Donnerstag, 19. Januar 2012

Zweifel.

Warum sitze ich in dicken Pullovern in einem kalten Büro in Düsseldorf-Flingern, wo ich "noch keinen Profit einfahre", und -falls mich wer fragt- "noch keine Liebe einfahre", wie ich es normalerweise von der Arbeit gewohnt bin, die ich als Vogelfreie so gut und so gern verrichte?
Keine Ahnung, sagt ihr es mir.
Ich könnte in so netter Gesellschaft um Stunden versetzt arg beschlagene Gläser gegen den Sundown halten, den letzten Cent in Zeugs versenken, den ich mir hier nie einkaufe, und generell zusehen, dass ich Herrn Sixx mal auf dem Arbeitsweg antreffe, oder Lemmy auf dem Sunset am Daddelautomaten anstrahle.
Statt dessen facebooke ich -wenn möglich- täglich neue Nerdweisheiten wie damals das geskribbelte "Liebe ist...", rette Tag für Tag Muschel Coco und lebe neuerdings für das Wochenende. Liebe zur Arbeit, selbst wenn sie täglich und immer ist, die Arbeit, gegen "Sicherheit", morgendliche Hetze mit Tölchen Leo, abendliche Hetze was Hausarbeit, Nahrung und das ganze drum und das dran und wo bitte bleibt das Leben? Falls mich wer retten will, der sagt: Die könnt ich in meinem Stall noch locker unterbringen: E-Mail reicht, weiße Schimmel werden überbewertet. Nachhaltigkeit und Kreativität in den Gedankenecken sind sehr toll, kochen und melken kann ich aber auch, käsen möchte ich noch lernen, Algen ernten auch.

Tage des Donners, den man kaum noch hört. Ich sehe mir selbst gespannt zu, wie ich vor den Hunden gehe.


Sonntag, 1. Januar 2012

Endgegner 2011.

Die jährliche Jahresendliste. 2009, 2010.

1. Zugenommen oder abgenommen?
Same same, nichts passiert.

2. Haare länger oder kürzer?
länger, dunkler, ombre.

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Das wollte ich seit Wochen testen lassen. So langsam proben meine Displaystrapazierten Augen den Aufstand, glaube ich. Kommt auf die to-do-list 2012.

4. Mehr Kohle oder weniger?
Mehr. Zumindest auf dem Papier. Taschen gleichbleibend leer.

5. Mehr ausgegeben oder weniger?
Siehe oben. Ein Rätsel.

6. Mehr bewegt oder weniger?
Leider keine sportlichen Exzesse (Danke, Knie li.!) , dafür ausdauernde Gassirunden mit Hund Leo. Änderung steht an, schließlich bestehe ich nicht nur aus Knie.

7. Der hirnrissigste Plan?
Nach Berlin zu fahren und zu denken, ich könnte die Stadt eventuell doch mal gut finden.

8. Die gefährlichste Unternehmung?
Stadtverkehr und die Treppe (Hühnerleiter!) vom Homeoffice runter nach einer Flasche Wein.

9. Der beste Sex?
Gern.

10. Die teuerste Anschaffung?
Wäre diese Woche passiert, wurde aber vereitelt.

11. Das leckerste Essen?
Oft und an verschiedenen Orten (Nein, das ist nicht die Sexantwort.)

12. Das beeindruckendste Buch?
„Herrchenjahre“ von Michael Frey Dodillet, wegen thematischer Not. Schlimm gelacht, schwer verstanden gefühlt.

13. Der ergreifendste Film?
Lemmy.

14. Die beste CD?
Neu: Foo Fighters 'Wasting Light'
Alt: Eagles Of Death Metal

15. Das schönste Konzert?
Keins. (verpasst: Foo Fighters und Eagles of death Metal)

16. Die meiste Zeit verbracht mit …?
Mir.

17. Die schönste Zeit verbracht mit …?
Freunden.

18. Vorherrschendes Gefühl 2011?
Rastlos.

19. 2011 zum ersten Mal getan?
Eine Hundeschule besucht und einen Brigitte-Fotografen auf einer Leiter vor dem Esszimmer gehabt.

20. 2011 nach langer Zeit wieder getan?
Westernstiefel gekauft und im Stadion Fortuna-Lieder gebrüllt. Beides steht in keinem Zusammenhang.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
Nichts.
Doch, auf den EHEC-Veradachtsabend im Krankenhaus, auf Berlin, und auf die Schießerei, in die ich am Bahnhof geraten bin.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Mich, dass alles gut ist wie es ist.

