Mittwoch, 28. März 2012

eine ecke vom grund.



So sieht es aus, das Haus, in dem ich in kommender Zeit etwas erarbeiten werde, was schon lange ein ad acta gelegter Wunsch schien. So ca. seit meinem 16. Lebensjahr.
Wann, wenn nicht jetzt :)


sonne im linken auge, frühling im ohr.

Kaum hat man sich einmal umgedreht, ist ein Monat weg, und irgendwer von der Seite nöhlt das mein Blog verstaubt.
Ich weiß das. Doch wann immer ich die knarrende Tastatur entrolle und zart über die steinigen Buchstaben puste, kommt von irgend woher eine Aufgabe die brennt.
Beim löschen und schön föhnen dieser denke ich dann seufzend ein "Ach", und sortiere die Ereignisse der letzten drei Jahrhunderte im Kopf, damit sie in Bälde dann niedergebloggt werden.

Die drei Monate im Winterbüro haben viel Zeit gefuttert, und es lief im Hafenbureau eine Menge auf, was jetzt weggeschrieben werden muss. Nicht sollte, nein - muss! Abgabe ist Ende März, also quasi gestern, und ich weiß noch nicht so ganz. Ich fühle mich verdünnt und verbogen, ein wenig, das mag ein Luxusproblem sein, aber ich verdünne auch keine gute Sauce, wenn ich finde, dass diese genau so gut ist. Mal sehen.
Bei gut essen! wird zwar viel gegessen und gekocht, aber auch da fehlt die Zeit, das Blog zum Teller genau so lecker zu befüllen, wie eben das, was danach in den Abwasch kommt.
Ist Klonen schon eine Lösung? Dann hätte ich gerne noch eine mehr, die darf dann die Steuer machen und mit "unserem" bösen Knie zum Arzt gehen. Wann immer ich die letzten drei Wochen die Trainingsklamotte und die Boxhandschuhe geschultert habe, um mich ein wenig in Frühjahrsform zu pöllen, sagte entweder das linke nie von unten "Nö, heut nicht!" und schickte seinen fiesen Schmerz hinterher, oder es flog ein wichtiger Termin wie eine Boing in den Raum und landete gemütlich auf meiner Trainingstasche. Aber ich bleib dran, und den nächsten nahen Termin denke ich noch nicht mal laut, damit ja keiner ... - oh, eine Mail

In Hamburg war ich auch. "Früher" hätte es hier Bilder geregnet. Ich hätte flammende Wörter für die Elbe gefunden, für die Fähre, ich im Sonnenuntergang, benebelt von Schiffsdiesel. Facebook-Nutzer die mich dort *kennen haben ein Drittel mitbekommen. Das bestand hauptsächlich aus Futter-und Getränkebildern und ein paar Pins, wo ich grad akut rumstehe und mich einlogge. Den Rest der Zeit verteilte ich auf 3-4 Termine und saß ansonsten sehr überfällig auf einer Krankenhausbank, teilte Lebenszeit und wäre gerne viel länger geblieben, jeden Tag.

Mitte Mai steht Hamburg wieder an. Berlin und München sind auch angedacht. Sollte sich grad jemand zum Frühjahr denken, er würde gern und genau jetzt etwas an seiner Ernährung drehen, etwas für sich ganz persönlich tun, dann schreibt mich an. Ich trete in dieser Sparte ab Juni etwas kürzer für ein paar Monate, rein aus Zeitgründen. Also nutzt die Frühjahrsonne und geteilte Fahrtkosten. Mail-Adresse findet man unter www.silkenolden.de

fischmarkt | © Lu um 14:33h | keine meldung | meldung machen?

Dienstag, 13. März 2012

Am Ende der Leine – Wir lernen Hund / 4.

