Sonntag, 18. Mai 2025

Hinter LIDL fängt der Deich an

Die Nacht war eine kleine Hölle. Man sagt ja, was Du in der ersten Nacht in einem neuen Bett träumst geht in Erfüllung. Long Dream short: Ich werde mit meinem Ex in einer Wohnung durchs Fenster erschossen, es gibt viele verfilzte Hunde.

In echt ist es der Aussage geschuldet, welche die Reinigungskraft gestern bei der Schlüsselübergabe sagte: "Sie ganz allein hier. Viel Freude."

Neuer Ort, neue Nacht, neue Geräuschkulisse. Ebenerdig. Das ärgste, und jetzt kommt weirder Kram: Ich schlafe seit über einem Jahr auf einem Seitenschläferkissen. Das hat eine Memo-Funktion, ist null kuschelig aber großartig für meinen HWS-Bereich. Ich weiß nicht, warum ich erst so spät - aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls schlief ich schlecht, kämpfte gegen Fluff-Kissen und eine Bettdecke, die gefühlt wie ein bezogenes Taschentuch war, aber die Wärmeentwicklung einer Teflonpfanne hatte. Das plus Traum: Ich hätte morgens ein Eisbad a la Wim Hoff gebraucht.

Statt dessen musste ich bis 8.00 Uhr warten dass das Eckbüdchen aufmacht und ich mir für 1.30 EUR einen heißen, schwarzen Kaffee holen konnte. Herrlich, wie beim Campen, wenn man sich über die kleinsten Dinge so richtig doll freuen kann. Dopamin Party mit einem Pappbecher und einer Kippe auf der Treppe vor meinem Appartement. Um mich herum toben Dohlen und Schwarzkopfmöwen um die beste Performance über den Bäumen. Generell die Federfreunde auf meiner Straße. Es hat viele Dohlen und Krähen, in der Luft etwas weiter oben die Möwen. Thermik wird genutzt und geliebt. Wenn ich draußen rauchen gehe, habe ich gefühlt ein Mobile an Vögeln über mir. Ich liebs.

Samstags ist Markt in Leer. Ich mag Märkte, die Leeraner mögen ihren Markt, also bin ich da hin. Im Gegensatz zu meinem Markt in Düsseldorf Pempelfort ist es dort nicht ansatzweise so voll und deswegen sehr beschaulich. Mal wieder dieses Wort, aber wenn es nun mal passt...
Also kurz Markt gucken, aber das Wasser im Hafen lockt mehr als frisches Backwerk. Jedes Motorboot im Wasser hat mehr Anziehungskraft auf mich als ein Brötchen. Ran an die Promenade, begeisterte Videos von Booten und Booten und Booten für die lieben Daheim, und natürlich Insta. Was wirklich lustig war: Ich kenne exakt eine Person in Leer, und der ist Native. Ole Cordsen, vielen bekannt aus seinen beiden Blogs Nachrichten aus Absurdistan und Nimmersatt. Und wem laufe ich in die Arme, als ich zum Markt gehe? Sooo! Wir sind später noch verabredet, also nur kurzer Schnack und weg.
Danach dann doch noch Frühstück und Sachen gekauft und zurück ins Appartment. Ich bin sehr platt, aber zu der Geschichte erzähl ich die Tage was. Brötchen, Sonne, Kaffee.
Kurz danach später: Ole pickt mich mit dem Auto auf und wir fahren Richtung Ditzum, eine 650 Seelen-Gemeinde mit viel Kutter, Kibbeling und Wind. Schön da. Wieder sehr beschaulich, aber auch sehr touristisch. Mir egal, ich hab Wind im Haar, Fisch im Mund und sehe Schaumkronen auf Wasser. Bin einfach glücklich zu machen für den kleinen Moment. Zusammenfassung:

Ditzum hat viele, sehr viele schöne Pflanzen, lecker Fisch im Hafen, eine doofe Geschichte was die Meyer Werft und die Tiede angeht und fühlt sich für mich an, als wenn ich zwischen Zeeland NL und 10 Metern Frankreich zwischendurch eine Stunde Zeit verbracht hätte.

Danach ging nix mehr. Körper und ADHS und Overwhelming. Ich hab mich Gottseidank für mich entschieden, konnte nix fettiges mehr sehen, wollte was frisches und endlich ein kaltes Glas Wein. Also mutig zum nächsten Suppermarkt. Ich wollte ja keine Touri-Tour, sondern eine"Wenn ich hier wohnen würde-Sache", also per Pedes zum nächsten Supermarkt. Die gibt es hier nicht wie zu Hause alle 100 Meter. Ich zu Multi, 1000 Meter zur Fuß,, volle Auslage. Gehe mit guter Salatschale raus und einer Flasche Wein, endlich. Danach so entspannt, das ich den Friedhof auf dem Weg noch einen Besuch abstatte. Ich liebe Friedhöfe in anderen Gefilden, sie erzählen so viel. Immer rechne ich das Alter der Verstorbenen nach, schicke Grüße, und heute gieße ich noch zwei Gräber weil sie drüsch waren und die Kannen und Wasser einfach da waren.
Danach entschieden: Ich bin heute "Drinnie", ich geh nirgends mehr hin. Mein Körper tat weh, alles wollte nix mehr ausser ausruhen. Das gab es dann auch.
Morgen ist einneuer Tag, heute wird im Bett gelümmelt.

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