Dienstag, 25. Juli 2006


Es heißt, das Leben ist das, was passiert, während man andere Pläne macht.
Kann ich bestätigen, denn geplant war, dass ich seit Stunden mit im Mundwinkel eingeklemmter Zungenspitze auf dem Boden hocke und mein frisch geliefertes Notebook zu meinem zurecht zimmere, alles frisch einrichte und als krönenden Abschluss mein höchstpersönliches Hintergrundbild aufhänge.
Von wegen. Wirklich passiert ist: Ich liege seit heute Morgen 7:30 völlig debil auf der Couch, warte darauf, dass es endlich an der Tür läutet und ich über das ganze Gesicht strahlend dem Boten die Scheine vor die Füsse zähle und gegen das Paket tausche. Passiert aber nicht, zumindest bis jetzt. Von halb acht bis jetzt sind es ziemlich genau sieben Stunden, das ist hart erkämpfte Urlaubszeit und ich habe sowohl 2 Liter Wasser wie drei Milchkaffee und eine Tüte Colorado inkl. einer kompletten Staffel einer amerikanischen Serie durch, sehe mittlerweile dank der Aussentemperaturen nicht mehr ansatzweise so frisch und fröhlich aus wie heute Morgen und liege bald durch! Ist ja klar, dass das mal wieder nur mir passiert. Das Paket ist geladen, mit diesen Scheiss Nummern kann man ja heute verfolgen, welche Arbeitsgänge die Post schon so durch hat, und jetzt? Es ist geladen, toll, und wo bleibt der Wagen? Ich wette, genau bei meinem Paket dachte sich der Fahrer, dass es eigentlich zu heiss ist, um weiter Pakete zu liefern, und nun sitzt er am Fluss, hat ein gigantisches 5 Euro-Eis in der Hand und guckt Ausschnitte und Stringabdrücke. Und mein Paket steht als letztes hinten rechts im Auto und setzt Staub an.
Das Leben ist das, was passiert, während andere ihre Pläne umsetzen, so.


Montag, 24. Juli 2006


Er hing versteckt auf einer randvollen Stange mit italienischem Designerfummel, ganz hinten, zwischen zwei blassen kurzen. Ich stöberte lustlos, das alles trotz Klimaanlage und überbemühtem Personal, welches bei geringstem Zucken der Wimpern schon mit flattenden Händen bei Fuss stand. Er sah komplett anders aus, satte Farben, gewagtes Design, Strick und bunt und löchrig. Bevor eine andere zuschnappen konnte, hatte ich den Bügel schon in der Hand und zischte zu M. in die Kabine, er solle Platz machen, ich müsse da eben reinschlüpfen. Als wenn es andere Erklärungen überflüssig machen würde, hielt ich mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck den Rock in die Luft, M. pfiff kurz und räumte Platz und Kabine.
Es gibt Dinge wie Hosen, Wohnungen oder Laufschuhe, da kommt man nach Hause wenn man sie anhat oder betritt. Ich war in dem Rock zu Hause, es gab kein Zögern, kaum an und schon raus aus der Kabine, trotz proppevollem Laden. Es gibt nämlich auch Dinge wie Röcke oder Bikinis, da weiß man nicht so recht und eine Kabine ohne Spiegel und ein voller Laden mit nur einer Spiegelwand können da schon zu einer Mutprobe werden.
Gestern aber, da war ich mir sicher, hüpfte barfuss hinaus, machte Tadaaa und dachte, jetzt fällt er um und bezahlt ihn, ohne mit der Wimper zu zucken.
Von wegen. Er sagte mit ernstem Gesicht "Wow" und dann "Dreh Dich bitte noch mal eben um". Ich drehte mich also, und das sogar zweifach und nachdem ich wieder Augenkontakt hatte, meinte er, "Nein, doch nicht. Der macht einen komischen Hintern.", sprachs, und wandte sich wieder den Jungssachen zu.
Ich verrenkte mir vor der Spiegelwand fast den Hals bis zur unteren Bandscheibe um den komischen Hintern ebenfalls zu sehen, aber es gelang mir nur dürftig. Mein bei Fuss stehender Koreaner in italienischem Edelfummel lächelte beseelt, während mir noch das Echo im Kopf nachhallte ... "einen komischen Hintern".