"Konntet ihr es durchsetzen, das kleine Zauberwort? Oder flogen die Schellen im Takt?" Die Trainerin hält sich zwar diesmal an einem paar Krücken fest, ist aber im Gesicht um so entspannter und grinst uns auffordernd an. "Fangt ihr doch mal an - wie gut akzeptiert Leo seine neuen Einschränkungen?"
Wir müssen uns noch nicht mal ansehen, um unisono "Gut." zu kontern. "Mehr als gut sogar." Eat this, hihi.
Unser Hund mag ein sturer Bock in Hundepelz sein, aber klug ist er dazu. Und ich komme nicht umhin, um mit einer kleinen Anekdote zu punkten, die wir beim üben unter der Woche hatten.
Das NEIN durchsetzen kann man ja in vielen Situationen. Man kann dem Hund zum Beispiel verbieten, bestimmte Laternen zu markieren. Man kann ihm verbieten, etwas zu fressen, was auf dem Boden liegt. Das habe ich oft geübt, auch wenn er das draußen eh nicht macht. Drinnen sieht das anders aus, also habe ich ihm immer etwas auf den Boden gelegt, NEIN! gesagt, und mich innerlich über sein verdutztes Gesicht amüsiert. Dann die Situation mit dem Auflösewort beendet, und er durfte ran ans Leckerchen. Die besagte Situation war, dass ich einen Hundekeks auf den Boden warf, und Leo das schneller im Schlund hatte als ich NEIN sagen konnte. War das Wort raus, guckte er verdattert und Pflopp, spuckte er den Keks wieder aus. Das Auflösungswort ging fast in meinem Lachen unter.
Soweit.
Die anderen ähnlich stolz; die französischen Wuchtbrummen sind jetzt angeblich wie Entenjunge, und laufen ihrer Besitzerin immer an den Fersen hinterher. Die anderen drei gesellen sich dazu, und so hat sie aktuell auf Schritt und Tritt fünf Bulldoggen als Schatten. Die ängstliche Emma hat einen Wandel durchlebt, und blafft die komplette Stunde die Rüden an mit durchgedrücktem Kamm auf dem Rücken. Wir sind Begeistert, Leo hingegen ruhig - er lässt offensichtlich heute für sich pöbeln. Emma hingegen bekommt jetzt auch die Schelle an die Füße geschmissen, die Zeiten der Taschentuchpackung für sensible ist vorbei.

Nächste Lektion auf der Matschwiese: Das grundsätzliche Nein.
Letzte Woche haben wir mit dem situativen begonnen, heute machen wir da weiter, was der Hund nie soll. Egal in welcher Situation, egal auf welchem Planeten, was soll er nicht?
Einfach. Pöbeln. Soll er nie.
Leo soll souverän an anderen Rüden vorbeigehen können, egal wie groß und/oder potent die sind. Er soll an denen vorbei gehen können, ohne auf der Stelle schäumend auszurasten. Sollte er das nie lernen, bekommt entweder er die chemische Kastrationskeule, oder wir stellen ihm zur Sicherheit eine durchtrainierte Rottweilerdame an die Seite.

