Mittwoch, 25. Februar 2004
während am anderen ende der stadt...
»Musst du diese Dinge immer in den Schmutz ziehen?«
Ich schaue zu meiner Mutter hoch, sie ist aufgebracht. Nein, ganz im Gegenteil, der Schmutz wird ja entsorgt, gesäubert das, was sie so aufregt. Ich hocke auf dem Boden, wickele den Pimpf und bitte ihn, mir da zu helfen. »Hältst du mal bitte deinen Schwanz fest?«, denk mir nichts dabei, er macht das immer, drückt sein Ding nach unten, damit es richtig liegt in dieser Windel.
...die dinge diskutiert werden, die mir die letzten tage auch wieder einfielen, als ich sah, wie ein kleiner junge mit mutter an der hand in ein gebüsch strullte, dabei an seinem schniepel zog und laut glucksend lachte.
an mein erstauntes " och " im zarten alter von vier oder fünf, als ich sah, dass mein gleichaltriger cousin etwas hatte, was mir völlig fehlte. darauf folgte ein empörtes geräusch, aber ich hielt mich stickum, ließ cousin mit seinem komischen ding in ruhe, mußte erst einmal nachdenken über die natur und ihre seltsame aufteilung der dinge.
abends hatten meine eltern dann ihren teil zu tun. als sie nach hause kamen, sahen sie mich mit mutters kosmetikspiegel, immer noch auf der suche, die stelle kann sich wohl jeder denken. ich war immer noch empört, mußte des rätsels lösung finden, und das fand ich dann auch, im gleichen moment, wie der schlüßel sich in der tür drehte und beide elternteile im rahmen standen, verdutzt, sprachlos, die lippen geschürzt.
mein jubilierendes " ach " konnten sie nicht wirklich einordnen, hatte ich für mich zwar unwissend aber biologisch richtig geschlußfolgert, und nun war meine neugier richtig entfacht, und mein vater mußte dran glauben. ich meine ihn noch im ohr zu haben, wie er sagte " hätte ich doch einen jungen ... und dann mußte er die hose runter lassen, muttern im hintergrund mit dem satz " jetzt lass sie doch EINMAL gucken, dann ist ruhe ! "
so stand ich dann vor meinem erzeuger und besah mir dessen werkzeug. und zwar genau und von allen seiten. ich zog, ich hob an, ich rupfte und staunte, und ich kann heute, zig jahre später, nur erahnen, welche qualen mein armer vater in diesen minuten erlitten hat. ich bin ein sehr neugieriger mensch, aber das nur am rande.
Ich schaue zu meiner Mutter hoch, sie ist aufgebracht. Nein, ganz im Gegenteil, der Schmutz wird ja entsorgt, gesäubert das, was sie so aufregt. Ich hocke auf dem Boden, wickele den Pimpf und bitte ihn, mir da zu helfen. »Hältst du mal bitte deinen Schwanz fest?«, denk mir nichts dabei, er macht das immer, drückt sein Ding nach unten, damit es richtig liegt in dieser Windel.
...die dinge diskutiert werden, die mir die letzten tage auch wieder einfielen, als ich sah, wie ein kleiner junge mit mutter an der hand in ein gebüsch strullte, dabei an seinem schniepel zog und laut glucksend lachte.
an mein erstauntes " och " im zarten alter von vier oder fünf, als ich sah, dass mein gleichaltriger cousin etwas hatte, was mir völlig fehlte. darauf folgte ein empörtes geräusch, aber ich hielt mich stickum, ließ cousin mit seinem komischen ding in ruhe, mußte erst einmal nachdenken über die natur und ihre seltsame aufteilung der dinge.
abends hatten meine eltern dann ihren teil zu tun. als sie nach hause kamen, sahen sie mich mit mutters kosmetikspiegel, immer noch auf der suche, die stelle kann sich wohl jeder denken. ich war immer noch empört, mußte des rätsels lösung finden, und das fand ich dann auch, im gleichen moment, wie der schlüßel sich in der tür drehte und beide elternteile im rahmen standen, verdutzt, sprachlos, die lippen geschürzt.
