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Dienstag, 7. Juni 2011
Unter EHEC-Verdacht.
Vorgeschichte: Seit Montag Morgen sehr unfit gefühlt, laut Stand letzter Woche am Wochenende keine spanischen Gurken gegessen und kein Gemüse aus Norddeutschland. Soweit.
Also Mau am Montag Morgen, dann tagsüber bei Hitze mit den KITA-Kids mein Food-Camp durchgezogen (nichts frisches knackiges, sondern Fischburger selbst gemacht), danach erstaunt den sehr knapp krank gewordenen M. zum frühen Nachmittag schlotternd ins Bett verfrachtet, selbst relativ fit Dinge gemacht, abends noch mit Nachbarin und den Hunden um einen See, in einen See, was man an Sommerabenden halt so macht.
Unwissend, dass ich bis in den frühen Dienstagmorgen abwechselnd Wadenwickel und Paracetamolausgabe beim Mann machen werde, verabschiede ich die nette Nachbarin mit einem "Ich hab heute Abend frei, das erste Mal seit gefühlt ewig."
Der Rest ist Geschichte.
Dienstags dann sehr unfit, was auch an dem Mü Schlaf liegen kann, was ich des Nächtens bekommen habe. Auf dem Weg zur Ärztin komme ich in die sehr unangenehme Situation einer Schießerei, und renne, was Fieber und Paracetamol hergeben, um da nicht weiter in das Leben eines Irren integriert zu werden. Die junge Frau, die vor meinen Augen vom Irren in seine Gewalt gebracht wird, hat leider weniger Glück. Kopfschuss, Krankenhaus.
Der Rest des Dienstags liegt unter einer antibiotischen Wolke, in der M. und ich sehr viel und sehr ausgiebig schlafen. Sein Fieber geht weg, meins kommt zur Nacht, und ich träume von fluffigen Enten und heißen Gebirgsflüssen.
Mittwoch. Gegen zehn Uhr telefoniere ich nach der dritten Gabe Breitspektrumantibiotika mit meiner Ärztin, und sage, dass es nicht wirklich doll geht. Dem Mann besser, ich immer noch fiebrig, kaltschweißig mit Diarrhoe. Eine Stunde zuvor ging der Miniwolf mehr mit mir Gassi, als ich mit ihm. Taumeln in grüner Kulisse. Die Ärztin EHEC-nervös so:
Wenn bis 18 Uhr die Temperatur nicht unter 37° ist, dann fährst Du bitte ins nächste Krankenhaus und lässt Dich testen, sicher ist sicher.
Es folgten Stunden mit 37,5°, guter Dinge und Reispuffer aus der Alnatura-Packung. Um 18 Uhr 38,6° und ein Hmpf.
Notaufnahme Krankenhaus, nächst gelegenes.
Ich, bei sommerlicher Temperatur fröstelnd: "Ich soll mich hier melden -auch wenn ich nicht will- wegen EHEC-Verdacht."
Aufnahmeprocedere, Wartezimmer, ein wenig twittern zum Zeitvertreib. Dann holt mich Schwester Bettina ab und bugsiert mich in einen Raum, den ich laut ihr nur unter Kugelhagel wieder verlassen dürfte. Sie schiebt mir einen Klostuhl vor die Nase, ich lache erheitert und sage "Nur über meine Leiche!"
Sie: "Aber sie haben doch Durchfälle."
Ich: "Ab genau jetzt nicht mehr."
Blutabnahme, Tropf, Stille. Ich schlafe nach 1o ml Ringer-Lactat den Schlaf einer fiebrigen die ungestört rumliegt. Ab und an kommen weitere vermummte und reißen die Schiebetür auf.
"Haben Sie Salat gegessen?"
"Ja. Natürlich. Am Wochenende waren es nur die Gurken. Die haben wir nicht gegessen."
"Sonst noch was?"
"Ja, ein kräftiger Schlug Rohmilch aus dem Bioladen."
