Montag, 21. März 2011


Das jährlich pünktlich zur Frühjahrsmüdigkeit einsetzende Tagebluchbloggen (die Reinform!) des Umfeldes zieht auch mich mit in den Sog, denn wie immer nach so langen und kalten und dunklen Wintern hat der Mensch sich ausgelaugt, jedes Wort und jedes Soulfoodrezept verbloggt, ausgiebig den Keller leer getrunken und bräsig in der Couchdelle den Kalender im Auge gehabt. Da hilft nur eines, um sich zu sozialisieren, die Schreibmaschine zu entsuaben, die angegilbten Blätter eingespannt und profanes rausgehauen. Tagebuchbloggen ist bloggen in seiner Urform, herrlich 2003 und ohne jemals ein "damals" zu brauchen.

Aber was passiert eigentlich gerade? Japan hielt einen tagelang an sämtliche Nachrichtenkanäle gebunden, kaum greifbar die Mixtur der Katastrophen, Erdbeben, Tsunami, Atomgau, 18.000 Tote. Geschätzt. Wir alle wissen doch, wie es jetzt weitergeht, die nächsten Jahre. Die Aufmerksamkeitsspanne geht nach 3 Wochen den Berg runter, die Medien widmen sich anderen Katastrophen, und in Extrasendungen gibt es in ein paar Jahren dann die letzten Interviews mit den letzten noch lebenden Feuerwehrleuten und Elektrikern von Fukushima.
Dann gehe ich Sonntag morgens durch den stillen Sonnenschein mit dem Miniwolf eine große Gassirunde, wir trainieren brav die Hausaufgaben der Hundeschule ab, und kurz vor Ende, die Laune war schon richtig gut, gehen wir am alten Bahnhof die Treppe rauf und kommen an den Zeitungskästen der beiden Schundblätter vorbei. KNUT IST TOT! stand da. Und das 400 Menschen seinen Tod mitbekommen hätten. Ab da hatte ich dann gute 800 Meter Zeit, meinem Kopf die Horrorszenarien zu verbieten, denn die Bilder zur Überschrift liefert er postwendend. Ein Blick ins Netz bestätigte in etwa, was mein Kopf sich eh schon dachte. Das einzig positive: Ich hoffe, dem gehts jetzt besser. Artenerhalt in Zoos finde ich gut, nicht artgerechte Haltung nicht gut. Knut war eine gefundene Goldgrube, und bekam dennoch kein passendes Umfeld geboten, was für all die Millionen mehr wie gut drin gewesen wäre.

Und sonst so?
Arbeiten, neue Arbeit ausdenken, Unmut bemerken, Hühner wollen, Urlaub mit Hund googeln, wir alle müssen dringend an ein Meer, NORDSEE rufe ich da laut, nur ein paar Tage wenigstens. Ich schlafe täglich abends auf der Couch ein, sehr sehr fest, und wenn ich aufwache (meist, wenn Film oder Sendung vorbei sind) hoffe ich nur, dass es nicht schon nach Mitternacht ist und es draußen nicht regnet. Der Hund muss ja noch mal raus. Manchmal treffe ich Nachbarn, die auch keine Lust hatten, sich noch mal ordentlich anzuziehen, und so schaut man sich im Dunkeln nur in die Augen, grüßt kurz, und zieht mit flappernder Freizeitklamotte weiter in die Dunkelheit, die Wölfe hinterlassen kleine Pfützen an strategisch günstigen Ecken.

Zwei Dinge, die ich kaum erwarten kann:
Hamburg zwischen dem 6. und 8. April. Leider viel zu kurz, deswegen im Mai noch mal im Visier, und die neue Foo Fighters Platte am 8. April.

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