mein jubilierendes " ach " konnten sie nicht wirklich einordnen, hatte ich für mich zwar unwissend aber biologisch richtig geschlußfolgert, und nun war meine neugier richtig entfacht, und mein vater mußte dran glauben. ich meine ihn noch im ohr zu haben, wie er sagte " hätte ich doch einen jungen ... und dann mußte er die hose runter lassen, muttern im hintergrund mit dem satz " jetzt lass sie doch EINMAL gucken, dann ist ruhe ! "
so stand ich dann vor meinem erzeuger und besah mir dessen werkzeug. und zwar genau und von allen seiten. ich zog, ich hob an, ich rupfte und staunte, und ich kann heute, zig jahre später, nur erahnen, welche qualen mein armer vater in diesen minuten erlitten hat. ich bin ein sehr neugieriger mensch, aber das nur am rande.
Donnerstag, 19. Februar 2004
die fünfte jahreszeit
schimpft sich die woche, auf die ich gut verzichten könnte.
trotz allem kommt man nicht um alles herum. vor mir liegen mit marmelade gefüllte, halb angebissene berliner, mühsam untergebracht zwischen vollgeschriebenen kleinen post-its. daneben in trauter gesellschaft eine kaffetasse, zweckentfremdet, mit schaumkrone, prall abgefüllt mit altbier, dem dunklen. aus dem radio brüllen sinnentleerte schunkelklänge, die kunden brüllen "helau", "alaaf" oder was ihnen sonst noch so einfällt zur begrüßung in den hörer, auch wenn sie aus dem tiefsten absurdistan anrufen, und karneval nur vom sagen her hören.
jetzt, 11:11 ... im haus kreischen gefühlt um die 20 büroetagenheldinnen los, rennen feuchtgetrunken zu ihrem chef, packen sich seine krawatte und ziehen allesamt gierig an dem symbol der männlichkeit, welches nun abgetrennt werden soll. die frauen haben jetzt die macht, einen tag lang. laut karnevalsgesetz. die männer tun unterlegen und freuen sich auf die nächsten stunden, wenn die mächtigen frauen alle mächtig betrunken und voll mit apfelschnaps und altbier orientierungslos durch die kneipen torkeln, und dank pegelstand mit allen bützen, die sie nur schnell genug zu fassen bekommen.
im nebenraum , drei meter luftlinie von mir entfernt schunkelt ein 1,86 m großer hase und hat eine flasche frankenheimer zur hand. oh kollege mein, ohne hasenzähne, aber mit den besten absichten diesen tag in ein paar minuten richtig anzugehen, als kaninchen in braun.
" und ? hat er ein stummelschwänzchen ? " fragte der kunde besorgt belustigt durchs telefon. " nö, die euro-norm von 13 cm, und das noch nicht mal in weiß " gebe ich resigniert zurück.
" aber er ist doch sicherlich ganz flauschig ?" versucht der kunde meine lage zu verbessern, zumidest verbal.
" im ernst, ich verspüre das erste mal seit zwei jahren das bedürfnis, ihn anzufassen " sag ich, und der kunde schweigt betroffen, während nebenan zwei schlappohren im wind wehen.
11:16, die schreibtischdamen rennen an meinem fenster vorbei, richtung altstadt, richtung abenteuer. zwei spanierinnen, eine indianerin, eine prinzessin, eine geisha und 7 britney spears/nutten.
ich muss auch gleich in die altstadt, zur akupunktur.
ein umstand, der mir feuchte achseln bringt, weil an tagen wie diesen, also an altweiber, da denken alle männer, das alle frauen, egal ob verkleidet oder nicht, lust auf fremdknutschen haben. und das ein angerissener beamter völlig enthemmt und lachend auf mich zurennt, um mich zu bützen , das zählte noch nicht mal im zarten alter von 9 zu meinen sexuellen phantasien.
also, auf gehts. das kaninchen wartet.
trotz allem kommt man nicht um alles herum. vor mir liegen mit marmelade gefüllte, halb angebissene berliner, mühsam untergebracht zwischen vollgeschriebenen kleinen post-its. daneben in trauter gesellschaft eine kaffetasse, zweckentfremdet, mit schaumkrone, prall abgefüllt mit altbier, dem dunklen. aus dem radio brüllen sinnentleerte schunkelklänge, die kunden brüllen "helau", "alaaf" oder was ihnen sonst noch so einfällt zur begrüßung in den hörer, auch wenn sie aus dem tiefsten absurdistan anrufen, und karneval nur vom sagen her hören.
