... newer stories
Freitag, 8. Juli 2011
Donnerstag, 7. Juli 2011
Gegenüber liegt in der schweren Nachmittagssonne das Abrissgelände der Glashüttenwerke. Vor einem Jahr noch bellte dort der einsame Schäferhund, der nichts mehr zu bewachen hatte. Es brannte, es wurden Nachts Scheiben zerbrochen, Herzen erobert und Feste gefeiert. Seit Monaten ist es still, umzäunt, geregelt. Bis eben.
Ich gehe mit dem Tölchen auf der anderen Seite der Gleise, wir beide ducken uns unter der Hitze, der stechenden Sonne, ich denke an die nächtlichen Glühwürmchen und wo sie jetzt, am Tage, also wo sie ihre Lampen laden für die Nacht. Das Tölchen denkt nichts, es rennt Schmetterlingen und Düften hinterher.
("...und darum bleib Optimist, lalalalalala, bleib wie Du bist-")
Irgendwer singt, es kann nur auf dem Glashüttengelände sein.
Ich laufe weiter, die Stimme geht von schräg auf sicher, wird beständiger, bekommt Kraft.
("Bleib Optimist, egal wo Du bist, ich sag Dir, bleib Optimist...")
Meine innere Stimme wechselt von genervt (scheiß Stimme, sicher besoffene Assis drüben auf dem Gelände!) auf Neugier (guck an, er hält plötzlich Töne, traut sich was, singt aus dem Bauch-), die Sonne drückt derweil weiter.
Das Tölchen zieht mich aus dem Song, weiter in die Düssel, über die Nachmittags leere Pferdewiese, zurück auf den Pfad.
Da ist er wieder, obwohl schon fast eine Stunde her, und singt.
Singt seine Optimisten-Zeile ein ums andere Mal, mittlerweile weich, bestimmt, voller Inbrunst. Mein inneres Bild löscht den Assi, löscht den angetrunkenen Bauarbeiter, und zeichnet einen Landstreicher, Wandersmann, der die Gleisen entlangzieht, schon seit Wochen, und nun Rast macht an unserem Stadtrand, drüben, auf dem Gelände. Er isst hartes Brot mit Dauerwurst, trinkt ein zu warmes Bier aus der Flasche und singt sich fröhlich und zu guten Dingen.
Meine Laune singt mit, ich bin neugierig, schließe schnell die schwere Haustür, leine den Hund ab und versuche, irgendwen aus den Fenster zu den Schienen hin zu erkennen. Die Büsche sind in grüner Pracht, alles ist üppig und wild. Aber ich höre den Gesang, irgendwo muss wer sein, muss er sein, der Wandersmann.
Dann sehe ich den Barden. Er steht auf dem Flachdach gegenüber, im Hintergrund alles frisch gesprayt, und er stakst ein wenig hiphoppig hin und her, und vor ihm ein anderer, er hält die Kamera.
Sie drehen ein Video, sicher für youTube, er singt, das er Optimist bleibt, und ich das auch soll, und ich lächle dem Wandersmann hinterher, der sich grad in Luft auflöst.
Ich gehe mit dem Tölchen auf der anderen Seite der Gleise, wir beide ducken uns unter der Hitze, der stechenden Sonne, ich denke an die nächtlichen Glühwürmchen und wo sie jetzt, am Tage, also wo sie ihre Lampen laden für die Nacht. Das Tölchen denkt nichts, es rennt Schmetterlingen und Düften hinterher.
("...und darum bleib Optimist, lalalalalala, bleib wie Du bist-")
Irgendwer singt, es kann nur auf dem Glashüttengelände sein.
Ich laufe weiter, die Stimme geht von schräg auf sicher, wird beständiger, bekommt Kraft.
("Bleib Optimist, egal wo Du bist, ich sag Dir, bleib Optimist...")
Meine innere Stimme wechselt von genervt (scheiß Stimme, sicher besoffene Assis drüben auf dem Gelände!) auf Neugier (guck an, er hält plötzlich Töne, traut sich was, singt aus dem Bauch-), die Sonne drückt derweil weiter.
Das Tölchen zieht mich aus dem Song, weiter in die Düssel, über die Nachmittags leere Pferdewiese, zurück auf den Pfad.
Da ist er wieder, obwohl schon fast eine Stunde her, und singt.
