypen von Freunden mit denen man gut zurecht kommt. Und nun weiß ich, dass seine Tochter ein Wohnzimmer hat, welches er unter aller Sau findet, und seine Frau hat die Haare jetzt steifer.
Dienstag, 31. Januar 2006
arbeitsmomente und feierabendbrötchen.
Das kleine Mädchen sang "10 kleine Negerlein", laut, schief und glücklich, wie Kinder nun mal Lieder singen, die sie gelernt haben. Plötzlich stockte sie, ersetzte Wörter mit Lalala und drängte ihre Mutter zum mitzusingen, sie wußte nicht weiter.
Sie war fünf, die Mutter puterrot, um sie herum sassen zwei Großfamilien aus Ghana und hörten zu.
Abends dann beim Bäcker, auf meine Frage, was auf dem echt lecker aussehenden Cappuccino-Berliner drauf wäre, die Verkäuferin :"So wat wie en Negerkuss, der allein würd mir schon reichen. Lecker."
"Is klar" sag ich, is klar.
( Und morgen sagen wir wieder alle Mongo.)
Sie war fünf, die Mutter puterrot, um sie herum sassen zwei Großfamilien aus Ghana und hörten zu.
Abends dann beim Bäcker, auf meine Frage, was auf dem echt lecker aussehenden Cappuccino-Berliner drauf wäre, die Verkäuferin :"So wat wie en Negerkuss, der allein würd mir schon reichen. Lecker."
"Is klar" sag ich, is klar.
( Und morgen sagen wir wieder alle Mongo.)
Mittwoch, 25. Januar 2006
aus der hüfte.
"Na, Sie haben es aber auch gemütlich", sagte der Polizist, als er das Chaos auf dem Boden sah. Ein sperrangelweit offenes Laptop, ein leeres Glas Kaffee, daneben CDs, Blasen-und Niereentee, Anisbonbons, eine rote Katz, eine getigerte Katz, beide kämpfend, Tempos, TV und Musik, und mittig darin eingebettet ich, nicht kämpfend, dafür niessend.
"Gesundheit" wünscht der zweite. "Selber" sag ich, und dann "Das war um zwanzig vor acht und nicht zu überhören. Es hat ganz laut gekracht, dieses Blech auf Plastik-Geräusch was die Autos von heute immer machen. Hatten Sie eigentlich beide schon die Windpocken?"
"Der hat drei Autos demoliert, drei Stück." Polizist, der Erste.
"Hat ihn aber nicht veranlasst, stehen zu bleiben."
Ich niesse noch einmal, beide gehen auf Abstand.
"Ich hab nen schweren Ausnahmefehler" sag ich, und bring beide zur Tür. "Dafür ist die Polizei nicht zufällig auch zuständig?"
"Ich jage nur Verbrecher, und mit diesen Computern, neee, da lass ich die Finger von wech, da komm ich nicht mit zusammen. Tschüss dann."
"Ja, Tschüß, und viel Glück."
Vielleicht hätte ich ihnen erzählen sollen, dass sich Paris Hilton die Tage randvoll in einem Taxi eingepinkelt hat, oder ein kleinerer Vortrag über Bloggen und Anstösse geben, und wie man dann später immer genau beim Worte genommen wird. Oder das dieser Fussballer, der Beckham, das der zwei mal am Tag seine Schlüpper wechselt ( Achtung, jetzt kommts wieder, "die Lu macht das dann bestimmt nicht, wenn sie drüber schreibt, die ist ja auch Bärenhasserin") und diese dann nicht in die Hände der waschenden Posh gibt, sondern wegwirft. Hier erfrieren grad Nieren und ganze Berber dazu, und in England werden Promischlüpfer in den Müllschlucker entsorgt. Ich schlage vor, der Weltfrieden mal wieder, falls mich wer aus der Beckham'schen Nachbarschaft lesen sollte: gehen Sie Nachts die Teile stibitzen, machen Sie Photos davon, und dann setzen sie die alle schön bei eBay rein. 20% für Sie. Der Rest wird aufgeteilt. Schlafsäcke und heiße Suppen für die Obdachlosen, die grad erfrieren, Wasser auf Australien, zwei drei Notbremsen für diverse Regierungsmitglieder und einen Sarg für den Wal von Greenpeace, bevor die Botschafter Japans in Berlin doch noch ein Hüngerchen bekommen. Ist das eigentlich wem aufgefallen, diese Überschneidung der Dinge ? Greenpeace schwimmt kämpfend mit kleinen Booten zwischen japanischem Walfänger und Wal, werden damit ein paar mal abends in den Nachrichten gezeigt, und dann dieser kleine Entenwal, der den falschen Weg nach London nahm, der rüttelte die Gemüter auf. Selbst meine Mutter rief einmal mehr pro Tag an, um mich auf dem laufenden zu halten, ungefragt. Hat es die breite Masse nun wieder wachgemacht, die Rebellion in den neuen alten Walfreunden wieder angefackelt, oder ist das London-Event vorbei, und man läßt Japan, und wer wars noch ? Norwegen und Island glaube ich, also man läßt die halt weiter machen, sind ja nur ein paar tausend, und ausserdem ist das ja auch nicht London, oder wie geht das jetzt ?
Ach, jetzt steht die Polizei schon wieder an meiner Tür. Die wollen sicher wissen ob es nicht doch viertel vor acht war, statt zwanzig vor, und dann erzähl ich denen das mit Paris und London, und die Sache mit dem bloggen.
PS: ich weiß immer noch nicht, wie man auf der Mac'schen Tastatur ein 'at' Zeichen macht. Sollte also wer auf eine Mail warten, den ich justamente nicht aus Versehen im Web.de Verzeichnis habe, dann tuts mir natürlich unsäglich leid.
"Gesundheit" wünscht der zweite. "Selber" sag ich, und dann "Das war um zwanzig vor acht und nicht zu überhören. Es hat ganz laut gekracht, dieses Blech auf Plastik-Geräusch was die Autos von heute immer machen. Hatten Sie eigentlich beide schon die Windpocken?"
"Der hat drei Autos demoliert, drei Stück." Polizist, der Erste.
"Hat ihn aber nicht veranlasst, stehen zu bleiben."
Ich niesse noch einmal, beide gehen auf Abstand.
"Ich hab nen schweren Ausnahmefehler" sag ich, und bring beide zur Tür. "Dafür ist die Polizei nicht zufällig auch zuständig?"
"Ich jage nur Verbrecher, und mit diesen Computern, neee, da lass ich die Finger von wech, da komm ich nicht mit zusammen. Tschüss dann."