jetzt, 11:11 ... im haus kreischen gefühlt um die 20 büroetagenheldinnen los, rennen feuchtgetrunken zu ihrem chef, packen sich seine krawatte und ziehen allesamt gierig an dem symbol der männlichkeit, welches nun abgetrennt werden soll. die frauen haben jetzt die macht, einen tag lang. laut karnevalsgesetz. die männer tun unterlegen und freuen sich auf die nächsten stunden, wenn die mächtigen frauen alle mächtig betrunken und voll mit apfelschnaps und altbier orientierungslos durch die kneipen torkeln, und dank pegelstand mit allen bützen, die sie nur schnell genug zu fassen bekommen.
im nebenraum , drei meter luftlinie von mir entfernt schunkelt ein 1,86 m großer hase und hat eine flasche frankenheimer zur hand. oh kollege mein, ohne hasenzähne, aber mit den besten absichten diesen tag in ein paar minuten richtig anzugehen, als kaninchen in braun.
" und ? hat er ein stummelschwänzchen ? " fragte der kunde besorgt belustigt durchs telefon. " nö, die euro-norm von 13 cm, und das noch nicht mal in weiß " gebe ich resigniert zurück.
" aber er ist doch sicherlich ganz flauschig ?" versucht der kunde meine lage zu verbessern, zumidest verbal.
" im ernst, ich verspüre das erste mal seit zwei jahren das bedürfnis, ihn anzufassen " sag ich, und der kunde schweigt betroffen, während nebenan zwei schlappohren im wind wehen.
11:16, die schreibtischdamen rennen an meinem fenster vorbei, richtung altstadt, richtung abenteuer. zwei spanierinnen, eine indianerin, eine prinzessin, eine geisha und 7 britney spears/nutten.
ich muss auch gleich in die altstadt, zur akupunktur.
ein umstand, der mir feuchte achseln bringt, weil an tagen wie diesen, also an altweiber, da denken alle männer, das alle frauen, egal ob verkleidet oder nicht, lust auf fremdknutschen haben. und das ein angerissener beamter völlig enthemmt und lachend auf mich zurennt, um mich zu bützen , das zählte noch nicht mal im zarten alter von 9 zu meinen sexuellen phantasien.
also, auf gehts. das kaninchen wartet.
Mittwoch, 18. Februar 2004
op platt
in zeiten des prä-karnevals gehen mir rheinischer frohnatur gelegentlich mal die gäule durch.
ich hasse karneval, nur noch einmal für das karmische protokoll. aber trotzdem, und das macht nicht nur mir zwischendurch angst, trotzdem rutschen mir in solchen zeiten unvorhersehbar dinge raus wie liedzeilen, nur als beispiel. gestern abend beim kartoffelschälen ... ich hantiere wortkarg mit dem küchenmesser, gucke konzentriert und trenne schale von kartoffel, da passiert es ... " die karawanäää zieht weitaaa, dä sullltan hätt duuurscht, ..." .laut, deutlich und gesungen aus meinem mund.
die fellchen, alle viere auf der fensterbank naturfutter anschauend, gingen vorsichtshalber leicht in deckung und wechselten nervöse blicke.
herr m. ruft aus dem bad " was ? "
ich : "nix, schon guhuuut " und summe den rest, peinlich berührt.
später beim duschen dann die nächste rheinische frohsinnsattacke. diesmal mit mehr schmackes, zwischen dove und lady shave :" ... isch hab drei haare auffa brust, isch bin än bäääär ". kneife sofort die lippen fest zusammen, aber umsonst. herr m. hatte das dilemma im nebenraum mehr wie deutlich vernommen, dank kachelakustik.
" du hast WAS ? " kam es auf dem arbeitszimmer . " nix, herr m. alles bestens, echt " gebe ich bemüht ohne jeglichen singsang in der stimme zurück, mit schamesröte auf den wangen. den rest des abends konnte ich mich beherrschen, abzüglich einer wirklich albernen laune mit tiefladerhumor.
heute morgen dann endlich einer, mit dem ich es auf umwegen ausleben konnte, das rhein-gen. mein kollege, gebürtiger nicht-düsseldorfer aber wahl-karnevaler, mußte von meiner verspätung in kenntnis gesetzt werden. und ich konnte nicht anders, ich sms' te ihm auf platt :
" ich stonn hier blöd inna jegänd rumm, de zoch kütt nich, un zu fooß träcke is och nit drin "
" wat isset ? hasse jestern zu vill jebützt, oda wat " kams zurück.