Singt seine Optimisten-Zeile ein ums andere Mal, mittlerweile weich, bestimmt, voller Inbrunst. Mein inneres Bild löscht den Assi, löscht den angetrunkenen Bauarbeiter, und zeichnet einen Landstreicher, Wandersmann, der die Gleisen entlangzieht, schon seit Wochen, und nun Rast macht an unserem Stadtrand, drüben, auf dem Gelände. Er isst hartes Brot mit Dauerwurst, trinkt ein zu warmes Bier aus der Flasche und singt sich fröhlich und zu guten Dingen.
Meine Laune singt mit, ich bin neugierig, schließe schnell die schwere Haustür, leine den Hund ab und versuche, irgendwen aus den Fenster zu den Schienen hin zu erkennen. Die Büsche sind in grüner Pracht, alles ist üppig und wild. Aber ich höre den Gesang, irgendwo muss wer sein, muss er sein, der Wandersmann.
Dann sehe ich den Barden. Er steht auf dem Flachdach gegenüber, im Hintergrund alles frisch gesprayt, und er stakst ein wenig hiphoppig hin und her, und vor ihm ein anderer, er hält die Kamera.
Sie drehen ein Video, sicher für youTube, er singt, das er Optimist bleibt, und ich das auch soll, und ich lächle dem Wandersmann hinterher, der sich grad in Luft auflöst.
Mittwoch, 6. Juli 2011
Halsschmerzen. Dann halt so.
Dienstag, 5. Juli 2011
Montag, 4. Juli 2011
Zeit in Reinform ersetzte ich im Bus sitzend direkt gegen Zeit in Rohform. Was, also so überhaupt, ist für mich noch Zeit als Rohmasse? Mit was gefüllt, wie gewürzt, generell wie genutzt und gefuttert? Früher (tm) hat man es sich auf der Couch mit einem Buch und einem Tee *gemütlich gemacht.
Wo bekomme ich heute die innere Ruhe her, über Stunden quasi nichts tuend auf der Couch zu liegen? Es ist immer etwas zu tun, man ist nie so weit fertig, dass ein paar Stunden Couch dabei herausspringen, ein paar Tage ganz weg vom Fenster - nicht dran denken. Bücher, da brauche ich heute Woche für, was ich früher an einem Tag weggelesen habe, oder vielleicht zwei.
Freue ich mich heute den ganzen Tag auf die nächsten Seiten meines aktuellen Buches, liege ich irgendwann nach 23 Uhr im Laken, klappe das Buch auf und nach drei Mintuten darunter zusammen. Werde wach, weil mir das Hardcover ins Gesicht fällt, und das Tölchen direkt hinterher wischt. Licht aus, Koma.
Da braucht man schon mal ein paar Wochen für ungezählte Seiten, nicht dran denken.
Hätten wir also ungelesene Seiten auf der einen, und ungeschriebene auf der anderen Seite. Macht wieviel?
Ungezahlt.
Man steht jeden Tag auf und kann sich entscheiden.
Jeden Tag.
Neu.
Ich mein ja nur.
Wo bekomme ich heute die innere Ruhe her, über Stunden quasi nichts tuend auf der Couch zu liegen? Es ist immer etwas zu tun, man ist nie so weit fertig, dass ein paar Stunden Couch dabei herausspringen, ein paar Tage ganz weg vom Fenster - nicht dran denken. Bücher, da brauche ich heute Woche für, was ich früher an einem Tag weggelesen habe, oder vielleicht zwei.
Freue ich mich heute den ganzen Tag auf die nächsten Seiten meines aktuellen Buches, liege ich irgendwann nach 23 Uhr im Laken, klappe das Buch auf und nach drei Mintuten darunter zusammen. Werde wach, weil mir das Hardcover ins Gesicht fällt, und das Tölchen direkt hinterher wischt. Licht aus, Koma.
Da braucht man schon mal ein paar Wochen für ungezählte Seiten, nicht dran denken.
Hätten wir also ungelesene Seiten auf der einen, und ungeschriebene auf der anderen Seite. Macht wieviel?
Ungezahlt.
Man steht jeden Tag auf und kann sich entscheiden.
Jeden Tag.
Neu.
Ich mein ja nur.
Schenkte mir jemand Zeit, also in Reinform, und Geld für die trivialen Dinge wie Miete, Brot, Fleisch für die Tiere - das erste was ich täte wäre packen. Das zweite wegfahren. Das dritte, dann vor Ort, irgendeinem schönen: schreiben.