Tür wieder zu, Stille.
Die Ärztin betritt die Szene, so blutjung, dass ich erst dachte, die nächste verhüllte Schwester kommt und wechselt die Flüssigkeiten am Infusionsständer aus. Ich sage, dass ich wirklich kein EHEC habe, nur Fieber, Magenkrämpfe und eben die Diarrhoe. Dilemma, in diesen Zeiten.
Sie sagt, das fände sie toll, dass ich so abgeklärt wäre, und ob ich mir vorstellen könne, die Nacht zu Hause zu verbringen, sie würde mich ungern in die Innere und so. Spontaner Jubel von der Pritsche, natürlich will ich nach Hause, ich hatte nichts anderes gedacht. Ärztin wieder raus, Paracetamol-Infusion rein.
Eine Stunde vergeht, dann eine weitere. Ich habe plötzlich Netz und besorgte Messages trudeln ein, verpasste Anrufe, und ich liege da so müde im Neonlicht. Immer wenn die Schiebetür aufgerissen wird, hoffe ich auf die Ärztin, die mit meinen Blutwerten zurückkommen wollte. Wenn die Entzündungswerte gut seien, dann hätte sie meine Entlassungspapiere direkt zur Hand. Es sind aber immer nur vermummte Schwestern, die kontaminierte und zugezurrte Müllsäcke in meinen Raum wuchten. "Klar, alles nur zu mir, ist ja eh egal oder was?!" rufe ich hinterher, aber da ist die Tür meist schon wieder so dicht, dass kein Bakterium hindurch fleuchen könnte.
Irgendwann, es ist längst dunkel, steht M. plötzlich im Raum.
Und dann eine launische Schwester mit niederländischem Akzent. M. wollte mich endlich befreien, besorgt nach Stunden meiner Abwesenheit, die Schwester hatte keinen Schimmer, drückte mir den Umschlag mit meinen Entlassungspapieren in die Hand, und ein paar Schritte weiter enterte ich blass und heißwangig die gute Gerresheimer Nachtluft.
Danke EHEC, dich als Verdacht hätts echt nicht gebraucht!
Also Mau am Montag Morgen, dann tagsüber bei Hitze mit den KITA-Kids mein Food-Camp durchgezogen (nichts frisches knackiges, sondern Fischburger selbst gemacht), danach erstaunt den sehr knapp krank gewordenen M. zum frühen Nachmittag schlotternd ins Bett verfrachtet, selbst relativ fit Dinge gemacht, abends noch mit Nachbarin und den Hunden um einen See, in einen See, was man an Sommerabenden halt so macht.
Unwissend, dass ich bis in den frühen Dienstagmorgen abwechselnd Wadenwickel und Paracetamolausgabe beim Mann machen werde, verabschiede ich die nette Nachbarin mit einem "Ich hab heute Abend frei, das erste Mal seit gefühlt ewig."
Der Rest ist Geschichte.
Dienstags dann sehr unfit, was auch an dem Mü Schlaf liegen kann, was ich des Nächtens bekommen habe. Auf dem Weg zur Ärztin komme ich in die sehr unangenehme Situation einer Schießerei, und renne, was Fieber und Paracetamol hergeben, um da nicht weiter in das Leben eines Irren integriert zu werden. Die junge Frau, die vor meinen Augen vom Irren in seine Gewalt gebracht wird, hat leider weniger Glück. Kopfschuss, Krankenhaus.
Der Rest des Dienstags liegt unter einer antibiotischen Wolke, in der M. und ich sehr viel und sehr ausgiebig schlafen. Sein Fieber geht weg, meins kommt zur Nacht, und ich träume von fluffigen Enten und heißen Gebirgsflüssen.