" nickes, de zoch kütt nich weila wohl platt irjendswo römmstonnt doo. "
" mach disch kinn kappes, küttste halt nen stung späta, doo lecker määädschen doo "
bin ich froh, wenn ich hier ab freitag entführt werde. das kann einem ja angst machen, so rheinische aussetzer.
ich hasse karneval, nur noch einmal für das karmische protokoll. aber trotzdem, und das macht nicht nur mir zwischendurch angst, trotzdem rutschen mir in solchen zeiten unvorhersehbar dinge raus wie liedzeilen, nur als beispiel. gestern abend beim kartoffelschälen ... ich hantiere wortkarg mit dem küchenmesser, gucke konzentriert und trenne schale von kartoffel, da passiert es ... " die karawanäää zieht weitaaa, dä sullltan hätt duuurscht, ..." .laut, deutlich und gesungen aus meinem mund.
die fellchen, alle viere auf der fensterbank naturfutter anschauend, gingen vorsichtshalber leicht in deckung und wechselten nervöse blicke.
herr m. ruft aus dem bad " was ? "
ich : "nix, schon guhuuut " und summe den rest, peinlich berührt.
später beim duschen dann die nächste rheinische frohsinnsattacke. diesmal mit mehr schmackes, zwischen dove und lady shave :" ... isch hab drei haare auffa brust, isch bin än bäääär ". kneife sofort die lippen fest zusammen, aber umsonst. herr m. hatte das dilemma im nebenraum mehr wie deutlich vernommen, dank kachelakustik.
" du hast WAS ? " kam es auf dem arbeitszimmer . " nix, herr m. alles bestens, echt " gebe ich bemüht ohne jeglichen singsang in der stimme zurück, mit schamesröte auf den wangen. den rest des abends konnte ich mich beherrschen, abzüglich einer wirklich albernen laune mit tiefladerhumor.
heute morgen dann endlich einer, mit dem ich es auf umwegen ausleben konnte, das rhein-gen. mein kollege, gebürtiger nicht-düsseldorfer aber wahl-karnevaler, mußte von meiner verspätung in kenntnis gesetzt werden. und ich konnte nicht anders, ich sms' te ihm auf platt :
" ich stonn hier blöd inna jegänd rumm, de zoch kütt nich, un zu fooß träcke is och nit drin "
" wat isset ? hasse jestern zu vill jebützt, oda wat " kams zurück.
" nickes, de zoch kütt nich weila wohl platt irjendswo römmstonnt doo. "
" mach disch kinn kappes, küttste halt nen stung späta, doo lecker määädschen doo "
bin ich froh, wenn ich hier ab freitag entführt werde. das kann einem ja angst machen, so rheinische aussetzer.
Dienstag, 17. Februar 2004
praise the gott.
zwischen punkt C und D , irgendwas gegen 13:00 uhr, da stand ein mann mitten in der fußgängerzone, irgendwas kurz nach jan-wellem platz. graue kurzhaarfrisur, weißen kittel an und ganz allein. als ich näher kam, hörte ich ihn in die sich wuselnde mittagsmasse rufen, dass wir uns alle jesus zuwenden sollen. der sohn gottes rettet uns, auf jeden fall. zuwenden würde reichen.
und als ich fast auf gleicher höhe mit ihm war, da hörte ich, dass ich glücklicher werden würde, mit gott, weil er wäre unter uns. gleichzeitig sah ich, dass sein weißer kittel gar nicht so rein war, und ich blieb vor ihm stehen und fragte
" warum haben sie blutige flecken auf ihrem weißen kittel ? "
und er " weil ich metzger bin " und ich sagte " oh." und dachte " oh. "
und er guckte nur, und ging dann weg.
und als ich auch weiterging, kam mir nach 50 metern der nächste entgegen, mit wirren haaren und wildem blick, und er hatte eine guitarre dabei und sang laut und schief " praise the lord " und ich dachte " oh.gott ".
