Donnerstag, 30. September 2010
Reisenotizen Schweiz: Domaine de Mythopia, oder "Eine Führung durchs Paradies"
(Und plötzlich stehst Du sehr hoch auf einem Berg und denkst: Och!)
Man kann viel schreiben, denkt man, hat man etwas Schönes durchgemacht. Notizen, Eindrücke, und als Mitbringsel packt man am Ende einen Miniatur-Hokkaido in die Arme des heimischen Ganesha, der aussieht wie ein kleiner oranger Barbapapa. Also der Hokkaido, nicht die Gottheit.
Dann legt man den gehüteten Kern eines Weinbergpfirsichs auf die sichere Seite, fummelt ein paar Samen vom wilden Fenchel aus der Jeanstasche, bevor diese in die Trommel der Waschmaschine wandert, gießt den letzten Tropfen des gestern im Weinberg entkorkten Weines ins Glas.
Man kann viel schreiben, denkt man, und dann hält man inne –
(Und plötzlich stehst Du mit Dir im Grünen und bist mit Dir grün, und dann: Ach!)
Nachtzüge, denkt man ja auch so, Nachtzüge sind praktisch. Man fährt in der Zeit, wo die Schalter eh auf OFF sind, bekommt nichts mit, nutzt also die Auszeit und ist man da, ist man eben auch da. So war das dann doch nicht, so einfach. Und in Bonn, es war so gegen Mitternacht, merkte ich dann am eigenen, quasi unbekleidetem Leibe, warum es toll ist, nutzt man denn die Jalousien und ist für sich, beim Umkleiden. Und nicht plötzlich und flott, wie so ein Zug nun mal ist, auf einem noch belebten Bahnsteig, mit Zahnbürste im Mund und abwesender Oberbekleidung. Hallo Bonn!
Ankommen kann dann auch phantastisch sein, nach durchrüttelter Nacht im Hamsternest. Sollte das mal wer machen, diese Übernachtfahrt mit der Deutschen Bahn, dann hier ein tatsächlich gut gemeinter Tipp, inbrünstig und ernst: Lehnt die Frühstücksbox ab!
Das, was euch da erwartet, ist menschenverachtend und alles, nur kein Frühstück. Es gibt: Ein abgepacktes Croissant, staubig und unnötig. Einmal Marmelade, einmal Leberwurst in Dose, einmal Orangensaft in Dose, ein drüsches Brötchen aus Pappe und das heiße Getränk nach Wunsch ist ebenfalls nur die Mutter eines Wunsches, aber nehmt nie den Kaffee!
Kaum in Sion angekommen, viel Lebensglück gehabt. Alle Menschen sehr nett, sehr inspirierend, sehr passend, und kennt ihr das? Gutes ist schwer beschreibbar, wenn man Pathos nicht leiden mag, und dennoch:
Lebensglück gehabt. Passte alles.
Später im Dorfcafé (Cafe Du Soleil) unters arbeitende Volk gemischt. Man spricht französisch, trägt Handwerkerklamotte und isst sehr viel Käse in allen Formen, meist aber flüssig aus dampfenden Töpfen und mit Unterlagen wie Kartoffeln, Stippzeug wie Brot, und die Schweiz scheint sehr reich an sauren Gürkchen zu sein. Ich esse den Rösti (Rrröschtieh) meines Lebens, eine ganze Pfanne voll mit fettigen Kartoffelstückchen, Zwiebeln, saure Gürkchen (!), und dazu Fendant, den man hier scheinbar schon mit der Muttermilch bekommt.
(Das ist eine normal große Pfanne, das oben auf ist ein ganzer Käse. Ich möchte nur auf die Größenverhältnisse hinweisen.)
Wir kommen nur auf allen vieren den Berg hoch, direkt unter das warme Plumeau, Berge angucken, einschlafen.
Es ist halb zwei am helllichten Tag.
Beim zweiten Abstieg des Tages, ein paar Stunden später, reißt der Himmel auf und denkt sich, Wasser Marsch. Wir brauchen 45 Minuten. 10 runter ins Dorf, 10 im kleinen Supermarkt, 25 im strömenden Regen mit Plastiktüten bewaffnet hoch Richtung B&B. Dort schlechter Supermarkt-Wein, ein ganzes Weißbrot, viel Käse und sehr zufriedene Laune. Draußen regnet es derweil junge Hunde und Katzen, aber das stört heute niemanden mehr.