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Meine Lebenszeit.

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Seine Lebenszeit.

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Nicht gesagt, sondern geschrieben. In einem Buch.
„Für Lu, die mit einem Satz alles verändert hat“.

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Weiß ich doch nicht.

27. 2011 war mit einem Wort …?
Bunt.

PS: 2011, das Jahr, wo ich an drei Orten des UNESCO Welterbes war. Bern, Zeche Zollverein, Amrum Wattenmeer.


Dienstag, 11. Oktober 2011


Zurück von der See. Ich habe einen Orkan im Gepäck, innen wie außen. Habe zu viele Inseleier gegessen, keine Saune genommen, habe den Hund im Wind steigen lassen, das Fledermausohr, und bin fast auf dem Grab des Hauseigners gelegen, böse Böe, große Fläche. Kapitän Tönissen, den besuche ich immer, kaum bin ich auf der Insel. Danach in die kleine Kirche. Und da immer diese Stille, während draußen der Wind braust. Anders kann man das nicht sage, der braust tatsächlich. Und ich sitze dann allein an der weiß getünchten Wand, die Psalmenzeichen der letzten Messe anschauend, und denke, dass in so einer kleinen Inselkapelle Ordnung herrscht.
Hier wird man getauft, dann wird man getraut, und irgendwann, viel später, wird man hier verabschiedet. Und auf Amrum bekam man am Ende, also viel früher als heute, einen sprechenden Grabstein. Und die mag ich so. Deswegen.

Ansonsten die große Stille, außer dem Soundtrack, der mich leise im Hintergrund begleitet. Im Traum bin ich weit weg, wo es Möwen warm ist und alle Katzen mit den Fischen frieren. Ich brauche einen ganzen Anker auf dem ganzen Körper, allein um das zu Hause zu finden.



"Crystalised"


das eigene ich kapern. | © Lu um 22:13h | keine meldung | meldung machen?

Donnerstag, 6. Oktober 2011


Mittlerweile wiederholt man sich sogar schon im Traum. Kaum komme ich in dieses eine Haus, denke ich sofort Achja, und weiß wo die Kellertür ist. Komme ich in diesen einen Garten, springe ich sofort in den großen Teich, Wetter egal. Tauche hinab, finde den Stein und unterhalte mich mit den Einwohnern. Nicht hinterfragen, einfach machen. Vielleicht liegt die Änderung ja im Froschteich verschütt, und ich muss sie mir nur von den Fischen erquatschen.

Ansonsten viel durch grün gefahren die letzte Zeit, erfüllende Jobs, sich leerende Konten, es ist antizyklisch bei mir, und das wäre wieder ein Grund, in den Tisch zu springen und ein wenig mit den Fröschen am Grund zu dümpeln.
Am Ende ist das eigene Leben ein Adventure so aus Mitte der neunziger.

Ich brauche Hühner, dringend, Platz, und die Möglichkeit, mich noch schlimmer kümmern zu können.
Neue Herausforderungen oder Midlife, das war neulich das Thema. Ich tippe auf ersteres, weil ich sicher auch in den Wechseljahren noch nichts gegen Hühner haben werde, statt dessen noch ein Schwein dazu rette. Ha! Ich hatte meine Vision, damals auf der Pritsche der Heilpraktikerin, die mich in Trance gesprochen hat. Ich sah mich, leicht angegraut, lange Haare, schwarze robuste Klamotte am Körper. Ich war um die 60, sah mehr wie entspannt aus, und hatte Land und Vieh und offenbar ein erfülltes Leben. Scheiße macht hässlich, ich aber sah gut aus, da im Wind. Mehr Infos habe ich aber auch nicht, muss dran arbeiten, die Zeit läuft.

Ansonsten bald Fußball, noch eher salzige Luft, die Idee eines Winters der verschrieben wird, und ein Hund, der sich Nachts ins Bett schleicht, um mich morgens wach zu küssen prügeln.

Diskutieren und die Hartnäckigkeit in Person sein, das lohnt übrigens. Bekomme das neue Smartphone mit meinem grandiosen neuen Tarif nächste Woche geliefert. Ich denke, der
Satz "15 Jahre, so lange war ich noch mit keinem Menschen zusammen, aber mit ihrer Firma immer ganz dicke, ja!" hat meinen Kundenbetreuer überzeugt und rhetorisch lahm gelegt.