Gleichzeitig, weil das zusammen gut studierbar ist, fangen wir mit der Leinenführigkeit an. Wir packen unsere durch die Bank weg ziehenden Felle an die kurze Leine, diese so um einen Meter und im Idealfall locker zwischen uns und Hund hängend.
Der Hund soll sich auf seinen Chef konzentrieren, und nicht sein eigenes Ding durchziehen und somit die ganze Zeit auf Spannung laufen. Ist sehr nützlich, zum Beispiel wenn man auf einem Bürgersteig läuft der schmal oder voll ist. Generell ist ein nicht ziehender Hund eine Quelle der Entspannung. Leo bekommt es ja hin, selbst mit der 15 Meter langen Schleppleine auf Spannung zu laufen, weil sein Wohlfühlradius so weit geht, dass es ihm reicht, wenn er seinen Chef als Punkt am Horizont zappeln sieht. Da er auf die Entfernung weder seinen Namen noch ein NEIN! hören kann, läuft er in den meisten Gegenden noch an der Leine.
Wir packen Leo also an die kurze Führleine und laufen los. Sobald er mit dem Kopf unser Bein überholt, Zack, Richtungswechsel. Hundebesitzer werden das kennen, entweder von ihrer eigenen Lernzeit oder vom Rütter im Samstagsabendprogramm. Der wird da ja auch nicht müde drin, den Leuten zu zeigen, wie man seinen Hund anständig führt, der Gute.
Die anderen machen das auch, und so bieten wir den weniges Spaziergängern vor Ort ein wirklich seltsames Bild an wirr Zick Zack laufenden Menschen mit entnervten Hunden an der Leine.
Die einzigen, die das super machen, die die Bulldoggen-Damen, aber die haben das ja unter der Woche schon aus ihren ganz eigenen Gründen geübt, an der Chefverse zu kleben.
Das ganze machen wir dann auch auf dem Hauptweg, wo alles vorbeikommt, was Sonntags aus der Stadt flüchtet. Jogger, Omas, Mountainbiker, Kinder die Kekse fallen lassen (NEIN), andere Hundebesitzer. Und da, mitten im schönsten Leinenführen kommt scharf von rechts ein Rüde aus dem Dickicht. Leo platzt unter einer Sekunde, und wir hören kaum die Trainerin, sehen aber die Schellen aus ihrer Richtung fliegen. Leo zeigt sich verdutzt aber unbeeindruckt, und will sich auf der Stelle weiter aufregen und den anderen Hund Kasalla geben. "Seitengriff - FLANKE" kommt es von der Trainerin, und da der Hund an des Mannes Handgelenk Funken sprüht, soll er sich durchsetzen und dem Hund den Alpha machen. Was würde ein anständiger Rudelführer in so einem unverschämten Moment machen (weil nur der Rudelführer hat das Recht, sich zu prügeln, der Rest hat zu warten)? Genau, einmal feste Rüpeln und Ruhe ist. Hunde sind da untereinander nicht zimperlich.
Kaum ist Leo wieder ruhig, ist die Stunde auch schon wieder um. Die Hausaufgaben werden lustig, wir trollen uns alle in unsere Autos und hauen uns den Schlamm von den Schuhen und den Hunden.

2012-03-11 14


Mittwoch, 7. März 2012

Am Ende der Leine – Wir lernen Hund / 3.

"Und? Wie lief die letzte Woche bei euch allen?". Sprachs, und versank in ein tiefes, wissendes Lächeln. Wir, die Hundeschüler plus Tölchen standen ihr wie eine schweigende Mauer gegenüber, unserer wissenden Trainerin, und ließen offensichtlich alle grad unser Leben an unseren Augen vorbeiziehen. Zumindest die letzten sieben Tage.
Leo hat eigentlich sehr gut gehört. Wenn er nichts besseres zu tun hatte. Und selbst dann konnte ich mich in allen Fällen durchsetzen, und in 3 von 10 halt mit akustischer Nachhilfe der Schelle, die in seine Richtung flog. Er musste ja auch nicht viel tun, ausser sofort den Kopf in die Richtung zu drehen, aus der sein Name gerufen wurde. Das ist alles. Meint man. Beobachtet man aber mal die anderen Hundehalter in freier Wildbahn, dann bekommt man eine sehr große Bandbreite an "der hört aufs Wort". Die meisten Halter rufen mantra'esk die Namen ihrer Fellnasen, die drehen sich auch gnädigerweise vielleicht mal um - manche hören dann auch, und zwar immer nach dem 5. Mal "Name", was in einigen Fällen zu spät ist. So auch "Idefix", dieser orientierungslose Kastrat, der letzte Woche meinte, meinen sehr unkastrierten Leo zu besteigen. Der hat die letzten Rufe nach seinem Namen nicht mehr so ganz gehört, weil Leo sehr hormonell explodiert ist und Idefix mal eben gezeigt hat, wo er seine Munition trägt. Oder dieser andere weiße Wuschel, der sein Frauchen viele Meter entfernt irgendwie nicht gehört hat mit ihrem "Derwillnurspielenoh -OH... kommt her, KOMM HER!" und ich dieses wild um sich beißende Fremdhundwuschel kaum von Leo wegbekam. Und die laufen frei. Weil sie so super hören. Ist klar.
All das ging mir durch den Kopf, auf dieser Matschwiese zwischen den Dörfern - und ich konterte auf die Eingangsfrage mit "Gut. Zumindest was Leo anging."