und als ich fast auf gleicher höhe mit ihm war, da hörte ich, dass ich glücklicher werden würde, mit gott, weil er wäre unter uns. gleichzeitig sah ich, dass sein weißer kittel gar nicht so rein war, und ich blieb vor ihm stehen und fragte
" warum haben sie blutige flecken auf ihrem weißen kittel ? "
und er " weil ich metzger bin " und ich sagte " oh." und dachte " oh. "
und er guckte nur, und ging dann weg.
und als ich auch weiterging, kam mir nach 50 metern der nächste entgegen, mit wirren haaren und wildem blick, und er hatte eine guitarre dabei und sang laut und schief " praise the lord " und ich dachte " oh.gott ".
omatalk
und als ich an den beiden rüstigen damen mit grauer minilockendauerwelle und ihren überfütterten couch-wölfen
vorbeiging, sagte die eine zur andern " edda, bist ja früh dran heute ". sagt die edda zur andern " wir ham nen neuen kackplatz gefunden, da will er jetzt hin ". sagt die andere zur edda " och, da kommen wa mit ".
vorbeiging, sagte die eine zur andern " edda, bist ja früh dran heute ". sagt die edda zur andern " wir ham nen neuen kackplatz gefunden, da will er jetzt hin ". sagt die andere zur edda " och, da kommen wa mit ".
Montag, 16. Februar 2004
fester knoten
sie steigen jeden morgen an der der selben uBahn station in den schon angesammelten menschenhaufen, und lassen keinen blick voneinander. er körperlich größer als sie, blass, müder mund. sie an ihn gepresst, lange haare, kein make-up, müde augen. meist wird die bahn am hauptbahnhof leerer, so dass beide einen sitzplatz bekommen. oft sitzen sie in meinem blickfeld. und immer spielt sich folgende szene ab :
er setzt sich ans fenster, sie setzt sich neben ihn, so nah, dass man auch glauben könnte, sie bräuchten nur einen platz. sie schmiegt sich mit schon geschlossenen augen an ihn, wie eine katze, vergräbt ihren kopf an seiner brust in die jacke und passt genau in ihn hinein. wie hineingegossen. und zuletzt schiebt sie ihm ihre hände in den ärmel und er schließt beide arme um sie. sie sehen nun aus wie eine symbiose, wie ein großes knäuel, und schlafen einen leichten schlaf.
manchmal unterhalten sie sich über den job, von dem sie gerade kommen, leise und auf russisch mit ein bißchen deutsch, als wenn sie denken würden, sie wären ja gerade in einer deutschen uBahn, und da müßte man doch deutsch und alles richtig machen.
manchmal reden sie von ihrer arbeit, zu der sie gerade fahren, die arbeit nach der arbeit oder vom abend zuvor.
heute morgen sass ich wieder vor dem schlafenden knoten, der sich als letzten blick einen sehr warmen zugworfen hat.
so viel liebe ist zwischen den beiden, habe ich gedacht, und wie viele jobs sie wohl bewältigen, habe ich mich gefragt.
und wie schön sie ihn in hineinpasste, habe ich gesehen.
er setzt sich ans fenster, sie setzt sich neben ihn, so nah, dass man auch glauben könnte, sie bräuchten nur einen platz. sie schmiegt sich mit schon geschlossenen augen an ihn, wie eine katze, vergräbt ihren kopf an seiner brust in die jacke und passt genau in ihn hinein. wie hineingegossen. und zuletzt schiebt sie ihm ihre hände in den ärmel und er schließt beide arme um sie. sie sehen nun aus wie eine symbiose, wie ein großes knäuel, und schlafen einen leichten schlaf.
manchmal unterhalten sie sich über den job, von dem sie gerade kommen, leise und auf russisch mit ein bißchen deutsch, als wenn sie denken würden, sie wären ja gerade in einer deutschen uBahn, und da müßte man doch deutsch und alles richtig machen.
manchmal reden sie von ihrer arbeit, zu der sie gerade fahren, die arbeit nach der arbeit oder vom abend zuvor.
heute morgen sass ich wieder vor dem schlafenden knoten, der sich als letzten blick einen sehr warmen zugworfen hat.
so viel liebe ist zwischen den beiden, habe ich gedacht, und wie viele jobs sie wohl bewältigen, habe ich mich gefragt.
und wie schön sie ihn in hineinpasste, habe ich gesehen.
