Sonntag, 20. Dezember 2009

#156

Wo es draußen grad so schön schneestürmt, kann man drinnen seinen letzten dicken Pulli über die anderen fünf ziehen und Listen erstellen. Wer weiß ob es nicht die letzten Worte sind, die man der Nachwelt hinterlässt, und wer weiß, ob nicht in drei Wochen jemand einen Spaten auf meinen Schreibtisch knallt und ruft: Jungs, die Frau ist tiefgefroren, aber die Liste ist ganz frisch!

Hier also -und wieder fremdinspiriert- die Liste der

10 Dinge, Rubrik 'kulinarische Peinlichkeiten',
also Panties runter:

1. Ketchup

Ketchup ist ein sofort-Gier-Ding, das fing in meinen vegetarischen Zeiten an, wo Currywurst nicht mehr drin war, Ketchup diesen speziellen Appetit aber ganz gut in den Griff bekam. Und in den Rebellenjahren, wo man wenig Geld aber viel Engagement und Spass hatte, da gab es oft Brot mit Ketchup oder Nudeln mit Ketchup, oder Chips mit Ketchup.

Heute in Bio und Glas (Alnatura), und wenn, dann auf eine Scheibe Graubrot oder einen heimlichen Klacks in eine rote Sauce, die aus unerfindlichen Gründen nicht werden will.

2. Tütensuppen

Ich bin ja ein 3/4tel Schlüsselkind, und habe mittags meist mit Suppen gelebt. Meine Hauptnahrungsquelle war die Champignoncremesuppe von UNOX, wo man die Dose nur geöffnet bekommen musste, und dann diesen beigen Papp aus der Dose in den Topf, dann die Dose einmal mit Wasser auffüllen, zu dem Papp in den Topf, das erhitzen, bloß nicht kochen, dann ein Stück Butter und etwas Petersilie reinstreuen: fertig. Dazu gab es immer ein Gespensterheft, Geistergeschichten oder Biene Maja. Später John Sinclair.
Einfacher waren da die Tütensuppen (Gemüse mit Nudeln, Hersteller vergessen). Die musste man nur aufreissen, halber Liter Wasser dazu, gerne auch aufkochen, fertig.
Dazu o.g. Comics.
Irgendetwas muss es geben, zwischen Himmel und getrockneten Möhren- und Selleriestückchen, dass ich ab und an, meist in malader Lebenslage, zu einer 'Gemüsesuppe mit Nudeln' greife (heute von Alnatura), mir das alles hochkoche und noch einen kräftigen Schwung Nudeln reinkippe, und dann den ganzen halben Liter genussvoll runterschlinge.
Immerhin keine YumYum-Suppen.

3. Toastbrot ohne Rand

Gibt es in Frankreich zu kaufen und ist herrlich für Lachs- oder Gurkensandwiches. Kein Nährwert, reine Trägermasse.

4. Chips

Die sind jetzt vielleicht nicht wirklich peinlich, aber doch der Anti-Christ in Knistertüten, und deswegen sollten sie nicht unterwähnt bleiben, weil ich bei kaum etwas zwanghafter reagiere, als bei Kartoffelchips. In kurz:
Ist die Tüte erst im Haus, ist sie quasi schon weg. Und da ich ein geprägtes Kind bin, esse ich am liebsten Funny ungarisch, und lasse mich nur von handgetufteten mit frischem Pfeffer und durch jungfräuliches Olivenöl gezogenen vom Weg abbringen.
Einzige Vorsorge: Nicht ins Haus holen.

5. Fertigpizza

Einmal im Jahr, für 'wenn es schnell gehen soll' (haha). Danach der jährliche Schwur: Nie wieder!

6. Halbes Hähnchen

Jeder weiß, dass diese armen KZ-Hühnchen echt nur aus Elend und Fertiggewürzmischung bestehen. Dann gibt es diese Wagen, die irgendwo stehen und das ganze Viertel zur Mittagszeit mit Hähnchenduft fluten. Dann bekomme ich ganz schlimmen Hunger auf Hähnchen, und dann gibt es nur drei Möglichkeiten.
1. Die Zeit haben, ein glückliches totes Hähnchen zu kaufen und selbst zuzubereiten.
2. In diese eine Pommes Bude zwei Viertel weiter zu fahren, welches selbst würzt und stramme Wiesenhofhähnchen benutzt (immerhin).
3. Augen zu und Nase zu, und kein Hähnchen essen, nirgendwo. (Passiert in 97% aller Fälle)


7. in eine Cabanossi beissen

Für manchen Gerichte braucht es eine Cabanossi, oder eine Mettwurst, und ist dieses Ding im Hause, liegt im Kühlschrank und man macht ihn auf, hungrig irgendwie, dann denke ich 'nur ein kleines Ende, das fällt nicht auf', und dann muss man bis abends aus Gründen immer wieder mal an den Kühlschrank, und man denkt 'ach, nur noch ein kleiner Haps' und zumindest mir geht es so, dass ich ein wenig Selbstekel mitbringe, und am Abend sieht man dann, dass von der Wurst nur noch der andere Zipfel übrig ist, mit Wohlwollen kann man sagen, dass es ein Zipfel mit ein wenig Wurst dran ist, aber der Rest ...

8. geschnittener Gouda in einer 'Käseaufschnitt'-Packung

Ist gleichzusetzen mit geschnittenem Brot einer Supermarktkette. Macht man aber trotzdem.
(Dabei bin ich Käseliebhaberin.)

9. Drive in by Burger King

Zwei mal pro Jahr, mit den gleichen inbrünstigen Schwüren wie bei der Fertigpizza. Die Hände riechen trotz Obstseife noch Stunden danach nach 'Aromen'.

10. Kroket in Brodje

Wir sind ja nah an den Niederlanden dran, und ich habe keine Ahnung, aber kaum bin ich mitten im Holland, dann renne ich in die nächste Frittierhöhle, rufe 'Taach, een lecker Kroket in brodje', dann hau ich mir da noch den Senf aus diesem kleinen Plastikbeutelchen drauf (schreibt die Person, die immer mindestens 6 Senfsorten im Kühlschrank beherbergt), und dann wird das gegessen.
Das funktioniert am besten am Meer, und passiert demnach nicht so oft, als das ich es verteufeln müsste.
Holland ist Ausnahmeland, da ist Frittiermampf legalisiert.

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Um es Claudio nachzumachen hier noch meine absoluten No Go!- Dinge, Rubrik 'Nur über meine Leiche'

1. Fertigsalatsaucen
2. Mezzo Mix
3. Dönerteller
4. Scheiblettenkäse
5. Kötbullar
6. Alkopops
7. Mc Donalds
8. Miracoli
9. abgepackte Supermarktfrikadellen
10. Mikrowellenfertiggerichte

Via Anonyme Köche, mit Dank!