Die "Wir lernen, wie wir heißen"-Lektion der letzten Woche war der Aufbau für die folgende Stunde. Denn haben wir erst einmal die volle Aufmerksamkeit unseres Hundes -und zwar schon nach dem 1. (!) mal "Name" rufen, und nicht erst nach dem 3. Mal (dann ist der Hund Chef, nicht man selbst, weil er entscheidet, ab wann er Zeit für uns hat)- können wir direkt mit dem wohl schwierigsten Befehl an ihn herantreten.
Mesdames et Monsieurs: Wir präsentieren ihren das ärgste Wort in der Erziehung (in JEDER Erziehung!) - wir lernen heute das große Wort NEIN!.

Nein ist deswegen das wichtigste Wort, weil es vielen anderen Verboten vorauslaufen kann.
Nein!, lauf nicht zu dem anderen Hund um Dich zu prügeln.
Nein!, lass die Kaninchen wo sie sind und bleib bei Fuss.
Nein!, nicht die vergiftete Köderwurst da im Gebüsch essen.
Nein!, auch nicht den dampfenden Pferdeapfel.
Nein!, keine Jogger jagen.
Nein!, die Katze auch nicht.
Nein!, nicht an fremden Menschen hochspringen
etcetera und pp.

Man sieht sich plötzlich in einer ganz neuen Macht-und Entscheidungsposition, wenn das Wort sitzt. Irre. Nur ein klares einziges Wort, und der Hund hält gebannt inne und erwartet weitere Anweisungen seitens seines Chefs.

Hach!

Soweit zur Theorie.

Keine Minute später bin ich allerdings diejenige, die sehr viele NEINs hört, nämlich seitens der Trainerin, die dem Radautölchen grad die leckersten Rinderhappen vor die Nase hält. Und da kann ich NEIN! sagen wie ich will - Leo will die Leckerchen und hängt begeistert an der Trainerinnenhand.
"Nein, Du musst früher NEIN! sagen, und wenn er guckt ... Nein, beim zweiten Mal kein verbales NEIN! mehr, dann direkt die Schelle. Was meinst Du was ein Rudelführer macht? Meinst Du, der korrigiert zweifach? So, und jetzt loben. LOBEN!... genau, macht den Affentanz schlechthin, wenn der Hund richtig reagiert hat. Der muss sehen, dass bei euch was los ist."

Ich versuchte also, Hund, Schleppleine, ausreichend Leckerchen, zwei Klapperschellen und den zeitlich richtigen Ablauf in die richtige Reihenfolge zu bringen, was sich weitaus schwerer ausführen lässt, als es aufzuzählen. Und siehe da -
nach sehr kurzer Zeit und einen klipp und klaren NEIN! von meiner Seite fror Leo vor der Tiertrainerin und ihren Hammerhappen ein. Seitenblick zu mir. Ich baff. Mann auch.
Hat man den Befehl soweit durchgesetzt, muss man ihn irgendwie auch wieder auflösen. Dafür sucht man sich ein Wort seines Vertrauens aus, was Sinn macht und jederzeit abrufbar ist im eigenen Gehirn.
Beim nächsten Durchlauf erlaubte ich Leo damit, das Leckerchen jetzt annehmen zu dürfen. Leo aber wollte nicht. War ihm wohl zu unsicher, unsere ganzen grinsenden Gesichter.
Die anderen schlugen sich mehr oder minder ebenfalls wacker, so das wir direkt zu nächsten NEIN!-Lektion gehen konnten.
Nämlich gehen. Die französischen Bulldoggendamen rannten powackelnd vor uns her und sollten nicht vorlaufen, Leo sollte nicht überall markieren, und verdutzte Fussgänger sahen unsere laufenden Fellknubbel, und fliegende Schellen. Muss man ja auch nicht alles verstehen, als hundefreier Spaziergänger.