Ich ließ ihn hängen, meinen fast neuen Lieblingsrock, denn eine Zukunft die nur frontal zu gestalten wäre, sah mir zu mühselig aus, und immer die Sonntagsausgabe der ZEIT für alle Eventualitäten zu Hand zu haben, quasi als blickdichtes Schutzschild für den komischen Hintern, erschien mir auch nicht eine wirkliche gute Lösung zu sein.

Ich brauchte im übrigen ein komplett unorganisches Würstchen in Brötchen, mit Ketchup, Senf UND Majonaise, um den Argwohn wegzutrösten, dass es wirklich am Rock und nicht an meinem Hintern lag.

Eben dann in meinem schlammfarbenen Kleid, unzählige Jahre alt und damals für knappe zwanzig Mark erstanden, eine Rolle vor dem Schlafzimmerspiegel gemacht. Da spannte es vielleicht ein bißchen am Bauch ( das unorganische Würstchen inkl. aller Saucen?, aber der Hintern, der war noch nicht mal ansatzweise komisch.



"Ihre Bestellung bei notebook.net war erfolgreich."

(yezzz!)

edit:

Sehr geehrter Kunde,

Der Status Ihrer Bestellung wurde geändert.


Neuer Status: Versendet


(purr!)


Sonntag, 23. Juli 2006


mein heutiger, natürlich viel zu spät (nachsicht, ich bemühe mich seit gestern mit einer tasche voll geld um ein neues noteboook um dann auch wieder 1:1 mit der zeit und überhaupt mir selbst zu sein) getippter tipp gegen die stadthitze:

man nehme ein auto, zwei alte hip-hop CDs und ein haus der innenstadt mit mind. 9 stockwerken inkl. parkhaus, fahre dort hinauf und höre zuerst thomas d.'s Solo-pladde (greetz an nilz-hase ;-), und dann ein bißchen Disco-Fever und hänge sich mitten rein in ein paar böen, die von fernen gewittern zeugen.
hier regnets ja nicht.
überall.
nur nicht hier.

habe eben übrigens die hummer-barriere gebrochen, und so ein viech kalt auf schnittchen probiert, am häuslichen abendbrottisch. die fellchen hats kalt gelassen und ich fand den wein spannender.
und auch jetzt: kein wölkchen am himmel. befindlichkeitsbloggen jetzt nur noch mit wettereinlage. klamme haut an heißem gemüt. im hintergrund mc hammer, ganz schlimm mit can't touch this. alte bilder kommen hoch, mit ruhrpöttlichen death-metal-bands in die dedorfer baghwan disco, exotic pur leben mit cocktailschirmchen, mc hammer läuft im loop, alle bedrückt bis albern, sehr viel bier im umlauf, am ende tanzt ein langhaariger und offiziell sehr depressiver,, dessen prominenten namen ich hier nicht nennen sollte, quasi nackt auf einem marmor-podest und schreit, er wär disco und zum ficken bereit. alle irritiert, bis hin zum türsteher.

m. wechselt den background, plastic man und jan jelinek verscheuchen nackte metaller und ich geh jetzt mit dem fuss wippen.

logbuch | © Lu um 00:07h | keine meldung | meldung machen?

Samstag, 22. Juli 2006


wem diese tage zu heiss sind, empfehle ich einen besuch in der städtischen metro. ich kenne keinen vergleich schneller herunterzukühlen, als in dem dort angebauten "fleischzimmer". wie ich innerhalb von 30 sekunden laut schnatternd und mit die beine hochkriechender kälte durch die gänge fror, die atemwolke vor dem mund größer als die garderobe, und das alles auf der erfolglosen suche nach einem stück rotem bio-fleisch, das spottet jedem grad, welches mich später draussen empfing und wiederbelebte.

gestern übrigens die köstlichste dusche des jahres 2006 genommen, genau um 23:25 h. das war so nötig und so phantastisch, das ich nicht mehr loskam vom kühlen wasserstrahl, ich hing wie am strom und gluckste sehr zufrieden vor mich hin. werd ich halt keine wein-abhängige sondern duschsüchtig, was sich im winter dann in eine unnötige zwangsstörung wandelt.

und jetzt tu ichs wieder, cross-toxoman mit einem glas wein und mr. mojo, der mir L.A. woman vorsingen wird.

denkt dran: metro, fleischzimmer, mit nase zu!


