Freitag, 8. August 2008
reisenotizen./ amsterdam und die drei tage.
Bis ich die Rolltreppe in die Höhe fahre habe ich noch keine Ahnung. Dann steht es dort zweifach
Amsterdam
über Duisburg, Oberhausen, Utrecht
Heissa!
Zwei Stunden Zugfahrt aussitzen. RockHard gelesen, die erste nach zwanzig Jahren. Ein BonBon, zig Runden Freecell auf dem (da noch funktionierenden) Mobilfon, Vorfreude genießen.
Als wir nach zwei Stunden Zugfahrt aus dem Bahnhof kommen: Kulturschock. Ein randvoller Ameisenhaufen, wo jede Ameise mehrere Aufgaben gleichzeitig verrichtet könnte in etwa das beschreiben, was mein erster Eindruck dieser Stadt ist. Dazu Dönerduft.
Dann erster Schock im nicht-Hotel, aufgrund der akuten Schönheit des Zimmers! Eine halbe Stunde rumlaufen und anfassen aller Dinge, Plasma-TV an und aus, die kalt gebrachte Flasche Champagner direkt weggemacht (zwölf Uhr Mittags),
die Füsse der Badewanne abstreicheln und fotografieren, etcetera.
Zweiter Schock: Fahrrad ausleihen und Dank Champagner und Radrasse (Hollandrad) über die Amsterdamer Fahradautobahn kämpfen. Tapfer geschlagen, prompt wieder stocknüchtern und dann das ganze Programm:
Grachten gucken, rein in Läden, raus aus Läden, Vondelpark,
kleine Biere und große Emotionen.
Abends noch schnell ein Photo mit mir und der Badewanne gemacht, das letzte übrigens in dem Jahrzehnt, welches ich um Mitternacht auf immer verlasse.
Frisch gekämmt wieder in den Hollandrad-Feierabendverkehr eingefädelt und zu der Gracht gerast, wo Herr M. das Restaurant Le zinc... et les autres ausgesucht hat. Sehr sehr gut ausgesucht hat!
Der erste Abend nach deren Sommerurlaub, das Personal ausgeruht und sehr nett, die Karte macht die Auswahl schwer wie das Dessert, die Weine, die Atmosphäre: perfekt.
Mein Highlight: Wasabi-Kaviar! Klitzekleine grüne Perlen auf der Lachsscheibe, und kaum hat man die kleinen Dinger im Mund, bringt man sie zum bersten, knacken, lässt sie zerplatzen und diese Ahnung von Schärfe breitet sich aus, bleibt einen Moment und ist dann wieder weg. Toll!
Als mein Vorspeisenteller eingesammelt wird, befindet sich keine einzige Perle mehr darauf.
Nach über drei Stunden, vier Tellern und vier Weinen und einem Dessert, welches den besten Esser unter zwei Minuten in die Knie zwingt wie Bleienten-on-wheels zurück in die Gemächer. Dazu Nieselregen und leckere Luft.
So gefällt mir Amsterdam ausgesprochen gut.
Dann Geburtstag. Mein Mobilfon gibt zeitgleich auf und geht in Urlaub, Ansagetext 'Kein Netzempfang' statt netter Anrufe.
Bescherung noch vor dem Frühstück, ich freue mich über Knarre und Möpse, über Paris in bewegten Bildern und über die Tatsache, das alles in diesem Umfeld aus den Verpackungen piddeln zu können, über die Sonne hinter den schweren Vorhängen und die schwallartig eintrudelnden SMS, wenn das Mobile einmal eine schwache Minute hat und sich ins Netz einklinkt und ich freue mich überhaupt.
Der erste Anrufer ist mein Gynäkologe, der mir in schon fast alter Tradition die Mailbox vollsingt. Da kann sich der ein oder andere angebliche Freund gerne eine Scheibe oder das ganze Endstück von abschneiden, Geburtstage komplett vergessen ist für mich so ähnlich wie kleine Babyigel in Pfützen schubsen, so!
Tagsüber viel auf Grachten gefahren, drüber gelaufen und nebenher marschiert. Keine Fritten gegessen und viel im Schatten gesessen, die Hitze saugt an allen Enden.