Mittwoch. Gegen zehn Uhr telefoniere ich nach der dritten Gabe Breitspektrumantibiotika mit meiner Ärztin, und sage, dass es nicht wirklich doll geht. Dem Mann besser, ich immer noch fiebrig, kaltschweißig mit Diarrhoe. Eine Stunde zuvor ging der Miniwolf mehr mit mir Gassi, als ich mit ihm. Taumeln in grüner Kulisse. Die Ärztin EHEC-nervös so:
Wenn bis 18 Uhr die Temperatur nicht unter 37° ist, dann fährst Du bitte ins nächste Krankenhaus und lässt Dich testen, sicher ist sicher.
Es folgten Stunden mit 37,5°, guter Dinge und Reispuffer aus der Alnatura-Packung. Um 18 Uhr 38,6° und ein Hmpf.
Notaufnahme Krankenhaus, nächst gelegenes.
Ich, bei sommerlicher Temperatur fröstelnd: "Ich soll mich hier melden -auch wenn ich nicht will- wegen EHEC-Verdacht."
Aufnahmeprocedere, Wartezimmer, ein wenig twittern zum Zeitvertreib. Dann holt mich Schwester Bettina ab und bugsiert mich in einen Raum, den ich laut ihr nur unter Kugelhagel wieder verlassen dürfte. Sie schiebt mir einen Klostuhl vor die Nase, ich lache erheitert und sage "Nur über meine Leiche!"
Sie: "Aber sie haben doch Durchfälle."
Ich: "Ab genau jetzt nicht mehr."
Blutabnahme, Tropf, Stille. Ich schlafe nach 1o ml Ringer-Lactat den Schlaf einer fiebrigen die ungestört rumliegt. Ab und an kommen weitere vermummte und reißen die Schiebetür auf.
"Haben Sie Salat gegessen?"
"Ja. Natürlich. Am Wochenende waren es nur die Gurken. Die haben wir nicht gegessen."
"Sonst noch was?"
"Ja, ein kräftiger Schlug Rohmilch aus dem Bioladen."
Tür wieder zu, Stille.
Die Ärztin betritt die Szene, so blutjung, dass ich erst dachte, die nächste verhüllte Schwester kommt und wechselt die Flüssigkeiten am Infusionsständer aus. Ich sage, dass ich wirklich kein EHEC habe, nur Fieber, Magenkrämpfe und eben die Diarrhoe. Dilemma, in diesen Zeiten.
Sie sagt, das fände sie toll, dass ich so abgeklärt wäre, und ob ich mir vorstellen könne, die Nacht zu Hause zu verbringen, sie würde mich ungern in die Innere und so. Spontaner Jubel von der Pritsche, natürlich will ich nach Hause, ich hatte nichts anderes gedacht. Ärztin wieder raus, Paracetamol-Infusion rein.
Eine Stunde vergeht, dann eine weitere. Ich habe plötzlich Netz und besorgte Messages trudeln ein, verpasste Anrufe, und ich liege da so müde im Neonlicht. Immer wenn die Schiebetür aufgerissen wird, hoffe ich auf die Ärztin, die mit meinen Blutwerten zurückkommen wollte. Wenn die Entzündungswerte gut seien, dann hätte sie meine Entlassungspapiere direkt zur Hand. Es sind aber immer nur vermummte Schwestern, die kontaminierte und zugezurrte Müllsäcke in meinen Raum wuchten. "Klar, alles nur zu mir, ist ja eh egal oder was?!" rufe ich hinterher, aber da ist die Tür meist schon wieder so dicht, dass kein Bakterium hindurch fleuchen könnte.
Irgendwann, es ist längst dunkel, steht M. plötzlich im Raum.
Und dann eine launische Schwester mit niederländischem Akzent. M. wollte mich endlich befreien, besorgt nach Stunden meiner Abwesenheit, die Schwester hatte keinen Schimmer, drückte mir den Umschlag mit meinen Entlassungspapieren in die Hand, und ein paar Schritte weiter enterte ich blass und heißwangig die gute Gerresheimer Nachtluft.
Danke EHEC, dich als Verdacht hätts echt nicht gebraucht!
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