Mittwoch, 19. Juli 2006


bei 43°C mit dem rad in den feierabend zu fahren ist eh schon eher freitod. aber dann, beim passieren der autowaschanlage, lächelnd darüber nachzudenken, einmal komplett und ohne schaum zu nehmen, das grenzt an sonnendebilität.

(und notiz an mich selbst: an der ampel immer BEIDE füsse auf den boden absetzen, weil du einen ROCK anhast, du NUSS!)


Mittwoch, 19. Juli 2006


37°C aussentemperatur, und das einzige was mich vom strukturierten alltag einer amöbe unterscheidet ist die fähigkeit, meine mittagspause in einem café zu verbringen, eigenständig essen zu bestellen und schorle zu trinken. nebenbei setzte heute das gedächtnis für wörter komplett aus, und erst gegen 19:15 in einem see wieder ein. zischend wie eine heisse pfanne unter kaltem wasser, so stieg ich -luft nach innen saugend- hinab ins nass. fürs protokoll: sich einen teich mit dessen einwohnern zu teilen kann für rasante augenblicke und erstaunliche anblicke wirklich gut sein. rasant, wenn man schwimmend direkt an seiner bauchdecke etwas anderes schwimmendes streift, und erstaunlich, wenn die vor einem dümpelnde herde kanadischer wildgänse komplett gleichzeitig abtaucht und man auf augenhöhe mit vier dutzend wackelnder bürtzel ist.



3 Search request: Um diesen Vorgang abzuschließen, muss Outlook Daten von einem Server downloaden, der nicht Ihr E-Mail-Server ist. Dies kann dazu führen, dass Ihre E-Mail-Adresse beim Absender als gültig bestätigt wird und Sie in Zukunft mehr Junk-E-Mail erhalten.

manchmal bleibt einem nur das staunen.

netz-welt | © Lu um 00:41h | keine meldung | meldung machen?

Montag, 17. Juli 2006


am ende lag ich dann den ganzen tag auf dem kühlen boden des balkons und war semi-glücklich. hätten wir uns an den eiern gerissen, dann hätte ich den ganzen tag die ohren an niederländischen boden gedrückt und den sandflöhen beim husten zugehört, während die nordsee schwappend meinen namen gegrollt hätte. ham wa aba nich. mein schlechter laune-koller mitsamt "hier ist eh alles kacke, ich geh heut nicht raus" hielt fruchtig vor, und so tatan wir dann auch genau das: endlich mal drinnen bleiben, einen ganzen tag. während draussen der teer weich wurde und die umwelt anfing, unter der mittagssonne zu wabern, lag ich auf dem boden des balkons, guckte schwalben in mobile-formation beim kreisen zu und nahm mein drittes nickerchen für diesen vormittag. da wir offiziell nicht da waren, rief keine der mütter mal eben durch, der fernseher staubte an, die fellchen pooften sonnensediert, und durch die heiligen hallen gröhlte die wunderbare piaf. was braucht man mehr (wenn es schon das meer nicht ist) als einen platz am boden, die laute piaf, einen halben liter häagen dazs (cookie&cream) für sich allein, und ein frisches sudoku-rätsel, auch als "killer-sudoku" betitelt? eben.
einmal im jahr gibt spuckt es genau so einen tag raus, und der wär jetzt mit gestern weg.

(noch drei tage, bis ich weiß, ob ich nun mein laptop oder den kaufpreis zurück bekomme. dann ist schluss mit lethargie und feist-fetter freiheit und seelenschaukeln!)