Freitag, 13. Februar 2004
r. und die sache mit dem ZEN
ich wollte euch übrigens schon lange mal etwas über r. erzählen. wochen, seit seines ersten outings.
r. ist co- und personal trainer / mental coach in der folterhölle, wo ich mich 3 / 7 mittags aufhalte, statt gemütlich irgendwo beim italiener eine stunde anti-pasti zu futtern und den göttern zu danken.
anfangs habe ich r. nur verschwommen wahrgenommen, bis eher gar nicht. der stand halt immer so rum, während ich hilflos in irgendwelchen geräten zappelte, oder wie ein hungriges 3monatiges am isogetränk sog. hätte mich jemand gefragt nach r., ich hätte gesagt, er wäre dezent, säh ein wenig aus wie alle muckibuden-jungs, trainiert halt, braun halt, keine ahnung halt. ist für mich ja eine komplett andere baustelle.
der erste verbale übergriff ( ausser hallo und tschüß, wie gehabt ) kam von r. vor knapp sechs wochen, als ich auf dem ergometer sass, und so bald nicht runter konnte. aufwärmzeit ist aufwärmzeit, da kennt trainer t. keine gnade. ich hatte also um die drei minuten gestrampelt, da schlenderte r. an mir vorbei, lässig und mit einem gang wie ein tiger.
wir kennen uns aber auch irgendwoher, warf er mir den ball zu.
neee, glaub ich kaum, keuchte ich vom rad runter.
dochdoch, er. biste hier in oberkassel aufgewachsen ?
( für alle nicht-düsseldorfer : oberkassel ist hier ein schickes, recht elitäres stadtviertel, von mir nur zum durchfahren genutzt )
mitnichten, sagte ich, echt nicht. ich bin aus wersten, ruhige ecke, nicht stahlhaussiedlung.
( für alle nicht-düsseldorfer : stahlhaussiedlung ist ein ghetto, wo man mit 15 geschwängert wird, im schlimmsten fall vom eigenen cousin, und nur unter groben anstrengungen rauskommt )
vielleicht aus der stadt, früher so ... wie alt biste denn ? frag ich, nur um ihm den wind aus den segeln zu nehmen.
jahrgang 54, sagt er.
du bist fuffzich ? frag ich erstaunt, und stelle vor lauter schreck das ergometer auf höchststufe zehn. hätte mich jemand gefragt, hätt ich r. so auf ende dreißig, aber halt verlebt geschätzt. zu viel sonnenbank, zu viel party, zu viel so halt.
jep, sagt er, nicht unstolz. aber altstadt kann sein. kann sein, dass wir uns da mal getroffen haben, gleicher laden oder so.
es folgt ein matchen der läden, wo ich nach dreien sagte, dass kilometer zwischen den szenen lagen, in denen wir uns bewegten. er in denen mit viel geld und koks, ich in denen mit viel punk und bier.
und während ich so strampelte und schwitzte, wurde r. gesprächig, auf eine angenehme, nicht blöd baggernde weise.
und so überlegte ich mir das mit dem vergraulen durch sprüche, und ließ ihn erzählen. gute geschichten ziehen bei mir immer !
er hätte ja früher voll am leben vorbei gelebt, er und seine kumpels. von allem zu viel, immer auf der überholspur. geld war kein thema, dicke schlitten und willige flittchen auch nicht. das einzige wort welches er bestens kannte, war dekadenz. er wußte meist noch nicht mal die namen der tussen, die er flach gelegt hatte. mal ließ er sie einen tag bleiben, mal eine woche, im grunde war es ihm egal. eine wie die andere, und der sex variierte nur durch den cocktail, welcher sich in den blutbahnen befand. nebenher bodybuilding was der körper hergab.
die shows, die weiber, all das, spuckte er verächtlich die wörter raus. wir waren so hohl, sagte er und lachte dabei in seinen schmalen bart rein.
h. war auch dabei. h. komm mal rüber, rief er zu einem trainierendem koloss, der sehr konzentriert im yoga aufging.