(Auf der Straße nach unten, ins Dorf, zum Supermarkt. Mich als Flachlandbewohnerin irritieren die Wolkenhöhen ein ums andere Mal.)
Samstag dann wache ich auf, und denke ein einfaches aber inbrünstiges 'Wow'. Die Berge sind irgendwie überall, wir auf 1200 Metern Höhe und auf Augenhöhe eine Schicht Wolken, welche den Ort Sion unter sich grad abdunkelt.
Vorfreude auf den Tag lässt mich dem Hausherren das Frühstück entreißen, beide im Schlafanzug, macht ja nichts. Wir reden einen wirren Mix aus Französisch, Englisch, Deutsch und seine Laune strahlt mit meiner um die Wette.
(Garten Eden der Reben hat einen Namen.)
Dann ein alter Bus, ein Weinwolf namens Manuka, und eine Führung durch die Rebstöcke der Domaine de Mythopia, dem Delinat’schen Forschungsgrün unter der sehr sachkundigen Obhut von Hans-Peter Schmidt.
(Herr Schmidt und der tote Boden.)
Dieser führt mit leisem Witz und sehr viel Input durch die Reben und erklärt und redet und lächelt und buddelt. Selbst der Regen stört nicht, und am Ende finden wir alle Platz in einer der kleinen Hütten, wo die Holztische sich unter dampfenden Pellkartoffeln, Käsebrocken und Brot biegen und (Hurra!) Wein aufgetischt wird.
Es folgt ein Glas dem nächsten, wir nippen im Rudel konzentriert an den Erklärungen und den Naturweinen, und da muss ich kurz mal anmerken: Naturweine sind das nächste Level nach Bioweinen. Die körpereigenen Geschmacksknospen fahren erstaunt hoch, ob der neuen Eindrücke die da über die Zunge kommen. Bockige Rote, samtweiche gelbe, hier ein Stück Käse, dort noch einmal hineinschmecken –
Und noch einmal. Ich bin begeistert, und würde ab jetzt alles trinken, was Mythopia mir ins Glas lässt, allein um des Erstaunens Willen.
(Der Mensch lebt nicht vom Brot allein...)
Ich mach’s kurz: Ich könnte meine Zelte aufschlagen und einfach so bleiben. Naturwein, Kräuterquark mit Brot, und dann immer diese Berge, mit denen ich innerlich hadere, zetere, sie lieb gewinne. Hier ist alles positive Herausforderung, hier bin ich wach und gut durchlüftet und hier sind Menschen, die 24/7 rein ins Karmakonto arbeiten, dazu an späteren Stellen sicher mehr.
Abends eine gefilmte Fahrt von oben nach Sion, dort Essen, dann eine Fahrt durchs Dunkle hoch auf den Berg.
Schlafe wie ein Stein zwischen all den Alpen und träume, ich würde das Matterhorn per Pedes erklimmen, allein weil ich weiß, dass dort oben die einzige Weinstube der Schweiz ist, welche gute Naturweine verkauft. So weit ist es schon.
Sonntag wache ich auf und auf Augenhöhe mit mir eine Wolkendecke. Fühle mich wie im Flugzeug, bin es aber nicht, und wickel -allein um das zu feiern- das warme Plumeau fester um mich herum.
(Bettdeckenhöhe auf Wolkendeckenhöhe. Beeindrucktes Aufwachen inklusive.)
Frühstück, wieder knatternd im Bus den Berg runter und dann die Führung von gestern noch einmal, heute aber mit Sonne.
Hans-Peter Schmidt kann man auch mehrmals hintereinander super auf den Fersen bleiben und über Biodiversität und Rabenpaare zuhören, das wird nicht langwierig.
Dazu heute Berg-Raclette a la Claudio et Sarah mitten im Weinberg.
(Tafeln in freier Natur. Unbezahlbar.)
(Die Outdoorküche von Mythopia. Alles da, alles drin.)
