Mittwoch, 23. März 2011


Das mit dem Gähnen ist ja die eine Sache, das mit der Müdigkeit aber fast eine andere. Früh die Gassirunde gedreht, weil ich muss ja die Steuer erledigen. 2010 brennt mir seit Wochen die Deadline ein, einunddreißigsterdritter einunddreißigsterdritter einunddreißigsterdritter, und dann ist da aber noch Arbeit, Alltag, und dann ist da diese Unlust. Und genau diese Unlust traf sich mit der Frühjahrsmüdigkeit, und die machten dann so einen Deal, auf das ich, der Mensch, das nicht ohne Gram schaffe (bis einer heult!).
Jedenfalls gestern den Miniwolf früh durch die Prärie getrieben, oder er mich, es gibt Augenzeugen. Dann sehr motiviert getan, eine gigantische Kanne "Gute Laune Tee" aus dem Bioladen gebraut, mit der trüben Brühe nach oben ins Hafenbureau, Rechner angeschmissen, sehr motiviert drein geschaut, Mails abgerufen, nebenbei auf den Tischkalender geguckt (bestes Tool für mich), um mit Schrecken festzustellen: In 25 Minuten Physiotermin, der letzte.
Von meinem Weg durchs Haus (umziehen!) zur Haltestelle (Bus, schnell, ein BUS!) ist nichts belegt, keine Augenzeugen, ich war zu schnell.
Dort angekommen stolz vermeldet, nichts akutes zu haben, wir könnten die Reste beseitigen und ein reines Feld dem Leben übergeben. Nach ein paar gekonnten Griffen in meinen Nackenbereich (großflächig) und mein linkes Knie hatte ich die Info, eine weitere Runde könnte nicht im geringsten Schaden, und nach ein paar weiteren Griffen wußte ich, er und mein Nacken haben Recht. Jetzt ist das mit dem Nacken und den alten Blockaden ja so eine Sache. Als mein Vater vor knappen 6 Jahren starb, da setzte sich das Erlebnis in der gleichen Nacht in meinem Nacken fest. Ich konnte für gute neun Monate meinen Kopf nur eingeschränkt und unter Schmerzen bewegen, es half nichts, nur trauern und warten. Irgendwann ging es wie es gekommen war, aber: Sämtlicher Druck, Traumata, Streß - bei dem einen gehts in den Magen, bei mir scheinbar in den Nacken. Und als dieser gestern eine Sitzung lang bearbeitet war, hatte ich ein größeres Sichtfeld zurückgewonnen (ich gucke selten über die Schulter, aber gut zu wissen, dass es sich jetzt sogar wieder lohnt) und eine offenbar gelöste alte Blockade, denn kaum zu Hause, heulte ich bei allem, was es mir wert schien. Nachrichten, gut wie schlecht, der Anblick eines Photos von meinen vier Fellchen, die mir immer wieder fehlen, der Hund in der Sonne (stirbt schließlich auch irgendwann mal) etcetera.
Final dann das tolle Wetter mit der Steuererklärung, genug ist genug. Ein Griff zum Hörer, Finanzamt angerufen, und meine Frist mit ihrer abgefragt. Und sieh an: 31. Mai ist Abgabe.
Völlig umsonst verrückt gemacht. Alle Ordner in die Ecke gelegt, in Sichtweite, aber eben weg, den Hund geschnappt, und eine lange Runde durch die Prärie gelaufen. Sonne genossen. Leben genossen. Ein Eis gekauft. Über das Viertel gefreut, in dem jetzt wieder vor allen Eisdielen die alten Italiener stehen und ihre Sonnenbrillen lüften. Männer, die ihren Hut ziehen, wenn man vorbei geht. Die Schnalzen und fröhlich sind. Im Grunde zählt nur eins: La vita è bella!

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