"Ja, Tschüß, und viel Glück."
Vielleicht hätte ich ihnen erzählen sollen, dass sich Paris Hilton die Tage randvoll in einem Taxi eingepinkelt hat, oder ein kleinerer Vortrag über Bloggen und Anstösse geben, und wie man dann später immer genau beim Worte genommen wird. Oder das dieser Fussballer, der Beckham, das der zwei mal am Tag seine Schlüpper wechselt ( Achtung, jetzt kommts wieder, "die Lu macht das dann bestimmt nicht, wenn sie drüber schreibt, die ist ja auch Bärenhasserin") und diese dann nicht in die Hände der waschenden Posh gibt, sondern wegwirft. Hier erfrieren grad Nieren und ganze Berber dazu, und in England werden Promischlüpfer in den Müllschlucker entsorgt. Ich schlage vor, der Weltfrieden mal wieder, falls mich wer aus der Beckham'schen Nachbarschaft lesen sollte: gehen Sie Nachts die Teile stibitzen, machen Sie Photos davon, und dann setzen sie die alle schön bei eBay rein. 20% für Sie. Der Rest wird aufgeteilt. Schlafsäcke und heiße Suppen für die Obdachlosen, die grad erfrieren, Wasser auf Australien, zwei drei Notbremsen für diverse Regierungsmitglieder und einen Sarg für den Wal von Greenpeace, bevor die Botschafter Japans in Berlin doch noch ein Hüngerchen bekommen. Ist das eigentlich wem aufgefallen, diese Überschneidung der Dinge ? Greenpeace schwimmt kämpfend mit kleinen Booten zwischen japanischem Walfänger und Wal, werden damit ein paar mal abends in den Nachrichten gezeigt, und dann dieser kleine Entenwal, der den falschen Weg nach London nahm, der rüttelte die Gemüter auf. Selbst meine Mutter rief einmal mehr pro Tag an, um mich auf dem laufenden zu halten, ungefragt. Hat es die breite Masse nun wieder wachgemacht, die Rebellion in den neuen alten Walfreunden wieder angefackelt, oder ist das London-Event vorbei, und man läßt Japan, und wer wars noch ? Norwegen und Island glaube ich, also man läßt die halt weiter machen, sind ja nur ein paar tausend, und ausserdem ist das ja auch nicht London, oder wie geht das jetzt ?
Ach, jetzt steht die Polizei schon wieder an meiner Tür. Die wollen sicher wissen ob es nicht doch viertel vor acht war, statt zwanzig vor, und dann erzähl ich denen das mit Paris und London, und die Sache mit dem bloggen.
PS: ich weiß immer noch nicht, wie man auf der Mac'schen Tastatur ein 'at' Zeichen macht. Sollte also wer auf eine Mail warten, den ich justamente nicht aus Versehen im Web.de Verzeichnis habe, dann tuts mir natürlich unsäglich leid.
Donnerstag, 19. Januar 2006
auf augenhöhe mit wilden bären.
Ich weiß nicht mehr so ganz genau, wann das anfing, als plötzlich, und wie im Untergrund verabredet, alle Frauen zum Rasierer griffen, und für Ordnung in ihrer Unterbekleidung sorgten. Seit gestern ahne ich, dass es sich um einen Generationstick handelt, oder einen Trend, der sich irgendwann erübrigt oder herauswächst. Es muss so kurz nach der Zeit mit Nena angefangen haben, die uns mit musikalischer Untermalung zeigte, wie das aussieht, so ein Fifi unter den Armen. Und dann fielen sie, Centimeter um Centimeter, Körperregion um Bikini-Zone, bis nur noch das Deckhaar blieb, und da machte Sinéad O’Connor dann auch Schluss.
Es war ein verhangener Nachmittag, gestern. Draussen nieselte es, die 2do-Liste war zur Hälfte abgehakt und der Rest zog sich quälend dahin. Ein Blick vom Laptop auf die Schweinehündin, die zufrieden auf dem Rücken liegend vor der Lichtdusche schlief, ein Blick auf meine verfrorenen Arme, und ein letzter Blick auf die Kaffeekanne, die gähnend leer und komplett in meiner Blutbahn entschwunden war. Fazit: Sportklamotten einpacken, die eine Stunde gönn ich mir und zwar genau jetzt.
Das war um 16:20 Uhr, und ich sah Damokles Schwert nicht über meinem Kopf, als ich nur eben schnell meine Haare zusammen würgte, die Wasserflasche und die Sportschuhe in die Tasche schmiss und ein Handtuch, welches leider nicht aus der aktuellen IKEA-Kollektion entsprungen ist und farblich frisch und schön aussah, sondern blind ins Regal griff und an späterer Stelle "UNI-KLINIKEN BONN" auf verwaschen grauem Frotteegrund lesen sollte.
Es dämmerte, als ich in letzter Sekunde ankam. In der Umkleide las eine junge Frau mit Sekretärinnen-Blick ihrer Freundin mit Steuerfachangestellte-Blick aus einem Bastei-Lübbe Roman names Julia eine Passage vor, die sie laut Eigenaussage kaum in den Schlaf hat finden lassen, einen Abend zuvor. Ich gähnte beim umziehen, erschrak, als mich die Trainerin des Kurses mit einem frischen "Na, jetzt aber zackzack, ich bin schon in den Schuhen und hab eine Überraschung." durch die Spinde anbrüllte. In ihrem Sog verheddert im Eilschritt zu Raum A, der in sonnigen Farben und wohl gefüllt wartete.
Freie Ecke, Matte auf den Boden, Handtuch drauf, Hanteln daneben, Wasserflasche in Griffnähe, Trainerin hündisch anlächeln.
Ich wär dann soweit.
Sie ist von der Sorte "Boot-Camp", hat eine Figur wie Big Jim’s kleine Schwester und ist die untussigste Trainerin, die ich jemals in einem Kurs erlebt habe. Kurz: Sie ist wundervoll !
Um mich herum die ganze Palette an Kursbesucherinnen, wie sie nur ein später Nachmittag zusammenbringt. Hohes Büro-Potential, viele über Jahre hinweg platt und breit gesessene Hinterteile und noch mehr richtig verkniffene Gesichter. Im Gegensatz zu den Morgenkursen, die ich persönlich bevorzuge, weil dort nur freiwillige Bewegungsjunkies wie ich den Weg finden, und die Gesichter in der riesigen Spiegelwand hauptsächlich freundlich zurückschauen. So aber nicht gestern Nachmittag.