(Biologe Claudio Niggli mit gewetztem Messer. Das Raclette wird heute von ihm persönlich geschabt, direkt vom Laib weg.)
Tolle Gespräche, gute Chemie, viele Pellkartoffeln und: Naturwein! Frage mich schon da, wie die nächste Zeit ohne wird, jetzt, wo man Neues lernen möchte. Prompt hängen wir noch eine Fassprobe dran, obwohl die Zeit schon knapp wird.
(Fassprobe der Naturweine im Keller. Erlebnisreise für den Gaumen.)
Den Weinwolf beim Zuhören entfilzen, lange Tschüß sagen, eigentlich viel zu wenig sagen, und dann sitzt man schon wieder im Zug gen Heimat.
Von sieben bis zum nächsten Morgen um sechs durchhalten und komatöses Liegen im Schlafabteil. Schlaf selbst ist ein schöner Gedanke, in echt liege ich Zeit tot und lasse die letzten drei Tage Revue passieren.
Als ich zu Hause die Fellchen hochpflücke und abküsse ist es halb sieben am Morgen und noch stockfinster.
Aber jetzt, final die tolle Info:
Das alles könnt ihr auch erleben, zwar nicht mehr in diesem Jahr, aber im nächsten! Und das solltet ihr auch, das lohnt, entschleunigt, macht die Welt besser und hey: Es gilt, die Sinne zu wecken.
Anbei ein paar Auszüge und Worte
Das Delinat-Institut forscht an den Grundlagen für eine klimapositive Landwirtschaft mit hoher Biodiversität. Das Labor der Forschungsstiftung liegt inmitten des Walliser Weinguts Mythopia. Praxisnah werden hier Methoden und Strategien für einen ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Qualitätsweinbau entwickelt.
Netzwerk aus Querdenkern
Das Delinat-Institut beschäftigt knapp zehn Mitarbeiter. Unter ihnen sind ein Biologe, ein Winzer, ein Umweltingenieur, ein Gärtner, ein Ökologe, ein Agronom und ein Philosoph. Sie alle zeichnet aus, sich nicht lediglich auf ihr Fachgebiet spezialisiert zu haben, sondern wie jeder Teil eines Ökosystems mit den verschiedenen Gebieten der anderen vernetzt zu sein.
Der Sitz des Delinat-Instituts befindet sich im Zentralwallis inmitten der Domaine de Mythopia. Auf der Domaine von knapp fünf Hektar werden nicht nur die meisten Versuche durchgeführt, sondern auch Wein, Gemüse, Obst, Heilkräuter und Honig produziert. Das umfassende Gesamtkonzept reicht von Bodenaktivierung und Karbonsequestrierung über die Ökostabilisierung durch Biodiversität und Mischkulturen bis zur Erprobung intelligenter Stoffkreisläufe und alternativer Bio-Energieproduktion.
Adresse, Kontakt und Informationen
Fondation Delinat Institut für Ökologie und Klimafarming
Hans-Peter Schmidt
Ancienne Eglise 9
CH- 1974 Arbaz
http://www.delinat-institut.org
info@delinat-institut.org
http://www.mythopia.ch
Und wer sich regelmäßig über Klimafarming und Biodiversität informieren möchte, dem kann ich nur wärmstens das Ithaka-Journal ans Herz legen.
***
Final noch mein komplettes Erlebnisalbum, bitte HIER sanft drücken und die Augen im satten grün weiden lassen.
Danke fürs Mitreisen. Ich hoffe, es hat gemundet!
Man kann viel schreiben, denkt man, hat man etwas Schönes durchgemacht. Notizen, Eindrücke, und als Mitbringsel packt man am Ende einen Miniatur-Hokkaido in die Arme des heimischen Ganesha, der aussieht wie ein kleiner oranger Barbapapa. Also der Hokkaido, nicht die Gottheit.
Dann legt man den gehüteten Kern eines Weinbergpfirsichs auf die sichere Seite, fummelt ein paar Samen vom wilden Fenchel aus der Jeanstasche, bevor diese in die Trommel der Waschmaschine wandert, gießt den letzten Tropfen des gestern im Weinberg entkorkten Weines ins Glas.
