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Mittwoch, 17. November 2010
08.09.2009 - Rotwein vs. Boogie Man
Prince Edward Island (P.E.I)-> New Horton (New Brunswick)
20°, leicht bewölkt
In der Hölle gelandet, also quasi.
Aber zuerst so: Morgens mit leichtem Wehmut im Handgepäck diesen wirklich friedlichen Ort St.Peters Inn mit seinem Kamin, seiner Kaffeemaschine und dem englischen Adelsanschluss verlassen. Ein letzter Tummy-Rub bei der Hauskatze (pralle Perser, schwarz) und ordentlich Badezimmer-Goodies als Andenken eingesackt. Dafür dann zur Strafe Frühstück bei Tim Hortons, worst Food ever und ich habe keinen Schimmer, warum die Läden immer so brechend voll sind. Das ist das McDonalds des Frühstücks, das ist der Teufel in Donut Glamour, das ist: einfach nur mieser Kaffee und Fett in Form gebracht.
Danach bäuernd durch Charlottetown, eine Runde Sightseeing und diese Form bedruckter T-Shirts kaufend, die man im Urlaub noch versteht (Piratengedöns an Hummerwitze), und zu Hause peinlich berührt in die letzte Kleiderschrankecke archiviert.
Schwamm drüber. Spontan zu einer weiteren Tasse dünnen Kaffees PMS bekommen und noch spontaner beschlossen, die Insel zu verlassen, und zwar heute noch, und zwar sofort.
Nichts ahnend.
Ewiges Autofahren, eine 13 Kilometer lange Confederation Bridge ("The longest Bridge, the shortest Route!") später endlich in New Brunswick angekommen. Also quasi "drüben". In mir Vorfreude auf viele und endlich offene Punkte wie Orte der First Nations, ein wenig Schmollen über ein verpasstes Pow-Wow und großer Hunger. Hunger auf Erlebnisse, und Hunger auf Essen.
Doch das NB-Glück hält nur für kurz, denn ausgerechnet die Gegend, in der wir um die 2-3 Tage bleiben, ausgerechnet die könnte auch Vorlage für einen texanischen Splatterfilm sein, oder die New Brunswick-Version von Shining.
Generell sollte man mal über die gefahrenen Tiere am Highway-Rand sprechen (wie in Belgien, NB ist die kanadische Schwester von Belgien!), ein ganzer deutscher Zoo liegt da in roter Lache.
Die top 5 List der platt gefahrenen Tiere Kanadas:
1. Waschbären
2. Stachelschweine
3. Möwen
4. Raben
5. Stinktiere (je frischer, um so schlimmer stinkt die Straße)
Dann folgen Eulen, Deers, Tim Hortons Kaffeebecher...
Abends in einem B&B angekommen. Der Weg dortin gepflastert mit Friedhöfen aller Religionsrichtungen. Manchmal stand nur ein Grabstein wie ein Kuchenzahn in der umzäunten Landschaft, und man denkt sich so Hm. Und wenn es kein Friedhof war, dann Messiehäuser und Zahnlose, die einfach so am Straßenrand rumstanden und Maulaffenfeil hielten.
Wäre Kanada nicht so riesig, dann hätte ich das getan, was mich in Belgien oft überkommt: M. sagen, er soll Gas geben.
Auch im B&B Lakeview Inn hätte Gas geben nichts geholfen, dort stand nämlich selbst die Zeit still und alle Schutzengel atmeten hörbar ein. Das Haus an sich völlig allein und verlassen in weiter, oben beschriebener Landschaft. Haus, See, Bodennebel. Als wir den Besitzer finden, zeigt er uns das leere Haus, den Spaßkeller mit Billard und Flatscreen, den Wasserkocher im Flur und unser Zimmer. Überall Brokatdeckchen und Kreuze, der Besitzer selbst Stiernacken und einen Händedruck, den er sicher beim Nagetiererwürgen trainiert hat. Mir stehen durchgehend alle Haare zu Berge.
Als er M. zum Kartenlesegerät mit nimmt, lasse ich meinen Blick über die Bilder der Familiengalerie schweifen, und hätte ich nicht schon die totale Gänsehaut gehabt -
Koffer abgestellt, und raus, irgendein Restaurant suchen. Die Aussicht auf Essen, Menschen und Sicherheit versöhnen mich, bis ich auf dem Weg zum Auto über einen kleinen Hund stolpere, der mich anhechelt. Ein Mini-Collie mit milchigen Augen.
Ein blinder Mini-Collie namens Ernie, Zuchtausschuss der Nachbarin, die offensichtlich darauf zählt, dass ein Besucherauto das sehr liebebedürftige Tier irgendwann erledigt.
Im Restaurant, eine umgebaute Stallanlage, kann ich gar nicht so viel schlechten Wein trinken, wie ich schimpfen will. Auf die böse Menschheit, auf Inzuchtprobleme bei Tier UND Mensch, wenn man sieht, was hier so an Straßenrändern und überhaupt.
M. kaut geduldig sein Steak weich, und ich flaue irgendwann ab.
Als wir den dunklen Waldweg zurückfahren, ist Ernie sofort am Auto. Ich kraule und heule um die Wette und rede mir ein, dass ich falsch liege.
Licht aus. Finsternis. Ich sehe nicht mal die Hand vor Augen.
Mein Schutzengel schnauft. Sieht auch nix.
Fehlt nur noch ein heulender Wolf sage ich zum Laken, weil M. schläft längst den Schlaf der Satten.
