Sonntag, 29. Oktober 2006

ENDLICH!

Der Herbst ist da, und somit die Badewannensaison lautlos eröffnet. Aber was ist eine prallgefüllte Wanne bei prasselndem Regen ohne die entsprechende Lektüre daneben?
Früher, also ganz früher, so vor 10-12 Jahren, da hatte ich den Stern im Abo, und der Stern ist aus einem einzigen wirklichen Grund eine töfte Badewannenlektüre:
Er kann ins Wasser dippen und ist trotzdem noch lesbar.
Das Papier qualifizierte ihn, er bekam bei rüdem Umgang höchstens eine nasse Welle, war aber immer noch handlich und voll bunter, böser Bilder. Dann aber, sehr spät wie ich finde, und noch mehr Jahre nach "Biene Maja", "Spuk" und den "Gespenster Geschichten", da entdeckte ich den (das? Urgs!) Comic wieder für mich, und lag nur noch mit Ralf König im Wasser. Meine Verflossenen fanden meine Marotte irgendwie komisch, aber nicht weiter bedrohlich, auch wenn sie sich gesammelt über die Penis-wie Sexdichte auf den Seiten wunderten, es sei ihnen vergönnt.
Jetzt habe ich bis auf die letzten zwei oder drei wirklich alle Comics von ihm, und diese mehrfach und mit viel Liebe gelesen, und jetzt ist es wirklich (!) dringend und an der Zeit für geeigneten Nachschub, ein neuer Zeichner muss her, und der hatte am besten schon ganz viel veröffentlicht, auf dass die nächsten zwei Herbste inklusive deren Winter in Punkto Wannenlektüre gesichtert sind.

Und was soll ich sagen? Genau. Das was ich immer sage:
"Wenn man nicht wirklich sucht, dann fällt es einem laut krachend in den Schoß."
Im letzten Jahr schon schlich ich Meile um Meile durch die Comicregale des Buchhauses, aber nichts gefiel mir so richtig, bei keinem hatte ich dieses Dauergrinsen im Gesicht wie beim König. Der eine zeichnete phantastisch, aber die Story war öde, der nächste hatte guten Text aber einen Stil, den ich nicht mochte, und beim dritten kam alles zusammen. Geschlagen begab ich mich dann nach Hause, und wenn die Wanne voll war, schnappte ich mir wieder einen alten Ralf und las Konrad und Pauls Ausschweifungen in Sachen Klavier und Brathähnchen und Poppers.

Bis, ja bis ich gestern wieder durch das Buchhaus stiefelte (jetzt tatsächlich wörtlich, ist ja Herbst) dabei einen Stapel Sachbücher auf beiden Händen balancierend, alles für den Job, nichts für den Herbst. Und dann fiel mein Blick plötzlich auf ein Cover und einen Titel, was mich unter normalen Umständen eher nicht angesprochen hätte, aber wie die Götter der Comics es so drehen stoppte ich aprupt, der Stapel Sachbücher kam energisch ins Wackeln und ich fischte mit zwei mühsam frei gekämpften Fingern ein Teil namens MÄDCHEN aus dem Regal. Zack, oben auf den Stapel gewuchtet und zur nächsten freien Sitzgelegenheit getrudelt, und mit einem lauten Stoßseufzer alles so laut auf den Boden gewuchtet, dass eine Bewegungswelle durch die Anwesenden ging. Aber alles egal, denn nun nahm ich das oberste Buch in die Hände, schlug es auf, dachte bei den ersten zwei bis drei Seiten noch gar nichts, bis mich beim Umblättern eben dieses Lächeln ansprang und nicht mehr losließ. DAS war es, ER war es, er ist der nächste, und ich mochte die Geschichte auf Anhieb. Ich sah mich schon in der nächsten LUSH-Wanne liegen, den neuen Flix über dem knallrosa Schaum haltend, während sich draussen die Bäume biegen und die Welt prasselnd unter Wasser versinkt. Am Wannenende ein Milchkaffee, so sollte es sein.
Wären, ja wären da nicht die bösen, teuren Sachbücher, dessen lesen und merken und umsetzen eher das anwachsende Bücherregal sichern würden, als ein Comic.
Meiner Seel', guter Rat ist teuer, also machte ich ein Photo vom Buch, auf das ich es nicht in Schusseligkeit versenke und bis zu Hause keine Ahnung mehr habe, was mich da eine Stunde zuvor noch arg begeisterte,