Ich muss packen. Tipps zur Hühnerwahl dürfen gerne hinterlegt werden, alles andere auch.


Montag, 12. September 2011

10 Jahre 9/11

Und da dachte ich, ich steh da mittlerweile drüber. Ich hatte keine Lust mehr, was über den 9.11. zu twittern. Meine angestaubte Betroffenheit zu verbreiten, zu teilen, rauszuposaunen, so schien es mir. Guckt, wie betroffen ich immer noch bin, und sieh, dass ich den Termin (!) nicht verpasst habe, und auf allen online-Kanälen darauf posaune.
Bullshit.
Es hat gedauert, ein paar Stunden, bis ich den Fernseher an hatte. Und da liefen sie, die Bilder des 9/11, die verstaubten und verstörten Menschen in den Straßen rund um das WTC. Und da sprangen sie, die Menschen in den oberen Stockwerken. Und da riefen sie bei der Feuerwehr an, und fragten, ob die sterben würden. Müssen.
Und da waren sie wieder. Die klatschnassen Augen, der verstopfte Hals, das Mitgefühl für das, was die alle dort grad erleben.
Und da starb dieses "ich stehe da zehn Jahre danach drüber und reite diese angestaubte Soli-Welle nicht mit"-Gefühl so was von auf der Stelle.
Danke für die Backpfeife, pralles Leben. So Sachen verjähren nicht!

#

PS: Ich sass zu der Zeit in einem Büro an einem Hafen,war fest angestellt, und tief entsetzt, als ich die ersten Nachrichten im Netz und im Radio hörte.
Wir verfolgten das Geschehen fortan sekündlich, und als ich abends spät zu Hause war, Essen kochte und im TV die Bilder zu den Nachrichten sah, da hielt ich es kaum aus, und schaltete irgendwann den Fernseher aus. Ratlos, fassungslos, und schier traurig. Das Essen wanderte kalt vom Teller ins Klo.

das eigene ich kapern. | © Lu um 00:56h | keine meldung | meldung machen?

Donnerstag, 28. Juli 2011


Bereite mich seelisch und salatig auf meinen Geburtstag nächste Woche vor, laufe klatschnass durch Gewitter weil für den Hund, höre zu laut Musik, trinke zu schweren Rotwein, und bin gefühlt die Einzige, welche nicht über das Wetter schimpft. Habe kein freies Wochenende mehr bis Mitte September und würde gerne mit dem Fahrrad auf eine Insel fahren um die Nordsee zu grüßen.
Brüte eine neue Idee aus, und hänge bei anderen in der Warteschleife, wo mit viel Geld jongliert wird.
Am Ende kommt nichts, und ich sehe das Meer doch.


Dienstag, 5. Juli 2011


01.09.2009 (reisenotizen)

Letzte Nacht am Meer gewesen. Dann sprang der Hund ins Bett.

das eigene ich kapern. | © Lu um 11:49h | keine meldung | meldung machen?

Freitag, 11. März 2011


Mit das Schönste an einem Hund, neben den klatschnassen Küssen und dem Hühnerfleisch in allen Jackentaschen, ist das Scheitern an der Erziehung.
Das meine ich tatsächlich so.

27jan2011


Freitag, 11. Februar 2011


Dringend muss ich übrigens auch über Leo schreiben. Über Leo im speziellen, und Hunde im Leben generell. So viele Hunde, die mich begleitet haben, oder ich sie, und all das bringt Leo mit seinen Knopfaugen ans Licht, wenn er mich ansieht.

Er sieht mich oft an. Dabei dreht er sich manchmal einfach nur kurz um, guckt, läuft weiter. Manchmal wartet er auf mich, sieht mich an, stupst an meine Wade, läuft weiter.
Manchmal rufe ich ihn, während er so vor mir her läuft und seinen Dingen nachgeht, das steht in den schlauen Hundebüchern. Rufen. Kommt der Hund, belohnen. Belohnen durch Leckerchen oder durch Loben. Bei mir gibts von 10 Mal Belohnen 8 mal Kopfküsse, und zwei Mal Hundekeksbruch, selbst gebacken. Den Rest für die Raben (diese wollen allerdings und leider niemals Kopfküsse).