Das Abendessen dann bei einem Geheimtippitaliener. Muss man ja immer mit aufpassen, jeder Geheimtipp hat einen spitzen haken, bei diesem war es die Weinbegleitungsfrequenz gepaart mit der Hitze. Essen tadellos, aber selbst bei s_e_h_r langsamen essen des Essens ging es gefühlt Schlag auf Schlag, bzw. Schluck auf Schluck, und da dieses Restaurant im Obergschoß einen großen Hauses weilte und wir somit auch, und alles sehr warm war, konnte ich wieder sehr viel später lakonisch lallend feststellen, dass ich abgefüllt (Dessertwein, Baby) besser Rad fahre als auf Absätzen durch Amsterdam zu haspeln. Amen.
Beim fluchenden abschließen des Rads hörte ich meinen Ur-Opa Malte noch von hoch oben johlen, dass man so jung ja nich mehr zusammen käme, nech, und ich immer daran denken soll, ich lütte Sprotte, dass meine 8xUrgroßväter schließlich Wikinger waren. So.
Ich, Urenkelin sämtlicher Männer mit Bärten und Fellen lag nunmehr niedergestreckt von Dessertwein und Biscotti in voller Länge neben dem Mann, der noch vor mir und unter fünf Sekunden in einen komatösen Schlaf fiel. Die Mitternacht indes war noch eine Stunde fern, das zum wilden feiern im Alter.
Dann schon Donnerstag. Der sogar tatsächlich mit Donner und viel Kaffee dazu. Abschlußtagsdinge eben.
Erst Zimmer räumen, dann dieses eine kleine Restaurant suchen, das man am ersten Tag nicht, aber jetzt gern würde, dieses einfache mit Suppen und Salaten, und dem roten Kater vor der Tür. Stundenlanges Grachtenabschreiten, hier sieht tatsächlich alles gleich aus. Später dann zum nächsten Donnerwetter erst mal hier, und dann dort gelandet, aber der beste Ort um Unwetter auszusitzen scheint tatsächlich das gute, alte Casinos zu sein.
Insgesamt verschwinden wir für zwei Stunden im Lido, zwischen sehr vielen Damen mit schweren Ringen und einem Hang zu Bier am Nachmittag, Zigaretten und dem Glücksspiel an bunten Automaten.
Viel gewonnen, viel verloren, viel Spaß gehabt.
Kurze Stunden danach im Düsseldorf die drei Fellchen feste in den Arm gepackt, ein großes Glas Wein, ein mitgebrachtes Unwetter und sehr viel tiefen Schlaf.
Eindruck: Die Amsterdamer sind nette Menschen, meist auffallend hübsch und schön bunt angezogen, die zu schnell auf zu alten Rädern fahren, die scheinbar alle unglaublich gut bezahlte Jobs in unglaublich schicken Souterrain-Büros ausüben, zu viel Brot essen in sehr viel Freizeit essen und ansonsten viel mit Booten machen. Die Rentner leben im Casino.
Es gibt zwei Ecken, die sehen aus wie Hamburg (einmal Hoheluftchausse, einmal Hafen), es gibt ein wenig Paris und eine Ahnung von London.
Man kann sich super über die Landesgrenzen unterhalten, meint, der Deutsche deutsch, der Niederländer holländisch, keinen störts, verstehen tut man sich eh. Das geht übrigens nur mit Niederländern. Jeder Taxifahrer ist indischen Ursprungs und spricht perfektes Englisch.
Die Touristen sind zu erkennen an ihren Amsterdam-Führern, an ihren knallroten Augen oder an den Leihrädern von DutchBike. Viele Amerikaner.
Hier sachte drücken und das alles in Bildern sehen.
(Bei Reise-Interesse kurze Mail an mich, dann rücke ich die Adressen zum Text heraus. )
Amsterdam
über Duisburg, Oberhausen, Utrecht
Heissa!
Zwei Stunden Zugfahrt aussitzen. RockHard gelesen, die erste nach zwanzig Jahren. Ein BonBon, zig Runden Freecell auf dem (da noch funktionierenden) Mobilfon, Vorfreude genießen.
Als wir nach zwei Stunden Zugfahrt aus dem Bahnhof kommen: Kulturschock. Ein randvoller Ameisenhaufen, wo jede Ameise mehrere Aufgaben gleichzeitig verrichtet könnte in etwa das beschreiben, was mein erster Eindruck dieser Stadt ist. Dazu Dönerduft.
Dann erster Schock im nicht-Hotel, aufgrund der akuten Schönheit des Zimmers! Eine halbe Stunde rumlaufen und anfassen aller Dinge, Plasma-TV an und aus, die kalt gebrachte Flasche Champagner direkt weggemacht (zwölf Uhr Mittags),
die Füsse der Badewanne abstreicheln und fotografieren, etcetera.