Die Dame ganz hinten links sieht beim Aufwärmen aus, als wenn sie ein Rind mit blosser Hand erledigen müsste, die junge Frau direkt neben mir tut alles, um ja nicht mit dem Takt zu gehen, bringt dadurch ihre Freundin schwer ins straucheln, weil diese sich einzig an ihr orientiert, statt nach vorne zur Trainerin zu schauen, und dort, links ganz vorne, da sind die beiden von der Bastei-Lübbe-Fraktion, von der die vermeintliche Steuerfachangestellte sich immer hinten an der Hose zuppelt, weil ihr Hinterteil offensichtlich ( ich sag nur : weiße Leggins ) ihren blumigen String futtert.
Nach zehn Minuten hängt ein Hauch von Puma-Stall in der Luft und wir kollektiv an den Wasservorräten. Warm wären wir jetzt.
In diesem Moment geht die Tür auf, und ein attraktiver junger Mann ganz in schwarz schleppt grußlos ein großes Stativ und eine schwere Tasche in den Raum.
"Das ist die Überraschung!" jubelt Mrs. Big Jim vorn auf ihrem Podest. "Und jetzt geben wir mal richtig Gas und stürzen uns auf unsere Bein-und Pomuskeln, nicht war ?" Fragende Blicke, Hände, die nervös Strings befreien und ein Fotograf, der zweifelnd im Rahmen stehen blieb.
Nach drei Minuten Frauen in Hocke gucken ( "Po raus, Plautzen rein, und jetzt kleine Wipper, ich zähl euch rückwärts runter, 30 – 29 – 28 TIEFER DIE HINTERN! sonst gibt’s extra-Portionen. Von vorn … 30-29…") bekam er eine Ahnung, wie der Hase lief, und packte seine Kamera aus.
Leider, und damit schlage ich den Bogen zurück zu den Haaren, leider richtete er seinen Fokus auf mich, schwitzend und leuchtend wie eine Signal-Boje, und wenn ich mal keinen Schweiss in den Augen, und den Blick übungsbedingt in seine Richtung hatte, starrte ich direkt in ein gewaltiges Objektiv.
Mal stand er hinter uns, mal kletterte er auf die gestapelten Steps, dann wieder lag er fast auf dem Boden, aber die meiste Zeit hatte er eine Mischung aus Belustigt & Angst im Blick. Irgendwann packte er ein und ging.
Aus den Augen, aus dem Sinn. Nach der Stunde und gefühlt um die 4 Liter leichter zurück in die Umkleide. Um mich herum geschäftiges Treiben, und ich setzte mich erst einmal hin und suchte meinen Schlüssel. Als ich den Blick wieder hob, sah ich in einen wilden Urwald.
Um mich herum alle nackt, ich dachte zuerst, ich halluziniere unterzuckert, und griff beherzt zu meiner Flasche. Aber dem war nicht so. Morgens, und da sind es ja meist nur wenige, teilt sich die Gruppe in zwei Untergruppen, die "Flüchter" und die "Sauner". Die Flüchter, zu denen auch ich zähle, müssen schnell weiter und duschen zu Hause. Die Sauner haben etwas mehr Zeit, und rotten sich mit ihren Handtüchern ganz gern noch ein wenig gesellig in heißer Luft zusammen. Jetzt aber lernte ich eine neue Untergruppe kennen, und zwar die "nackten Klöner". Überal standen Frauen splitternackt, ihre zuvor gemarterten Strings in den Händen dehnend, und hielten Klönschnack. Es ging um die Supernanny, es ging um einen Chef, den sich wohl drei der Frauen teilten, es ging um einen Jochen, zwei Kennys und um Burger King, welches direkt neben dem Sporttempel trohnt. Und ich sass als einzige, noch notdürftig bekleidet, und war auf Augenhöhe mit Bären, die ich so seit den 80ern nicht mehr gesehen hatte. Es gibt sie also noch, sie sind aktiv und sie haben Anhängerinnen, eine Form von Naturschutz, und ich hadere mit mir, ob ich schnell mein Handy und Flickrn … lasse es dann aber bleiben.
Ich stehe schnell auf, raus aus der Perspektive, weg von den gewaltigen Bürostuhlformen und rauf in die Zone der Gesichter. Als ich fertig angezogen bin, schiebt eine große Gruppe der Frauen inklusive ihrer Bären und Fifis in Plastikbadelatschen ab Richtung Sauna. Handtücher werden nur als Schals benutzt, wen kümmerts auch.
Als ich nach unten komme, fängt mich der Fotograf ab.
"Sie wissen schon, dass Sie hier brisantes Material mit rausnehmen, und das ich sie jetzt leider töten muss, weil Sie Geheimnisträger sind?" erwidere ich auf seine Begrüßung.
"Es tut mir leid, aber sie haben bei dieser Schinderei gelächelt und waren eine der wenigen dort, die Ansatzweise…na, Sie wissen schon."
"Neee, weiß ich nicht…" ich, "aber wenn Sie mal nach einer ausgestorbenen Spezies suchen möchten, dann empfehle ich die Damen-Umkleide. Sie leben!" und liess ihn mit einem Fragezeichen im Gesicht zurück.
Und das ist die Moral von der Geschicht’ : Es empfiehlt sich immer, mit einer gut sitzenden Frisur das Haus zu verlassen, dann hätte man auch als Frau die Eier zu fragen, für welches Blatt die Fotos denn nun sind.
Und für die Damen der Untergruppe der nackten Klöner mach ich mir für das nächste mal ein Shirt, und auf dem steht :
"Nur ein getrimmter Bär macht was her.
Es war ein verhangener Nachmittag, gestern. Draussen nieselte es, die 2do-Liste war zur Hälfte abgehakt und der Rest zog sich quälend dahin. Ein Blick vom Laptop auf die Schweinehündin, die zufrieden auf dem Rücken liegend vor der Lichtdusche schlief, ein Blick auf meine verfrorenen Arme, und ein letzter Blick auf die Kaffeekanne, die gähnend leer und komplett in meiner Blutbahn entschwunden war. Fazit: Sportklamotten einpacken, die eine Stunde gönn ich mir und zwar genau jetzt.
Das war um 16:20 Uhr, und ich sah Damokles Schwert nicht über meinem Kopf, als ich nur eben schnell meine Haare zusammen würgte, die Wasserflasche und die Sportschuhe in die Tasche schmiss und ein Handtuch, welches leider nicht aus der aktuellen IKEA-Kollektion entsprungen ist und farblich frisch und schön aussah, sondern blind ins Regal griff und an späterer Stelle "UNI-KLINIKEN BONN" auf verwaschen grauem Frotteegrund lesen sollte.
