Dienstag, 13. September 2011

13.09.2009 – Nach Walhalla, bitte.

St. Andrews-> St.John (New Brunswick) -> 3 h Ferry to-> Digby (Nova Scotia) ->Brier Island
20°, Nebel, allerorts

Letzte Nacht nach diesem Lebensmittelgau erstaunlich komatös in der Box geschlafen. Wecker um 7 war dann richtig zu früh.
Draußen war die Welt weg. Alles lag unter festem, dichten Nebel, und um halb acht am Morgen sah es aus wie gegen Abend im Herbst. Irres Licht, nasse Luft.

13.09.2009 (reisenotizen)

Den Wagen gepackt und auf den Weg „rüber“, zurück nach Nova Scotia gemacht. Der Nebel blieb ein fester Begleiter, wie man hier gut sieht. Immer die leichte Angst, dass aus dem Nichts ein Moose auf die Straße läuft. Die sind so riesig, dass sie mit zwei Schritten mitten auf dem Highway stehen, da hat man wenig Chancen, einen Schlenker zu fahren. Aber offensichtlich bleiben die bei Nebel auch länger liegen, jedenfalls haben wir kein Moose und keinen Bären gesehen.




Die Fähre von St. John rüber nach Digby hat im Namen irgendwas von „Princess“ gehabt, oder „Queen“. Wir freuten uns auf eine schöne, dreistündige Überfahrt, 72 Kilometer durch die Bay of Fundy, wo sich viele Wale und andere große Meerestiere tummeln.
In echt saßen wir in dichtester Nebelsuppe auf einem sehr abgerockten Schiff, das jede Minute das Nebelhorn zündete um allen anderen da draußen zu zeigen, das wir da jetzt auch kommen. Jede Minute erzitterte die ganze Fähre unter diesem infernalischen Nebelhorntuuuuuuuut, wir Passagiere hockten im Bootsbauch und mümmelten Starbucks-Sandwiches, als wäre es unsere Henkersmahlzeit.

13.09.2009 (reisenotizen)

Irgendwann hielt ich es innen nicht mehr aus, und stellte mich draußen in die Suppe und machte Photos. Am Bug stand immer einer der Besatzung und starrte mit dem Fernglas in den Nebel. Und irgendwann änderte sich plötzlich das Licht, und auf einmal ging der Nebel hoch, dann auf, und immer mehr Menschen kamen raus, und sahen sich dieses Naturspektakel an.

13.09.2009 (reisenotizen)

Es war wirklich irre, dieses ganz glatte Wasser, diese unglaubliche Stille (jetzt hielt auch das Nebelhorn mal den Rand), diese wolkige Wand am Horizont, auf die wir zufuhren. Noch nie habe ich eine Überfahrt mitgemacht, die so spooky und gleichzeitig wunderschön war, also zwischen drin. Wale haben wir keine gesehen, aber eine riesige Meeresschildkröte schwamm nah an der Fähre vorbei, wir sahen ein paar von den kleinen, schwarzen Delphinen, und dann tauchten wir in diese Wand ein, und ich sagte noch, dass es so sein müsste, wenn man nach Walhalla fährt.

13.09.2009 (reisenotizen)

13.09.2009 (reisenotizen)

Dann kamen wir in Digby an. Fast direkt ein B&B gefunden, hätte ich nicht kurz mal die Kissen gewendet. Altes Bettzeug, Danke und Tschüss.
Weiterfahren.
Nichts finden.
Die paar Hütten, die es dort auf der schmalen Landzunge gibt, sind CLOSED. Die Restaurants ebenfalls. Entnervung gesellte sich zu den leeren Mägen, mittlerweile war es früher Abend.
Zwei Fähren weiter hatte Gott (oder Odin) wohl grad Zeit, denn wir kamen mit der vorletzten Fähre auf Brier Island an, weiter ging es auch nicht mehr, die Insel ist der letzte kleine Zipfel der Landzunge und das Ende des Digby Necks. Wir fragten nach, wann die letzte Fähre zurück geht, falls wir dort nichts finden, aber dann endlich Glück und noch mal Glück, fanden wir die Brier Island Lodge, mit Betten und Restaurant im Haus.
Draußen dichter Nebel, und wir sitzen kurz darauf bei dampfender Suppe am Arsch der Welt und haben ein Bett für die Nacht. Da mein Boden Dank der Fährfahrt immer noch wackelt, gleiche ich mit Jost-Wein aus.

13.09.2009 (reisenotizen)

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Mal kurz was zu dieser Insel.
Wenn man einmal das tatsächliche Gefühl von „richtig ausschlafen können“ haben möchte, hier, fernab von wirklich allem: hier geht das. Kommen die paar Bewohner abends mit der Fähre zurück von der Arbeit, werden sie von ihren frei laufenden Hunden schon an der Fähre erwartet. Die laufen da den ganzen Tag herum, genau wie die Schafe, fette Hasen. Irre. Man sieht drüben am nahen Festland die Fähre anlegen, die
Lichter, den Leuchtturm, und ist trotzdem gefühlt fernab von allem.
Ich sitze grad bei offenen Fenstern im Zimmer, lasse die salzige Nebelluft herein, die jedes Geräusch schluckt, höre unten die Schafe und rolle mich jetzt fest in Morpheus Schoß und schlafe die nächsten zwei Jahre einfach mal durch. Hier, auf Brier Island, hier geht das.

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Bilder zum Tag hier, der Food-Report hier.

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