Und genau vor diesen warnte uns die Trainerin noch zum Abschied. Unsere Hausaufgabe ist nämlich, weiterhin den Namen und aber auch und vor allem das NEIN! zu üben, wann immer wir können. "Die werden euch angehen, was ihr denn mit den Hunden macht, weil die schönsten Meinungen haben immer die, welche a) keinen Hund, und b) keine Ahnung haben. Viel Spaß, wir sehen uns nächsten Sonntag!"

3april11


Sonntag, 26. Februar 2012

Am Ende der Leine – Wir lernen Hund / 2.

"Und, wie waren die letzten zwei Wochen? Habt ihr alle eure Hunde schön ignoriert, den Namen sparsam verwendet und euch an die Chef-Rolle gewöhnt?" Betretenes Schweigen in der Runde, Leo pinkelt einem Maulwurf den Hügel platt.

Es ist Samstag Vormittag, und wir stehen allesamt wieder auf der geheimen Wiese zwischen den Orten. 7°, der Dunst liegt schwer auf unseren schlammigen Klamotten. Je länger wir nach der Einstiegsfrage mit unseren Füßen im Schlamm scharren, je mehr sinken wir in dem Modder ein. Innerlich drängt sich mir ein Bild auf, wie wir Menschen am Ende der Stunde nur noch mit den Mützen aus dem Boden gucken, und Leo uns alle aufs Dach pinkelt.

"Lu, fang Du doch mal an - warst Du richtig Chef und hast Deinen Leo anständig ignoriert?" reißt mich die Hundetrainerin aus meinem Spaß, und ich versuche so niedlich wie Leo zu gucken. "Naja, geht so. Also ja, schon. Aber nicht so ganz. Also so 60/40 würde ich sagen. 60 Chef, 40 albern mit dem Hund rumgemacht, wann immer er so süß geguckt hat wie --- jetzt?"
Die Trainerin grinst, sie hat Tölchen Leo von der ersten Stunde an durchschaut. Und uns. Egal, jetzt dürfen die anderen beichten. Die Frau mit den beiden französischen Bulldogen ("Giftspritzen, ich hap da pfümpf von, und näxsten Monat, da kommt noch ein Mops dazu.") meint, sie wär eh Chef, da hätte sich nichts dran geändert. Soso. Das Paar mit der ängstlichen Hündin Emmi aus dem Tierschutz wollen gerade anfangen, als die Nachzügler kommen, Vater, Sohn, zwei Airedale Terrier, 4 Monate, alles Rüden. Leo schäumt, kaum haben diese den Platz betreten. Welpenschutz ist eh quatsch, und vor Leo ist quasi jeder Rüde gleich. Die Trainerin redet ungerührt weiter, und wir versuchen mit zusammengekniffenen Augen und innerlich geweiteten Ohren, sie trotz Leos Wutausbruch zu verstehen.
Das nächste, was ich verstehe ist, dass ich in solchen Momenten die Radautöle wortlos kurz haltend im Kreis führen soll. Hund hat nämlich irgendwann mal gelernt, dass es ja super ist, andere in die Flucht zu bellen. Das diese anderen eh weitergegangen wären, weil es halt ihr Gassiweg oder was auch immer war, das weiß Leo ja nicht. Also hat Anbellen immer geklappt, und das unterbinde ich jetzt also, dass ich mit der schäumenden Rakete an der Leine flott spiralförmig durch den Schlick laufe, bis mir schwindelig wird. Aber hey, der Hund ist ruhig! Noch eine Ehrenrunde an den beiden neuen Rüden vorbei, sie glotzen, er schnuppert, und dann ist Ruhe in der Runde. Der Rest strotzt, wie toll sie Chefwochen hatten, die neuen wissen noch nichts von Chef sein, die wollen nur ihre Welpen anbeten, aber das wird denen auch noch vergehen.