h. kam rüber, wurde von r. auf den gesprächsstand gebracht, und nickte betrübt, während ich minute 28 auf dem ergometer beendete und die 29 anfing, einen klitschnassen streifen auf dem rücken geschwitzt.
ich bin jetzt auf dem weg, sinnierte r. auf dem weg. ich habe mich leer gefühlt, und habe angefangen bücher zu lesen.
bücher gut, keuchte ich.
h. liest die auch, ne h. ? fragte r. und h. nickte ernst.
da stehen wahre sachen drin, sagte er.
jungs, alles schön und gut. aber WAS für bücher denn, fragte ich in die weise runde.
ach, alles gemischt, ZEN, mentales training, all so zeug halt. und seitdem geht es mir viel viel besser. ich bin ein anderer mensch geworden, ich hab alles abgelegt. stand heute ist : ich habe fast nichts mehr. kein fettes auto, keine kohle mehr ... früher hab ich den schnitten gesagt " nimm aus der schublade " wenn eine nach geld gefragt hat, heute hab ich manchmal noch nicht mal genug, um mir den kühlschrank voll zu machen. ich trag die klamotten von damals auf und ich bin glücklich. keine zwänge, nichts falsches mehr, nur ich zähle. und ich bin so gern alleine. so gerne, kannste mir glauben. früher hab ich immer irgend n flittchen mitgenommen, nur um nicht allein zu sein. heute will ich nichts anderes, als in ruhe zu hause ein buch zu lesen. meine rolex hab ich letzte woche verkauft. sie passte nicht mehr zu mir.
schön, sage ich, schön. ich freu mich für dich, ehrlich. für dich natürlich auch h. , klar.
weißte, sagt r. , früher hättest du doch kein einziges wort mit mir gesprochen, oder ?
richtig. ich hätte gedacht, du wärst n lude, der sein hirn im koks gelassen hat. oder so. und hoffte, dass er es nicht als beleidigung falsch versteht.
könn wir gerne öfter mal drüber quatschen, sagt r. wenns dich nicht stört.
gern, sag ich, steige nach 40 minuten völlig dehydriert vom ergometer, und grinse in mich hinein, ob der kleinen geschichte, die sich da wieder aufgetan hat.
das leben ist bunt, dachte ich mir, während r. und h. in der ecke eine yoga-kerze machten. mit tot-ernsten gesichtern
r. ist co- und personal trainer / mental coach in der folterhölle, wo ich mich 3 / 7 mittags aufhalte, statt gemütlich irgendwo beim italiener eine stunde anti-pasti zu futtern und den göttern zu danken.
anfangs habe ich r. nur verschwommen wahrgenommen, bis eher gar nicht. der stand halt immer so rum, während ich hilflos in irgendwelchen geräten zappelte, oder wie ein hungriges 3monatiges am isogetränk sog. hätte mich jemand gefragt nach r., ich hätte gesagt, er wäre dezent, säh ein wenig aus wie alle muckibuden-jungs, trainiert halt, braun halt, keine ahnung halt. ist für mich ja eine komplett andere baustelle.
der erste verbale übergriff ( ausser hallo und tschüß, wie gehabt ) kam von r. vor knapp sechs wochen, als ich auf dem ergometer sass, und so bald nicht runter konnte. aufwärmzeit ist aufwärmzeit, da kennt trainer t. keine gnade. ich hatte also um die drei minuten gestrampelt, da schlenderte r. an mir vorbei, lässig und mit einem gang wie ein tiger.
wir kennen uns aber auch irgendwoher, warf er mir den ball zu.
neee, glaub ich kaum, keuchte ich vom rad runter.
dochdoch, er. biste hier in oberkassel aufgewachsen ?
( für alle nicht-düsseldorfer : oberkassel ist hier ein schickes, recht elitäres stadtviertel, von mir nur zum durchfahren genutzt )
mitnichten, sagte ich, echt nicht. ich bin aus wersten, ruhige ecke, nicht stahlhaussiedlung.