Es dämmerte, als ich in letzter Sekunde ankam. In der Umkleide las eine junge Frau mit Sekretärinnen-Blick ihrer Freundin mit Steuerfachangestellte-Blick aus einem Bastei-Lübbe Roman names Julia eine Passage vor, die sie laut Eigenaussage kaum in den Schlaf hat finden lassen, einen Abend zuvor. Ich gähnte beim umziehen, erschrak, als mich die Trainerin des Kurses mit einem frischen "Na, jetzt aber zackzack, ich bin schon in den Schuhen und hab eine Überraschung." durch die Spinde anbrüllte. In ihrem Sog verheddert im Eilschritt zu Raum A, der in sonnigen Farben und wohl gefüllt wartete.
Freie Ecke, Matte auf den Boden, Handtuch drauf, Hanteln daneben, Wasserflasche in Griffnähe, Trainerin hündisch anlächeln.
Ich wär dann soweit.
Sie ist von der Sorte "Boot-Camp", hat eine Figur wie Big Jim’s kleine Schwester und ist die untussigste Trainerin, die ich jemals in einem Kurs erlebt habe. Kurz: Sie ist wundervoll !
Um mich herum die ganze Palette an Kursbesucherinnen, wie sie nur ein später Nachmittag zusammenbringt. Hohes Büro-Potential, viele über Jahre hinweg platt und breit gesessene Hinterteile und noch mehr richtig verkniffene Gesichter. Im Gegensatz zu den Morgenkursen, die ich persönlich bevorzuge, weil dort nur freiwillige Bewegungsjunkies wie ich den Weg finden, und die Gesichter in der riesigen Spiegelwand hauptsächlich freundlich zurückschauen. So aber nicht gestern Nachmittag.
Die Dame ganz hinten links sieht beim Aufwärmen aus, als wenn sie ein Rind mit blosser Hand erledigen müsste, die junge Frau direkt neben mir tut alles, um ja nicht mit dem Takt zu gehen, bringt dadurch ihre Freundin schwer ins straucheln, weil diese sich einzig an ihr orientiert, statt nach vorne zur Trainerin zu schauen, und dort, links ganz vorne, da sind die beiden von der Bastei-Lübbe-Fraktion, von der die vermeintliche Steuerfachangestellte sich immer hinten an der Hose zuppelt, weil ihr Hinterteil offensichtlich ( ich sag nur : weiße Leggins ) ihren blumigen String futtert.
Nach zehn Minuten hängt ein Hauch von Puma-Stall in der Luft und wir kollektiv an den Wasservorräten. Warm wären wir jetzt.
In diesem Moment geht die Tür auf, und ein attraktiver junger Mann ganz in schwarz schleppt grußlos ein großes Stativ und eine schwere Tasche in den Raum.
"Das ist die Überraschung!" jubelt Mrs. Big Jim vorn auf ihrem Podest. "Und jetzt geben wir mal richtig Gas und stürzen uns auf unsere Bein-und Pomuskeln, nicht war ?" Fragende Blicke, Hände, die nervös Strings befreien und ein Fotograf, der zweifelnd im Rahmen stehen blieb.
Nach drei Minuten Frauen in Hocke gucken ( "Po raus, Plautzen rein, und jetzt kleine Wipper, ich zähl euch rückwärts runter, 30 – 29 – 28 TIEFER DIE HINTERN! sonst gibt’s extra-Portionen. Von vorn … 30-29…") bekam er eine Ahnung, wie der Hase lief, und packte seine Kamera aus.
Leider, und damit schlage ich den Bogen zurück zu den Haaren, leider richtete er seinen Fokus auf mich, schwitzend und leuchtend wie eine Signal-Boje, und wenn ich mal keinen Schweiss in den Augen, und den Blick übungsbedingt in seine Richtung hatte, starrte ich direkt in ein gewaltiges Objektiv.
Mal stand er hinter uns, mal kletterte er auf die gestapelten Steps, dann wieder lag er fast auf dem Boden, aber die meiste Zeit hatte er eine Mischung aus Belustigt & Angst im Blick. Irgendwann packte er ein und ging.
Aus den Augen, aus dem Sinn. Nach der Stunde und gefühlt um die 4 Liter leichter zurück in die Umkleide. Um mich herum geschäftiges Treiben, und ich setzte mich erst einmal hin und suchte meinen Schlüssel. Als ich den Blick wieder hob, sah ich in einen wilden Urwald.
Um mich herum alle nackt, ich dachte zuerst, ich halluziniere unterzuckert, und griff beherzt zu meiner Flasche. Aber dem war nicht so. Morgens, und da sind es ja meist nur wenige, teilt sich die Gruppe in zwei Untergruppen, die "Flüchter" und die "Sauner". Die Flüchter, zu denen auch ich zähle, müssen schnell weiter und duschen zu Hause. Die Sauner haben etwas mehr Zeit, und rotten sich mit ihren Handtüchern ganz gern noch ein wenig gesellig in heißer Luft zusammen. Jetzt aber lernte ich eine neue Untergruppe kennen, und zwar die "nackten Klöner". Überal standen Frauen splitternackt, ihre zuvor gemarterten Strings in den Händen dehnend, und hielten Klönschnack. Es ging um die Supernanny, es ging um einen Chef, den sich wohl drei der Frauen teilten, es ging um einen Jochen, zwei Kennys und um Burger King, welches direkt neben dem Sporttempel trohnt. Und ich sass als einzige, noch notdürftig bekleidet, und war auf Augenhöhe mit Bären, die ich so seit den 80ern nicht mehr gesehen hatte. Es gibt sie also noch, sie sind aktiv und sie haben Anhängerinnen, eine Form von Naturschutz, und ich hadere mit mir, ob ich schnell mein Handy und Flickrn … lasse es dann aber bleiben.
Ich stehe schnell auf, raus aus der Perspektive, weg von den gewaltigen Bürostuhlformen und rauf in die Zone der Gesichter. Als ich fertig angezogen bin, schiebt eine große Gruppe der Frauen inklusive ihrer Bären und Fifis in Plastikbadelatschen ab Richtung Sauna. Handtücher werden nur als Schals benutzt, wen kümmerts auch.
Als ich nach unten komme, fängt mich der Fotograf ab.
"Sie wissen schon, dass Sie hier brisantes Material mit rausnehmen, und das ich sie jetzt leider töten muss, weil Sie Geheimnisträger sind?" erwidere ich auf seine Begrüßung.
"Es tut mir leid, aber sie haben bei dieser Schinderei gelächelt und waren eine der wenigen dort, die Ansatzweise…na, Sie wissen schon."