Zweiter Schock: Fahrrad ausleihen und Dank Champagner und Radrasse (Hollandrad) über die Amsterdamer Fahradautobahn kämpfen. Tapfer geschlagen, prompt wieder stocknüchtern und dann das ganze Programm:
Grachten gucken, rein in Läden, raus aus Läden, Vondelpark,
kleine Biere und große Emotionen.
Abends noch schnell ein Photo mit mir und der Badewanne gemacht, das letzte übrigens in dem Jahrzehnt, welches ich um Mitternacht auf immer verlasse.
Frisch gekämmt wieder in den Hollandrad-Feierabendverkehr eingefädelt und zu der Gracht gerast, wo Herr M. das Restaurant Le zinc... et les autres ausgesucht hat. Sehr sehr gut ausgesucht hat!
Der erste Abend nach deren Sommerurlaub, das Personal ausgeruht und sehr nett, die Karte macht die Auswahl schwer wie das Dessert, die Weine, die Atmosphäre: perfekt.
Mein Highlight: Wasabi-Kaviar! Klitzekleine grüne Perlen auf der Lachsscheibe, und kaum hat man die kleinen Dinger im Mund, bringt man sie zum bersten, knacken, lässt sie zerplatzen und diese Ahnung von Schärfe breitet sich aus, bleibt einen Moment und ist dann wieder weg. Toll!
Als mein Vorspeisenteller eingesammelt wird, befindet sich keine einzige Perle mehr darauf.
Nach über drei Stunden, vier Tellern und vier Weinen und einem Dessert, welches den besten Esser unter zwei Minuten in die Knie zwingt wie Bleienten-on-wheels zurück in die Gemächer. Dazu Nieselregen und leckere Luft.
So gefällt mir Amsterdam ausgesprochen gut.
Dann Geburtstag. Mein Mobilfon gibt zeitgleich auf und geht in Urlaub, Ansagetext 'Kein Netzempfang' statt netter Anrufe.
Bescherung noch vor dem Frühstück, ich freue mich über Knarre und Möpse, über Paris in bewegten Bildern und über die Tatsache, das alles in diesem Umfeld aus den Verpackungen piddeln zu können, über die Sonne hinter den schweren Vorhängen und die schwallartig eintrudelnden SMS, wenn das Mobile einmal eine schwache Minute hat und sich ins Netz einklinkt und ich freue mich überhaupt.
Der erste Anrufer ist mein Gynäkologe, der mir in schon fast alter Tradition die Mailbox vollsingt. Da kann sich der ein oder andere angebliche Freund gerne eine Scheibe oder das ganze Endstück von abschneiden, Geburtstage komplett vergessen ist für mich so ähnlich wie kleine Babyigel in Pfützen schubsen, so!
Tagsüber viel auf Grachten gefahren, drüber gelaufen und nebenher marschiert. Keine Fritten gegessen und viel im Schatten gesessen, die Hitze saugt an allen Enden.
Das Abendessen dann bei einem Geheimtippitaliener. Muss man ja immer mit aufpassen, jeder Geheimtipp hat einen spitzen haken, bei diesem war es die Weinbegleitungsfrequenz gepaart mit der Hitze. Essen tadellos, aber selbst bei s_e_h_r langsamen essen des Essens ging es gefühlt Schlag auf Schlag, bzw. Schluck auf Schluck, und da dieses Restaurant im Obergschoß einen großen Hauses weilte und wir somit auch, und alles sehr warm war, konnte ich wieder sehr viel später lakonisch lallend feststellen, dass ich abgefüllt (Dessertwein, Baby) besser Rad fahre als auf Absätzen durch Amsterdam zu haspeln. Amen.
Beim fluchenden abschließen des Rads hörte ich meinen Ur-Opa Malte noch von hoch oben johlen, dass man so jung ja nich mehr zusammen käme, nech, und ich immer daran denken soll, ich lütte Sprotte, dass meine 8xUrgroßväter schließlich Wikinger waren. So.
Ich, Urenkelin sämtlicher Männer mit Bärten und Fellen lag nunmehr niedergestreckt von Dessertwein und Biscotti in voller Länge neben dem Mann, der noch vor mir und unter fünf Sekunden in einen komatösen Schlaf fiel. Die Mitternacht indes war noch eine Stunde fern, das zum wilden feiern im Alter.
Dann schon Donnerstag. Der sogar tatsächlich mit Donner und viel Kaffee dazu. Abschlußtagsdinge eben.