Man kann viel schreiben, denkt man, und dann hält man inne –
(Und plötzlich stehst Du mit Dir im Grünen und bist mit Dir grün, und dann: Ach!)
Nachtzüge, denkt man ja auch so, Nachtzüge sind praktisch. Man fährt in der Zeit, wo die Schalter eh auf OFF sind, bekommt nichts mit, nutzt also die Auszeit und ist man da, ist man eben auch da. So war das dann doch nicht, so einfach. Und in Bonn, es war so gegen Mitternacht, merkte ich dann am eigenen, quasi unbekleidetem Leibe, warum es toll ist, nutzt man denn die Jalousien und ist für sich, beim Umkleiden. Und nicht plötzlich und flott, wie so ein Zug nun mal ist, auf einem noch belebten Bahnsteig, mit Zahnbürste im Mund und abwesender Oberbekleidung. Hallo Bonn!
Ankommen kann dann auch phantastisch sein, nach durchrüttelter Nacht im Hamsternest. Sollte das mal wer machen, diese Übernachtfahrt mit der Deutschen Bahn, dann hier ein tatsächlich gut gemeinter Tipp, inbrünstig und ernst: Lehnt die Frühstücksbox ab!
Das, was euch da erwartet, ist menschenverachtend und alles, nur kein Frühstück. Es gibt: Ein abgepacktes Croissant, staubig und unnötig. Einmal Marmelade, einmal Leberwurst in Dose, einmal Orangensaft in Dose, ein drüsches Brötchen aus Pappe und das heiße Getränk nach Wunsch ist ebenfalls nur die Mutter eines Wunsches, aber nehmt nie den Kaffee!
Kaum in Sion angekommen, viel Lebensglück gehabt. Alle Menschen sehr nett, sehr inspirierend, sehr passend, und kennt ihr das? Gutes ist schwer beschreibbar, wenn man Pathos nicht leiden mag, und dennoch:
Lebensglück gehabt. Passte alles.
Später im Dorfcafé (Cafe Du Soleil) unters arbeitende Volk gemischt. Man spricht französisch, trägt Handwerkerklamotte und isst sehr viel Käse in allen Formen, meist aber flüssig aus dampfenden Töpfen und mit Unterlagen wie Kartoffeln, Stippzeug wie Brot, und die Schweiz scheint sehr reich an sauren Gürkchen zu sein. Ich esse den Rösti (Rrröschtieh) meines Lebens, eine ganze Pfanne voll mit fettigen Kartoffelstückchen, Zwiebeln, saure Gürkchen (!), und dazu Fendant, den man hier scheinbar schon mit der Muttermilch bekommt.
(Das ist eine normal große Pfanne, das oben auf ist ein ganzer Käse. Ich möchte nur auf die Größenverhältnisse hinweisen.)
Wir kommen nur auf allen vieren den Berg hoch, direkt unter das warme Plumeau, Berge angucken, einschlafen.
Es ist halb zwei am helllichten Tag.
Beim zweiten Abstieg des Tages, ein paar Stunden später, reißt der Himmel auf und denkt sich, Wasser Marsch. Wir brauchen 45 Minuten. 10 runter ins Dorf, 10 im kleinen Supermarkt, 25 im strömenden Regen mit Plastiktüten bewaffnet hoch Richtung B&B. Dort schlechter Supermarkt-Wein, ein ganzes Weißbrot, viel Käse und sehr zufriedene Laune. Draußen regnet es derweil junge Hunde und Katzen, aber das stört heute niemanden mehr.
(Auf der Straße nach unten, ins Dorf, zum Supermarkt. Mich als Flachlandbewohnerin irritieren die Wolkenhöhen ein ums andere Mal.)
Samstag dann wache ich auf, und denke ein einfaches aber inbrünstiges 'Wow'. Die Berge sind irgendwie überall, wir auf 1200 Metern Höhe und auf Augenhöhe eine Schicht Wolken, welche den Ort Sion unter sich grad abdunkelt.
Vorfreude auf den Tag lässt mich dem Hausherren das Frühstück entreißen, beide im Schlafanzug, macht ja nichts. Wir reden einen wirren Mix aus Französisch, Englisch, Deutsch und seine Laune strahlt mit meiner um die Wette.
(Garten Eden der Reben hat einen Namen.)