"Neee, weiß ich nicht…" ich, "aber wenn Sie mal nach einer ausgestorbenen Spezies suchen möchten, dann empfehle ich die Damen-Umkleide. Sie leben!" und liess ihn mit einem Fragezeichen im Gesicht zurück.
Und das ist die Moral von der Geschicht’ : Es empfiehlt sich immer, mit einer gut sitzenden Frisur das Haus zu verlassen, dann hätte man auch als Frau die Eier zu fragen, für welches Blatt die Fotos denn nun sind.
Und für die Damen der Untergruppe der nackten Klöner mach ich mir für das nächste mal ein Shirt, und auf dem steht :
"Nur ein getrimmter Bär macht was her.
Dienstag, 17. Januar 2006
jederzeit.
Als der Bus aprupt zum stehen kommt, lasse ich das Buch auf die Knie zurück und sehe ihn auf dem Boden liegen, direkt zu meiner linken Seite, mitten auf dem Bürgersteig. Er hat gute Schuhe an und neben seiner Hand liegt eine Bäckertüte mit wenig Inhalt.
Sie haben ihm das Hemd aufgerissen, der Bauch massig und weiß. Er kommt in Wallung unter dem Druck. Mehr kann ich nicht sehen, eine Menschentraube verfolgt die Szene gebannt, in ihren Gesichtern steht viel.
Luft- ihr müsst ihm Luft geben, denke ich und meine Füsse laufen auf der Stelle. Der Mann, der die Herz-Massage übernommen hat schwitzt stark in den Minusgraden des Mittags. Luft. Warum gibt ihm keiner Luft? Ich weiß nicht, warum ich mich so auf die Luft eingeschossen habe, der Bus ruckelt, ich starre auf die Brötchentüte, den Bauch, denke in seine Richtung, dass er es sich vielleicht etwas zu sehr hat gut gehen lassen. Vielleicht hat niemand darauf geschaut, vielleicht ist niemand da, der drauf schaut, auch jetzt nicht. Der Inhalt der Brötchentüte reicht nicht für zwei, denke ich und der Bus fährt los. Ich drehe mich um, sehe immer noch seinen Bauch und seine Füsse, wie sie in die Luft schauen, hoffe für ihn, dass er es schafft.
An der nächsten Haltestelle steige ich aus. Von hier sind es stramme fünfzehn Minuten zur Arbeit, Luft tanken, Energie holen, Freiheit genießen.
Jetzt jedoch nicht. Die sonnige Stimmung des Vormittags ist mit einem Schlag weggewischt, ich laufe die Brücke zum Wehrhahn, beiße mir auf die eiskalten Lippen und versuche die Bilder die hochkommen anzusehen, wahrzunehmen, damit sie gehen.
Der Tod, und das beschäftigt mich die letzten Monate am meisten, er kommt wie er will, und das macht das Leben so zerbrechlich. Nichts neues, ich weiß.
Ich denke die Dinge immer weiter, sehe ich Geschichten um den Tod. Man wird einfach rausgerissen aus dem Tagestreiben. Was hatte sich der Mann, als Beispiel, wohl vorgenommen für den Tag? Vielleicht schnell ein Brötchen, der Vorsatz des Vollkorns wird noch eingehalten, 2006 ist jung.
Nach der kleinen Mahlzeit das Wetter ausnutzen? Vielleicht ein Spaziergang am Rhein, ein Besuch bei Freunden, ein Bier in der Altstadt. Hat er sich beim Bezahlen schon anders gefühlt?
Ahnt man es, wenn man morgens aufsteht? Hat man mehr Ungeduld oder Ruhe?
Abends, die selbe Stelle. Alles wie immer, ein Berber steht dort und trinkt einen Schnaps. Ich frage mich, ob er dorthin geht, sollte er "es" schaffen, und wie es sich anfühlen würde, an genau der Stelle zu stehen, an der man um sein Leben kämpfte, irgendwie entwürdigt unter Fremden mitten auf einer belebten Strassenkreuzung. So viele Fragen, manchmal. Und dieses Gefühl, zu durchlässig zu sein für diese Eindrücke. Vielleicht geht der Mann an der Stelle vorbei, täglich, und denkt sich nichts dabei, während ich immer daran denken würde. Vielleicht.
Mitten in die Fragen und das Aufschreiben brummt mein Telefon. "Hast Du Zeit?" kommt es etwas zu erstickt aus dem Hörer.
"Klar, was ist passiert?"
Alarmglocken bei Anrufen von Frauen, die um diese Zeit normalerweise nie anrufen, und diese erst Recht nicht. Über fünfzig, Geschäftsfrau, nie verheiratet, Modebranche.
Ihr Kater wurde überfahren, vor drei Nächten. Er lag auf dem Bürgersteig als eine Nachbarin schellte und sagte, dass dort ein schwarzer Kater, und ob sie mal eben schauen könnte.
Sie wüßte jetzt nicht, die andere sucht, und sie hat ihr doch den toten Sohn noch hingelegt, damit sie schnuppern und begreifen könnte. Sie weint, als sie erzählt, das sie ihn im Garten bei den Rosen begraben hätte. Und sie weint, weil sie weiß, das ich sie verstehe, und nicht sage, sie wäre bekloppt und die Katze eben nur ein Tier. Ihre Tiere, Katze wie Hund, sind ihre Kinder und Anker, und sie weiß grad nicht, wohin mit der Sorge und den Gedanken. Wir reden lange und über das Leben, wie immer in unseren wenigen Telefonaten im Jahr. Sie sagt, wenn ihre Mutter stirbt, dann wäre sie allein auf der Welt. Kein Mann, keine Kinder, keine Familie mehr.
Ich biete ihr mich zur Adoption an, frei gewählte Familie, und aus der Pubertät wär ich auch schon.
Wenigstens lacht sie am Ende, und ich sage ihr, jederzeit.
Sie haben ihm das Hemd aufgerissen, der Bauch massig und weiß. Er kommt in Wallung unter dem Druck. Mehr kann ich nicht sehen, eine Menschentraube verfolgt die Szene gebannt, in ihren Gesichtern steht viel.
Luft- ihr müsst ihm Luft geben, denke ich und meine Füsse laufen auf der Stelle. Der Mann, der die Herz-Massage übernommen hat schwitzt stark in den Minusgraden des Mittags. Luft. Warum gibt ihm keiner Luft? Ich weiß nicht, warum ich mich so auf die Luft eingeschossen habe, der Bus ruckelt, ich starre auf die Brötchentüte, den Bauch, denke in seine Richtung, dass er es sich vielleicht etwas zu sehr hat gut gehen lassen. Vielleicht hat niemand darauf geschaut, vielleicht ist niemand da, der drauf schaut, auch jetzt nicht. Der Inhalt der Brötchentüte reicht nicht für zwei, denke ich und der Bus fährt los. Ich drehe mich um, sehe immer noch seinen Bauch und seine Füsse, wie sie in die Luft schauen, hoffe für ihn, dass er es schafft.
