Samstag, 21. Juli 2007

ihr könnt mich mal!

Erst ein paar lakonische Gedanken, dann kommt die erhaltene Mail im kompletten, und dann könnt ihr selber überlegen, ob euch danach ist oder eben nicht.

Lakonische Gedanken.
Zu Befragungen, die mich langsam fühlen lassen, als wäre ich im Zoo, und zwar hinter den Gittern, da, wo das Essen im Eimer kommt. Ich hab in den letzten Jahren einige Anfragen bekommen, allesamt von Studenten oder wissenschaftlichen Zuarbeitern. Nie wollte ein Bauarbeiter wissen, warum ich das mache, nie fragte mich ein Handelsreisender, ein Neurochirurg oder ein Millionär, warum ich täglich das Internet voll schreibe.
Meist waren die Mails unpersönlich, Sammelmails, 'Hallo' oder 'Sehr geehrter Blogger/In' kam direkt zu Anfang, und da hatte ich schon keine Lust mehr. Da will einer was, und machts sich einfach. Kann man so lassen, aber mich nervt es oft. Ich hab dann trotzdem das ein oder andere Mal dermassen langweilige weil unflexible Fragebögen virtuell angekreuzt, fand mich weder in der Frage noch in den üblichen drei Antworten wieder, hatte aber kein Feld, wo ich das anmerken, und dann meine richtige Antwort hinterlassen konnte. Verfälschung.
Dann waren da die persönlicheren, meist von jungen Frauen, da die Fragen etwas weniger auf Erfolgbloggen gemünzt, eher so Hintergrund und ob man HTML beherrscht, oder beherrscht wird. Die hab ich dann schon eher mitgemacht, brav beantwortet, und am Ende: nix mehr gehört. Resultate, Statistiken, mich interessiert so etwas, aber es kam nie auch nur ein Link, wo man die Ergebnisse nachlesen könnte.
Neulich noch, keine zwei Monate her, da kamen zwei Mädels per Mail, die auch irgendwas in der Uni, und die hätten mein Blog, das BLOGS!Buch und auch die veröffentlichte Diplomarbeit (alles links in der Leiste, ich bin grad zu faul zu verlinken) die mein Blog behandelt brav gelesen und nun noch ein paar Fragen. Die paar Fragen haben dann auch wieder eine Stunde Zeit gefuttert, ich meine, muss man ja nicht machen, kommt man ja nicht in den Studentenhimmel von, aber ich bin nun mal so, fragt mich wer nett, dann helf ich gern.
Dann hatte ich Mailverkehrprobleme, und bei den beiden nachgefragt, ob alles angekommen wäre, weil die Arbeit macht man sich ja nicht umsonst. Stille.
Und auch bis Dato nichts gehört, kein 'Danke, lieb von Dir, Tschökes', oder nur ein Lebenszeichen.

Deswegen, und ab heute: Ihr könnt mich alle Mal, bloggt halt selber, dann könnt ihr den ganzen Tag reflektieren und euch selbst befragen, bis euch dieses ewige ' warum bloggst du?' oder auch gern 'würdest du religiöse Themen in deinem Blog behandeln?', oder 'bist du m oder w?' aus allen Poren rauskommt.

So. Und jetzt die Mail, die ich hier natürlich total gern der Öffentlichkeit zur Verfügung stelle.
Viel Spass beim stereotypen!

Guten Tag,

im Rahmen meiner Diplomarbeit am Lehrstuhl für Medienpädagogik und empirische Medienforschung des Instituts für Medienwissenschaften an der Universität Paderborn führe ich eine Befragung unter Weblog-Autoren durch.

Per Zufallsprinzip wurden einige Weblogs ausgewählt, deren Betreiber gebeten wurden, an der Befragung teilzunehmen. Dazu zählt auch Ihr Weblog. Sie würden mich sehr unterstützen, wenn Sie innerhalb der kommenden Tage an der Befragung teilnehmen und in Ihrem Weblog auf meine Befragung hinweisen, da ich auf eine rege Teilnahme angewiesen bin, um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.

Die erhobenen Daten werden selbstverständlich absolut vertraulich behandelt. Sie werden nicht an Dritte weitergegeben und ausschließlich für meine Diplomarbeit verwendet. Ihre Antworten auf die gestellten Fragen werden in anonymisierter Form ausgewertet und dargestellt. Es ist zu keiner Zeit möglich, aus den Antworten / Ergebnissen Rückschlüsse auf einzelne Personen zu ziehen. Nach Abschluss der Befragung werden alle persönlichen Daten umgehend gelöscht.

Der Link zum Fragebogen lautet:

https://www.skopos1.de/uc/projektleiter/14b1/

Falls Sie weitere Fragen haben, kontaktieren Sie mich bitte. Die E-Mail-Adresse lautet: blogumfrage@web.de

Ganz herzlichen Dank für Ihre Mühe!

Viele Grüße,
Alexandra Schytrumpf

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Bei Frau Schistrumpf hätte ich fast wegen des lustigen Namens mitgemacht, aber dann habe ich die Mail aus just genau denselben Überlegungen und Erfahrungen gelöscht. Das nervt mittlerweile nicht weniger als diese Marketing-Wegelagerer, die sich einem in den Innenstädten mit "EtwasZeitfürneBefragung?" entgegenwerfen.

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Ach kommen Sie, ein ♥ für die Marktforschung, das habe ich selber lange genug gemacht, den Kampf auf der Strasse. Da bekommt man als Befragter wenigstens am Ende ein "Danke" und eine Tafel Schokolade.
Was mich noch viel mehr nervt (wo wir grad beim Thema, und ich heute eh auf Krawall gebürstet bin) sind die Wegelagerer im Internetz, die (Mist, genau jetzt hab ich die Wettervorhersage der Tagesschau verpasst) die einem Werbebanner um den Hals hängen wollen, oder mit so dünnen Dingen wie "Hey, wir geben euch SPACE und PUBLIKUM für eure Texte" um die Ecke kommen, wo man genau weiß, dass genau das Gegenteil der Fall ist, und wenn man sich mal die Relevanz und die Leserschaft dieser Anbieter ansieht, das ist ein Blinder mit Krückstock der da aus Versehen vorbei stolpert.
Aber ich will mal nicht ins schwärmen geraten, das Leben ist kurz.

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hab mir den fragebogen mal angeschaut und am anfang auch ganz frohgemut kreuzchen gemacht. nach ca 4 fragen wurden dann die äuglein wieder schwer.
kann verstehen, dass du dich ärgerst, ein nettes dankeschön wäre schon angebracht gewesen, da würde ich auch nicht mehr mitmachen wollen. lieber die freien tage geniessen!
allerdings bin ich auch kein fan von meinungsumfragen auf der straße, das führt immer zum kaninchen-auf-der-flucht zick-zack reflex. nicht zu toppen: automatische befragung am telefon. wenn einem schon maschinen auf den geist gehen mit umfragen, oha!

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Ich fing auch an, die höchst langweiligen Fragen zu beantworten und als dann diese nervigen Einschätzugstabellen zu für mich völlig uninteressanten Belangen kamen und ich erahnen konnte, dass derer noch viel mehr auf mich warten würden, und noch nicht einmal vierzig Prozent der Umfrage geschafft waren, da hab ich sie schnell abgebrochen.
Ich mache mir schon so lange keine Gedanken mehr darüber, warum und wie ich ins Internet schreibe und habe auch keine Lust, daran wieder etwas zu ändern.

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