( für alle nicht-düsseldorfer : stahlhaussiedlung ist ein ghetto, wo man mit 15 geschwängert wird, im schlimmsten fall vom eigenen cousin, und nur unter groben anstrengungen rauskommt )
vielleicht aus der stadt, früher so ... wie alt biste denn ? frag ich, nur um ihm den wind aus den segeln zu nehmen.
jahrgang 54, sagt er.
du bist fuffzich ? frag ich erstaunt, und stelle vor lauter schreck das ergometer auf höchststufe zehn. hätte mich jemand gefragt, hätt ich r. so auf ende dreißig, aber halt verlebt geschätzt. zu viel sonnenbank, zu viel party, zu viel so halt.
jep, sagt er, nicht unstolz. aber altstadt kann sein. kann sein, dass wir uns da mal getroffen haben, gleicher laden oder so.
es folgt ein matchen der läden, wo ich nach dreien sagte, dass kilometer zwischen den szenen lagen, in denen wir uns bewegten. er in denen mit viel geld und koks, ich in denen mit viel punk und bier.
und während ich so strampelte und schwitzte, wurde r. gesprächig, auf eine angenehme, nicht blöd baggernde weise.
und so überlegte ich mir das mit dem vergraulen durch sprüche, und ließ ihn erzählen. gute geschichten ziehen bei mir immer !
er hätte ja früher voll am leben vorbei gelebt, er und seine kumpels. von allem zu viel, immer auf der überholspur. geld war kein thema, dicke schlitten und willige flittchen auch nicht. das einzige wort welches er bestens kannte, war dekadenz. er wußte meist noch nicht mal die namen der tussen, die er flach gelegt hatte. mal ließ er sie einen tag bleiben, mal eine woche, im grunde war es ihm egal. eine wie die andere, und der sex variierte nur durch den cocktail, welcher sich in den blutbahnen befand. nebenher bodybuilding was der körper hergab.
die shows, die weiber, all das, spuckte er verächtlich die wörter raus. wir waren so hohl, sagte er und lachte dabei in seinen schmalen bart rein.
h. war auch dabei. h. komm mal rüber, rief er zu einem trainierendem koloss, der sehr konzentriert im yoga aufging.
h. kam rüber, wurde von r. auf den gesprächsstand gebracht, und nickte betrübt, während ich minute 28 auf dem ergometer beendete und die 29 anfing, einen klitschnassen streifen auf dem rücken geschwitzt.
ich bin jetzt auf dem weg, sinnierte r. auf dem weg. ich habe mich leer gefühlt, und habe angefangen bücher zu lesen.
bücher gut, keuchte ich.
h. liest die auch, ne h. ? fragte r. und h. nickte ernst.
da stehen wahre sachen drin, sagte er.
jungs, alles schön und gut. aber WAS für bücher denn, fragte ich in die weise runde.
ach, alles gemischt, ZEN, mentales training, all so zeug halt. und seitdem geht es mir viel viel besser. ich bin ein anderer mensch geworden, ich hab alles abgelegt. stand heute ist : ich habe fast nichts mehr. kein fettes auto, keine kohle mehr ... früher hab ich den schnitten gesagt " nimm aus der schublade " wenn eine nach geld gefragt hat, heute hab ich manchmal noch nicht mal genug, um mir den kühlschrank voll zu machen. ich trag die klamotten von damals auf und ich bin glücklich. keine zwänge, nichts falsches mehr, nur ich zähle. und ich bin so gern alleine. so gerne, kannste mir glauben. früher hab ich immer irgend n flittchen mitgenommen, nur um nicht allein zu sein. heute will ich nichts anderes, als in ruhe zu hause ein buch zu lesen. meine rolex hab ich letzte woche verkauft. sie passte nicht mehr zu mir.
schön, sage ich, schön. ich freu mich für dich, ehrlich. für dich natürlich auch h. , klar.
weißte, sagt r. , früher hättest du doch kein einziges wort mit mir gesprochen, oder ?
richtig. ich hätte gedacht, du wärst n lude, der sein hirn im koks gelassen hat. oder so. und hoffte, dass er es nicht als beleidigung falsch versteht.
könn wir gerne öfter mal drüber quatschen, sagt r. wenns dich nicht stört.
gern, sag ich, steige nach 40 minuten völlig dehydriert vom ergometer, und grinse in mich hinein, ob der kleinen geschichte, die sich da wieder aufgetan hat.
das leben ist bunt, dachte ich mir, während r. und h. in der ecke eine yoga-kerze machten. mit tot-ernsten gesichtern