(Statt dessen ein sehr müder Montag. Nein, nicht das Wochenende. Die letzten Wochen und Monate, die sitzen in den Hirnkurven, gähnen im Rudel und machen den Rest schwer.)
(Statt dessen ein sehr müder Montag. Nein, nicht das Wochenende. Die letzten Wochen und Monate, die sitzen in den Hirnkurven, gähnen im Rudel und machen den Rest schwer.)
Freitag, 1. Juli 2011
Montag, 27. Juni 2011
Dann war da noch Bern.
Kaum hatten wir die Stadtgrenze passiert, öffnete der Schweizer Wettergott schwungvoll die Fenster und ließ einen Regen frei, der uns bis zur Abfahrt begleitete. So ist der erste Eindruck von Bern derselbe, den ich von Paris bekam, vor Jahrzehnten. Und deswegen fällt es mir nicht auf, dass alle Bilder von Paris an den Wänden, Bilder von Paris im Regen sind. Keine Photos, sondern Malerei. Und auf allen schimmern Pfützen, tragen die kleinen gezeichneten Menschen ihre Schirme über den Köpfen, glänzt es nass und windig.
Und grün ist es in Bern. Wundervoll grün, üppig, wild, und nicht gerade und gezähmt wie andere Städte ihre Parkanlagen, Friedhöfe und Stadtgärten halten. Und die Berner sind langsam. Langsam im positiven Sinne, ich sollte gelassen schreiben. Selbst bei den Fluten von oben sitzen sie an offenen Fenstern, die jungen Mädchen mit Plummeaux um die Beine, die hippen tanzen im Halbdunkel, und erst beim Vorbeigehen erkennt man, dass es ein Wohnzimmer ist, keine Bar. Es scheint alles belebt, friedlich, und immer wieder dieses satte grün.
Das flotteste was in Bern unterwegs ist, das ist der Fluss Aare. Unser Hotelzimmer war direkt am Wasser, und so ging ich die Tölchenrunde an grünem Wasser, welches sprudelt, rast, und unglaublich frisch vorbeirauscht. Zettel hängen an den Zäunen, ein Code und eine SMS, und man bekommt die aktuelle Aare-Temperatur aufs Mobile, und kann dann entscheiden, ob man dieser Sache folgt, die Bern ebenfalls ausmacht.
Wie die Lemminge springen dort Einheimische und Touristen von den Brücken, lassen sich an Uferböschungen in die Fluten fallen, purzeln aus Booten, haben Kinder im Nacken verankert, und rauschen mit der Aare einmal um den Berner Stadtkern. Ich musste das bei YouTube nachschlagen, weil einfach so wäre ich nicht darauf gekommen, dass dieser Fluss beschwimmbar wäre. Vielleicht ist man auch ein wenig mehr unsterblich, wenn man in Bern schwimmt, ich weiß das nicht so genau, aber seht selbst:
Hier ist genau der Part, wo unser Hotel lag:
Sollte ich das auch einmal ausprobieren, dann mit Kamera zwischen den Zähnen. (Famous last words)
In der zweiten Herberge des Wochenendes, da schafften wir es kurz vor Mitternacht ins Bett. Lichtschalter suchen, Fenster auf, Tölchen platzieren, M. war unter 30 Sekunden eingeschlafen, ich hätte vielleicht 40 gebraucht, wäre da nicht ein sehr lauter Gongschlag gewesen, der erst vier mal durch die Nacht gongte (Kirchenanwohner wissen: Volle Stunde!), um dann mit zwölf satten Schlägen nachzulegen. Mitternacht.
Dann traumloser Schlaf.
Gong (Viertel nach zwölf)
Wach.
Gong-Gong (halb eins)
Komatöser Schlaf.
Gong-Gong-Gong (Viertel vor eins)
Der Hund seufzt, ich schlafe erneut ein - und blieb mit Tinkerbell den Rest der Nacht in anderen Welten, abtrünnig.
Morgens dann vier mal, dann acht mal, dann ich bis zum Bauchnabel aus dem Fenster uns siehe da: Geschichte, quasi direkt neben unserem Gastbett. Der goldene Stundenschläger des Zeitglockenturms Zytglogge war mein pünktlicher Begleiter der letzten Nacht, und voila:
Ab 2:27 wird es interessant.