Dann ein alter Bus, ein Weinwolf namens Manuka, und eine Führung durch die Rebstöcke der Domaine de Mythopia, dem Delinat’schen Forschungsgrün unter der sehr sachkundigen Obhut von Hans-Peter Schmidt.
(Herr Schmidt und der tote Boden.)
Dieser führt mit leisem Witz und sehr viel Input durch die Reben und erklärt und redet und lächelt und buddelt. Selbst der Regen stört nicht, und am Ende finden wir alle Platz in einer der kleinen Hütten, wo die Holztische sich unter dampfenden Pellkartoffeln, Käsebrocken und Brot biegen und (Hurra!) Wein aufgetischt wird.
Es folgt ein Glas dem nächsten, wir nippen im Rudel konzentriert an den Erklärungen und den Naturweinen, und da muss ich kurz mal anmerken: Naturweine sind das nächste Level nach Bioweinen. Die körpereigenen Geschmacksknospen fahren erstaunt hoch, ob der neuen Eindrücke die da über die Zunge kommen. Bockige Rote, samtweiche gelbe, hier ein Stück Käse, dort noch einmal hineinschmecken –
Und noch einmal. Ich bin begeistert, und würde ab jetzt alles trinken, was Mythopia mir ins Glas lässt, allein um des Erstaunens Willen.
(Der Mensch lebt nicht vom Brot allein...)
Ich mach’s kurz: Ich könnte meine Zelte aufschlagen und einfach so bleiben. Naturwein, Kräuterquark mit Brot, und dann immer diese Berge, mit denen ich innerlich hadere, zetere, sie lieb gewinne. Hier ist alles positive Herausforderung, hier bin ich wach und gut durchlüftet und hier sind Menschen, die 24/7 rein ins Karmakonto arbeiten, dazu an späteren Stellen sicher mehr.
Abends eine gefilmte Fahrt von oben nach Sion, dort Essen, dann eine Fahrt durchs Dunkle hoch auf den Berg.
Schlafe wie ein Stein zwischen all den Alpen und träume, ich würde das Matterhorn per Pedes erklimmen, allein weil ich weiß, dass dort oben die einzige Weinstube der Schweiz ist, welche gute Naturweine verkauft. So weit ist es schon.
Sonntag wache ich auf und auf Augenhöhe mit mir eine Wolkendecke. Fühle mich wie im Flugzeug, bin es aber nicht, und wickel -allein um das zu feiern- das warme Plumeau fester um mich herum.
(Bettdeckenhöhe auf Wolkendeckenhöhe. Beeindrucktes Aufwachen inklusive.)
Frühstück, wieder knatternd im Bus den Berg runter und dann die Führung von gestern noch einmal, heute aber mit Sonne.
Hans-Peter Schmidt kann man auch mehrmals hintereinander super auf den Fersen bleiben und über Biodiversität und Rabenpaare zuhören, das wird nicht langwierig.
Dazu heute Berg-Raclette a la Claudio et Sarah mitten im Weinberg.
(Tafeln in freier Natur. Unbezahlbar.)
(Die Outdoorküche von Mythopia. Alles da, alles drin.)
(Biologe Claudio Niggli mit gewetztem Messer. Das Raclette wird heute von ihm persönlich geschabt, direkt vom Laib weg.)
Tolle Gespräche, gute Chemie, viele Pellkartoffeln und: Naturwein! Frage mich schon da, wie die nächste Zeit ohne wird, jetzt, wo man Neues lernen möchte. Prompt hängen wir noch eine Fassprobe dran, obwohl die Zeit schon knapp wird.
(Fassprobe der Naturweine im Keller. Erlebnisreise für den Gaumen.)
Den Weinwolf beim Zuhören entfilzen, lange Tschüß sagen, eigentlich viel zu wenig sagen, und dann sitzt man schon wieder im Zug gen Heimat.
Von sieben bis zum nächsten Morgen um sechs durchhalten und komatöses Liegen im Schlafabteil. Schlaf selbst ist ein schöner Gedanke, in echt liege ich Zeit tot und lasse die letzten drei Tage Revue passieren.
Als ich zu Hause die Fellchen hochpflücke und abküsse ist es halb sieben am Morgen und noch stockfinster.