An der nächsten Haltestelle steige ich aus. Von hier sind es stramme fünfzehn Minuten zur Arbeit, Luft tanken, Energie holen, Freiheit genießen.
Jetzt jedoch nicht. Die sonnige Stimmung des Vormittags ist mit einem Schlag weggewischt, ich laufe die Brücke zum Wehrhahn, beiße mir auf die eiskalten Lippen und versuche die Bilder die hochkommen anzusehen, wahrzunehmen, damit sie gehen.
Der Tod, und das beschäftigt mich die letzten Monate am meisten, er kommt wie er will, und das macht das Leben so zerbrechlich. Nichts neues, ich weiß.
Ich denke die Dinge immer weiter, sehe ich Geschichten um den Tod. Man wird einfach rausgerissen aus dem Tagestreiben. Was hatte sich der Mann, als Beispiel, wohl vorgenommen für den Tag? Vielleicht schnell ein Brötchen, der Vorsatz des Vollkorns wird noch eingehalten, 2006 ist jung.
Nach der kleinen Mahlzeit das Wetter ausnutzen? Vielleicht ein Spaziergang am Rhein, ein Besuch bei Freunden, ein Bier in der Altstadt. Hat er sich beim Bezahlen schon anders gefühlt?
Ahnt man es, wenn man morgens aufsteht? Hat man mehr Ungeduld oder Ruhe?
Abends, die selbe Stelle. Alles wie immer, ein Berber steht dort und trinkt einen Schnaps. Ich frage mich, ob er dorthin geht, sollte er "es" schaffen, und wie es sich anfühlen würde, an genau der Stelle zu stehen, an der man um sein Leben kämpfte, irgendwie entwürdigt unter Fremden mitten auf einer belebten Strassenkreuzung. So viele Fragen, manchmal. Und dieses Gefühl, zu durchlässig zu sein für diese Eindrücke. Vielleicht geht der Mann an der Stelle vorbei, täglich, und denkt sich nichts dabei, während ich immer daran denken würde. Vielleicht.
Mitten in die Fragen und das Aufschreiben brummt mein Telefon. "Hast Du Zeit?" kommt es etwas zu erstickt aus dem Hörer.
"Klar, was ist passiert?"
Alarmglocken bei Anrufen von Frauen, die um diese Zeit normalerweise nie anrufen, und diese erst Recht nicht. Über fünfzig, Geschäftsfrau, nie verheiratet, Modebranche.
Ihr Kater wurde überfahren, vor drei Nächten. Er lag auf dem Bürgersteig als eine Nachbarin schellte und sagte, dass dort ein schwarzer Kater, und ob sie mal eben schauen könnte.
Sie wüßte jetzt nicht, die andere sucht, und sie hat ihr doch den toten Sohn noch hingelegt, damit sie schnuppern und begreifen könnte. Sie weint, als sie erzählt, das sie ihn im Garten bei den Rosen begraben hätte. Und sie weint, weil sie weiß, das ich sie verstehe, und nicht sage, sie wäre bekloppt und die Katze eben nur ein Tier. Ihre Tiere, Katze wie Hund, sind ihre Kinder und Anker, und sie weiß grad nicht, wohin mit der Sorge und den Gedanken. Wir reden lange und über das Leben, wie immer in unseren wenigen Telefonaten im Jahr. Sie sagt, wenn ihre Mutter stirbt, dann wäre sie allein auf der Welt. Kein Mann, keine Kinder, keine Familie mehr.
Ich biete ihr mich zur Adoption an, frei gewählte Familie, und aus der Pubertät wär ich auch schon.
Wenigstens lacht sie am Ende, und ich sage ihr, jederzeit.
Freitag, 13. Januar 2006
repeat.
"Da ging ein Jahr ins Land."
Ich bekomme diesen Satz nicht aus dem Kopf. In Schleife drehen sich die Wörter (Repeater links), er rollt um die Zunge, erklimmt die Windungen, suhlt sich lüstern und grunzend in meinem Innenohr, und haut denLukas Hammer auf den Amboss.
Gleichzeitig der Kampf gegen mein Outlook, welches seit gestern Abend ein paar mal die Stunde und immer wieder ( Repeater rechts ) den ganzen Schwung Mails abruft, die ich von gestern Mittags bis letzte Nacht bekam.
Wiederholungen, Vollmondmotto, laufende Jahre.
Ich wünsche den Menschen um mich jetzt schon einen schönen Tag mit mir.
edit: Virus ?
Ich bekomme diesen Satz nicht aus dem Kopf. In Schleife drehen sich die Wörter (Repeater links), er rollt um die Zunge, erklimmt die Windungen, suhlt sich lüstern und grunzend in meinem Innenohr, und haut den
Gleichzeitig der Kampf gegen mein Outlook, welches seit gestern Abend ein paar mal die Stunde und immer wieder ( Repeater rechts ) den ganzen Schwung Mails abruft, die ich von gestern Mittags bis letzte Nacht bekam.
Wiederholungen, Vollmondmotto, laufende Jahre.
Ich wünsche den Menschen um mich jetzt schon einen schönen Tag mit mir.
edit: Virus ?
Mittwoch, 11. Januar 2006
Sonne, Regen, Matsch.
Morgens waren alle Welten noch in Ordnung. Aus lauter Müdig Glückseligkeit noch vor sieben Uhr dem Mann im Haus Stullen2go geschmiert, mit denen ich selbst Jamie Oliver ins frisch verlassene Bett bekommen hätte.
Mit genau dieserfrischen Psychose Laune kurze Zeit später ins Gym gefahren. Nach Body Shape (toll weil mit Schmerzen!) und Pilates (nach Body Shape quasi langweilig) heute mal Step angetestet. Das ist das, wo man eine Stunde lang wie blöd auf einer Stufe von zB Reebok rauf und runter hüpft, das alles zu grottiger 80er-Jahre-Musik und nach knappen Anweisungen des Instrucors, in meinem Fall Bettina.
Auf dem Zettel stand unter Step „Fatburner“.
Als ich nach zwanzig Minuten Step in einem Rutsch meinen
Liter Evianinhalierte wegtrank, dachte ich das es echt ehrlicher wäre, es würde dort“Dehydrator“ stehen.