Lernziel heute: Unsere Hunde sollen ihre Namen lernen.
Gut, nun wissen alle irgendwie ihre Namen, selbst die Airedale Gang hat einen Schimmer, dass sie gemeint sind, wenn gerufen wird, also geht es genau genommen darum, dass unsere Hunde, wenn sie ihren Namen hören, ihre volle Aufmerksamkeit UNS, ihren Chefs widmen, egal ob sie gerade pinkeln, einem Pferd hinterherrennen, einem Jogger, sich in Aas wälzen, oder mit dem Abendbrot abhauen.
Name (gerufen, nicht laut) = Aufmerksamkeit (gucken, nicht rennend)

Wir müssen erneut anfangen. Das kommt davon, wenn man so einen Macho mit Charme an der Leine hat, da wird selbst die Trainerin stellenweise weich.
Leo wird an die Schleppleine gelegt, 20 Meter sollten reichen. Trainerin lockt Leo und hat dabei getrocknetes Rinderleckerchen zur Hand. Leo hüpft begeistert hin, ich rufe laut und deutlich LEO, er guckt halb und rennt weiter. Klirr, Schelle werfen. Leo bremst, und guckt mich verdattert an. Ich schäume über vor Begeisterung, rufe FEIIIIIIN, rudere mit beiden Armen, torkel vor Freude, und immer wieder FEIIIIIN! Leo findet das gut. Rennt jetzt um mich herum und sackt das Leckerchen ein. Dann das ganze von vorn. Leo rufen. Wenn er guckt, mich zum Affen machen, FEIIIIN jubeln und Leckerchen in den Hund stecken. Guckt er nicht, Schelle klappern lassen, dann guckt er, dann weiter wie oben.
M. macht das auch, und dann wieder ich, und am Ende sind wir alle heillos in die Schleppleine gewickelt außer Atem und sammeln die Schellen ein. Das Gym kann man nach so Stunden offensichtlich ruhig mal ausfallen lassen.
Jetzt die anderen. Die französischen Bulldoggen kleben an ihrer Menschin wie Konrads Superkleister. Die sind ja noch verfressener als unser Schnops, unfassbar. Alles lacht sich schlapp, als die Trainerin versucht, diese zu locken. Die beiden denken sich offensichtlich, warum in die Ferne schweifen, ist das Gute doch so nah.
Die ängstliche Emmi darf nicht mit Schellen erschreckt werden, sie wird mit einer Packung Taschentücher erzogen. Die Airedales finden jeden und alles toll, und scheinen auf allen vier Ohren taub zu sein. Wir haben dennoch Spaß, weil wenn gestandene Kerle sich mit FEIIIIIN und rudernden Armen und Begeisterung mal richtig aus sich herauskehren sollen, dann ist das ein Schauspiel. Der Vater also immer, wenn der Hund ihn mal angeguckt hat so Super. Gut. Danke. Wir kichern. Die Trainerin macht ihm noch mal das FEIN-Spektakel vor, und er gibt sich sichtlich Mühe, fröhlich, motivierend und begeistert auf seinen Hund loszugehen. Und er dann so SUPA. TOLL. FEIN! Wir sehen ihn in seinem Goretex schwitzen. Sein Sohn ist da etwas lockerer, und altersgerecht - er ist so um die 17- rappt er mehr vor seinem Welpen, aber dieser findet ja eh alles spannend, also gut gemacht.