#
Bilder zum Tag hier, der Food-Report hier.
20°, leicht bewölkt
In der Hölle gelandet, also quasi.
Aber zuerst so: Morgens mit leichtem Wehmut im Handgepäck diesen wirklich friedlichen Ort St.Peters Inn mit seinem Kamin, seiner Kaffeemaschine und dem englischen Adelsanschluss verlassen. Ein letzter Tummy-Rub bei der Hauskatze (pralle Perser, schwarz) und ordentlich Badezimmer-Goodies als Andenken eingesackt. Dafür dann zur Strafe Frühstück bei Tim Hortons, worst Food ever und ich habe keinen Schimmer, warum die Läden immer so brechend voll sind. Das ist das McDonalds des Frühstücks, das ist der Teufel in Donut Glamour, das ist: einfach nur mieser Kaffee und Fett in Form gebracht.
Danach bäuernd durch Charlottetown, eine Runde Sightseeing und diese Form bedruckter T-Shirts kaufend, die man im Urlaub noch versteht (Piratengedöns an Hummerwitze), und zu Hause peinlich berührt in die letzte Kleiderschrankecke archiviert.
Schwamm drüber. Spontan zu einer weiteren Tasse dünnen Kaffees PMS bekommen und noch spontaner beschlossen, die Insel zu verlassen, und zwar heute noch, und zwar sofort.
Nichts ahnend.
Ewiges Autofahren, eine 13 Kilometer lange Confederation Bridge ("The longest Bridge, the shortest Route!") später endlich in New Brunswick angekommen. Also quasi "drüben". In mir Vorfreude auf viele und endlich offene Punkte wie Orte der First Nations, ein wenig Schmollen über ein verpasstes Pow-Wow und großer Hunger. Hunger auf Erlebnisse, und Hunger auf Essen.
Doch das NB-Glück hält nur für kurz, denn ausgerechnet die Gegend, in der wir um die 2-3 Tage bleiben, ausgerechnet die könnte auch Vorlage für einen texanischen Splatterfilm sein, oder die New Brunswick-Version von Shining.
Generell sollte man mal über die gefahrenen Tiere am Highway-Rand sprechen (wie in Belgien, NB ist die kanadische Schwester von Belgien!), ein ganzer deutscher Zoo liegt da in roter Lache.
Die top 5 List der platt gefahrenen Tiere Kanadas:
1. Waschbären
2. Stachelschweine
3. Möwen
4. Raben
5. Stinktiere (je frischer, um so schlimmer stinkt die Straße)
Dann folgen Eulen, Deers, Tim Hortons Kaffeebecher...
Abends in einem B&B angekommen. Der Weg dortin gepflastert mit Friedhöfen aller Religionsrichtungen. Manchmal stand nur ein Grabstein wie ein Kuchenzahn in der umzäunten Landschaft, und man denkt sich so Hm. Und wenn es kein Friedhof war, dann Messiehäuser und Zahnlose, die einfach so am Straßenrand rumstanden und Maulaffenfeil hielten.
Wäre Kanada nicht so riesig, dann hätte ich das getan, was mich in Belgien oft überkommt: M. sagen, er soll Gas geben.
Auch im B&B Lakeview Inn hätte Gas geben nichts geholfen, dort stand nämlich selbst die Zeit still und alle Schutzengel atmeten hörbar ein. Das Haus an sich völlig allein und verlassen in weiter, oben beschriebener Landschaft. Haus, See, Bodennebel. Als wir den Besitzer finden, zeigt er uns das leere Haus, den Spaßkeller mit Billard und Flatscreen, den Wasserkocher im Flur und unser Zimmer. Überall Brokatdeckchen und Kreuze, der Besitzer selbst Stiernacken und einen Händedruck, den er sicher beim Nagetiererwürgen trainiert hat. Mir stehen durchgehend alle Haare zu Berge.
Als er M. zum Kartenlesegerät mit nimmt, lasse ich meinen Blick über die Bilder der Familiengalerie schweifen, und hätte ich nicht schon die totale Gänsehaut gehabt -
Koffer abgestellt, und raus, irgendein Restaurant suchen. Die Aussicht auf Essen, Menschen und Sicherheit versöhnen mich, bis ich auf dem Weg zum Auto über einen kleinen Hund stolpere, der mich anhechelt. Ein Mini-Collie mit milchigen Augen.
Ein blinder Mini-Collie namens Ernie, Zuchtausschuss der Nachbarin, die offensichtlich darauf zählt, dass ein Besucherauto das sehr liebebedürftige Tier irgendwann erledigt.
Im Restaurant, eine umgebaute Stallanlage, kann ich gar nicht so viel schlechten Wein trinken, wie ich schimpfen will. Auf die böse Menschheit, auf Inzuchtprobleme bei Tier UND Mensch, wenn man sieht, was hier so an Straßenrändern und überhaupt.
M. kaut geduldig sein Steak weich, und ich flaue irgendwann ab.
Als wir den dunklen Waldweg zurückfahren, ist Ernie sofort am Auto. Ich kraule und heule um die Wette und rede mir ein, dass ich falsch liege.
Licht aus. Finsternis. Ich sehe nicht mal die Hand vor Augen.
Mein Schutzengel schnauft. Sieht auch nix.
Fehlt nur noch ein heulender Wolf sage ich zum Laken, weil M. schläft längst den Schlaf der Satten.
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Bilder zum Tag hier, der Food-Report hier.
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