Leo ist toll. Mal mieft er, mal riecht er nach Wolken und Regen. Er trägt seinen Bart steil und verwundert mich so oft, wie er sich nach 90 Minuten Fußmarsch noch ein paar Tropfen Pipi abringt, dabei beim Markieren leicht in die Luft springt, um als größerer Rüde dazustehen, als er ist. Ich sag dann immer Gockelchen und find ihn toll.

Dringend muss ich über Leo schreiben. Und über Jonathan, über die schmerzende Hüfte, die schlechten Bücher, über Pläne und immer wieder über Leo, und wie er geduldig mit Kater Hugo ist, der sich so sehr in Leo's Füße und sein Drahthaar verliebt hat, und das täglich zelebriert, bis wir nasse Augen vor Lachen haben.


Mittwoch, 5. Januar 2011

2010, die Listenversion.

Beliebte Listen, an denen man später seinen Verfall abfeiern kann. Here we go -

1. Zugenommen oder abgenommen?

Zugenommen. Verfettete Seele oder schwere Knochen, würd ich tippen.

2. Haare länger oder kürzer?

Länger.

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

Weder noch, gleich gute Augen, wie gehabt.

4. Mehr Kohle oder weniger?

Offiziell mehr, aber immer zu wenig.

5. Mehr ausgegeben oder weniger?

Alles, also mehr.

6. Mehr bewegt oder weniger?

Weniger, Danke Knie 1 und 2.
Die Vorhaben für 2011 sind deswegen um so ausschweifender.

7. Der hirnrissigste Plan?

Täglich glücklich sein, und durch Arbeit reich werden.

8. Die gefährlichste Unternehmung?

Nachts auf hohen Schuhen leise durch eine dunkle Straße rennen wollen.

9. Der beste Sex?

Steht in meinem Jahreshoroskop für 2011.

10. Die teuerste Anschaffung?

Leo.

18dez2010

11. Das leckerste Essen?

So viele!

12. Das beeindruckendste Buch?

Viel zu wenig gelesen, in 2010, am meisten beeindruckt und „drin“ war ich in
Frank McCourts Buch „Die Asche meiner Mutter“. Permanent schwarzen starken
Tee muss man da trinken, so steckt das an.

13. Der ergreifendste Film?

Zeit der Wünsche, glaube ich.

14. Die beste CD?

Wolfmother – Cosmic Egg

15. Das schönste Konzert?

…habe ich leider verpasst. An dieser Stelle müsste „Grinderman in Hamburg“ stehen.

16. Die meiste Zeit verbracht mit …?

Mir, schlaflos.

17. Die schönste Zeit verbracht mit …?

tollen Menschen.

18. Vorherrschendes Gefühl 2010?

No time for love, Dr. Jones.

19. 2010 zum ersten Mal getan?

Einen Hund den kleinen Hintern gerettet, ein Unternehmen mitgegründet, noch etwas eröffnet und beim Yoga die Krähe gestanden.

20. 2010 nach langer Zeit wieder getan?

Gassi gegangen.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Meinen Altkatz gehen zu lassen, schlaflose Nächte und jeden Tag, der Scheiße war.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Follow yout bliss.

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Das kann ich nicht selbst beantworten.

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Ein kleiner Ganesha im richtigen Moment.

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

(„…“)

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

(„…“)

27. 2010 war mit einem Wort …?

wuchtig.

*

In Büchern:

Viel viel viel zu wenige, es ist eine Schande, 2010, aber auch nicht die einzige. Hier also die traurige Bilanz:

Stevan Paul: Monsieur, der Hummer und ich
Sibylle Berg: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot
Harry Rowohlt: Gottes Segen und Rot Front
Hermann Bräuer: Haarweg zur Hölle
Franck McCourt: Die Asche meiner Mutter
Saul Slash Hudson: The Autobiography
Franck McCourt: Ein rundherum tolles Land, Erinnerungen
Wolfgang Herrndorf: In Plüschgewittern

… und ein Haufen Sachbücher über Ernährung, Wein und am Ende auch über Hunde und deren Erziehung.

In Städten:

Roermond, Hamburg (beide mehrfach), viel Ruhrpott bis Köln, Wallis in der Schweiz und Frankreich zum Abschluss.
Kann auch gerne wieder sehr viel mehr werden.

In Ausstellungen:

Nicht dokumentiert, aber die ArtCard hat des öfteren das Licht gesehen.
Dafür nur 2 Mal Kino. Auch ein Dilemma.

Ich möchte Ende 2011 gerne wieder eine Liste tippen, die mir gefällt. Bis dahin -