Nach einer Stunde im Schlick rennen und frieren bekommen wir unsere Hausaufgabe. Bis nächste Woche genau das mit unseren Hunden üben. Name lernen. Nächste Woche dann zeigen. Wir fangen alle an zu schwitzen, und ziehen von dannen.

2012-02-25 11

Wir lernen Hund. | © Lu um 18:51h | keine meldung | meldung machen?

Samstag, 25. Februar 2012

make it wit chu.

Manchmal stößt man in einer bestimmten Laune auf Songs und verliebt sich auf der Stelle haltlos. Und genau man ganz oft an eine Person denkt, wenn man in diese verschossen ist, so hört man Songs bis zum umkippen, wenn man dem Takt verfallen ist.
Ich tanze derweil auf fluffigen rosa Notenwölkchen und bin allen Göttern dankbar, dass Josh Homme 2010 nicht bei seiner Knie-OP tot geblieben ist. Er zählt seit ewig zu meinen Top5 der lebenden Lieblingsmusiker. Danke für mein Frühlingslied 2012 <3



Sonntag, 12. Februar 2012

Am Ende der Leine – Wir lernen Hund / 1.

"Und am besten, ihr legt euch alle ein Tagebuch an, damit ihr immer nachlesen könnt, was zu tun ist. Das wird irgendwann ein bisschen mehr, und ihr wollt den Kurs ja nicht mehrfach belegen, oder?"

Wir, das war eine wohl ausgesuchte Gruppe von Hunden und ihren Haltern, ausgewählt nach dem 'Wer-könnte-mit-wem-und-kann-noch-nix' –Prinzip, ergo keine Rüden im Rudel, damit unser Tölchen Leo nicht überkocht. Wir, das sind drei Rudel Menschen mit Hund, die Samstags um zwölf auf einer sonnigen, einsamen Wiese mit Parkplatzanschluss stehen. Die Rudelführerin ist Hundetrainerin, und ihre Assistentin mir netterweise schon durch zig gemeinsame Gassikilometer bekannt.

Beide lächeln sich diebisch durch die jungfräulichen ersten sechzig Minuten, weil das sind die, wo von den Haltern erzählt, bzw. gebeichtet wird. Welcher Hund schläft im Bett, wer sagt an, wann eine passable Futterzeit für ihn ist, welcher Mensch springt direkt, und welcher lässt sich putzen. Wir befinden uns in Stunde 1 im Grundkurs. Wir lernen jetzt Hund, und zwar noch mal ganz von vorn. Leo steht derweil auf Anschlag neben uns und bellt in den Wald, weil da irgendwo im Radius von zwei Kilometern ein Hund läuft, einfach so.

Ein paar der geschätzten Leser werden jetzt die Stirn runzeln und denken, die waren doch schon längst. Und das ist richtig, aber da haben wir mehr Schadensbegrenzung mit Einzeltraining versucht, denn wenn man erst mal über ein Jahr so ein Radautölchen an der Seite schäumen hat, und schon sämtliche Ratschläge, Tipps und kiloschwere "Jetzt aber! - Durch den Hundemagen zur totalen Harmonie" Wälzer durchexerziert hat, dann hat man Straßenschläue erlangt. Und nimmt nicht mehr jedem Trainer das blaue vom Himmel ab. Und im Ernst: Wann immer das Tölchen sich aufregt, weil

a) ein Rüde
b) ein Kastrat
c) ein Hund –Geschlecht Wurst- mit komischer Frisur
d) ein läufiges Weibchen
e) ein Weibchen
f) ein Zwergschwein im Garten
g) ein Jack Russel
h) ein Mann, telefonierend

unseren Weg kreuzt, und ich ihm durchgehend in seinen Kläffpausen Leckerchen in den Schlund stopfe, damit er eine positive Bestärkung bekommt, und beim 1 Mio. Mal hat er es dann gerallt, dass es supi ist wenn wir einen potenten Jack Russel Rüden treffen, weil dann ist das Hühnchenbuffet eröffnet, dann: Nein! Schluss damit. Meine vor Hühnchenfett glänzenden Hosentaschen haben den Stoff auch voll, wir wollen Ruhe, Entspanntheit, wir wollen ZEN, und zwar mit Hund und ohne Huhn!