Aber jetzt, final die tolle Info:
Das alles könnt ihr auch erleben, zwar nicht mehr in diesem Jahr, aber im nächsten! Und das solltet ihr auch, das lohnt, entschleunigt, macht die Welt besser und hey: Es gilt, die Sinne zu wecken.
Anbei ein paar Auszüge und Worte
Das Delinat-Institut forscht an den Grundlagen für eine klimapositive Landwirtschaft mit hoher Biodiversität. Das Labor der Forschungsstiftung liegt inmitten des Walliser Weinguts Mythopia. Praxisnah werden hier Methoden und Strategien für einen ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Qualitätsweinbau entwickelt.
Netzwerk aus Querdenkern
Das Delinat-Institut beschäftigt knapp zehn Mitarbeiter. Unter ihnen sind ein Biologe, ein Winzer, ein Umweltingenieur, ein Gärtner, ein Ökologe, ein Agronom und ein Philosoph. Sie alle zeichnet aus, sich nicht lediglich auf ihr Fachgebiet spezialisiert zu haben, sondern wie jeder Teil eines Ökosystems mit den verschiedenen Gebieten der anderen vernetzt zu sein.
Der Sitz des Delinat-Instituts befindet sich im Zentralwallis inmitten der Domaine de Mythopia. Auf der Domaine von knapp fünf Hektar werden nicht nur die meisten Versuche durchgeführt, sondern auch Wein, Gemüse, Obst, Heilkräuter und Honig produziert. Das umfassende Gesamtkonzept reicht von Bodenaktivierung und Karbonsequestrierung über die Ökostabilisierung durch Biodiversität und Mischkulturen bis zur Erprobung intelligenter Stoffkreisläufe und alternativer Bio-Energieproduktion.
Adresse, Kontakt und Informationen
Fondation Delinat Institut für Ökologie und Klimafarming
Hans-Peter Schmidt
Ancienne Eglise 9
CH- 1974 Arbaz
http://www.delinat-institut.org
info@delinat-institut.org
http://www.mythopia.ch
Und wer sich regelmäßig über Klimafarming und Biodiversität informieren möchte, dem kann ich nur wärmstens das Ithaka-Journal ans Herz legen.
***
Final noch mein komplettes Erlebnisalbum, bitte HIER sanft drücken und die Augen im satten grün weiden lassen.
Danke fürs Mitreisen. Ich hoffe, es hat gemundet!
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kaltmamsell,
Donnerstag, 30. September 2010, 19:08
Und kein bisschen Kampfflieger? Ich habe zweimal eine Woche Blockseminar in Sion verbracht, weil die Uni dort Häuser hatte, und am stärksten ist mir die Ohrenbetäubung des Militärflughafens im Tal in Erinnerung geblieben.
Ist aber bereits fast 15 Jahre her - vielleicht ist der mittlerweile geschlossen?
Ist aber bereits fast 15 Jahre her - vielleicht ist der mittlerweile geschlossen?
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Lu,
Freitag, 1. Oktober 2010, 11:30
Kein Einziger. Wenn was flog, dann Hubschrauber und leise kleine Brummer, wo ich froh war, dass ich nicht drin sitze. Und viele Wildbienen flogen, aber das war ja auch im gesunden Weinberg, und kein Angriff :)
Ich denke also, der ist mittlerweile dicht.
Ich denke also, der ist mittlerweile dicht.
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karan,
Montag, 4. Oktober 2010, 20:36
Oh, welche Freuden, und dann noch mitten im Rilke-Land (Chateau Muzot gleich um die Ecke in Sierre, und Rilkes Grab mit Aussicht an der Burgkirche in Raron)! Wunderschöne Gegend, Jahrzehnte nicht gesehen. Habe Lust bekommen. Und auch Hunger und Weindurst.
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Lu,
Dienstag, 5. Oktober 2010, 11:43
Ach Herrjeh, Rilke. Der ist mir ja völlig entgangen. Nächstes Mal, weglaufen tut er ja nun nicht mehr.
Und schön, falls ich einen Reisepunkt getriggert habe :)
Und schön, falls ich einen Reisepunkt getriggert habe :)
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