(wäre ja nicht das erste mal im Leben gewesen, wenn auch schon lange her. Der hatte damals nackenlange, dunkle Locken, und sogar eine Telefonnummer, die er mir mit einem "Ruf mich an" gab. Die Nummer hatte er mit Kuli in meine Handinnenfläche geschrieben und dabei bedeutend geguckt und sehr bedeutend geschwiegen. Seinen Namen, den hatte er mir gesagt, aber wie das bei mir nun mal so ist und war: kam ich Nachts aus der Stadt nach Hause, ging ich erst mal duschen, und so verschwand gleichzeitig mit meinem Kurzzeitgedächtniseintrag seine Telefonnummer aus meiner Hand und er aus meinem Leben. So kann es gehen, wenn man gerade mal die zwanzig erreicht hat.)

und hier ist es, für alle sichtbar, (und seit eben auch auf meiner Wishlist von amazon) :



Und sollte jemand noch einen anderen Zeichner kennen, der so zwischen Ralf König und Flix liegt, dann bitte her mit dem Namen, ich hoffe, ich habe noch einige Herbste zu bestreiten!

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Solange,
aber besser nicht in der Wanne, kann man bei Fa. Spiegel schonmal
ein wenig Flix kucken:

http://www.spiegel.de/unispiegel/0,1518,k-2800,00.html

Oder beim Herrn Flix selbst, klar.
Der Flix z.B. haelt ja einiges auf den Herrn Sauer

http://www.nichtlustig.de

aber das sind, bis auf den Pudel des Todes, immer Einzelbilder, also keine Geschichten, wie etwa Konrad und Paul... Und bisher nur 3 Baende, der 4. sei in Arbeit, heisst es.

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ohja, nichtlustig mag ich, vor allem das HIER, das treibt mir immer noch die tränen in die augen :)

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Was denkst du eigentlich über Leute, die das ganze Jahr über morgens in der Badewanne liegen?

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Ich denke, dass das ganz saubere Seelen seien müssen, mit einem Drang zu post-nataler Nestwärme. Und ich denke auch, dass ich mir Gedanken um deren Zehenzwischenräume machen könnte.
Warum?

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ad multos autumnos (oder so ähnlich)
Mit den Empfehlungen ist das ja immer so eine Sache: Verantwortlich sein und die Folgen dann doch abstreiten. Und dann ist es ja auch immer eine Sache der Interpretation, denn König und Flix sind jeder ihr eigenes, worin liegen nun die Gemeinsamkeiten und was macht denn dann - eventuell - eine gute Empfehlung aus. Kurz, da ich mich nicht rühmen darf Sie zu kennen, bleiben die eigenen Vorlieben, wie immer ohne Wertung in der Reihung, aber zumindest mit Versuch des Bezugs zur Badewanne (ohne Hr. Barschel o.ä.):
+ Hugo Pratt: Corto Maltese (eignet sich nicht nur ob der maritimen Sujets)
+ Benoit Sokal: Inspektor Canardo (die Ente überhaupt)
+ Enki Bilal: Die Geschäfte der Unsterblichen (als Startpunkt, die Götter baden)
+ Neil Gaiman: Signal to Noise (es wird Winter)
+ Francisco de Goya: Der Schlaf der Vernunft (gebiert Ungeheuer)
+ Will Eisner: Invisible People (z.B.)
+ Fritz Ostermayer: Gott ist ein Tod aus der Steckdose (geht auch mit Badewanne)
+ Gilbert Shelton: The Fabulous Furry Freak Brothers ("Jungs, ich denke ...")
+ André Franquin: Marsupilami (mal wieder alle durchschmökern)
+ Nobuyoshi Araki: Self, Life, Death (yoshi bedeutet "lieb", "nett" ...)
+ Frank Miller: Sin City (viel Wasser)
+ Goran Delic: Smogy Boy (fucking brilliant)
+ Jodorowsky/Gimenez: Der Metabaron (irgendwo ist da auch Wasser)
Das wird endlos. Und durch die Beliebigkeit verwandelt sich der Wunsch etwas als persönlich "schön" Empfundenes weiterzuempfehlen womöglich in das Gegenteil. Eventuell sagen, was schon vorhanden bzw. unerwünscht, das könnte ein Ausgangspunkt sein.

Eigentlich wollte ich nur mal kurz vorbeisehen und "Danke" sagen (für die vielen schönen Worte : ).

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renard, das war aber ausführlich, da sag ich auch Danke!, und zwar für beides, UND heute sogar mit smiley, sehen sie -

:)

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