Samstag, 17. Mai 2025

Leer sehen und nicht sterben.

Die Mission für diesesWochenende heißt: Wie schön ist es in Leer wirklich?
Ich hatte mich im Internet in diese hart niedliche Kleinstadt in Ostfriesland verguckt. Das war Ostern. Seitdem hänge ich an dem Gedanken, eventuell auszuwandern.
Düsseldorf und Leer liegen unter drei Stunden voneinander entfernt, ob mit Zug oder Auto. Zudem liegt Leer nahe am Meer (ungewollter Reim,nicht rückgängig zu machen) und den Niederlanden. Nähe zu den Niederlanden mögen wir Düsseldorfer ja.

Freitag früh also in den Zug. Wie immer in meinem Leben sitzen dort prompt kleine Rudel rüstiger Damen, die sofort wenn der Zug sich in Bewegung setzt ihre Tupperdosen aus den Rucksäcken holen. Die Vielfalt ist unverändert: Wurststullen, gekochte Eier, geschnittende Äpfel ohne Kerngehäuse und Pikkolöchen. Das Abteil liegt sonnig in einer warmen Ummantelung aus Leberwurst und Eigeruch.
Ich denke an früher, als es noch Raucherabteile gab, und man während der Zugfahrt oder an den Bahnhöfen die Fenster imAbteil öffen und den Kopf aus dem Zug halten konnte.

Ich feiere meinen Kopfhörer mit Noise-Cancelling-Funktion und höre mir einen wirklich schweren Postcast über ME/CFS von Plothouse an. 2:46 Std. - zum Ende steh ich in Leer am Bahnhof. Die Stadt begrüßt mich mit wirklich vielen Hortensien und einem sehr leckeren wie starken Kaffeeduft beim durchqueren des angenehm kleinen Bahnhofs.

Kurz zum Appartement, Sachen verteilen, mich selbst sortieren. Die Unterkunft heißt "Schöne Zeit", und da gehe ich mal von aus. Nah am Bahnhof, nah an der Altstadt gelegen,alles fußläufig wie man so schön sagt.

Zehn Kilometer später und jetzt am Abend kann ich schon mal das sagen:
Leer ist wirklich hübsch. Ich liebe Backsteinhäuser, von denen es hier wirklich sehr sehr viele gibt. Die Altstadt ist beschaulich, null überlaufen und wie ich am frühen Abend nach einem kurzen Nickerchen im Appartement feststellen musste: Früh geschlossen. Also nicht alles, aber viel wo ich am Mittag dachte: Da trink ich heute Abend schön einen Wein und futter was. Work-Life-Balance 10 von 10! Ich find das gut,weil ich aus meinem Viertel in Düsseldorf so unfassbar verwöhnt bin, was den Zugriff auf alles angeht. Supermärkte bis mindestens 22:00 Uhr geöffnet, jedes Büdchen hat Notfallessen da und der Wein ist kalt gestellt. Auch bis nach Mitternacht. Braucht man das dringend? Nein. Ist es komfortabel und macht das Hirn faul? Ja.

Trotzdem satt ins Bett und mit dem Wissen: Hol Dir einfach nichts in einem Laden (auch wenn er direkt um die Ecke Deiner Unterkunft ist!), der Indisch-Griechisch anbietet, plus Pizza und Co und Taj Mahal heißt. Einfach nicht machen.
Morgen wird ein voller Samstag, es gibt so viel zu sehen.

PS: Ich hätte wirklich gerne Photos dazu gepackt, aber nach 12 Jahren Abstinenz hier habe ich vergessen wie das geht.
Guckt auf meinem Insta, Verlinkung hier auch vergessen ;-)

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