Eine Stunde später nach einem zermürbenden Ausklang zu Dr. Alban schlich eine Horde Frauen in klitschnassen Shirts mit rotleuchtenden Köpfen Richtung Umkleide.
Im Raum hing ein Hauch von Pumakäfig.
Mittags dann im Viertel. Ich ging raus mit einem Einkaufszettel, und ab da stimmte etwas nicht.
Die Sonne war weg, der Himmel hell, und trotzdem fing es esig kalt an zu regnen. Ich dachte, dass das ja typisch sei, beschloss, die Endorphine von morgens sicher wegzutuppern und nun mal schön die Blasenentzündung zu Wort kommen zu lassen. Langer Fussmarsch, Zeit genug sich einmal Gedanken über Bestattungen zu machen. Das hab ich gestern Abend, nach Entspannung sinnend, nämlich gesehen, und zwar bei „Die Kuckelkorns“
Die vierteilige Doku-Soap „Die Kuckelkorns“ zeigt den Alltag einer Bestatterfamilie. Die Zuschauer sind dabei, wenn Christoph Kuckelkorn am Präparationstisch den Körper eines Verstorbenen herrichtet und sie erleben, wie aufwändig es ist, ein Begräbnis für einen Prominenten zu organisieren. Die vier Episoden dokumentieren aber auch das turbulente Leben einer fröhlichen Großfamilie, die so ganz und gar nicht in das gängige Bild vom Bestatter passt.
Presseportal& VOX
Ich weiß jetzt, dass man sich ins All schießen kann, und das es einen Wald in der Eifel gibt, wo man sich einen Baum zum nebendranliegen aussuchen kann. Schöne Sache, finde ich.
Passend zu den Gedankengängen ging ich unter der S-Bahnbrücke an einer frisch geplätteten Taube vorbei. Ihre weichen Daunen flogen wild über die Strasse, ganz leise und nur von mir bemerkt. Etwas größere klebten an dem großen Hinterreifen des 724ers, der in seinem Display oben frisch die „Kaffepause“ stehen hatte.
Gnadenstoss meiner Seel’, dachte ich, und lehnte mich depremiert und gesellig an den Geldautomaten der Sparkasse, tippte lustlos meine Bestellung, und könnte schwören, das dort „JaJa- wir bearbeiten Sie.“ stand.
Easter-Eggs im Bankomaten, oder ist die künstliche Intelligenz mittlerweile einen Evolutionsschritt voran gekommen, und der Automat wird jetzt flapsig ?
Überhaupt Technik und Intelligenz. Mein Mobiles und mein Laptop haben offenbar Streit. Handy will ja noch, hat stundenlang den „Verbinden“-Balken in Arbeit, aber Laptop immer so: „Nö! Du nich.“
Handy: Verbinden_____Verbinden____Verbin
Laptop dann so: Pffth.
Bis die beiden sich wieder grün sind, oder ich ein neues Mobiles habe, hat Flickr Pause.
Was noch ? Ach ja, auf dem Rückweg, mittlerweile klitschnass geregnet und mit einer jubelnden Blase ausgestattet, wurde ich wieder von diesem verrückten Jungspund verfolgt, der mir vor zwei Jahren schon mal hinterher dackelte. Damals ging ich grad zur Arbeit, früh am Morgen, und er brachte den Müll raus. Am Ende ist er mir mit seinerMülltüte und auf Hauspuschen die ganzen stramm gelaufenen zehn Minuten bis zur Haltestelle hinterher gegangen. Und heute wieder. Wie ein Schatten, immer brav 15 Meter Abstand haltend. Er ist nicht gefährlich, nur ein bißchen Gaga. Er braucht vielleicht auch einfach nur jemaden, dem er ein wenig hinterhergehen kann,
wie von einem Faden gezogen. Als ich um die letzte Ecke biege, geht er nach Hause.
Und jetzt? Tintenfisch im Bauch, und ein Fellchen schubbert sich an meinem Blasen-und Nierentee breit. Ein wenig neidisch bin ich ja schon auf das sedierte Grinsen.
Wo ist mein Bottich mit wuschig machendem Zeug, an dem ich meinen Rücken schubber, wo der gigantische Teebeutel ?
JONATHAAAN!
Mit genau dieser
Auf dem Zettel stand unter Step „Fatburner“.
Als ich nach zwanzig Minuten Step in einem Rutsch meinen
Liter Evian
Eine Stunde später nach einem zermürbenden Ausklang zu Dr. Alban schlich eine Horde Frauen in klitschnassen Shirts mit rotleuchtenden Köpfen Richtung Umkleide.
Im Raum hing ein Hauch von Pumakäfig.
Mittags dann im Viertel. Ich ging raus mit einem Einkaufszettel, und ab da stimmte etwas nicht.
Die Sonne war weg, der Himmel hell, und trotzdem fing es esig kalt an zu regnen. Ich dachte, dass das ja typisch sei, beschloss, die Endorphine von morgens sicher wegzutuppern und nun mal schön die Blasenentzündung zu Wort kommen zu lassen. Langer Fussmarsch, Zeit genug sich einmal Gedanken über Bestattungen zu machen. Das hab ich gestern Abend, nach Entspannung sinnend, nämlich gesehen, und zwar bei „Die Kuckelkorns“
Die vierteilige Doku-Soap „Die Kuckelkorns“ zeigt den Alltag einer Bestatterfamilie. Die Zuschauer sind dabei, wenn Christoph Kuckelkorn am Präparationstisch den Körper eines Verstorbenen herrichtet und sie erleben, wie aufwändig es ist, ein Begräbnis für einen Prominenten zu organisieren. Die vier Episoden dokumentieren aber auch das turbulente Leben einer fröhlichen Großfamilie, die so ganz und gar nicht in das gängige Bild vom Bestatter passt.
Presseportal& VOX
Ich weiß jetzt, dass man sich ins All schießen kann, und das es einen Wald in der Eifel gibt, wo man sich einen Baum zum nebendranliegen aussuchen kann. Schöne Sache, finde ich.
Passend zu den Gedankengängen ging ich unter der S-Bahnbrücke an einer frisch geplätteten Taube vorbei. Ihre weichen Daunen flogen wild über die Strasse, ganz leise und nur von mir bemerkt. Etwas größere klebten an dem großen Hinterreifen des 724ers, der in seinem Display oben frisch die „Kaffepause“ stehen hatte.
Gnadenstoss meiner Seel’, dachte ich, und lehnte mich depremiert und gesellig an den Geldautomaten der Sparkasse, tippte lustlos meine Bestellung, und könnte schwören, das dort „JaJa- wir bearbeiten Sie.“ stand.