Und weil der Regen so betörend nass war, nahmen wir ihn direkt mit ins Rheinland, auf dass er die nächsten Tage das Umland in eine saftige Pfütze verwandeln konnte.
Danke Bern, gerne wieder.

Kaum hatten wir die Stadtgrenze passiert, öffnete der Schweizer Wettergott schwungvoll die Fenster und ließ einen Regen frei, der uns bis zur Abfahrt begleitete. So ist der erste Eindruck von Bern derselbe, den ich von Paris bekam, vor Jahrzehnten. Und deswegen fällt es mir nicht auf, dass alle Bilder von Paris an den Wänden, Bilder von Paris im Regen sind. Keine Photos, sondern Malerei. Und auf allen schimmern Pfützen, tragen die kleinen gezeichneten Menschen ihre Schirme über den Köpfen, glänzt es nass und windig.
Und grün ist es in Bern. Wundervoll grün, üppig, wild, und nicht gerade und gezähmt wie andere Städte ihre Parkanlagen, Friedhöfe und Stadtgärten halten. Und die Berner sind langsam. Langsam im positiven Sinne, ich sollte gelassen schreiben. Selbst bei den Fluten von oben sitzen sie an offenen Fenstern, die jungen Mädchen mit Plummeaux um die Beine, die hippen tanzen im Halbdunkel, und erst beim Vorbeigehen erkennt man, dass es ein Wohnzimmer ist, keine Bar. Es scheint alles belebt, friedlich, und immer wieder dieses satte grün.
Das flotteste was in Bern unterwegs ist, das ist der Fluss Aare. Unser Hotelzimmer war direkt am Wasser, und so ging ich die Tölchenrunde an grünem Wasser, welches sprudelt, rast, und unglaublich frisch vorbeirauscht. Zettel hängen an den Zäunen, ein Code und eine SMS, und man bekommt die aktuelle Aare-Temperatur aufs Mobile, und kann dann entscheiden, ob man dieser Sache folgt, die Bern ebenfalls ausmacht.
Wie die Lemminge springen dort Einheimische und Touristen von den Brücken, lassen sich an Uferböschungen in die Fluten fallen, purzeln aus Booten, haben Kinder im Nacken verankert, und rauschen mit der Aare einmal um den Berner Stadtkern. Ich musste das bei YouTube nachschlagen, weil einfach so wäre ich nicht darauf gekommen, dass dieser Fluss beschwimmbar wäre. Vielleicht ist man auch ein wenig mehr unsterblich, wenn man in Bern schwimmt, ich weiß das nicht so genau, aber seht selbst:
Hier ist genau der Part, wo unser Hotel lag:
Sollte ich das auch einmal ausprobieren, dann mit Kamera zwischen den Zähnen. (Famous last words)
In der zweiten Herberge des Wochenendes, da schafften wir es kurz vor Mitternacht ins Bett. Lichtschalter suchen, Fenster auf, Tölchen platzieren, M. war unter 30 Sekunden eingeschlafen, ich hätte vielleicht 40 gebraucht, wäre da nicht ein sehr lauter Gongschlag gewesen, der erst vier mal durch die Nacht gongte (Kirchenanwohner wissen: Volle Stunde!), um dann mit zwölf satten Schlägen nachzulegen. Mitternacht.
Dann traumloser Schlaf.
Gong (Viertel nach zwölf)
Wach.
Gong-Gong (halb eins)
Komatöser Schlaf.
Gong-Gong-Gong (Viertel vor eins)
Der Hund seufzt, ich schlafe erneut ein - und blieb mit Tinkerbell den Rest der Nacht in anderen Welten, abtrünnig.
Morgens dann vier mal, dann acht mal, dann ich bis zum Bauchnabel aus dem Fenster uns siehe da: Geschichte, quasi direkt neben unserem Gastbett. Der goldene Stundenschläger des Zeitglockenturms Zytglogge war mein pünktlicher Begleiter der letzten Nacht, und voila:
Ab 2:27 wird es interessant.
Und weil der Regen so betörend nass war, nahmen wir ihn direkt mit ins Rheinland, auf dass er die nächsten Tage das Umland in eine saftige Pfütze verwandeln konnte.
Danke Bern, gerne wieder.

... older stories