Montag, 23. Januar 2012

Die Hyper-Königin.

Natürlich kann man seine Sonntage schön gestalten. Man kann ausschlafen, ausgelassen mit dem Tölchen über die sonnigen Weiden tollen, danach über Stunden Frühstücken und Milchkaffee bis zum Tremor schlürfen. Man kann Freunde treffen, ins Kino gehen, super Beiträge schreiben und den Abend mit einem unerhört gutem Essen, Wein und Knutschen beenden.
Kann man.
Wenn man nicht ich ist, und/oder wenn man ein Bienenvolk und die dazugehörigen Imker zu bespassen hat.

Umweltschutz ist ja selten in guten Klamotten zu begehen, oder in Ruhe, und so quälte ich mich nach einem wirklich guten und üppigen Abend mit Freunden beim Viertelitaliener sehr verquollen aus dem warmen Plümmo, torkelte mit dem Hund durch die heimische Sumpflandschaft, es goss in Strömen und allen hingen die Mundwinkel bis in die Pfütze.
"Du hast es eigentlich richtig gut, so tief und allein in Deiner Schale" rief ich Teichmuschel Coco im Dauerlauf noch zu, denn alles musste ja schnell gehen, ist schließlich Sonntag und die JHV (Jahreshauptversammlung) des Imkervereins stand an.
Im Café dazu standen tatsächlich "Käse-Sahne mit Mandarinen 2,50" in der Auslage, und Kaffee nur im Kännchen. Auch drinnen. Da könnte ja jeder kommen, in einem gestandenen Friedhofs-Café. Milchkaffee ist was für Babys, hier wird noch ordentlich gefiltert und abgebrüht.

Es folgten zweikommafünf Stunden, die Loriot nicht besser hätte sagen können. Nur die Wortwahl brachte mich innerlich mehrfach zum entgleisen, M. auch, und die gut betuchten von gegenüber direkt mit. Buzzwords wie stechlustige Wandervölker, teure Hyper-Königinnen für die Sommerzucht und die Super-Drohnen, die ein Imker vor stolz angeschwollen
und leise lispelnd zugibt - da liegt Testosteron in der Luft, da geht was in den Stöcken und Beuten, da machen wir Neue uns ja alle kein Bild von, was so eine Hyperkönigin pro Tag an Eiern legt. Und von den Eiern der Super-Drohnen - da haken wir gar nicht erst nach. Wallache sind das offensichtlich nicht, wir diskutieren hier über Hengste mit Flügelchen!

Ich bin müde, ich kämpfe seit gestern gegen diese sexuell getönten Biene-Maja-Mangas im Kopf, ich - ich glaube, ich muss nächsten Sonntag einfach mal ausschlafen. Die Weltrettung mal liegen lassen. Selbst mal liegen bleiben. Die innere Hyper-Königin mal nach aussen kehren.
Einfach mal schlafen.

(Bzzz)


Freitag, 26. November 2010

Vision #01: (M)Ein Drive-in für die Pieper.

Passend zum ersten Schneeregen habe ich folgendes vor:

In unserem Garten ist seit unserem Einzug ein wildes Durcheinander von den unterschiedlichsten Vogelarten. Sämtliche Meisen, Sperlinge, dicke Ringeltauben, dünne Stare, Eichelhäher, und sogar ein Specht knattert ab und an den Fliederbaum kopfüber herunter. Jetzt bin ich im Besitz eines kleinen Futterbehälters und eines kleinen Holzhäuschens, ebenfalls für Futter gedacht. Beide hängen im einzigen Baum des Gartens, und jeden Morgen ist es ein herrliches Bild, wie sich die Pieper artig abwechseln und jeder seine Portion abholt. Das würde ich gerne Ausweiten. Meine Idee ist es, einen Futter-Hot-Spot für die Vögel im eigenen Garten zu installieren, und Sinn und Ziel ist es, durch die Bereitstellung von ruhigen und guten Futter-/Niststellen eine Art Zwischenstation zwischen Stadt und Land zu bilden, damit diese Schneise überwunden wird. Das selbe gilt für Insektenhotels. Es soll kein endgültiger Tausch mit natürlichem Lebensraum sein, sondern die Lücken schließen, die Bebauung und dadurch immer geringer werdender Lebensraum für die Kleinsten darstellt. Kurz gesagt, werden Strecken für diese dadurch wieder kürzer, und ihr Überleben gesichert.

Meine Frage plus Anliegen:

Habt ihr Vogelhäuschen, die unbenutzt im Keller liegen, oder auf das nächste Wichteln warten? Hattet ihr früher mal einen Platz, einen Baum, eine Mauer, wo ihr ein Vogelhaus hängen hattet, aber jetzt eben nicht mehr, und seitdem liegt es ohne Arbeit und harrt auf gute Zeiten? (Das selbe gilt auch und dringlich für Futterhäuschen und Insektenhotels.)
Natürlich könnte ich mir all das in einem Schwung kaufen, im Fachhandel, im Baumarkt, bei eBay.
Ich bin aber eine große Freundin von Aktivismus und von der weiteren Nutzung von Dingen, und ich habe vorab gründlich recherchiert. Soll heißen, ich habe die Augen weit offen gehalten und auf verwitterte und verwahrloste Pieperhäuser geachtet und eine Menge gesehen. Irgendwann scheinen sie lästig zu werden, wenn die ganze Bagage nach lauter Aufzuchtphase in den Sonnenuntergang getürmt ist, auf in die große weite Welt, und man selbst vor Ort bleiben muss, dann soll man das alles auch noch aufräumen und sauber machen?



Ich will das! Ich will die abgesägten Bäume hier ein klein wenig ersetzen, die Lücke schließen, und wieder Wohnraum für die kleinen Pieper aufrüsten. Deswegen hoffe ich auf eure Hilfe und Lust am Machen. Wenn ihr ein unbenutztes Vogelhäuschen habt, eine Futterstelle oder sogar ein Insektenhotel, dann spendet es mir bitte für den guten Zweck. Ich mach die wieder fit, ich verewige euren gewünschten Namen darauf, und die 2011 darin nistende Familie (und alle weiteren) heißen dann so wie ihr. Ich kümmere mich um die Winterverpflegung, um Energiebälle für die Brütenden in der Hochsaison und ums sauber machen am Ende. Und schreibe hier über den Werdegang.
Und ich stehe dann winkend im Hot-Spot und rufe allen Grüße von euch hinterher.

Macht ihr mit, ein wenig die Welt retten?

(Mail an mich luna_lu[at]web[punkt]de , Betreff "Weltfrieden")