Easter-Eggs im Bankomaten, oder ist die künstliche Intelligenz mittlerweile einen Evolutionsschritt voran gekommen, und der Automat wird jetzt flapsig ?
Überhaupt Technik und Intelligenz. Mein Mobiles und mein Laptop haben offenbar Streit. Handy will ja noch, hat stundenlang den „Verbinden“-Balken in Arbeit, aber Laptop immer so: „Nö! Du nich.“
Handy: Verbinden_____Verbinden____Verbin
Laptop dann so: Pffth.
Bis die beiden sich wieder grün sind, oder ich ein neues Mobiles habe, hat Flickr Pause.
Was noch ? Ach ja, auf dem Rückweg, mittlerweile klitschnass geregnet und mit einer jubelnden Blase ausgestattet, wurde ich wieder von diesem verrückten Jungspund verfolgt, der mir vor zwei Jahren schon mal hinterher dackelte. Damals ging ich grad zur Arbeit, früh am Morgen, und er brachte den Müll raus. Am Ende ist er mir mit seinerMülltüte und auf Hauspuschen die ganzen stramm gelaufenen zehn Minuten bis zur Haltestelle hinterher gegangen. Und heute wieder. Wie ein Schatten, immer brav 15 Meter Abstand haltend. Er ist nicht gefährlich, nur ein bißchen Gaga. Er braucht vielleicht auch einfach nur jemaden, dem er ein wenig hinterhergehen kann,
wie von einem Faden gezogen. Als ich um die letzte Ecke biege, geht er nach Hause.
Und jetzt? Tintenfisch im Bauch, und ein Fellchen schubbert sich an meinem Blasen-und Nierentee breit. Ein wenig neidisch bin ich ja schon auf das sedierte Grinsen.
Wo ist mein Bottich mit wuschig machendem Zeug, an dem ich meinen Rücken schubber, wo der gigantische Teebeutel ?
JONATHAAAN!
Dienstag, 10. Januar 2006
verblieben.
Er hängt am rechten Henkel des Kartoffeltopfes, in dem, wenn Topfmangel herrscht, auch schon mal die Spaghetti weich werden. Beim spülen glitzert er im Lampenlicht, still und stumm und doch ... mein rechter Zeigefinger reagiert auch ohne Tonreiz und Glitter. Ein Ziehen durchfährt erst den Finger, dann die Hand. Es ist ein Metallfaden eines akopatz, oder wie sein Name auch sei.
Erst schrubbte ich mit ihm vor Wochen das Angebrannte aus dem Topf, dann verfing er sich am Henkel, ich zog, er hing, ich zog, er schnitt. Blut in Spülwasser, ein eingeprägtes Gefühl in einem dafür vorgesehenen Hirnteil. Gleiche sparte wie Papierschnitte zwischen den Fingern, tackern eines Fingers oder das schneiden der Zunge mit Papier.
Erst schrubbte ich mit ihm vor Wochen das Angebrannte aus dem Topf, dann verfing er sich am Henkel, ich zog, er hing, ich zog, er schnitt. Blut in Spülwasser, ein eingeprägtes Gefühl in einem dafür vorgesehenen Hirnteil. Gleiche sparte wie Papierschnitte zwischen den Fingern, tackern eines Fingers oder das schneiden der Zunge mit Papier.
Mittwoch, 4. Januar 2006
zurück.
Er sass aufrecht neben mir im Bett und hatte so was wie ein riesiges Loch in der Brust, unter seinem Pyjama. Die Ärzte hatten gesagt, es stünde zwar nicht so gut, aber er hätte eine Chance. Ich sass neben ihm, und während er sprach begriff ich, dass er da war, gleich neben mir. Und ich dachte, wie schön es ist, das er doch nicht tot sei, ich mit ihm reden könne und eine Chance ist schließlich eine Chance. Alles nur ein böser Traum, letztes Jahr, er sitzt gleich neben mir.
Als ich wach wurde, war ich traurig, aber auch dankbar. Das erste mal konnte ich wieder mit ihm reden, wenn auch nur im Traum. Seit seinem Tod träumte ich nie von ihm. Heute schon.
Als ich wach wurde, war ich traurig, aber auch dankbar. Das erste mal konnte ich wieder mit ihm reden, wenn auch nur im Traum. Seit seinem Tod träumte ich nie von ihm. Heute schon.
Montag, 2. Januar 2006
aufrechnen.
War das wirklich ich, die gegen 18 Uhr nochwas einem Taxifahrer quer über die Kreuzung "Wir sind hier nicht in Istanbul du STULLE!" entgegenrief ? Und die Oma, die im Bus neben mir meinte "Ach, so'n Pelz, der ist ist echt man toll. So rich_tig toll!"
Hätte ich ja ignorieren können, diesen Gesprächsversuch, hätte sie nicht nach 10 Sekunden ein "Nicht wahr?" dran gehangen. Ich so : "Wenn man sich gern was überzieht, was anderen über die Ohren gezogen wurde vielleicht ja, ja." Sie dann böses Schweigen, und ich dann beim aussteigen - wir hatten die gleiche Haltestelle - hinter ihr nervös und ungeduldig mit dem Fuss getrippelt, weil sie sich, ihren Nerz UND ihren 8-Tonnen-Trolli nicht wirklich gut hinausgehievt bekam, aus dem Bus. Hätte ja helfen können. Wollte aber nicht.
Also Abzug eines Karmapunktes, wegen anblaffens ausländischer Mitbürger bei Ausübung ihres Berufes, und einen zurück, wegen Stur bleibens bei potentieller Kürschner-Kundin.
Also für heute plus/minus Null.
Hätte ich ja ignorieren können, diesen Gesprächsversuch, hätte sie nicht nach 10 Sekunden ein "Nicht wahr?" dran gehangen. Ich so : "Wenn man sich gern was überzieht, was anderen über die Ohren gezogen wurde vielleicht ja, ja." Sie dann böses Schweigen, und ich dann beim aussteigen - wir hatten die gleiche Haltestelle - hinter ihr nervös und ungeduldig mit dem Fuss getrippelt, weil sie sich, ihren Nerz UND ihren 8-Tonnen-Trolli nicht wirklich gut hinausgehievt bekam, aus dem Bus. Hätte ja helfen können. Wollte aber nicht.
Also Abzug eines Karmapunktes, wegen anblaffens ausländischer Mitbürger bei Ausübung ihres Berufes, und einen zurück, wegen Stur bleibens bei potentieller Kürschner-Kundin.
Also für heute plus/minus Null.
... nächste Seite