Der Entschluss steht fest, und es ist uns total egal, ob Leo schon SITZ kann, oder STEH, oder SCHNAUZEJETZT, der Hund hört nur, wenn er grad nichts besseres zu tun hat, und das liegt daran, dass wir nicht Chef genug sind.
Ab jetzt also Samstags in diesem Leben: Wir lernen Chef sein. Und auf Wunsch der Cheftrainerin führe ich jetzt Tagebuch, und wer schon Französisch und Wein mit mir gelernt hat, der kann jetzt direkt noch den Aufbaukurs für Hund mitlernen.
Ach so, Du hast keinen Hund?
Das macht nichts. Wenn ich im letzten Jahr eins gelernt habe, dann: Hundebücher sind 1:1 mit Beziehungsratgebern, man muss nur das Wort "Hund" durch "Mann/Frau/Partner" auswechseln und die Leckerchen der Herkunft anpassen.

In diesem Sinne: Ich wünsche uns allen viel Spaß, und dem Hund am Ende sein "Ohne-Leine"-Diplom.

02.08.2011


Freitag, 10. Februar 2012

adieu und hallo.

Heute einen schweren Tag überlebt. Abgesehen davon, dass M. ohne mich in Paris weilte, um Macaroons zu backen und mich mit Zucker zu vergleichen, und das dazu die Sonne draußen ohne mich schien, wo das Tölchen Leo und me seit 4 des Nächtens wach und herrlich übermüdet im Büro landeten ...
jetzt hab ich mich in einem eigenen Satz verschachtelt, ein Punkt hier.
Jedenfalls heute das dritte "Stretegiegespräch" in 10 Wochen Arbeit gehabt. Wie auch die letzten zwei hatte ich Gegenwehr und das auf eigentlich eine volle Stunde gesetzte Gespräch mit papierlicher Unterstützung (how to do your key account job, baby) dauerte nach meinen drei Einleitungssätzen genau 10 Minuten, und dann zerstreuten sich alle. Hat da keiner mit gerechnet, dass ich freier Vogel mich in einer Firma nicht wirklich begeistern kann, wo es drei Gechäftsführer nicht können?

Gestern Abend eine Stunde mit einer Berliner Literatur-Agentur telefoniert, also nicht mit der gesamtem Belegschaft, sondern einer sehr netten Abgesandten, die da so ein paar Ideen hatte. Ich auch. Und dann wir beide, und dann beide so:
Yeah, das passt ja. Danach noch ein randvolles Glas Rivaner, und dann fiel ich tot ins Plümmo.

Was ist hier eigentlich grad alles los?
In echt: Mir fehlt meine Arbeit, meine Herzarbeit, von der ich aber nicht immer und durchgehend leben kann. Mir fehlt das gute Gefühl nach einem Tag sinnvoller Arbeit. Statt dessen 40+ Stunden-Woche, ich seh den Hund kaum, schlafe schlecht, hab einen Maus-Arm.
In Aussicht: In Zwei Wochen ist alles geschafft, und das Leben wird wieder bunt, karmareich und sinnvoll. Ich werde nach Berlin fahren, nach Hamburg, und wenn das mit dem Buch funktioniert: DURCH GANZ SCHEISS EUROPA! :-D

Ich guck jetzt Musik, für die Foo Fighters würd ich mir ja auch eine Garage neben das Bad bauen, eigenhändig: Viel Spass!


befindlichkeits-boje | © Lu um 22:05h | keine meldung | meldung machen?