Erst Zimmer räumen, dann dieses eine kleine Restaurant suchen, das man am ersten Tag nicht, aber jetzt gern würde, dieses einfache mit Suppen und Salaten, und dem roten Kater vor der Tür. Stundenlanges Grachtenabschreiten, hier sieht tatsächlich alles gleich aus. Später dann zum nächsten Donnerwetter erst mal hier, und dann dort gelandet, aber der beste Ort um Unwetter auszusitzen scheint tatsächlich das gute, alte Casinos zu sein.
Insgesamt verschwinden wir für zwei Stunden im Lido, zwischen sehr vielen Damen mit schweren Ringen und einem Hang zu Bier am Nachmittag, Zigaretten und dem Glücksspiel an bunten Automaten.
Viel gewonnen, viel verloren, viel Spaß gehabt.
Kurze Stunden danach im Düsseldorf die drei Fellchen feste in den Arm gepackt, ein großes Glas Wein, ein mitgebrachtes Unwetter und sehr viel tiefen Schlaf.
Eindruck: Die Amsterdamer sind nette Menschen, meist auffallend hübsch und schön bunt angezogen, die zu schnell auf zu alten Rädern fahren, die scheinbar alle unglaublich gut bezahlte Jobs in unglaublich schicken Souterrain-Büros ausüben, zu viel Brot essen in sehr viel Freizeit essen und ansonsten viel mit Booten machen. Die Rentner leben im Casino.
Es gibt zwei Ecken, die sehen aus wie Hamburg (einmal Hoheluftchausse, einmal Hafen), es gibt ein wenig Paris und eine Ahnung von London.
Man kann sich super über die Landesgrenzen unterhalten, meint, der Deutsche deutsch, der Niederländer holländisch, keinen störts, verstehen tut man sich eh. Das geht übrigens nur mit Niederländern. Jeder Taxifahrer ist indischen Ursprungs und spricht perfektes Englisch.
Die Touristen sind zu erkennen an ihren Amsterdam-Führern, an ihren knallroten Augen oder an den Leihrädern von DutchBike. Viele Amerikaner.
Hier sachte drücken und das alles in Bildern sehen.
(Bei Reise-Interesse kurze Mail an mich, dann rücke ich die Adressen zum Text heraus. )
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motor_h,
Samstag, 9. August 2008, 05:14
een gelukkige verjaardag nachträglijk!
Amsterdam ist Friedrichshain auf Crack, und das sogar vor der Erfindung von Friedrichshain. Ein Henne-Ei-Problem, was bislang nur durch eine liberale Duldung des Weichbrötchen-Eigenbedarfs über die Jahrhunderte totgeschwiegen wurde.
Dass Rentner in Casinos leben dürfen, wird hoffentlich bald EU-Recht.
Amsterdam ist Friedrichshain auf Crack, und das sogar vor der Erfindung von Friedrichshain. Ein Henne-Ei-Problem, was bislang nur durch eine liberale Duldung des Weichbrötchen-Eigenbedarfs über die Jahrhunderte totgeschwiegen wurde.
Dass Rentner in Casinos leben dürfen, wird hoffentlich bald EU-Recht.
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derbjoern,
Sonntag, 10. August 2008, 15:41
Also der eine Kalbsklops sah aber sehr traurig aus, so ganz allein da auf dem großen Teller. Ansonsten, yeah, Amsterdam hat feines Essen, das muss man ihm lassen.
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Lu,
Montag, 11. August 2008, 18:29
der sah nicht nur so aus, der war auch mindestens genau so traurig wie die kleine silberzwiebel, die am tellerrand einem einsamen ende entgegensah.
und da soll einem warm ums herz werden (ich weiß ja nicht.)!
und da soll einem warm ums herz werden (ich weiß ja nicht.)!
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mark793,
Montag, 11. August 2008, 19:04
Das Beste am RockHard
sind ja meines Erachtens die Leserbriefe. Hatte mindestens fünf Jahre kein Exemplar mehr zur Hand, aber die endlosen Debatten, was ist true metal, darf ich auch mit kurzen Haaren headbangen, warum combo xy nur posende Weicheier sind, boah, die unverschämtem Ticketpreise beim Schieß-mich-tot-Festival - das waren für mich immer unterhaltsame Einblicke in ein Paralleluniversum. Best Klolektüre ever.
Tod zu falsches Metall! ;-)
Tod zu falsches Metall! ;-)
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